jetzt.«
Der Zeitzug fiel wie ein Hammer auf die Oberflache zu und wurde dabei immer schneller. Wilde Energien explodierten aus der Dampfmaschine, als die lebenden Berge versuchten, sie zu bremsen oder aufzuhalten. Aber wo auch immer Ivor gewesen war, er war so stark geworden, dass die Hungrigen Gotter ihn nicht beruhren konnten. Er heulte aus dem Himmel hinab, und ich hatte schworen konnen, dass Jacob und Jay sich aus dem schwarzen Fuhrerhaus lehnten und lachten und jubelten wie Schuljungen.
Es musste einen Weg hier heraus geben. Es musste einen Weg geben.
Wir waren doch jetzt nicht so weit gekommen, nur um hier zu sterben. Ich schubste Molly in Giles Arme und er hielt sie sicher fest, wahrend sie sich wehrte und Fluche und Verwunschungen ausstie?. Ich durchsuchte beide Taschen mit meinen Handen nach etwas, irgendetwas, das helfen konnte. Ich hatte immer diese verruckten Spielereien, der Waffenmeister sorgte dafur. Aber nichts, das ich bei mir hatte, konnte mir hier helfen. Ich hatte Onkel Jack nach irgendetwas Besonderem fragen sollen, bevor ich ging, aber er sagte ja immer, dass ich sowieso nie benutzte, was er mir gab.
Ich hielt inne. Und starrte auf mein Handgelenk. Da war es, das Teleport-Armband, das er mir gegeben hatte, und bei dem ich nie die Gelegenheit gehabt hatte, es auszuprobieren, weil immer etwas zu tun gewesen war. Es war nur ein Kurzstreckensprung, aber wenn ich in die ubrig gebliebenen Energien des Portals trat, dann … Ich riss Molly aus Giles Armen, schrie ihm noch ein schnelles
Dann waren da ein unglaubliches Licht und ein noch lauterer Knall. Und eine Energiewelle druckte mich zusammen mit Molly aus dem Portal hinaus.
Epilog
Wieder in unserer eigenen Welt zu landen war, als komme man nach langen Jahren wieder nach Hause. Alles fuhlte sich so richtig an, so normal und so willkommen. Trumans unterirdische Basis krachte um uns herum in unser Bewusstsein und Molly und ich trafen hart auf dem Boden auf. Wir rollten eine Weile in einem Chaos von Gliedern herum, wie Laub in einem andersdimensionalen Sturm. Schlie?lich hielten wir schlitternd am Rand der gewaltigen Grube an, die Truman fur den Turm gegraben hatte. Eine Weile lagen wir einfach nur da, zerschlagen und mit blauen Flecken und schwer atmend. Molly war wieder sie selbst und sie klammerte sich an mich, als wolle sie mich nie wieder gehen lassen. Wir waren wieder zu Hause, da, wo wir hingehorten, und es fuhlte sich so gut an, dass ich laut gelacht hatte, hatte ich nur die Energie besessen.
Molly und ich kamen langsam wieder auf die Fu?e und halfen einander dabei. Wir sahen uns erst um, als wir horten, dass Schritte nahten. Harry Drood und Roger Morgenstern rannten den Korridor hinunter. Sie sahen beide - wahrscheinlich zum ersten Mal uberhaupt - froh aus, uns zu sehen. Sie blieben abrupt vor uns stehen, Harry schnappte sich meine Hand und schuttelte sie mit seinen beiden.
»Ihr seid zuruck! Endlich! Wo zur Holle wart ihr?«, fragte Harry und behandelte meine Hand immer noch wie einen Pumpenschwengel. »Wir haben schon seit Ewigkeiten auf euch gewartet!«
»Wir haben uns schon gefragt, ob ihr uberhaupt wieder auftaucht«, fugte Roger hinzu.
»Ach, verdammt«, sagte ich. »Nicht schon wieder ein Zeitsprung. Ich hatte damit rechnen mussen, wenn Ivor mit drinhangt. In Ordnung, wie lange waren wir diesmal weg?«
»Beinahe zwolf Stunden!«, sagte Harry.
»Wir haben angefangen, uns ernsthafte Sorgen zu machen«, meinte Roger. »Na ja, ich sage
»Zwolf Stunden?«, erwiderte ich. »Das ist fur Ivor schon nicht schlecht. Mit zwolf Stunden kann ich leben. Harry, ich hatte diese Hand jetzt bitte gern zuruck. Danke. Ich entnehme dem albernen Grinsen auf deinem Gesicht, dass wir Erfolg hatten. Was ist passiert, wahrend wir weg waren?«
»Jeder Abscheuliche auf dieser Erde ist tot«, sagte Harry. »Alle, in jedem Nest in jedem Land. Es war klar, dass ihr Erfolg gehabt hattet und dass wir jetzt sicher vor den Hungrigen Gottern sind, also haben wir hier eine Wache aufgestellt, um auf eure Ruckkehr zu warten. Ich habe mich freiwillig fur die erste gemeldet. Die Matriarchin sagte, hier wurde immer jemand auf dich warten, egal, wie lange es dauert.«
»Fur immer, wenn notig«, sagte Roger. »Die Matriarchin war da sehr entschieden. Sentimentale alte Schachtel.«
»Gro?mutter hatte schon immer einen Sinn fur gro?e Gesten«, meinte ich. Ich sah zum Turm, in die Grube. Das Ding war ganz offenbar tot. Es schmolz langsam, der Stahl und die Technologie und die lebenden Teile rutschten und glitten langsam voneinander fort, vergammelten und fielen auseinander. Sie tropften in das Loch, das Truman dafur gegraben hatte und ich konnte mir keinen besseren Ort vorstellen, um es zu begraben.
»Ich fuhle mich schei?e«, sagte Molly plotzlich. Sie schuttelte den Kopf, als musse sie ihn von Spinnweben befreien und zog dann eine Schnute. »Verdammt, es fuhlt sich an, als hatte jemand seinen Abfall in meinem Kopf abgeladen. Habe ich richtig gehort, wir haben die Hungrigen Gotter getotet? Scheint, als konnte ich mich an nicht viel von dem erinnern, was auf der anderen Seite passiert ist …«
»Vielleicht nur der Stress interdimensionalen Reisens«, sagte ich schnell. »Das stellt immer gro?en Mist mit der Erinnerung an.«
»Wenigstens bist du nicht mehr infiziert«, sagte Roger. »Der Abscheuliche, der in dir wuchs, ist vollig verschwunden.«
Wir alle sahen ihn an. »Molly war infiziert?«, fragte Harry.
»Wir lange hast du das gewusst?«, fragte ich.
»Beinahe von Anfang an«, sagte Roger. »Man kann so was nicht vor meinen uberlegenen Halbdamonensinnen verstecken.«
»Warum hast du dann nichts gesagt?«, fragte Molly.
»Ging mich nichts an«, sagte Roger leichthin. »Deine Magie hat es perfekt unterdruckt und es war klar, dass Eddie es wusste - und au?erdem wollte ich wissen, was passieren wurde.«
»Und wann wolltest du mir davon erzahlen?«, fragte Harry. »Keiner sagt mir je was.«
»Also bin ich wieder ganz ich?«, fragte Molly. Sie grinste plotzlich. »Noch mehr in dieser Art und ich glaube an Happy Ends.«
»Wo ist Giles?«, fragte Roger. »Hat er's nicht geschafft?«
»Giles ist zu Hause«, sagte ich. »Jedenfalls hoffe ich das. Wo ist Mr. Stich?«
»Hier«, sagte die ruhige, kalte Stimme des unsterblichen Serienkillers. Er kam hinter dem zerfallenden Turm hervor und nickte Molly und mir kurz zu. »Ich habe dem Turm beim Sterben zugesehen. Sehr faszinierend. Ich habe ein paar besonders interessante Stucke als Souvenirs herausgeschnitten. Seltsame Augenballe und so etwas. Ich hoffe, keiner hat etwas dagegen.«
»Hast du das die ganzen zwolf Stunden gemacht?«, fragte Molly.
»Ich habe mir die Zeit vertrieben«, sagte Mr. Stich. »Ich wusste, ihr kommt zuruck. Und ich wollte Lebewohl sagen, bevor ich gehe. Ich werde nicht mit ins Herrenhaus zuruckkommen. Fur mich gibt es dort nichts mehr, jetzt, wo Penny tot ist. Und ich bin sicher, dass der gro?te Teil der Familie einen Groll gegen mich hegt. Anwesende eingeschlossen.«
»Ich habe dir vertraut!«, meinte Molly. »Ich habe fur dich geburgt!«
»Du hattest es wirklich besser wissen sollen«, sagte Mr. Stich. »Besonders die Verdammten mussen ihrer Natur treu bleiben. Wenn ich dachte, dass man mich toten kann, dann wurde ich vielleicht wieder mitkommen, aber so, wie es sich jetzt verhalt … Ich werde wieder in die Welt zuruckgehen, und in ihr herumwandern und schreckliche Dinge tun. Weil ich das muss. Bis ich irgendwann etwas so Furchtbares tue, dass ihr einen Weg finden musst, um mich zu zerstoren. Lebt wohl, alle miteinander. Bis wir uns wiedersehen.«
Er verbeugte sich kurz, wandte sich um und ging fort. Wir lie?en ihn gehen. Was hatten wir auch schon tun