werden wir schon sehen, wie wir uns aus dieser Schlinge befreien konnen.«
»Und die Waffen?« fragte Forbes.
»Gerettet, ebenso die Munition.«
»Viel zu wenig, um sich eine Weile uber Wasser halten zu konnen«, brummte Rock.
»Wo ist denn Evans?«
»Wird bewacht!«
»Und dieses Weibsbild?«
»Kate?« sagte Walston. »Ich habe sie uber Bord gehen sehen, die ruht zwischen Korallen und kleinen Tierchen auf dem Meeresboden.«
»Das beruhigt mich, sie wu?te von uns doch ein bi?chen zuviel!«
»Stande sie noch hier, ich wurde sie gleich abknallen!«
Kate hatte all dies mitangehort. Sie durfte jetzt nicht entdeckt werden, sonst war sie verloren.
Schon nach wenigen Minuten entfernten sich die Schurken, um vor dem Wuten des Sturmes im Wald Deckung zu suchen.
»Ich bin dann vom Strand fortgeschlichen und schlie?lich vor Erschopfung dort am Baum, wo ihr mich gefunden habt, zusammengebrochen«, schlo? Kate ihren Bericht. Die Kinder schwiegen lange.
»Bisher war hier alles still und friedlich«, sagte Briant nach einer langen Pause, »aber von jetzt an ist hochste Vorsicht geboten. 7 schwerbewaffnete Verbrecher sind auf der Insel Chairman. Sie werden nicht zogern, uns alle umzulegen, wenn sie uns erst entdecken. Irgendwann wird es zu einem Kampf zwischen ihnen und uns kommen, machen wir uns auf das Schlimmste gefa?t.«
»Und gerade jetzt sind Doniphan, Wilcox, Webb und Cro? nicht da«, sagte Gordon. »Sie wissen nichts von diesen Schurken und werden ihnen geradewegs in die Hande laufen, dann allerdings kommen sie auch sehr rasch hierher nach French- den.«
»Ein Flintenschu? genugt, um sie auf uns aufmerksam zu machen!«
»Diese Burschen werden kein Mitleid mit uns haben, das ist nach Kates Bericht klar!«
»Wir mussen Doniphan und den anderen zu Hilfe eilen, bevor alles zu spat ist«, schlug Briant vor.
»Ja, wir mussen jetzt eine Einheit bilden!«
»Ich hole sie«, sagte Briant.
»Du, Briant?« »Ich, Gordon!«
»Und wie?«
»Ich werde mich mit Moko auf der Jolle einschiffen und den East-river runtersegeln. Doniphan sagte ja, da? sie sich an der dortigen Kuste ansiedeln wollten.«
»Wann willst du abfahren?«
»Noch heute abend, wahrend der Dunkelheit ist es ungefahrlicher, uber den See zu setzen.«
»Soll ich dich begleiten, Bruder?« fragte Jacques.
»Nein, es ist ja kein Platz da, wenn wir die anderen mitbringen wollen.«
»Noch eins: den Drachen durfen wir jetzt unter keinen Umstanden steigen lassen, das wurde unsere Hohle sofort verraten.«
»Da fallt mir ein«, beeilte sich Gordon hinzuzufugen, »auch den Signalballon mussen wir einholen, auch der ist ein Zeichen, da? hier Menschen leben.«
Bis zum Abend hielten sich alle in der Halle auf. Die Turen waren fest verriegelt. Kate horte nun die Geschichte ihrer Abenteuer. Sie staunte nicht schlecht, wie gemutlich die Jungen sich in dieser Einode eingerichtet hatten. Fortan wollte sie bei ihnen bleiben und fur sie sorgen.
»Nennen wir Kate Freitagine«, schlug Service vor, der sofort an seine Lieblingslekture denken mu?te. »Jene Schurken entsprechen vollig den Wilden der Robinsone. Aber wir werden sie ebenso erledigen wie damals Robinson.«
»Hoffentlich tauschst du dich nicht ebenso wie seinerzeit mit deinem flotten Renner!«
Um 20 Uhr waren die Vorbereitungen fur die schwierige Expedition beendet. Moko und Briant schifften sich ein. Jeder hatte einen Revolver und ein Jagdmesser bei sich. Mit Sonnenuntergang hatte sich eine steife Brise erhoben, die die Fahrt wesentlich erleichterte. Nach 2 Stunden landete die Jolle an der gleichen Stelle wie damals, man mu?te jetzt nur noch an der Seekuste entlangrudern, um zur Riomundung zu kommen. Plotzlich packte Briant Moko am Arm. Wenige 100 Schritte vom rechten Ufer des East-river schimmerte ein Feuer durch die Dunkelheit. War das Walston oder Doniphan? »Setze mich aus, Moko«, sagte Briant leise. »Soll ich dich nicht begleiten, Briant?« »La? nur, ich gehe allein!«
Die Jolle legte am Ufer an, Briant sprang an Land. Das Jagdmesser in der Hand, den Revolver im Gurtel, schlich er vorsichtig uber die Uferboschung in den Wald. Da horte er plotzlich ein Gerausch, im gleichen Augenblick brullte ein ausgewachsener Jaguar. »Zu Hilfe! Hierher!«
Briant erkannte Doniphans Stimme. Die anderen waren am Lagerfeuer geblieben. Doniphan wurde von dem Raubtier umgeworfen. Da tauchte Wilcox im Dickicht auf, das Gewehr im Anschlag und bereit, Feuer zu geben.
»Nicht schie?en!« schrie Briant.
Noch ehe Wilcox ihn richtig erkennen konnte, sturzte sich Briant auf die Bestie und hieb mit aller Kraft sein Messer hinein. Der Jaguar sturzte zu Boden und verendete in seinem Blut. Jetzt waren auch Cro? und Webb am Tatort erschienen. Sie erkannten Briant, der von einem Tatzenschlag an der Schulter verletzt war.
»Wie kommst du denn hierher?« fragte Wilcox.
»Erzahl ich euch spater. Kommt!«
»Du hast mir das Leben gerettet«, sagte Doniphan und schuttelte Briant die Hand.
»Nicht der Rede wert, du hattest an meiner Stelle ebenso gehandelt!«
Wahrend Wilcox die Schulterwunde mit einem Taschentuch provisorisch verband, berichtete Briant seinen Kameraden, was in French-den vorgefallen war.
»Also sind jene Manner, die wir fur Leichen hielten, noch am Leben und irren jetzt auf der Insel herum«, sagte Doniphan.
»Aus mit unserer Sicherheit!« brummte Wilcox.
»Aah, jetzt verstehe ich erst: deshalb hast du Wilcox befohlen, nicht zu schie?en, den Schu? hatte man horen konnen!«
»Ja, ich mu?te wohl oder ubel mein Jagdmesser benutzen, sonst hatten wir die Schurken der
»Ach, Briant, du bist so viel besser als ich«, sagte Doniphan aufrichtig und mit Tranen in den Augen.
»Bitte, Doniphan, versprich mir, wieder mit zuruck nach French-den zu kommen, wir brauchen jetzt dich und alle anderen!«
»Rechne auf mich. In Zukunft werde ich mich keinem deiner Befehle mehr widersetzen.«
»Wann gehen wir zuruck?«
»Sofort«, schlug Briant vor, »wir mussen unbedingt die Dunkelheit ausnutzen.«
»Aber wie denn?«
»Moko wartet am Ufer mit der Jolle. Wir wollten gerade den East-river hinunterfahren, als ich den schwachen Schein eures Feuers wahrnahm. Aber da wu?te ich noch nicht, ob Walston oder Doniphan.«
»Du kamst gerade zur rechten Zeit!«
»Richtig, um dich und die anderen nach French- den zuruckzuholen, denn ab jetzt herrscht hochste Alarmstufe. Walston und seine Kumpane schrecken vor nichts zuruck, das haben wir von Kate gehort. Sie machen gnadenlos von ihren Schu?waffen Gebrauch.«
»Na, Gott sei Dank schie?e ich auch nicht schlecht. Soll mir einer nur vor die Kanone laufen.«
»Sag, Doniphan, warum habt ihr eigentlich hier und nicht an der Mundung des East-river ubernachtet?«
»Nachdem wir an den Severn-shores ubernachtet hatten, waren wir zum Hafen des Bear- rock zuruckgegangen. Am nachsten Morgen sind wir dann, wie abgemacht, zum See hinaufmarschiert, von wo wir dann zu euch zuruckkommen wollten.«
»Auf gehts, fahren wir mit der Jolle uber den See, damit wir zu Hause sind, bevor etwas passiert.«

