Angetrieben von der unnaturlichen Kraft meiner gepanzerten Beine sturmte ich mit Bewegungen von ubermenschlicher Schnelligkeit in die Menge der ubrigen Soldaten vor. Schneller als sie reagieren konnten, war ich mitten unter den gepanzerten Mannern und hieb mit entsetzlicher, potenzierter Kraft nach ihnen. Meine dornigen Silberknochel schlugen in verstarkte Helme und rissen durch Kevlar, als ob es Papier ware. Blut spritzte durch die Luft und Manner fielen schreiend. Sie lebten noch. Ich ziehe es vor, nicht zu toten, wenn ich nicht muss. Ich bin ein Agent, kein Morder.
In der Hoffnung, mich uberwaltigen und durch ihre schiere, zahlenma?ige Ubermacht zu Boden zerren zu konnen, drangten sie sich um mich. Sie schlugen mit Gewehrkolben nach mir und schossen mir aus kurzester Entfernung ins Gesicht. Ich hob sie hoch und warf sie hierhin und dorthin, lie? sie mit meiner mehr als menschlichen Starke durch die Stra?e fliegen. Manner krachten gegen Mauern, die unter der Wucht des Aufpralls rissig wurden. Immer mehr gepanzerte Manner kamen angerannt, um sich mir entgegenzuwerfen, und wenn sie auch dumm handelten, so musste ich doch ihren Mut bewundern. Ich ging, um ihnen zu begegnen, mit einem Lacheln auf den Lippen und einem Lied im Herzen. Das Gute daran, wenn man gegen richtige Drecksacke wie die Leute vom Manifesten Schicksal kampft, ist, dass man wegen der schrecklichen Dinge, die man ihnen antut, kein schlechtes Gewissen zu haben braucht. Und es war ein gutes Gefuhl, gegen geballte Feindmassen zuruckschlagen zu konnen, weil man die Frustrationen des laufenden Tages an ihnen auslassen konnte. Ich ging mitten in sie hinein und lie? die Fauste fliegen.
Die armen Schweine hatten keine Chance.
Gepanzerte Wagen kamen die Stra?e heruntergerollt und schossen mit wirklich gro?en Gewehren aus Schie?scharten. Molly verwandelte das Gewehrfeuer in hubsche Schmetterlinge und brachte anschlie?end mit einer Handbewegung die Rader samtlicher Wagen zum Schmelzen. Stahlfelgen gruben sich in die Stra?e und die Wagen kamen quietschend zum Stehen. Auf Mollys Stirn standen tiefe Falten der Konzentration; sie war so vertieft in das Unheil, das sie anrichtete, dass sie den gepanzerten Mann nicht einmal sah, der sich an sie heranarbeitete. Irgendwie hatte er sich durch den tobenden Wind vorgekampft und naherte sich ihr in ihrem toten Winkel. Er hob eine Pistole, um ihr aus kurzester Entfernung in den Kopf zu schie?en, und sie wusste nicht einmal, dass er da war.
Ich packte den nachstbesten Mann und warf ihn nach dem Bewaffneten, der sich an Molly heranschlich. Schreiend und mit unnaturlicher Geschwindigkeit flog der Mann durch die Luft, angetrieben von der schrecklichen Kraft meines gepanzerten Arms. Durch die Reibung der Luft fing er sogar Feuer und krachte als Flammenmasse in den Mann, der Molly bedrohte. Dem Bewaffneten blieb gerade noch Zeit sich umzublicken, dann traf der brennende Mann ihn so hart, dass ich unter dem Aufprall Knochen brechen horte. Molly schaute auf die beiden Korper, die in einiger Entfernung auf dem Boden hinter ihr lagen, und dann auf mich.
»Ich wusste, dass er da war.«
»Aber sicher wusstest du das«, sagte ich. »Meinst du, du konntest mit dem Wind ein bisschen zarter machen?«
Molly runzelte die Stirn. »Das ist nicht mein Wind.«
Wir blickten beide nach oben: Die zwei schwarzen Kampfhubschrauber sturzten sich auf uns herab. Sie kamen von beiden Enden der Stra?e gleichzeitig herangedonnert und bestrichen uns mit Maschinengewehrfeuer, Explosivnadelgeschossen und langen Brandgeschossen. Ich blieb einfach stehen und lie? es uber mich ergehen, unangetastet von den Kugeln oder den Explosionen oder den Flammen, die um mich herum emporstiegen. Den gepanzerten Mannern um mich herum erging es weniger gut; schreiend und auf ihre brennenden Schutzwesten schlagend sturzten sie fort. Molly drehte sich kurz zur Seite aus der Welt hinaus, und alles ging geradewegs durch sie hindurch wie durch einen Geist. Aber solange sie sich derart auf halbem Weg zwischen den Dimensionen hielt, konnte sie nichts tun, um sich zur Wehr zu setzen. Also war es an mir, etwas gegen die Hubschrauber zu unternehmen.
Um mich herum zerkauten Kugeln die Stra?e, auf allen Seiten sprangen grimmige Flammen hoch. Tausend Schuss pro Minute knallten gegen meine silberne Brust und verschwanden einfach. Ich schwankte nicht einmal. Die Explosionen bewegten mich nicht und die Feuer konnten mich nicht erreichen. Ein Drood in seiner Rustung ist eine unaufhaltsame Macht und ein Schrecken fur seine Feinde. Ich packte den nachsten verletzten Mann, hob ihn von der Stra?e hoch und warf ihn nach dem nachsten Helikopter. Er sauste schreiend durch die Luft und krachte in den Heckrotor. Sein Schreien verstummte abrupt, als Blut und Innereien durch die Luft flogen. Der Hubschrauber taumelte hin und her, denn sein Rotor war zertrummert, und sturzte dann wie ein verkruppelter Vogel auf die Erde zu.
Der Pilot unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, den absturzenden Hubschrauber direkt auf mich zu lenken. Ich ruhrte mich nicht von der Stelle und machte mich auf den Aufprall gefasst. Der Hubschrauber tauchte drohend vor mir auf, Rauch und Flammen hinter sich herziehend. Ich konnte direkt ins Cockpit sehen, konnte sehen, wie die Piloten mir ihren Trotz und Hass entgegenschrien. Und dann krachte die Maschine frontal in mich und explodierte. Lange Momente lang gab es nur Feuer und Larm und schwarzen Qualm, aber nichts davon beruhrte mich. Ich stand unversehrt inmitten des Infernos und schritt dann gelassen aus ihm heraus, wobei ich Trummerteile beiseite trat.
Ich sah nach oben, und der andere Helikopter kam im Tiefflug fur einen erneuten Bordwaffenbeschuss herein. Inzwischen feuerten sie wild drauflos, halb von Sinnen vor Schock und Verzweiflung. Die Kugeln zersiebten die Stra?e und die Hauser und auch einige ihrer eigenen Leute. Und dann feuerten die Dreckskerle eine
Sie stie?en die Cockpitturen auf und sprangen. Ich konnte es ihnen nicht verubeln; alle Ausbildung der Welt kann einen nicht darauf vorbereiten, einem Drood-Frontagenten in seiner Rustung entgegenzutreten.
Der Hubschrauber krachte auf die Stra?e, rutschte weiter und warf Rauch und Funken in die Luft. Ich ritt auf ihm uber den Asphalt und wartete, bis er endlich mit kreischenden Kufen zum Stehen kam. Dann stieg ich gelassen von dem zertrummerten Cockpit herunter. An manchen Tagen ist es gut, ein Agent zu sein. Molly kam zu mir herubergeschlendert.
»Angeber!«
Ich schaute mich in der Stra?e um. Die meisten gepanzerten Manner lagen am Boden, verletzt oder eingeschuchtert oder bewegungslos. Die wenigen, die sich noch auf den Fu?en hielten, hatten die Waffen weggeworfen und standen mit hinter den Helmen verschrankten Handen da. Fast hatten sie mir leid tun konnen: Sie meinten, sie kamen, um einen unbewaffneten Frontagenten und dessen Freundin zu verhaften; und wahrscheinlich hatten sie geglaubt, die Gro?e der Operation sei blo? typischer militarischer Overkill. Der Wind, den Molly heraufbeschworen hatte, legte sich allmahlich, blies aber immer noch wutende kleine Boen hierhin und dorthin, als sei er verargert daruber, gegen seinen Willen gestort worden zu sein. Hier und da brannten Feuer die Stra?e hoch und runter, und von den Trummern der beiden Helikopter stieg in Ringen dichter, schwarzer Rauch hoch.
Alpha kam langsam nach vorn, Megaphon und Waffe hatte er aufgegeben. Genau vor mir blieb er stehen, und zu seiner Ehre musste man zugeben, dass er zwar besiegt, aber nicht geschlagen aussah. Er nahm den Helm ab, und als ich das Gesicht mittleren Alters erkannte, wurden mir auf einmal eine ganze Menge Dinge klar. Ich schickte meine Rustung wieder in den Torques zuruck, sodass er auch meins sehen konnte.
»Philip MacAlpine!«, sagte ich. »Dachte ich's mir doch, dass mir die Stimme bekannt vorkommt. Fruher waren Sie zu vernunftig gewesen, um sich in eine Desaster-Operation wie diese hier hineinziehen zu lassen.«
»Du kennst diesen Widerling?«, fragte Molly.
»Er ist beim MI5, britischer Inlandsgeheimdienst«, klarte ich sie auf. »Oder wenigstens war er das immer. Hat in den guten alten Tagen mit Onkel James an vielen Fallen gearbeitet. Ich habe ihn oft im Herrenhaus gesehen, als ich noch ein Kind war.«