23

Die Kolonie war also wieder vollzahlig, ja sogar um ein Mitglied gewachsen. Von jetzt an herrschte unter den Kindern wieder volles Einverstandnis. Doniphan hatte den Arger verwunden, nicht Oberhaupt von French-den zu sein, aber was bedeutete ein solcher Posten angesichts der drohenden Gefahr! Auch Wilcox, Webb und Cro? ordneten sich willig der Gemeinschaft unter. Da sich Doniphan mit Briant ausgesohnt hatte, sahen auch sie keinen Grund zum Widerstand gegen die Kameraden mehr. French-den war ernstlich bedroht!

Walston und Konsorten wurden die Insel nach Spuren menschlicher Behausung absuchen. Wu?ten sie erst, da? sich hier nur einige Jungen aufhielten, die sich nach und nach alles Lebensnotwendige erarbeitet hatten, sie wurden keinen Moment zogern, die Kolonie auszurotten. Ihnen mu?te naturlich daran gelegen sein, Mittel und Wege zu finden, die Insel so rasch wie irgend moglich zu verlassen.

Die Kolonisten mu?ten sich jetzt radikalen Vorsichtsma?regeln unterwerfen, sie durften sich nicht mehr vom Rio Sealand entfernen und auf dem Family-lake nicht mehr rudern.

»Habt ihr auf eurem Ruckweg von den Severn- shores zum Bear-rock nichts Verdachtiges bemerkt, was auf die Anwesenheit der Schurken schlie?en la?t?«

»Nichts«, antwortete Doniphan.

»Dann scheint es sicher, da? Walston nach Osten gezogen ist«, bemerkte Gordon.

»Schon moglich, aber er hat dann an der Kuste wandern mussen, wahrend wir direkt durch den Beechs- forest gekommen sind. Nehmt die Karte zur Hand! Da seht ihr, da? die Insel oberhalb der Deception-Bai einen starken Bogen macht. In diesem Gebiet konnten die Schurken sich gut verstecken, ohne sehr weit von der gestrandeten Schaluppe zu sein. Halt! Da fallt mir etwas ein! Vielleicht kann uns Kate sagen, wo die Insel Chairman liegt!«

Gordon hatte diese Frage an Kate bereits vor Stunden gestellt, auch sie wu?te nichts. Nach dem Brand auf der Severn und nachdem Steuermann Evans die Schaluppe ubernommen hatte, war er bemuht gewesen, die Kuste Amerikas zu erreichen.

»Ich nehme an, da? unsere Insel nicht weit vom amerikanischen Festland entfernt liegt, aber mehr wei? ich leider auch nicht«, sagte Kate etwas traurig.

»Kombinieren wir weiter: die verschiedenen Inselgruppen vor der Kuste liegen ziemlich nahe beieinander. Also werden Walston und die anderen versuchen, irgendein Boot zu bauen oder sogar ihre Schaluppe wieder seetuchtig zu bekommen. Demnach liegt ihnen naturlich daran, auf dem nordlichen Teil der Insel zu bleiben.«

»Nur vorausgesetzt, da? er keine Spuren deines Ausfluges entdeckt, Doniphan!«

»Welche Spuren denn? Vielleicht ein Hauflein Asche? Was sollten sie daraus schlie?en!? Da? die

Insel bewohnt ist? In diesem Fall werden sie sich verstecken!«

»Glaub ich auch, es sei denn, sie entdecken, da? die Bewohner dieser Insel Jungens sind! Verhalten wir uns also ruhig und vorsichtig, damit sie nicht herausbekommen, da? sie uns uberlegen sind.«

»Allerdings wissen wir, mit dem Revolver umzugehen!«

»Unser Gluck!«

»Doniphan, hast du wahrend eurer Ruckreise Flintenschusse abgegeben?«

»Ausnahmsweise nicht, denn sonst kommt es mir ja aufs Pulver nicht so genau an! Wir waren mit e?barem Wild so eingedeckt, da? es sich erubrigte.«

»Ich verbiete allen fur die nachste Zeit das Schie?en, kein Ausflug in die Traps-woods, wir leben ausschlie?lich von unseren Vorraten«, befahl Briant.

Der Oktober ging langsam zu Ende, ohne da? sich Walston durch irgend etwas verraten hatte. Hatten die Schurken die Schaluppe bereits wieder ausgebessert und waren von hier abgefahren? Kate erinnerte sich, da? sie im Besitz einer Axt und einiger starkklingiger Messer waren. An Holz fehlte es in der Nahe der Severn-shores nicht.

Doniphan und Baxter waren kurz einmal auf den Auckland-hill gestiegen, um von dort oben aus mit dem Fernrohr Ausschau zu halten. Aber keine Rauchsaule verriet die Anwesenheit der Schurken. Seit die Jagd eingestellt werden mu?te, waren die Siedler ganz auf die Fallen und Schlingen angewiesen; au?erdem hatten sich die Tinamus und die Trappen auf dem Huhnerhof so vermehrt, da? einige guten Gewissens geschlachtet werden konnten. Zucker und Tee waren reichlich vorhanden, auch mit Ol hatte man sich bei der zuruckliegenden Robbenjagd eingedeckt. Nur Brennmaterial mu?te ab und an geholt werden, aber das bedeutete keine ernsthafte Gefahr fur die Kolonie.

In jener Zeit machte Kate eine wichtige Entdeckung. Am Rande der Bog-woods standen einige Baume, denen die Jungen bisher keine rechte Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Als Kate diese Baume sah, rief sie: »Ah, das sind ja Kuhbaume!«

Dole und Costar kicherten sofort drauflos. »Kuhbaume?«

»Ich wu?te nicht, da? Kuhe auch Baume fressen!«

»Nein, nein, ihr kleinen Papooses, diese Baume geben Milch, deshalb nennt man sie Kuhbaume.«

Kate machte Gordon auf diese Entdeckung aufmerksam, der setzte sich sofort mit Service in Verbindung. Die beiden gingen zu den Kuhbaumen.

»Ein Einschnitt genugt, um den milchahnlichen Saft zu bekommen!«

»Dann konnen wir endlich auch einmal Kase herstellen.«

»Und, du wirst es nicht glauben, man kann daraus auch sehr schone Kerzen drehen!« »Also melken wir diese Baume.«

Nach einigen Einschnitten waren bald 2 Pinten reinen Kuhbaumsaftes gewonnen. Moko war glucklich, wieder einmal etwas Abwechslung in den Kuchenzettel bringen zu konnen.

»So ein Dreck, da? wir nicht mehr allein sind! Welche Entdeckungen hatten wir noch machen konnen, wenn wir ungestort auf Ausfluge gehen konnten.«

»Abwarten, Doniphan, wie sich die Dinge entwickeln.«

Anfang November! Noch immer keine verdachtigen Spuren der Verbrecher! Doniphan hatte damals gesehen, wie zerborsten die Schaluppe der Severn am Strand gelegen hatte, er glaubte nicht daran, da? die Schurken die Insel schon wieder verlassen hatten. Allerdings hatten sie Steuermann Evans in ihrer Gewalt, der vielleicht wu?te, da? Festland in der Nahe war. Sie wurden moglicherweise auch mit einer notdurftig reparierten Schaluppe die Uberfahrt wagen.

»Bevor die gewohnte Lebensweise wieder aufgenommen werden kann, mussen wir ganz sicher sein, da? keine Gefahr droht«, sagte Briant. Briant hegte insgeheim den Gedanken, selbst einmal zur Nordkuste zu gehen, um nachzuschauen. Aber Gordon sprach sich jedesmal so entschieden gegen solche Kami-kaze- Unternehmen aus, da? Briant derartige Gedanken fallenlie?. Da machte Kate eines Tages einen Vorschlag.

»Herr Briant, gestatten Sie mir, die Kolonie morgen mit Tagesanbruch zu verlassen?«

»Uns verlassen, Kate?«

»Sie konnen doch nicht immer in dieser schrecklichen Ungewi?heit bleiben, ob Walston nun noch da ist oder nicht! Deshalb will ich zur Kuste schleichen, um nachzuschauen, ob die Schaluppe noch am Strand liegt.«

»Sie wollen also ausfuhren, was wir uns die ganze Zeit verkniffen haben?«

»Herr Doniphan, fur mich ist es nicht so gefahrlich!«

»Und wenn Sie Walston in die Hande laufen, was dann? Sie haben ja mit eigenen Ohren gehort, was Ihnen bluht, wenn er Sie entdeckt, und da wollen Sie sich fur uns opfern?«

»Nun, dann bin ich eben in der gleichen Lage wie zuvor.«

»Walston knallt Sie ab, ohne mit der Wimper zu zucken, das wissen Sie doch.«

»Ich bin schon das erste Mal entkommen, warum sollte ich nicht auch ein zweites Mal Gluck haben? Vielleicht kann ich sogar mit Evans gemeinsam fliehen, das ware fur French-den doch wunderbar!«

»Wenn Evans eine Moglichkeit zur Flucht gehabt hatte, ware er langst abgehauen.«

»Glaub ich auch, da? Evans fest bewacht wird und nicht fliehen kann. Er kennt ja die Absicht der Schurken und wei?, da? er bei der erstbesten Gelegenheit abgeknallt wird.« »Vielleicht hat er einen Fluchtversuch bereits mit dem Leben bezahlt, wer wei?!«

»Glauben Sie mir, meine Herren, ich werde aufpassen wie ein Schie?hund!«

»Das uberzeugt mich nicht. Wir mussen ein weniger gefahrliches Mittel ersinnen, um ausfindig zu machen,

Вы читаете Zwei Jahre Ferien
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату