ihrem Gesicht war purer Unglaube. Sie versuchte, ihn wegzusto?en, aber sie hatte nicht genug Kraft, also hing sie nur an seiner Schulter, als er die lange Klinge aus ihr herauszog und erneut zustie?. Blut sprudelte aus der ersten Wunde und durchtrankte den Pulli und spritzte auf die Vorderseite von Mr. Stichs Jackett. Sein Gesicht war … auf ruhige Art und Weise traurig. Penny verkrampfte sich und schrie wieder auf. Blut spruhte aus ihrem Mund und verteilte sich uber Mr. Stichs Gesicht.

Ich hatte Merlins Spiegel in dem Moment anwachsen lassen, in dem ich das Messer gesehen hatte und war bereits wahrend seiner zweiten Attacke hindurch und auf dem Weg zu Mr. Stich, aber ich wusste, dass es zu spat war. Mr. Stich lie? Penny los und wich zuruck, als ich auf das Bett zusturzte. Ich lie? ihn gehen, ich wollte nur Penny helfen. Ich schrie bereits in Gedanken nach Seltsams Hilfe, und er sagte mir auch, dass sie auf dem Weg sei, aber ich wusste, es war umsonst. Ich beugte mich uber Penny und versuchte, die Wunden mit den Handen zu schlie?en. Blut durchtrankte meinen Armel bis zum Ellbogen. Sie sah mich zuckend und schaudernd an und versuchte, etwas zu sagen, aber das Einzige, was aus ihrem Mund kam, war noch mehr Blut. Das Bett triefte jetzt schon. Sie starb in meinen Armen, immer noch etwas stammelnd. Ich lie? sie los. Dann stand ich auf und ging ein wenig vom Bett weg. Ich war uber und uber mit Blut besudelt. Ich sah Mr. Stich an, der immer noch still neben der Tur stand. Er hatte weglaufen konnen, hatte fliehen konnen, aber er hatte es nicht getan.

»Ich habe versucht, es ihr zu sagen«, sagte er. »Versucht, sie zu warnen. Das … ist das einzige Vergnugen, dass ich mit einer Frau haben kann, jetzt. Ein Teil von dem, was ich mit meiner Unsterblichkeit erkauft habe … damals, als ich mein Schlachtfest gefeiert habe und ganz London meinen Namen kannte. Das … ist die einzige Liebe, die ich zeigen kann. Alles, was mir geblieben ist. Ich habe so sehr versucht … ihr fernzubleiben. Aber ich bin … was ich bin.«

»Ich hab's dir gesagt«, meinte ich und ich konnte die kalte, die eiskalte Wut in meiner Stimme horen. »Ich habe dir gesagt, was passiert, wenn du dich nicht beherrschst.«

Ich rustete hoch, lie? eine lange Klinge aus meiner Hand wachsen und schlug ihm mit einem einzigen wilden Streich den Kopf von den Schultern. Er bewegte sich nicht und versuchte nicht einmal, dem Schlag auszuweichen. Meine goldene Klinge fuhr direkt durch seinen Hals. Der Kopf fiel von den Schultern und rollte davon, die Augen blinzelten noch und auch die Lippen schienen noch Worte zu formen. Ich stand vor dem kopflosen Korper, atmete schwer vor Wut und Trauer, die immer noch in mir brannten, und registrierte nur langsam, dass der Rumpf nicht gefallen war. Er stand einfach so da, neben der Tur. Kein Blut sprudelte aus dem Halsstumpf. Und noch wahrend ich dorthin starrte, schritt der Rumpf langsam nach vorn und streckte die Hande aus. Ich wich schnell zuruck, aber er war nicht an mir interessiert. Eine Hand langte nach unten und griff den abgetrennten Kopf am Haar. Ich gab irgendeinen Laut von mir, ich habe keine Ahnung was. Der Korper hob den Kopf auf, und setzte ihn wieder auf den Stumpf. Die Wunde heilte in einem Augenblick und hinterlie? keine Spur.

Mr. Stich sah mich ausdruckslos an. »Glaubst du, das hatte vor dir noch niemand versucht? Ich wurde schon gekopft, erschossen, vergiftet, durchs Herz hindurch erstochen - ich kann nicht sterben. Das ist es, was ich mit dem Tod der funf Huren damals 1888 in London erkauft habe. Unsterblichkeit, ob ich sie nun will oder nicht. Ich bin Jack, der Blutige Jack, Jack the Ripper, jetzt und fur immer. Und die einzige Liebe, die ich kenne, die einzige Freude, die ich jemals von einer Frau empfangen kann, ist die durch das Messer. Schick mich in die Schlacht, Eddie. Vielleicht finden die Abscheulichen einen Weg, mich zu toten.«

Die Tur sprang auf, als die Sanitater hereinsturzten - zu spat. Mr. Stich ging fort, als sie sich um die Leiche scharten, und sah nicht einmal zuruck.

Es gab nichts, was ich tun konnte, also transportierte ich mich zuruck in die Waffenmeisterei. Es war ja nicht so, als hatte ich woanders hingehen konnen. Molly schrie auf, als sie mich so blutuberstromt sah und eilte auf mich zu. Sie lie? die Hande uber mich wandern, um zu sehen, wo ich verletzt war. Onkel Jack begann, nach den Sanitatern der Waffenmeisterei zu rufen, bis Molly ihm klarmachte, dass ich in Ordnung war. Ich konnte nicht sprechen, ich konnte nichts sagen. Ich hielt Molly eng an mich gedruckt und sie gestattete das, auch wenn das Blut jetzt auch sie bedeckte. Ich vergrub mein Gesicht in ihrem Haar, in ihrer Schulter und sie murmelte sanfte, beruhigende Worte in mein Ohr. Bis ich endlich in der Lage war, sie loszulassen und einen Schritt zuruckzugehen.

Molly nahm mich an der Hand und fuhrte mich wie ein Kind zum nachstbesten Stuhl. Ich lie? mich fallen und fuhlte mich erschopft und ausgelaugt. Und endlich, mit einer Stimme, die uberhaupt nicht wie meine klang, war ich in der Lage, ihnen zu erzahlen, was gerade passiert war. Onkel Jack versorgte mich mit etwas medizinischem Brandy und tatschelte verlegen meine Schulter, wahrend ich trank. Dann trat er beiseite, um den Seneschall zu rufen, um die Details zu erfahren. Molly sa? neben mir und hielt meine Hand.

Nach einer Weile kam Onkel Jack mit zwei Labormanteln zuruck, die Molly und ich anziehen konnten, damit wir aus den blutigen Klamotten kamen. Molly half mir, mich auszuziehen, denn meine Hande zitterten immer noch. Wir lie?en unsere Kleider in einem unordentlichen Haufen auf dem Boden liegen. Die Laborkittel waren frisch und sauber und rochen nach Desinfektionsmittel.

»Rede mit mir«, sagte ich. »Erzahl mir was. Egal was, spielt keine Rolle. Ich brauche etwas zu tun, damit ich nicht an Penny denken muss.«

»Naja«, sagte Molly und warf Onkel Jack einen Blick zu. »Es gibt ein Problem mit dem Blauen Elf.«

»Wann gibt es das nicht«, sagte ich. »Was hat er denn jetzt angestellt?«

»Er wird vom Seneschall unter konstanter, aber geheimer Beobachtung gehalten, seit er hier ist«, sagte der Waffenmeister. »Und sieh mich nicht so an, Eddie, ich wei?, dass du dich fur ihn verburgt hast, aber sein Ruf eilt ihm nun mal voraus. Und uberhaupt, er ist ja ein halber Elb, und Elben haben immer eigene Plane. Also, es sieht so aus, als hatte er eine Menge Zeit in der alten Bibliothek damit verbracht, lange Gesprache mit William und Rafe uber die Ursprunge, die Macht und die Fahigkeiten des Drood-Torques zu fuhren. Als er aus den beiden rausgeholt hatte, was sie wussten, ging er an die Quelle und stellte seine Fragen Seltsam. Sehr detaillierte Fragen. Der Seneschall sagt, er ist jetzt gerade unten.«

»Okay«, meinte ich. »Dann wollen wir mal horen.«

Ich benutzte wieder Merlins Spiegel und als mein Bild darin verschwand, dachte ich fur einen Moment, dass es mir wieder Penny und Mr. Stich zeigen wurde. Mein Herz blieb fast stehen, aber dann zeigte mir der Spiegel den Blauen Elf, der allein im Sanktum stand und sich ruhig mit dem scharlachroten Gluhen Seltsams unterhielt. Blue tat sein Bestes, vollig entspannt und frei auszusehen, und vielleicht konnte nur jemand, der ihn so gut kannte wie ich erkennen, wie angespannt er wirklich war. Molly und Onkel Jack drangten sich hinter mir und sahen der Szene uber meine Schulter hinweg zu.

»Aber was willst du denn nun von mir?«, fragte Seltsam geduldig. »Wir hatten so viele faszinierende Gesprache, Blue und ich hatte viel Freude daran, aber ich kann mich nicht langer mit dir im Kreis drehen. Nicht, wenn so viel zu tun ist. Sag mir nur, was du willst. Ich versichere dir, bei mir gibt es keine menschlichen Empfindsamkeiten, die man beleidigen konnte.«

»Also schon«, sagte der Blaue Elf. »Wenn es so wichtig ist … ich will einen Torques. Einen goldenen Reif fur mich ganz allein, wie jeder sonst.«

»Aber du gehorst nicht zur Familie«, sagte Seltsam. »Du bist nicht blutsverwandt mit den Droods. Und es wurde mir eindringlich klargemacht, dass nur sie einen Torques tragen konnen. Keine Ausnahmen. Warum solltest du einen Torques wollen? Du bist halb Elb, mit eigenen Fahigkeiten und Moglichkeiten.«

»Ja«, sagte Blue. »Die habe ich. Ich hoffte, es wurde nicht dazu kommen, aber …« Er bewegte seine Hande in einem bestimmten Muster, die langen, eleganten Finger malten unnaturliche Muster in die dunkelrote Luft. »In meinem Fall wurde eine Ausnahme gemacht. Gib mir einen Torques.«

»Das war ein sehr verfuhrerischer Zwangszauber«, sagte Seltsam. »Leider wirkt er gegen meinesgleichen nicht.«

Der Blaue Elf bewegte seine Hande jetzt hektischer, diesmal murmelte er auch eindringlich in altem Elbisch vor sich hin. Die Luft schien unter dem Aufprall der uralten Worte zu zittern und schimmernde Spuren folgten den Gesten des Blauen Elfs, die ausladende Magie ausspuckten. Und dann hob etwas Unsichtbares den Blauen Elf hoch und warf ihn durch das ganze Sanktum. Er traf mit genug Verve auf der hinteren Wand auf, einen einfachen Menschen zu toten und rutschte dann langsam daran herunter. Er blieb wie ein Haufchen Elend auf dem Boden liegen. Er atmete schwer und seine Hande lagen jetzt still an seiner Seite.

»Oh weh«, sagte Seltsam. »Und wir kamen doch so gut miteinander aus! Aber niemand verhext mich. Was soll ich nur mit dir machen? Etwas passend Unangenehmes, denke ich, pour discourager les autres. Immerhin muss man ein Exempel statuieren. Vielleicht kehre ich dein Inneres nach au?en, bei

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