»Apropos Tur. Tarnen wir die Eingange von French-den mit Asten und Zweigen, deckt auch die Stallungen etwas ab. Keiner betritt das Gebiet zwischen Family-lake und Auckland-hill.«

In jener schweren Zeit erlitt zu allem Ungluck auch noch der kleine Costar einen Fieberanfall. Ware nicht die gutmutige Kate gewesen, keiner der Jungen hatte mit den Medikamenten aus der Jacht­Apotheke etwas anfangen konnen. Aber Kate pflegte Costar nach und nach wieder gesund. Sie war wirklich unentbehrlich geworden. Sie sorgte auch fur die Wasche, die Schuhe und die Ernahrung.

Die ersten 14 Novembertage waren total verregnet. Erst vom 17. an stieg das Barometer wieder, und die Sonne schien. Die Jungen fluchten naturlich, da? sie nicht aus der Hohle herauskonnten. Doniphan hatte zu gern wieder Wild gejagt, Wilcox nach den Fallen gesehen. Die Tage vergingen langsam. Alle waren entmutigt. Zudem wu?ten sie um die ihnen drohende Gefahr, das machte sie reizbar und nervos.

Am 21. November gegen 14 Uhr wurde der am Ufer des Family-lake angelnde Doniphan, er hatte die Erlaubnis Briant schwer genug abgerungen, von einem Schwarm wild auffliegender Vogel aufgeschreckt. Sie zogen immer engere Kreise uber einem ganz bestimmten Punkt, dann sturzten sie mit wildem Gekrachze hinunter. Sofort rannte Doniphan nach French-den und bat Moko, ihn mit der Jolle uber den Rio Sealand zu setzen. Briant willigte ein. Sie bestiegen das Boot und gingen 10 Minuten spater druben an Land. Im Wald entdeckte Doniphan den noch warmen Kadaver eines jungen Guanakos.

»Ganz frisch.«

»Hier ist die Einschu?stelle.«

»Dieses Kaliber hier ist besonders auf Schiffen ublich, das zeigt die Kugel deutlich. Sie stammt also wahrscheinlich von Walston oder einem seiner Kumpane.«

»Okay! Hauen wir wieder ab, bevor es Stunk gibt.« Sie uberlie?en den Kadaver wieder den Vogeln, schlichen zum Ufer des Rio, setzten lautlos uber und rannten eilig nach French-den. Briant und Gordon erwarteten sie mit Unruhe.

»Schaut mal her, keiner hat von uns in letzter Zeit einen Schu? abgegeben, also stammt die Kugel von den Gangstern. Moko bestatigte mir, da? derartige Kaliber auf Schiffen ublich sind.«

»Der Schu? mu? vor etwa 5 bis 6 Stunden abgefeuert worden sein, das Guanako war noch warm.«

»Jetzt ist es also soweit. Die Matrosen sind in unmittelbarer Nahe unserer Behausung. Bereiten wir uns auf einen Gro?angriff vor, ladet die Waffen, stellt sie unter die Fenster.«

In den nachsten Tagen blieb noch alles ruhig. Nachts wurden schwerbewaffnete Wachen aufgestellt, French-den war so gut wie es eben ging mit Asten und Zweigen getarnt, keiner durfte ohne ausdruckliche Erlaubnis Briants nach drau?en. Auch in der Hohle hatten sich alle au?erst still zu verhalten. Am 24. gegen 9 Uhr hatten sich Briant und Gordon uber den Rio Sealand begeben um zu erkunden, ob es ratsam sei, uber den zwischen See und Sumpf verlaufenden Fu?pfad eine Art Brustwehr aufzuschutten. Hier hatten dann die besten Schutzen liegen konnen, wenn das Auftauchen Walstons rechtzeitig genug bekanntgeworden ware. Plotzlich stie? Briant beim Gehen auf einen harten Gegenstand. Er wollte schon weitergehen, weil er glaubte, es sei nur eine etwas gro?ere Muschel. Aber Gordon buckte sich.

»Warte, Briant, warte doch!«

»Was ist los?«

»Da schau her, eine Pfeife.«

»Von uns raucht keiner! Also wieder ein Zeichen fur die Anwesenheit der Matrosen von der Severn.«

»Oder sie hat dem schiffbruchigen Franzosen gehort!«

»Nein, die ware entschieden dreckiger. Diese Pfeife hat einer der Matrosen hier verloren.«

Briant und Gordon kehrten unverzuglich nach French-den zuruck. Sie zeigten Kate die gefundene Pfeife.

»Ja, ich habe sie in den Handen Walstons gesehen!«

»Dann verdoppeln wir die Wachen«, bestimmte Briant. »Jeden Moment konnen die Ganoven hier auftauchen. Was uns dann bluht, wissen wir!«

»Verteilen wir die Munitionskasten auf alle Seiten gleichma?ig, legen wir die Gewehre griffbereit, jeder von uns soll sich einen Revolver umhangen.«

»Zu schade, da? Evans nicht hier ist; er wurde euch alle gern tatkraftig unterstutzen«, klagte Kate.

»Bringt die Jolle von drau?en herein und legt sie in den Materialraum«, befahl Briant.

Nach einem Tag druckender Schwule brach am Abend des 27. November ein schweres Unwetter uber die Insel Chairman herein. Gewaltige Blitze spalteten unter tiefem, nicht endenden Donnergrollen die Wolkendecke. Die Luft stand fast still, es regnete nicht. Nur Blitze und Donner wechselten sich ab. Der Himmel lag in grellem Rot, uber dem See schien ein gewaltiges Feuer zu lodern. Erst gegen Mitternacht lie? die Kraft des Unwetters etwas nach. Da begannen die Sturme heruberzuwehen, kurze Zeit spater prasselte der Regen wie aus Kubeln herunter. Plotzlich knurrte Phann. »Was ist?« fuhr Briant auf.

»Phann tauscht sich nicht, das wissen wir. Irgend etwas stimmt also nicht.«

»Keiner geht raus. Stellen wir uns neben die Fenster.«

Alle griffen nach den Gewehren und Revolvern. Keiner horte bis jetzt etwas Verdachtiges. Phann war noch immer unruhig, da bellte er laut, auch Gordon konnte ihn nicht mehr beruhigen.

»Schei?e, das horen die da drau?en naturlich«, brummte Doniphan.

Plotzlich krachte ein Schu?.

»Ruhig, bleibt ruhig«, flusterte Briant.

»Der Schu? wurde hochstens 200 Schritte von hier abgegeben.«

Jeder hatte den Finger am Abzug, jeder versuchte so unauffallig, wie es die Dunkelheit zulie?, nach drau?en zu spahen. Plotzlich horte man von drau?en Hilferufe.

»Zu Hilfe! Kommt mir zu Hilfe!«

Die Stimme kam immer naher.

»Er ist es!« rief auf einmal Kate.

»Wer?« fragte Briant kurz.

»La?t ihn herein! Offnet schnell die Tur!«

Briant sprang zu der schon halb verbarrikadierten Tur und ri? sie auf.

Ein vollig durchna?ter Mann sturzte herein.

Es war Evans!

26

Evans verschlo? sofort wieder die Tur und lauschte angestrengt nach drau?en. Als er sicher war, seinen Verfolgern entronnen zu sein, ging er langsam in die Halle hinein.

»Aber das kann doch nicht wahr sein«, stotterte er, »nur Jungen, nichts als Jungen?!«

Da entdeckte er im Hintergrund Kate.

»Kate?! Sie leben noch?!«

»Ja, ich konnte entkommen! Ein Gluck, Evans, da? Sie jetzt hier sind, um uns zu helfen.«

Evans schaute sich unglaubig im Kreise um.

»15 Jungens!«

»Sagen Sie, Master Evans, sind wir augenblicklich .bedroht?« fragte Briant.

»Nein, im Moment nicht.«

»Was hat sich seit Kates Flucht ereignet?«

Die Jungen waren wieder hellwach, keiner dachte jetzt an Schlaf, sie wollten horen, was Evans zu berichten hatte.

»Entschuldigt, aber erst mu? ich mich umziehen, ich bin klitschna?. Au?erdem habe ich volle 12 Stunden nichts mehr gegessen.«

Briant fuhrte Evans nach hinten und handigte ihm einen passenden Matrosenanzug aus. Moko machte ihm inzwischen etwas zu essen.

»Die erste Nacht schliefen wir unter den Baumen . . .«

»... an den Severn-shores; so haben wir diesen Kustenabschnitt getauft!«

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