und begrenzte einen ausgedehnten Sumpf, der mit dem oden Vorland im Norden auffallend kontrastierte.

Briant schwenkte das Fernrohr nach allen Seiten. War er mit seinen Kameraden auf einer Insel oder auf einem Festland? War es eine Insel, so mu?te sie ziemlich gro? sein, mehr war vorlaufig nicht auszumachen. Er wandte sich der Westseite zu. Das Meer glanzte unter den schragen Strahlen der Sonne, die allmahlich zum Horizont herabsank. Plotzlich fuhr er zusammen.

»Schiffe!!« rief er, »vorubersegelnde Schiffe!« Am au?ersten Rand der Meeresflache zeigten sich tatsachlich 3 schwarze Punkte. Briant war seltsam erregt. War er nur das Opfer einer Augentauschung oder sah er dort wirklich Schiffe? Er konnte trotz gro?ter Anstrengung weder Rauchsaulen noch Segel erkennen, nur die 3 dunklen Punkte auf der Linie zwischen Meer und Himmel. Aber diese Punkte bewegten sichnicht; es waren wohl nur 3 kleine Inseln, sagte sich Briant enttauscht.

Jetzt war es 14 Uhr. Die Ebbe setzte bereits wieder ein und legte den seitlichen Klippengurtel frei. Briant mu?te aufbrechen. Aber er wollte vorher noch einmal einen kurzen Blick nach Osten machen, wie um sich zu vergewissern, da? er auch nichts Entscheidendes ubersehen habe. Er sollte diese Muhe nicht zu bereuen haben, denn jetzt sah er jenseits der Walder deutlich eine blauliche Linie, die sich von Norden nach Suden hin fortsetzte, eine Linie, deren Enden sich in den Waldern verliefen.

»Was ist das?« fragte er sich.

Noch einmal blickte er scharf hinaus.

»Das Meer!... Ja ... das ist das Meer!«

Fast ware ihm sein Fernrohr aus den Handen gefallen. Da, sich das Meer auch im Osten erstreckte, war jetzt jeder Zweifel beseitigt: dieses Land war kein Festland, sondern eine Insel, eine jener Inseln in der grenzenlosen Weite des Stillen Ozeans, von der sie wohl nie mehr fortkommen wurden. Briants Herz krampfte sich bei diesen Gedanken zusammen, die Enttauschung lahmte ihm all seine Glieder. Aber dennoch durfte er sich nicht niederdrucken lassen! Eine Viertelstunde spater war Briant wieder zum Strand hinuntergestiegen, gegen 17 Uhr erreichte er die Sloughi, wo ihn alle mit Ungeduld erwarteten.

6

 Nach dem Abendessen erzahlte Briant von seiner Reise, danach fa?te er zusammen :

»Im Osten, jenseits der Walder, habe ich eine sehr deutliche Wasserlinie wahrgenommen, die von Norden nach Suden verlauft. Ich zweifle nicht, da? es sich dabei um das Meer handelt. Die Sloughi ist also auf eine Insel geworfen worden.«

Anfanglich war unter den Gro?en, die Briant zuhorten, gro?e Erregung. Doch da meldete sich Doniphan.

»Das sagt noch gar nichts, vielleicht hat sich Briant auch getauscht!«

»Ja, Briant«, pflichtete Cro? ihm bei, »moglicherweise hast du alles mit einer niedrig hangenden Wolkenbank verwechselt.«

»Nein, nein, ich bin fest uberzeugt, da? sich im Osten Wasser befindet, das wohl zum Meer gehort.«

»In welcher Entfernung?«

»Etwa 9 km vom Vorgebirge!«

»Und bis dahin gab es keine Berge?«

»Nein, nur Himmel!«

Briant war seiner Sache sicher. Und Doniphan beharrte darauf, dessen Ausfuhrungen anzuzweifeln.

»Ich wiederhole«, erklarte er, »Briant kann sich tauschen. Solange wir uns nicht mit eigenen Augen uberzeugt haben ...«

»Wird sehr bald geschehen«, unterbrach ihn Gordon. »Wir mussen genau wissen, woran wir sind.«

»Ich mochte noch sagen«, fugte Baxter an, »da? wir keinen Tag verlieren durfen. Die schlechte Jahreszeit kommt immer naher.«

»Morgen werden wir, falls es das Wetter erlaubt, einen mehrtagigen Ausflug unternehmen«, sagte Gordon.

»Ausgezeichnet, und wenn wir die andere Seite der Insel erreicht haben. ..«

»Wenn es eine Insel ist«, beharrte Doniphan.

»Aber es ist eine, glaub mir. Ich habe das Meer doch deutlich genug wahrgenommen. Du widersprichst nur aus Gewohnheit, Doniphan.«

»Bist du denn unfehlbar?«

»Davon sprechen wir ja nicht. Ich werde noch einmal die Sache untersuchen, wenn du mich dabei begleiten willst... «

»Komisch, das ist doch klar, da? ich mich selbst davon uberzeugen werde.«

»Und wir auch!« riefen die anderen.

»Langsam, Freunde, alle konnen wir nicht gehen; die Kleinsten mussen ohnehin zuruckbleiben, au?erdem mu? dann noch eine Aufsicht dasein, um sie eventuell zu beschutzen. Man wei? ja nie! Au?er Doniphan und Briant konnen noch 2 andere mitgehen.«

»Ich!« meldete sich Wilcox.

»Und ich!« rief Service.

»Meinetwegen«, antwortete Gordon.

So eilig es Briant und Doniphan mit ihrer Reise hatten, so mu?ten sie diese noch vertagen, da sich am Himmel Regenwolken zusammenbrauten. Am nachsten Morgen schuttete es in Stromen, an einen Aufbruch war gar nicht zu denken. Gordon vertrieb sich die Zeit damit, herauszufinden, an welcher Stelle die Sloughi gestrandet war. Der Stielersche Atlas, er gehorte zur Bibliothek der Jacht, enthielt einige Karten vom Stillen Ozean. Verfolgte man die Strecke von Auckland bis zur Westkuste Amerikas, so lagen nordlich davon und zugleich jenseits der Pomoru-Inseln nur die Osterinsel und die Insel Juan Fernandez, auf der Selkirk, ein wirklicher Robinson, einen Teil seines Lebens verbracht hatte. Sudlich der Strecke lag nichts. Ostlich stie? man auf die langs der chilenischen Kuste verstreuten Chiloe- oder Madre-de-Dios-Inseln und tiefer unten auf die Magellanstra?e und auf Feuerland, wo nachweislich die heftigsten Sturme auftreten.

Wahrend der folgenden 14 Tage konnte die geplante Reise zur Erforschung der Wasser- und Landverhaltnisse nicht ausgefuhrt werden; es regnete von morgens bis abends, und vom Meer her heulte ein furchterlicher Sturm. Die Kinder konnten die Sloughi nicht verlassen, sie mu?ten vielmehr die jetzt beim Unwetter auftretenden Schaden unverzuglich ausbessern; sie hatten alle Hande voll zu tun, damit kein Regen durch die Luken und Ritzen drang. Jetzt sah man, wie wichtig es wurde, endlich ein geschutzter gelegenes Obdach ausfindig zu machen, bevor der Winter hereinbrach. An eine Umsiedlung in den fernen Ostteil war augenblicklich nicht zu denken, aber lange hielt die Sloughi wohl nicht mehr stand. Da auch der Westabhang des Steilufers keinen Schutz bot, mu?te man sehr bald auch nach anderen Richtungen wandern. Gordon hatte gerne das Reservesegel zur Umhullung des ganzen Schiffsrumpfes gebraucht, aber er entschlo? sich dann doch nach redlicher Uberlegung, die Plane zu schonen, denn sicherlich mu?te man einmal unter freiem Himmel nachtigen, und dann wurden sich porose Stellen tragisch auswirken. Mittlerweile war die gesamte Ladung in einzelne, handliche Ballen verteilt; in Gordons Notizbuch stand jeder Gegenstand genau verzeichnet, der im Notfall schleunigst an Land geschafft werden mu?te.

Am 27. Marz gab es einen bedeutsamen Fang. Im Lauf des Nachmittags, als der Regen fur kurze Zeit nachlie?, angelten die Kleinen mit ihren Fanggeraten am Rio. Plotzlich horte man laute Schreie. Gordon, Briant, Service und Moko, die an Bord der Jacht beschaftigt waren, eilten sofort zu Hilfe.

»Schnell hierher!« rief Jenkins. »Seht nur Costar mit seinem Renner.«

»Ich will herunter!« schrie Costar weinend.

Costar ritt auf einer gro?en Schildkrote, einer jener gewaltigen Chelonier, die man meist schlafend auf dem Meer treiben sieht. Die Kinder hatten sie am Strand uberrascht, und jetzt versuchte sie, so schnell wie moglich wieder ins Meer zuruckzukommen. Sie hatten eine Leine um den Hals des Tieres gelegt und versuchten so, sie aufzuhalten, aber sie war derma?en kraftig, da? sie die ganze Kindergesellschaft hinter sich herzog. Aus Scherz hatte Jenkins den kleinen Costar auf den Ruckenschild gesetzt.

»Nur Mut, Costar«, lachelte Gordon.

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