»Am nachsten Morgen gingen wir zur Schaluppe zuruck und versuchten, die zerstorten Planken auszubessern. Aber da wir nur eine Axt besa?en, war eine Reparatur unmoglich. Wir verlie?en also die Severn- shores, um einen Lagerplatz zu suchen und etwas Wild zu schie?en. Wir brauchten Su?wasser. 18 km unterhalb der Kuste erreichten wir einen Rio . . .«
»... den East-river!«
»Dicht dahinter lag eine weite Bucht. . .«
»... Deception-Bai!«
»Dort entdeckten wir auch einen naturlichen Hafen...«
»... der Hafen des Bear-rock!«
»Finde ich gut, da? ihr allen Punkten der Insel einen Namen gegeben habt. Also : an dieser Stelle wollten wir uns festsetzen. Walston schlug vor, die Schaluppe hierher zu bringen, um sie hier wieder seetuchtig zu machen. Das alles war ziemlich schwierig. Die Schaluppe liegt jetzt beim Bear-rock. Nur fehlen die notigen Werkzeuge zur Reparatur.«
»Wir haben sie«, sagte Doniphan schadenfroh.»
Das vermutete Walston auch, nachdem er entdeckt hatte, da? die Insel bewohnt ist.«
»Aber wie hat er das herausgekriegt?«
»Ganz einfach. Vor 8 Tagen zogen Walston, seine Gefahrten und ich quer durch den Wald um die Gegend auszukundschaften. Nach etwa 4 Stunden kamen wir an den Binnensee; und dort fanden wir einen angeschwemmten, seltsamen Apparat, ein Rohrgerippe mit Leinwandbespannung . . .«
»Unseren Drachen!«
»Ja, wir hatten einen Drachen konstruiert, der vom Wind weggetragen wurde!«
»Was es nun war, wu?te keiner genau. Aber da? er auf dieser Insel hergestellt worden war, unterlag keinem Zweifel. Die Insel mu?te also bewohnt sein. Aber von wem? Das wollte Walston naturlich wissen. Seit dieser Entdeckung versuchte ich, den Burschen zu entfliehen. Wer diese Bewohner auch immer sein mogen, sagte ich mir, schlimmer als diese Ganoven konnen sie nicht sein. Aber selbstverstandlich wurde ich nun strenger als je zuvor bewacht.«
»Aber wie wurde French-den entdeckt?«
»Darauf komm ich gleich. Aber vorher mochte ich gern wissen, weshalb ihr diesen gewaltigen Drachen gebaut habt.«
»Wir wollten von einem sehr hoch gelegenen Punkt die Insel uberschauen, um herauszufinden, ob Walston noch da ist. Briant und Baxter haben diesen Drachen mit der daran hangenden Gondel konstruiert, Briant wurde nachts hochgelassen.«
»Ah ja, sehr intelligent! Das konnte naturlich niemand wissen! Walston wollte auf jeden Fall Werkzeuge haben, um sein Boot zu reparieren. Waren die Bewohner Eingeborene, so konnte man sich mit ihnen vielleicht verstandigen, waren es Schiffbruchige, so besa?en sie moglicherweise jene Werkzeuge, die Walston fehlten. Er stellte also neue Nachforschungen an, allerdings hochst vorsichtig. Er durchkammte langsam und sicher die Walder am rechten Seeufer, doch weder ein Mensch noch eine Behausung wurden gesehen. Kein Gewehrschu? wurde vernommen.«
»Klar, denn ich hatte strengste Anweisung gegeben, da? niemand French-den verla?t und keiner einen Schu? abfeuert!« sagte Briant stolz.
»Trotzdem hat er euch entdeckt! Auf die Dauer war das ja sowieso unumganglich. In der Nacht vom 23. auf den 24. November gewahrte einer der Genossen Walstons einen Lichtschein. Ihr habt wohl einen Augenblick lang die Tur oder das Fenster offenstehen lassen. Am nachsten Tag schlich Walston selbst an diese Stelle und hielt sich die Nacht uber nur wenige Schritte vom Rio entfernt im hohen Gras versteckt. . .«
»Wu?ten wir«, sagte Briant.
»Ihr habt es gewu?t?!«
»Gordon und ich fanden dort eine kleine Tonpfeife, die Kate als das Eigentum Walstons identifizierte.«
»Stimmt! Walston hatte sie verloren, was ihn nachtraglich sehr argerte. Jetzt also wu?te er Bescheid. Walston hat einige von euch am Rioufer Spazierengehen sehen. 7 Manner gegen ein paar Jungen, das ist keine Schwierigkeit, sagte Walston nach der Ruckkehr zu seinen Kumpels. Ich belauschte zufallig ein Gesprach zwischen ihm und Brandt, deshalb wei? ich, was gegen French-den geplant ist. . .«
»Diese Schweine«, entrustete sich Kate, »sie hatten auch mit den Jungen kein Erbarmen gehabt.«
»Nein, Kate, nicht mehr als mit dem Kapitan und den Passagieren der
»Aber wie haben Sie es fertiggebracht, zu fliehen?« fragte Kate.
»Vor etwa 12 Stunden konnte ich mir die Abwesenheit Walstons und der ubrigen zunutze machen. Bewacht wurde ich zu der Zeit nur von Forbes und Rock. Ich mu?te sie auf eine falsche Fahrte locken oder einen Vorsprung vor ihnen gewinnen. Gegen 10 Uhr rannte ich einfach weg, doch Forbes und Rock bemerkten es sofort. Mein Vorsprung war klein, hatten mich die Baume und das Gras nicht so geschutzt, sie hatten mir eine Kugel durch den Korper gejagt, so aber hatte ich genugend Deckung. Die Jagd dauerte den ganzen Tag. Ich sturmte zum linken Seeufer, da ich ja aus Gesprachen wu?te, da? ihr dort am Ufer eines westwarts stromenden Rios haust. Niemals mu?te ich so schnell und so lange laufen. Die Kugeln meiner Verfolger pfiffen mir nur so um die Ohren. Ihr mu?t euch das vorstellen : Sie wu?ten, da? ich ihr Geheimnis kannte, da? ich es ausplaudern wurde, sobald ich bei euch in Sicherheit ware. Sie wu?ten, da? ihre Chancen dann entscheidend geringer sein wurden. Hatten sie keine Gewehre besessen, ich ware stehengeblieben und hatte mich mit meinem Matrosenmesser auf sie gesturzt. Lieber tot als noch einmal in ihre Gewalt kommen. Kate, Sie wissen ja, wie verderbt diese Hunde sind. Ich hatte die Seespitze bereits hinter mir, als dieses furchterliche Gewitter losbrach. Das verschlimmerte die Lage, denn Forbes und Rock waren mir dicht auf den Fersen und die grell zuckenden Blitze hatten mich leicht verraten konnen. Zum Gluck sah ich plotzlich den Rio vor mir. Da krachte ein Schu? . .. «
»... .den wir gehort haben!«
»Ich schlug einen Haken, rannte noch einige Sekunden vorwarts und hechtete hinein. Mit wenigen Sto?en war ich druben und verbarg mich im Schilf. Da horte ich Forbes und Rock. >Hast du ihn auch getroffen?< — >Na hor mal, wer bin ich denn? Der Bursche liegt schon auf dem Grund!< — >Gehen wir zuruck< Sie verschwanden wieder im Wald. Ich kroch vorsichtig aus dem Schilf und schlich zum Steilufer hinuber. Da horte ich Hundegebell! Ich rief um Hilfe. Wenige Augenblicke spater war ich gerettet!«
Nach einer kurzen Pause fugte Evans hinzu: »Jetzt liegt es an uns, diesen Ganoven den Garaus zumachen!« Nach diesem ausfuhrlichen Bericht erzahlten Briant, Gordon und Doniphan abwechselnd, was sie auf der Insel Chairman erlebt hatten.
»Und seit 20 Monaten konnte kein Schiff gesichtet werden?« fragte Evans unglaubig. »Nein!«
»Hattet ihr irgendwelche Signale errichtet?«
»Auf dem hochsten Punkt des Steilufers einen Mast!«
»Den niemand gesehen hat!«
»Nein Master Evans, allerdings haben wir ihn vor 6 Wochen heruntergeholt, um Walstons Aufmerksamkeit nicht zu erregen.«
»Sehr gut. Aber er wei? ja, woran er jetzt ist. Wir mussen Tag und Nacht auf der Lauer liegen, damit wir einen Angriff abwehren konnen.«
»Haben wir uberhaupt eine Chance?«
»Zahlt auf mich, ich zahle auf euch! Wir werden es schon schaffen!«
»Vielleicht la?t sich ein Kampf vermeiden. Wenn Walston zustimmte, die Insel zu raumen . . .«
»Was hei?t das?« fragte Briant.
»Walston und die anderen waren schon langst wieder abgesegelt, wenn sie ihre Schaluppe hatten reparieren konnen. So ist es doch, Master Evans?«
»Stimmt.«
»Vielleicht la?t er mit sich reden und wir uberlassen ihm Material und Werkzeuge. Naturlich wei? ich, wie widerwartig es ist, mit den Mordern der
Evans hatte Gordon aufmerksam zugehort. »Ihr Vorschlag, Herr Gordon, ist nicht schlecht. Wir mussen versuchen, uns die Kerle so schnell wie moglich vom Halse zu schaffen. Ware die Schaluppe fahrtuchtig und
