einen neuen Bruckenkopf in unsere Realitat sehen. Jede neue Drohne hilft dabei, die ortlichen Gesetze zugunsten ihrer eigenen au?er Kraft zu setzen. Hmmm, ja … Ein sehr besorgniserregender Gedanke, das. Aber er bringt mich auf ein paar Ideen, mit denen ich meinen Test modifizieren kann. Jetzt wei? ich, wonach ich suchen muss.«

»Wir haben nicht viel Zeit, Onkel Jack.«

»Ich wei?, ich wei?! Du erwartest immer Wunder in einer unmoglichen Zeit von mir! Es ist kaum zu glauben, dass ich uberhaupt noch dunkle Haare habe. Ich hatte wahrscheinlich auch ein Magengeschwur, wenn ich nur genug Zeit hatte, eines zu entwickeln. Also, du hast den neuen Test Ende des Tages. Und jetzt geh weg und geh jemand anderem auf die Nerven.«

»Eigentlich«, sagte Seltsam und seine Stimme drohnte auf einmal ganz in der Nahe, »kann ich jetzt, wo ich wei?, wonach ich suchen muss, den Test fur dich durchfuhren.«

»Du lieber Gott, Seltsam, lass das!«, sagte ich, als wir alle zusammenzuckten. »Hast du schon wieder gelauscht? Nach dieser langen Unterhaltung, die wir beide uber menschliche Konzepte wie Privatsphare, Gute Manieren und Kummer' dich um deine Angelegenheiten, wenn du niemanden mordsma?ig verargern willst gefuhrt haben?«

»Aber das ist wichtig, Eddie, ist es wirklich, ich versprech's! Ich habe schon deine ganze Familie gecheckt und ihre Gaste und ich habe eine Menge Drohnen gefunden!«

»Wie viele?«, fragte ich und eine plotzliche Vorahnung schickte mir einen Schauer den Rucken herunter.

»Siebenundzwanzig«, sagte Seltsam.

Molly und ich sahen uns an und dann den Waffenmeister. Er schien in sich zusammenzusinken. »Das ist doch nicht moglich«, nuschelte er. »Ich kann doch nicht so viele ubersehen haben.«

»Bist du sicher, Seltsam?«, fragte ich. »Du musst dir da wirklich sicher sein.«

»Das gehort nicht zu den Dingen, die ich falsch machen konnte«, sagte Seltsam traurig. »Die andersdimensionale Herangehensweise ist wirklich ziemlich eindeutig. Ein Torques konnte euch nicht beschutzen, weil die Hungrigen Gotter aus einer hoheren Realitat kommen, als es meine ist. Sie machen mir Angst, Eddie. Sie konnen mich einfach so als Partysnack verspeisen.«

»Horen jetzt bitte mal alle auf mit der Panik?«, rief ich. »Das geht mir ungeheuer auf die Nerven. Ich habe hier das Sagen, also bin ich auch der Einzige, der hier Panik haben darf. An alle anderen: Ich sage euch, wann ihr dran seid. Rei? dich mal zusammen, Seltsam, oder ich fange an zu glauben, dass du gar nicht so toll bist, wie du immer erzahlst. Was zahlt, ist, dass wir das Ganze immer noch gewinnen konnen. Also Seltsam, jetzt gehst du zum Seneschall, gibst ihm die betreffenden Namen und sagst ihm, er soll die betreffenden Drohnen in Verwahrung nehmen. In ganz sichere Verwahrung. Sag ihm, er soll das ruhig machen und diskret - keine offentliche Gewalt, au?er es ist absolut notig. Wir wollen den Rest der Familie nicht aufregen. Ich will alle siebenundzwanzig lebend und in der Lage, Fragen zu beantworten.«

»Ja, Eddie. Und was Molly angeht -«

»Nicht jetzt, Seltsam«, sagte ich bestimmt. »Wir werden spater daruber reden.«

»Ja, Eddie.«

»Ist etwas nicht in Ordnung mit dir, Molly?«, fragte der Waffenmeister. »Du siehst sehr blass aus. Und Seltsam klang, als mache er sich Sorgen um dich.«

»Oh, das ist nur etwas, das wahrend unserer Zeitreise passiert ist«, sagte Molly leichthin. Sie lenkte ihn mit Details uber den gelben Drachen und dem Sternenbogen ab, wahrend ich ein wenig spazierenging, um meinen eigenen Gedanken nachzuhangen. Ich hatte gehofft, irgendeinen Weg finden zu konnen, Mollys Problem mit Onkel Jack zu besprechen, aber dieser neue Notfall hatte Vorrang. Siebenundzwanzig infizierte Familienmitglieder, und alle arbeiteten sie im Geheimen, um uns zu untergraben und betrugen. Kein Wunder, dass der Krieg wahrend meiner Abwesenheit so schlecht gelaufen war. Es musste einen eigentlichen Verrater geben, der tief in der Familie sa? und seine Infektion weitergegeben hatte. Oder konnte es sein, dass derjenige vielleicht gar nichts davon wusste? Dieser Gedanke erinnerte mich an eine alte Sorge, um die ich mich seit meiner Ruckkehr noch nicht gekummert hatte. Ich sah mich um. Molly hatte Onkel Jack dazu gebracht, uber ihre Geschichten zu kichern. Die Laborpraktikanten waren alle in ihre eigenen gefahrlichen Dinge vertieft. Also suchte ich mir eine stille Stelle, versteckt hinter einem Explosionsschild und nahm Merlins Spiegel heraus.

»Zeig mir Penny Drood und Mr. Stich«, befahl ich ihm. »Wo sind sie gerade?«

Mein Spiegelbild verschwand und wurde von einem Blick in Pennys Zimmer ersetzt. Sie sa? elegant auf der Kante ihres Bettes und eines ihrer langen Beine schwang leicht hin und her. Wie immer trug sie einen hautengen Pulli uber schmalen grauen Hosen und sah so cool und beherrscht aus wie man sie kannte. Und dann schien sich die Sicht etwas zu erweitern und zeigte mir Mr. Stich, der auf der anderen Seite des Raums stand und Penny nachdenklich betrachtete. Er trug einen dunklen Anzug und sah beinahe aus wie jedermann - bis man ihm ins Gesicht und in die Augen sah. Selbst so ruhig erkannte man Mr. Stich als das, was er wirklich war. Er hatte genauso gut auch ein uber die Augenbrauen tatowiertes Kainsmal tragen konnen. Aber Penny lachelte ihn an, als ware er einfach ein Mann von vielen.

»Du solltest nicht so weit von mir weg stehen. Ich vertraue dir.«

»Das solltest du nicht«, sagte Mr. Stich.

»Nach all der Zeit, die wir miteinander verbracht haben? Wenn du mir hattest wehtun wollen, dann hattest du das schon vor langer Zeit tun konnen. Aber du bist schon seit uber einem Jahr hier im Herrenhaus, und du hast niemanden verletzt. Du bist starker, als du denkst, ich wunschte, ich konnte dich dazu bringen, das zu glauben.«

Mr. Stich lachelte kurz. »Wenn es jemand konnte, dann du.«

»Warum willst du mir deinen richtigen Namen nicht sagen? Mr. Stich ist doch kein Name, es ist ein Titel, eine Berufsbeschreibung.«

»Du konntest mich immer Jack nennen.«

»Nein, konnte ich nicht«, sagte Penny entschieden. »Das warst du fruher, aber das bist du nicht. Ich denke nicht, dass dir bewusst ist, wie sehr du dich in der Zeit hier verandert hast. Du hast Studenten und Anhanger. Deine Vorlesungen sind immer voll, du hast einen Platz hier, bei uns. Bei mir. Du hast mir Seiten deines Ichs gezeigt, die du noch nie jemandem gezeigt hast. Du hast mich naher an dich herangelassen, als irgendjemanden sonst.«

»Ja«, sagte Mr. Stich. »Das habe ich.«

Er ging zu ihr hinuber und setzte sich neben sie auf das Bett. Sein Rucken war gerade und ein wenig steif, und er hielt seine Hande zusammengelegt im Scho?. Penny zwang einen ihrer Arme durch seinen, kuschelte sich an ihn und legte ihren Blondkopf auf seine Schulter. Er sa? sehr still.

»Du bedeutest mir wirklich etwas«, meinte er. »Auf meine Art.«

»Das ist in Ordnung«, meinte Penny. »Es ist in Ordnung, dass einem jemand etwas bedeutet; es ist in Ordnung, dass man liebt.«

»Ja«, sagte Mr. Stich. »Ich kann lieben. Ich habe geliebt. Aber es endet immer bose.«

Penny hob den Kopf und sah ihn gespielt bose an. »Du bist die negativste Person, die ich kenne! Es muss gar nicht immer schlimm enden. Wir sind die Droods und wir existieren nur, um sicherzustellen, dass die Dinge eben nicht schlimm enden! Das ist unser Job.«

»Mein Job ist ganz anders«, sagte Mr. Stich. »Ich habe … so schreckliche Dinge getan, Penny.«

»Jeder kann sich andern«, widersprach Penny. »Jeder kann erlost werden. Daran habe ich immer geglaubt. Der Mr. Stich, den ich kennen- und liebengelernt habe … ist ganz anders als die Geschichten, die ich gehort habe. Ich liebe dich und du kannst mich auch lieben.«

»Ich wunschte, es ware so einfach, Penny.«

»Es ist so einfach! Und ein Teil des Verliebtseins ist das Zusammensein. So wie jetzt. Wie lang ist es her, dass du dir gestattet hast, einer Frau so … nahe zu sein?«

»Eine lange Zeit. Ich will dich nicht verletzen, Penny.«

»Das wirst du nicht! Das ist Liebe, zwei Leute, die zusammen sind. Nur … lass dich gehen. Tu, was du willst. Ich will dich. Das ist in Ordnung, wirklich.«

»Ich liebe dich, Penny«, sagte Mr. Stich. »Lass mich dir zeigen, wie sehr ich dich liebe.«

Penny lachelte und drehte sich um, um ihn in die Arme zu nehmen und versteifte sich dann. Sie sah herab auf die lange Klinge, die Mr. Stich ihr in den Bauch gesto?en hatte. Es blutete noch kaum. Er drehte die Klinge um und zog sie weiter, schnitt tiefer und sie schrie auf und griff mit beiden Handen seine Schultern. Der Ausdruck auf

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