dem Weg gehen. Aber Briants Geduld war zu Ende. Sollte nicht die gesamte Kolonie von French-den darunter leiden, so mu?ten Doniphan und seine Gruppe entschiedener als je zuvor zur Ordnung gerufen werden. Vergebens hatte Gordon auch versucht, Doniphan ins Gewissen zu reden. Sein fruherer Einflu? auf ihn war ganzlich geschwunden. Doniphan konnte ihm nicht verzeihen, da? er immer die Partei seines Gegners ergriffen hatte. Seine Interventionen waren zwecklos. Das Miteinander in French-den wurde immer peinlicher und gedruckter, naturlich merkten auch die anderen, was da vorging bzw. sich zusammenbraute.

Nur zu den Mahlzeiten trafen Doniphan und seine Leute mit der ubrigen Truppe zusammen, sonst hielten sie sich abseits. War das Wetter zu schlecht fur die Jagd, dann sa?en sie in irgendeiner Ecke der Halle zusammen und tuschelten leise miteinander.

»Ohne Zweifel hecken sie einen Plan aus«, sagte Briant eines Tages zu Gordon.

»Doch nicht etwa gegen dich? Den Versuch, dir deine Stellung streitig zu machen, wurde Doniphan nicht wagen. Er wei? zu gut, da? wir alle auf deiner Seite stehen.«

»Vielleicht denken sie daran, sich von uns zu trennen.«

»Schon moglich, wir hatten ja kein Recht, sie daran zu hindern.«

»Wollen sie sich an anderer Stelle der Insel Chairman niederlassen?«

»Daran denken sie vielleicht gar nicht, sie wollen wahrscheinlich nur, da? etwas geschieht, und zwar gegen dich, vielleicht auch gegen mich.«

»Naturlich denken sie daran, Gordon, ich habe gesehen, wie Wilcox eine Kopie der Karte Baudoins an sich genommen hat.«

»Wirklich?«

»Ja, mir scheint, wir sollten die Sache nicht auf die Spitze treiben. Ist es nicht das Gescheiteste, ich trete von meinem Posten zuruck und mache einem anderen Platz? Das konnte einen offenen Eklat verhindern.«

»Kommt uberhaupt nicht in Frage. Du bist und bleibst so lange Oberhaupt, wie dein Mandat dauert. Du hast Pflichten, vor allem gegen die Kleinsten von uns, vergi? das nicht.«

In so gedruckter Stimmung verging der Winter. Mit den ersten Oktobertagen horte die Kalte auf, der Family-lake und der Rio Sealand wurden langsam wieder eisfrei. Da, am Abend des 9. Oktober, trat Doniphan offen mit seinem lange geplanten Entschlu? hervor, zusammen mit Wilcox, Cro? und Webb French-den zu verlassen.

»Ist das euer Ernst?« fragte Gordon ruhig.

»Wir wollen euch nicht verlassen, sondern lediglich eine andere Hohle bewohnen, deshalb gehen wir weg.«

»Warum?«

»Ganz einfach, wir wollen uns nichts mehr vorschreiben lassen wie bisher, es pa?t mir nicht, nach Befehl Briants zu handeln!«

»Was hast du mir denn vorzuwerfen?« fragte ihn Briant.

»Da? du das Oberhaupt unserer Kolonie bist. Zuerst war es ein Amerikaner, jetzt ein Franzose, der nachste, der drankommt, wird wahrscheinlich Moko, der Neger, sein!«

»Das kannst du nicht ernst meinen, Doniphan!« sagte Gordon.

»Mir pa?t die ganze Sache nicht, damit basta!«

»Wie ihr wollt; ihr seid frei, niemand wird euch daran hindern, von uns wegzugehen; ihr erhaltet auch euren Anteil der Gerate und Nahrungsmittel.«

»Morgen verlassen wir French-den!«

»Hoffentlich mu?t ihr euren Entschlu? nicht bereuen.«

Doniphan hatte folgendes Projekt im Kopf: Briant hatte von seinem Ausflug zur Deceptions-Bai berichtet, da? man dort unter den Felsen sehr gut unterkommen konne. Die Walder im Osten reichten bis an das Ufer des Family-lake. Der East-river lieferte Trinkwasser, au?erdem gab es dort ebensoviel Wild wie hier. Die Entfernung zwischen French-den und der Kuste betrug in gerader Linie nur 18 km, 9 km Fahrt uber den See, 9 km entlang des East-river bis zur Kuste. Im Notfall war die Verbindung also sehr schnell herzustellen.

Nach eindringlichen Erorterungen dieser Tatsachen hatte Doniphan die 3 anderen endlich uberredet, mit ihm am anderen Ufer der Insel zu hausen. Allerdings schlug Doniphan nicht vor, mit der Jolle den Family-lake zu uberqueren, so kuhn war er nun doch nicht. Er wollte zur Sudspitze des Sees wandern, dann nordwarts gehen bis zum East-river und von dort immer weiter bis zum Meer. Die ganze Strecke ma? etwa 24 km, fur die geubten Jager eine nicht allzulange Strecke.

Zuerst wollten sie zur Deception-Bai wandern und dort an der Kuste eine bewohnbare Hohle ausfindig machen. Danach wollten sie nach French- den zuruckkehren und das genau aufgeteilte Material wie Gerate, Proviant, Werkzeuge, Kleider, Planen, Decken, Fernrohre, Waffen und Munition abholen und auf dem gebastelten Wagen zu ihrem neuen Lagerplatz schaffen. Doniphan dachte daran, das zusammenklappbare Halkett-boat mitzunehmen, um damit verschiedene Flu?laufe genauer untersuchen zu konnen.

Am folgenden Morgen bei Sonnenaufgang verabschiedeten sich Doniphan und die anderen von ihren Kameraden. Keine der beiden Parteien lie? sich etwas von der sie beherrschenden Enttauschung anmerken. Moko ruderte sie uber den Rio Sealand, danach verschwanden sie schnell im Dickicht unter den Baumen.

»Wenn die Entfernungen auf der Karte des Franzosen stimmen, mussen wir 10 km von hier auf den East- river sto?en. Das konnten wir bis heute abend geschafft haben.« »Warum den Weg nicht abkurzen und gleich nach Nordosten gehen?«

»Ja, das ist doch viel besser!«

»Sicher«, sagte Doniphan, »doch warum in das uns ganz unbekannte Sumpfgebiet marschieren, wer wei?, vielleicht mussen wir auf halbem Weg wieder umkehren. Gehen wir ruhig am Seeufer entlang, das ist bequemer und sicherer!«

»Au?erdem lernen wir so auch den East-river einmal kennen.«

»Richtig, er ist ja die einzige Verbindungsstra?e zwischen der Kuste und dem Family-lake.«

Auf einem schmalen Fu?pfad ging es zugig voran. Um 11 Uhr war Rast. Wilcox hatte ein Aguti erlegt, das Cro? gezwungenerma?en zubereitete. Dann ging es weiter.

Gegen 18 Uhr hatten sie die Mundung des East- river in den Family-lake erreicht. Doniphan entdeckte noch Spuren von Asche, die von einem fruheren Ausflug der Kolonisten stammten.

»Hier mussen Briant, Jacques und Moko ubernachtet haben«, sagte Doniphan, »die Stelle ist gut, bleiben wir die Nacht uber hier.«

Am anderen Morgen mu?te der East-river uberquert werden. »Machen wir es gleich hier und wandern dann bis heute abend zur Kuste.«

»Auf der anderen Seite hat Moko auch die Zirbelnusse gesammelt. Wir sollten ebenfalls einen kleinen Vorrat mitnehmen, wer wei?!«

Das Halkett-boat wurde auseinandergefaltet und zu Wasser gebracht. Doniphan ruderte als erster hinuber, danach kamen Wilcox, Cro? und Webb. Sofort wurde das Boot wieder zusammengelegt, die Zeit drangte.

Der Tag wurde sehr anstrengend. Das uppig wuchernde Gras, die tief herabhangenden Aste, dazwischen kleinere Moraststellen, die man erst bemerkte, wenn man drin stand - das alles verzogerte das Lauftempo. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten die Umsiedler das Ufervorland. Es war bereits zu finster, um noch etwas Genaueres erkennen zu konnen. Nur das Meer brandete unaufhorlich gegen den Strand.

»Ubernachten wir heute unter freiem Himmel«, schlug Doniphan vor. Nach dem Abendessen schurten sie noch einmal kraftig das Lagerfeuer, danach legten sich Wilcox, Cro? und Webb schlafen. Doniphan wollte wachen. Er hatte viel Muhe, gegen den Schlaf anzukampfen, denn der Tag war ziemlich anstrengend gewesen. Schlie?lich nickte auch er ein.

Die Nacht verlief ohne jede Storung.

21

Die Jungen erwachten erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand.

»Gehen wir zum Strand und schauen uns um!« Sie erkletterten die Dunen.

»Das Meer liegt ebenso verlassen da wie im Westen, kein Unterschied!« sagte Wilcox betrubt.

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