dem Streit den Rucken zu, um abzuwarten, bis er voruber war.
Uberrascht stellte er fest, da? der Pfad ziemlich steil nach unten fuhrte, und durch eine Lucke in den Baumen konnte er das darunterliegende Flachland sehen. Dort lag das Kloster - eine geometrische Ansammlung von Innenhofen, uberdachten Wegen und Kreuzgangen, alles aus beigefarbenem Stein und umgeben von einer hohen Steinmauer. Die Anlage sah aus wie eine dichtbebaute, kompakte kleine Stadt. Sie war uberraschend nah, vielleicht nur vierhundert Meter entfernt. Nicht mehr. »Was soll's, ich geh los«, sagte Kate und marschierte den Pfad entlang. Marek und Chris sahen sich an und folgten ihr dann.
»Ihr Leute bleibt in Sichtweite, verdammt noch mal«, rief Baretto ihnen nach.
Gomez sagte: »Ich glaube, wir sollten besser gehen.«
Baretto hielt sie am Arm fest. »Erst wenn wir etwas geklart haben«,
sagte er. »Uber die Art, wie diese Expedition gefuhrt wird.«
»Ich glaube, das ist doch alles ziemlich klar«, sagte Gomez.
Baretto beugte sich zu ihr. »Weil mir nicht gefallt, wie du eben...« Der
Rest war so leise, da? die anderen nichts verstanden, sie horten nur das wutende Zischen in seiner Stimme.
Chris war froh, da? der Pfad eine Biegung machte und er die beiden hinter sich lassen konnte.
Kate schritt forsch aus, und sie spurte, wie die Bewegung die Anspannung in ihrem Korper loste. Ein paar Schritte hinter sich horte sie Chris und Marek reden. Chris war angstlich, und Marek versuchte ihn zu beruhigen. Weil sie das alles nicht horen wollte, ging sie noch ein bi?chen schneller. Schlie?lich war es ein Erlebnis, hier zu sein, in diesem phantastischen Wald, umgeben von diesen riesigen Baumen... Nach ein paar Minuten hatte sie Marek und Chris hinter sich gelassen, aber sie wu?te, da? sie noch nahe genug waren. Und sie geno? es, allein zu sein. Der Wald um sie herum war kuhl und entspannend. Sie lauschte dem Zwitschern der Vogel und dem Gerausch ihrer Fu?e auf dem Pfad. Einmal glaubte sie, noch etwas anderes zu horen. Sie ging ein bi?chen langsamer, um zu horchen.
Ja, da war noch ein Gerausch: laufende Schritte. Sie horte jemanden keuchen, als wurde er nach Atem ringen.
Und auch noch ein schwacheres Gerausch, wie weit entferntes Donnergrollen. Sie versuchte gerade das Grollen zu identifizieren, als ein Junge um die Biegung gerannt kam und auf sie zusturzte. Der Junge trug schwarze Beinlinge, eine leuchtendgrune wattierte Jacke und eine schwarze Kappe. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung, offensichtlich rannte er schon eine ganze Weile. Er schien uberrascht, sie auf dem Pfad zu sehen. Als er auf sie zukam, rief er:
Einen Augenblick spater horte sie die Ubersetzung in ihrem
Ohrstopsel: »Versteckt Euch, Frau! Um Gottes willen! Versteckt Euch!«
Verstecken wovor? fragte sich Kate. Der Wald schien verlassen. Was konnte er meinen? Vielleicht hatte sie ihn nicht richtig verstanden. Vielleicht war die Ubersetzung nicht korrekt gewesen. Als der Junge an ihr voruberlief, rief er noch einmal: »Versteckt Euch!« und gab ihr einen so kraftigen Schubs, da? sie vom Pfad in den Wald taumelte, uber eine Wurzel stolperte und ins Gestrupp sturzte. Sie stie? sich den Kopf an, spurte einen scharfen Schmerz und eine kurze Benommenheit. Als sie sich wieder hochrappelte, erkannte sie, was das Donnern war. Pferde.
Die in gestrecktem Galopp auf sie zusturmten.
Chris sah den Jungen den Pfad entlangrennen, und fast sofort horte er den Larm der ihn verfolgenden Pferde. Der Junge, der nun vollig au?er
Atem war, blieb einen Augenblick neben ihm stehen, krummte sich kurz und schaffte es schlie?lich, »Versteckt Euch! Versteckt Euch!« zu stammeln, bevor er im Wald verschwand.
Marek ignorierte den Jungen. Er sah den Pfad entlang.
Chris runzelte die Stirn. »Was ist denn da los?«
»Jetzt«, sagte Marek, legte Chris den Arm um die Schultern und warf sich mit ihm ins Unterholz.
»O Mann«, sagte Chris, »was soll denn das -«
Nein, dachte Chris, da war er sich ganz sicher: Er wollte nicht, da? irgend jemand umgebracht wurde. Nun sah er, was in gestrecktem Galopp den Hugel hoch auf sie zukam: sechs Berittene in voller Rustung, mit Stahlhelm, Kettenpanzer und Uberwurf in Kastanienbraun und Grau. Die Pferde hatten schwarze, mit silbernen Knopfen verzierte Decken. Das Ganze wirkte bedrohlich. Der Anfuhrer, auf dessen Helm ein schwarzer Federbusch prangte, deutete nach vorne und rief:
Baretto und Gomez standen noch neben dem Pfad; sie standen wirklich einfach nur da und starrten schockiert das an, was auf sie zu galoppiert kam. Im nachsten Augenblick beugte sich der schwarze Reiter ein wenig zur Seite und schlug im Vorbeireiten weit ausholend mit seinem Breitschwert nach Gomez. Chris sah Gomez' kopflosen, blutspritzenden Torso, der langsam zu Boden sank. Das Blut spritzte auf Baretto, er rannte laut fluchend in den Wald. Noch mehr Reiter kamen den Hugel hochgaloppiert. Jetzt riefen sie alle
Der Pfeil traf Baretto im Laufen an der linken Schulter, die Stahlspitze kam auf der anderen Seite wieder heraus, und die Wucht des Aufpralls warf ihn auf die Knie. Fluchend richtete er sich wieder auf, erreichte schlie?lich seine Maschine und kullerte hinein. Er griff nach seinem Gurtel, ri? eine Granate heraus und drehte sich, um sie zu werfen. Im selben Moment traf ihn ein Pfeil mitten in die Brust. Baretto zog ein uberraschtes Gesicht, hustete und kippte nach hinten, so da? er halb sitzend, halb liegend an einer der Stangen lehnte. Er machte einen schwachen Versuch, sich den Pfeil aus der Brust zu ziehen, doch der nachste Pfeil durchdrang seinen Hals. Die Granate fiel ihm aus der Hand.
Die Pferde auf dem Pfad wieherten und stiegen in die Hohe, die Reiter drehten sich im Kreis und schrien und deuteten. Dann gab es einen hellen Lichtblitz.
Als Chris sich wieder umdrehte, sah er, da? Baretto noch immer bewegungslos dasa?, wahrend die Maschine mehrfach aufblitzte und schrumpfte.
Augenblicke spater war die Maschine verschwunden. Helles Entsetzen stand den Reitern ins Gesicht geschrieben. Der Anfuhrer mit dem schwarzen Federbusch rief den anderen etwas zu, und die Gruppe spornte die Pferde an und galoppierte den Hugel hoch und au?er Sicht. Als der schwarze Reiter wenden wollte, stolperte sein Pferd uber Gomez' Leiche. Fluchend ri? er es noch einmal herum, lie? es steigen und auf der Leiche herumtrampeln. Blut spritzte in die Luft; die Vorderlaufe des Pferds farbten sich dunkelrot. Schlie?lich wendete er wieder und galoppierte mit einem letzten Fluch den anderen nach. »O Gott.« Die Plotzlichkeit des Ganzen, diese beilaufige Gewalt ...
Chris rappelte sich hoch und rannte zum Pfad.
Gomez' Leiche lag, zertrampelt fast bis zur Unkenntlichkeit, in einer Schlammpfutze. Aber eine Hand war seitlich weggestreckt und lag geoffnet auf der Erde. Und neben der Hand lag der wei?e Keramikmarker.
Er war gesprungen, die elektronischen Eingeweide waren zu sehen.
Chris hob ihn auf. Die Keramik zerbrach in seinen Handen, wei?e und silberne Fragmente rieselten zu Boden und versanken im Schlamm. Und in diesem Augenblick wurde ihm die Situation bewu?t.
Ihre Fuhrer waren beide tot.
Eine Maschine war verschwunden.
Ihr Navigationsmarker fur die Ruckkehr war kaputt.
Was bedeutete, da? sie an diesem Ort festsa?en. Gefangen, ohne Fuhrer oder Hilfe. Und ohne jede Aussicht, je zuruckkehren zu konnen.
Nie mehr.
36:30:42
Achtung«, sagte ein Techniker. »Sie kommt.«
Auf dem Gummiboden im Zentrum der bogenformigen Wasserschilde zeigten sich kleine Lichtblitze.
Gordon warf Stern einen Blick zu. »Jetzt erfahren wir gleich, was passiert ist.«
Die Blitze wurden heller, und auf dem Gummiboden erschien eine Maschine. Sie war gut einen halben Meter hoch, als Gordon sagte: »Verdammt! Dieser Kerl macht doch immer nur Schwierigkeiten.« Stern sagte etwas, aber Gordon achtete nicht auf ihn. Er sah, da? Baretto gegen eine Stange gelehnt auf dem Boden sa?. Er war offensichtlich tot. Als die Maschine ihre volle Gro?e erreichte, erkannte Gordon die Pistole in Barettos Hand. Er