»Bitte!«, sagte MacAlpine. »Sie geben mir das Gefuhl, alt zu sein.«

»Was machen Sie hier drau?en im Feld, Phil?«, fragte ich. »Und wann sind Sie Soldat beim Manifesten Schicksal geworden?«

MacAlpine schuttelte schnell den Kopf. »Ich habe nichts mit Trumans Privatarmee zu tun! Das hier ist eine MI5-Operation - wenn sie es auch, genau genommen, offiziell naturlich nicht ist. Das hier lauft unter DDT.«

Molly sah mich an. »Schadlingsbekampfung?«

»Department fur Dreckige Tricks«, klarte ich sie auf. »Ministerien innerhalb von Ministerien, die offiziell nicht existieren. Sorgt fur maximale Bestreitbarkeit. Wer hat das angeordnet, Phil?«

Er lachelte kurz und zuckte die Schulter. »Sie wissen, dass ich Ihnen darauf keine Antwort geben kann, Eddie.«

»Molly«, sagte ich ruhig, »willst du ihn in etwas Kooperativeres verwandeln?«

»Das Ganze war die Idee des Premierministers«, sagte MacAlpine rasch. »Er wollte, dass wir feststellen, ob die Droods wirklich so verwundbar sind, wie unser Geheimdienst behauptet. Damit wir es ausnutzen konnten, solange ihr noch schwach wart.« Er sah auf die Trummer und Leichen rings um ihn. »So viele gute Manner, verletzt und tot. Fruher waren Sie nicht so bosartig, Eddie.«

»Ich tote nur, wenn ich muss«, erwiderte ich. »Das wissen Sie.«

MacAlpine blickte mich mit undurchdringlicher Miene an. »Ich wei? gar nichts mehr uber Sie, Eddie.«

»Die Politiker werden unruhig«, sagte ich zu Molly. »Ich nehme an, etwas wie das hier war unvermeidlich, als die Neuigkeit erst einmal die Runde machte. Nur zu gern wurden die Politiker einmal einen Drood in die Finger kriegen und ein paar richtige Geheimnisse aus ihm herausquetschen. Wir sollten besser wieder zuruck ins Herrenhaus; mal sehen, was sonst noch so vor sich geht.« Ich schaute wieder MacAlpine an. »Ich bin uberrascht, Sie hier zu sehen, Phil. Das Letzte, was ich gehort habe, war, dass man Sie wegen ubertriebener Gewaltanwendung aus den Special Operations hinausgeworfen hat.«

»Seien Sie nicht albern, Eddie!«, entgegnete er. »So kommen die meisten von uns hinein! Sie mussen ubrigens wissen - das hier wird nicht hier enden. Der Premierminister hat sich uber die Jahre hinweg zu viel Schei?e von den Droods gefallen lassen mussen, um jetzt, wo er eine Gelegenheit sieht, nicht zuruckzuschlagen. Samtliche unserer Agenten werden gegenwartig hereingerufen, um einen Praventivschlag gegen Ihre Familie vorzubereiten - sogar die alten Dreckskerle wie ich. Alle Sunden vergeben, wenn auch nicht vergessen. Und es werden nicht nur wir sein: Von jetzt an wird euch die ganze Welt an der Gurgel hangen!«

Ich betrachtete ihn nachdenklich. »Wie habt ihr eigentlich herausgefunden, dass die Droods ihre goldene Rustung nicht mehr haben?«

»Seien Sie doch nicht so naiv, Eddie! Wir haben ein ganzes Ministerium, das ausschlie?lich damit befasst ist, jeden Schritt zu analysieren, den Ihre Familie unternimmt. Aus der ganzen Welt sind Berichte uber Drood- Frontagenten hereingekommen, die ihren Posten plotzlich verlassen haben und auf schnellstmoglichem Wege heimgerannt sind. Wir wissen, dass etwas Einschneidendes in der Familie passiert ist, Eddie. Ihr konnt nicht hoffen, es lange geheim zu halten. Wir werden es herausfinden.«

»Sie wurden es mir nicht glauben, wenn ich es Ihnen sagte«, erwiderte ich.

MacAlpine zuckte die Achsel und fing an, sich umzudrehen, dann sah er wieder zuruck. »Ist es wahr? Das mit James?«

»Ja«, sagte ich. »Er ist tot.«

Langsam nickte MacAlpine. »Der alte Graue Fuchs ist nicht mehr. Ich dachte, er wurde uns alle uberleben. Wie ist es passiert?«

»Tut mir leid«, sagte ich. »Familienangelegenheit. Und jetzt sagen Sie dem Premierminister, er soll die Fu?e stillhalten! Erzahlen Sie ihm, was hier geschehen ist. Erzahlen Sie ihm von der silbernen Rustung. Und erzahlen Sie ihm, dass die Familie nicht schwach ist! Nur … in der Neuordnung begriffen.«

»Ohne Zweifel darf er mit einem Anruf der Matriarchin rechnen?«, fragte MacAlpine.

»Irgendwann einmal«, sagte ich. »Molly und ich gehen jetzt. Sie und Ihre Leute konnen hierbleiben und die Sauerei aufraumen, bevor Sie verschwinden. Wir sollen geheime Kriege fuhren, nicht unschuldige Zivilisten in Gefahr bringen! Was haben Sie sich dabei gedacht?«

»Ich habe es Ihnen vorhin schon gesagt«, entgegnete MacAlpine. »Wir leben inzwischen in einer anderen Welt. Alle alten Regeln haben sich geandert - dank Ihnen.«

Im Bentley begaben Molly und ich uns zuruck zum Herrenhaus. Molly sang zufrieden ihre Ramones- Zusammenstellung mit, wahrend ich nachdachte. Niemand in der zerstorten Stra?e wurde daruber sprechen, was sie direkt vor ihrer Haustur gesehen hatten; dafur wurde die ubliche Mischung aus Bestechungsgeldern, Drohungen und den Zauberworten Terroristen und nationale Sicherheit sorgen. Samtliche Kamerarekorder und Kamerahandys wurden konfisziert werden, und falls sich jemand unbelehrbar zeigen und versuchen sollte, mit den Medien zu sprechen, wurde die Regierung so viele Nachrichtensperren wie notig rausschicken, um sie mundtot zu machen. Alle wirklichen Unruhestifter wurden dazu gebracht werden, zu vergessen. Es ist ein geheimer Krieg in einer unsichtbaren Welt, und die Menschen mussen in Unwissenheit gehalten werden, wenn wir sie beschutzen sollen.

Es blieben immer noch viele unbeantwortete Fragen. Woher hatte MacAlpine so genau gewusst, wann er meine Wohnung uberwachen lassen musste? Die Hubschrauber, die gepanzerten Wagen, das Menschenpotenzial - das bedurfte einer Menge Organisation im Voraus. Jemand musste geredet haben, und die Einzigen, die Bescheid wussten, waren - Familie. Ich hatte gewusst, dass es noch Mitglieder der Null-Toleranz-Fraktion gab, die hofften, mich zu sabotieren und zu unterminieren, um die Kontrolle uber die Familie wieder an sich rei?en zu konnen - aber mit Au?enstehenden reden? Mit Politikern? Das ging zu weit!

Feinde drau?en, Feinde mitten drin. Als ob ich nicht schon genug Probleme gehabt hatte.

Kapitel Zwei

Familien: Du kannst nicht mit ihnen leben, Du kannst sie nicht alle in Sacke stecken und ertranken

Das Herrenhaus ist seit Generationen das Zuhause der Droods. Obwohl es, offiziell, gar nicht existiert. Sie werden es auf keiner Landkarte finden und Sie konnen es uber keine normale Stra?e erreichen. Das Herrenhaus steht alleine da, abgesondert von der Welt, und so gefallt es ihm auch. Begeben Sie sich nicht auf die Suche nach uns, oder es wird Ihnen etwas wirklich Unangenehmes zusto?en; wir werden von Wissenschaften und Zaubereien beschutzt, und von Albtraumen, die noch schlimmer sind als das. Die Familie hat ihre Zuruckgezogenheit und ihre Sicherheit immer sehr ernst genommen.

Besonders nachdem die Chinesen versuchten, uns mit Kernwaffen zu vernichten, damals in den Sechzigern. Dass wir die Welt beschutzen, hei?t noch lange nicht, dass die Welt uns immer dankbar dafur ist.

Jahrhundertelang hat das Herrenhaus Droods ernahrt, gro?gezogen und indoktriniert. Uns unnachgiebig dazu ausgebildet, den guten Kampf zu kampfen und uns alles gelehrt, was wir uber die Welt wissen mussten, au?er wie man darin lebt. Die meisten Droods verlassen das Herrenhaus ihr ganzes Leben lang nicht. Nur erprobte Frontagenten kommen dazu, in die Welt hinauszuziehen und in ihr hin und her zu gehen und unsere endlosen, geheimen, unsichtbaren Kriege zu fuhren und die Gottlosen heimzusuchen, bis sie wie die kleinen Kinder weinen. Das Herrenhaus ist uns allen Mutter und Vater; das Herrenhaus ist Familie. Ich war bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ausgerissen und hatte nie zuruckgeblickt. Und jetzt, zur Strafe fur meine vielen Sunden, war ich wieder zu Hause. Angeblich, um die Familie in ihrer Stunde der Not zu fuhren und ihre Seele vor den ublen Gewohnheiten zu bewahren, denen sie uber die langen Jahrhunderte hinweg verfallen war, seit wir uns von den Beschutzern der Welt zu ihren Herrschern erhoben hatten.

Das Herrenhaus steht allein inmitten seiner weitlaufigen Parkanlagen, eifersuchtig uber seinem idyllischen Reich brutend. Ich lenkte den Bentley uber den langen, gewundenen Kiesweg, und zu beiden Seiten stiegen Maschinengewehre gerauschlos aus ihren verborgenen Stellungen und folgten uns im Vorbeifahren, bevor sie sich widerwillig wieder unters Gras zuruckzogen. Sprinkler breiteten ihre sanften Dunstschleier uber die ausgedehnten Rasenflachen aus, und herumwandernde Pfauen schrien ihr Willkommen und ihre Warnungen hinaus. Greifen patrouillierten durch die Parkanlagen und hielten den Blick starr auf die nahe Zukunft gerichtet; sie waren die perfekten Wachter und Wachhunde - wenn sie nicht gerade auf der Suche nach etwas richtig Faulem und ubel

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