war alles, was er au?erte, Monsieur Poirot; zu dieser Zeit hatte er gerade heftige Schmerzen und wu?te wahrscheinlich kaum, was er sagte.«
>»Die werden es mir schon noch besorgen, die vier da<«, wiederholte Poirot gedankenvoll. »Was kann er damit gemeint haben, haben Sie daruber einmal nachgedacht?«
»Das kann ich beim besten Willen nicht sagen, Monsieur Poirot. Vielleicht dachte er dabei an seine Frau, den Sohn, den Arzt und vielleicht noch an Mrs. Clark, die Gesellschafterin von Mrs. Templeton. Das waren doch zusammen vier Personen, nicht wahr? Vielleicht bildete er sich auch ein, die vier Personen hatten gemeinsam ein Komplott gegen ihn geschmiedet.«
»Allerdings, das ware denkbar«, bemerkte Poirot gedankenverloren. »Wie war es denn mit seiner Verpflegung, konnten Sie diesbezuglich irgendwelche Vorsichtsma?regeln treffen?«
»Ich tue stets alles, was ich kann. Jedoch besteht Mrs. Templeton naturlich darauf, ihm seine Mahlzeiten selbst zu richten, zumal es auch vorkommt, da? ich dienstfrei bin.«
»Selbstverstandlich, und nun sind Sie sicher der Ansicht, nicht genugend Beweise in Handen zu haben, um der Polizei Meldung zu machen?«
Das Gesicht der Schwester zeigte tiefes Erschrecken bei der blo?en Erwahnung dieser Moglichkeit.
»Trotzdem ist mir folgendes gelungen, Monsieur Poirot. Nach dem Genu? einer Suppe hatte Mr. Templeton einen schweren Magenanfall, es gelang mir, den Rest davon auf die Seite zu bringen; hier ist er. Da Mr. Templeton sich gerade heute etwas besser fuhlte und darum meiner Pflege nicht bedurfte, habe ich um Urlaub gebeten, um wieder einmal meine Mutter aufsuchen zu konnen.«
Sie holte eine kleine Flasche mit einer dunklen Flussigkeit hervor und ubergab sie Poirot.
»Ausgezeichnet, Mademoiselle. Wir werden dies unverzuglich untersuchen lassen. Wenn Sie uns wieder aufsuchen wollten, sagen wir, in einer Stunde, dann werden wir in der Lage sein, zu Ihrem Verdacht in einer konkreten Form Stellung zu nehmen.«
Nachdem er sie zuvor noch nach Namen und Adresse gefragt hatte, geleitete er sie hinaus. Dann nahm er einen Zettel, schrieb einige Worte darauf und sandte ihn zusammen mit der Flasche fort. Wahrend wir auf das Resultat der Untersuchung warteten, beschaftigte sich Poirot zu meinem Erstaunen damit, die Identitat der Schwester telefonisch bei dem angegebenen Hospital festzustellen.
»Nein, nein, mein Freund, es ist schon richtig, wenn ich vorsichtig bin; bedenke, da? die Gro?en Vier hinter uns her sind.« Die gewunschte Information lie? nicht lange auf sich warten und bestatigte, da? eine Krankenschwester Mabel Palmer Mitglied der Schwesternschaft Lask sei und tatsachlich mit der Pflege des in Frage kommenden Patienten betraut worden sei. »Soweit ware alles in Ordnung«, bemerkte Poirot mit Augenzwinkern. »Und da kommt unsere Schwester Palmer auch schon wieder zuruck, das Untersuchungsergebnis ist inzwischen auch eingetroffen.«
Wir beide, die Krankenschwester und ich, warteten gespannt auf das, was Poirot uns zu berichten hatte. »Hat man Arsenik gefunden?« fragte sie beinahe atemlos. Poirot schuttelte den Kopf und faltete den Bericht zusammen. »Nein.« Wir vermochten unsere Enttauschung nicht zu verbergen. »Es enthalt zwar kein Arsenik«, fuhr er fort, »aber Antimon. Auf Grund dessen werden wir uns unverzuglich nach Hertfordshire auf die Beine machen. Der Himmel gebe, da? wir nicht zu spat kommen.«
Es wurde verabredet, als glaubwurdigsten Anla? fur Poirots Erscheinen ihn in seiner Eigenschaft als Detektiv Nachforschungen anstellen zu lassen nach einer fruheren Bediensteten des Hauses, deren Namen er von Miss Palmer erfahren hatte, denn alle Anzeichen sprachen dafur, da? diese Person in einen Juwelendiebstahl verwickelt sei.
Es war bereits spat, als wir in Elmstaed, wie der Ort benannt war, eintrafen. Wir hatten Schwester Palmer einen Vorsprung von zwanzig Minuten gelassen, damit kein Verdacht einer Anzeige geschopft werden konnte. Mrs. Templeton, eine gro?e dunkle Erscheinung mit hastigen Bewegungen und unstetem Blick, empfing uns. Ich konnte feststellen, da? sie nach Atem rang, als Poirot ihr seinen Beruf nannte, und stark beunruhigt schien, jedoch beantwortete sie seine Fragen nach der Bediensteten mit au?erster Bereitwilligkeit.
Um feststellen zu konnen, wie sie darauf reagierte, berichtete Poirot den Verlauf eines Giftmordversuches, den er kurzlich in den Polizeiakten verfolgt hatte und in den eine Frau verwickelt war. Seine Augen beobachteten sie unablassig, wahrend er erzahlte, und so sehr sie sich auch bemuhte, so konnte sie doch ihre aufsteigende Verwirrung kaum verbergen. Plotzlich aber sturzte sie aus dem Zimmer, indem sie irgendeine hochst unangebrachte Entschuldigung stammelte. Lange blieben wir aber nicht allein. Eine stammige, untersetzte Gestalt mit Kneifer und rotlichem Vollbart trat ein. »Doktor Treves«, stellte er sich vor.
»Mrs. Templeton bittet mich, sie zu entschuldigen. Sie ist sehr leidend, nervose Uberanstrengung aus Sorge um ihren Gatten und dergleichen; ich habe ihr Bettruhe und ein Schlafmittel verordnet. Sie hat mich beauftragt, Sie zum Essen zu bitten und dabei die Hausherrenpflichten zu ubernehmen. Wir haben hier bereits viel von Ihnen gehort, Monsieur Poirot, und sind uber Ihren Besuch mehr als erfreut. Ah, und da kommt ja auch bereits Micky!«
Mit linkischen Bewegungen betrat ein junger Mann den Raum. Er hatte ein rundes Gesicht und eigenartig hinaufgezogene Augenbrauen, die seinem Gesicht den Anschein standigen Erstaunens verliehen. Er lachte verlegen, als er uns die Hand zur Begru?ung reichte. Offensichtlich handelte es sich um den Sohn des Hauses, von dem die Schwester uns schon erzahlt hatte. Dr. Treves fuhrte uns nun in das E?zimmer, verlie? uns jedoch gleich wieder, wie ich annahm, um eine Flasche Wein zu holen. In diesem Moment verwandelte sich das Gesicht des jungen Mannes in ganz erstaunlicher Weise, er beugte sich vor und starrte Poirot an.
»Sie sind meines Vaters wegen gekommen«, sagte er, mit dem Kopfe nickend. »Ich wei? genau, ich wei? sogar noch mehr - aber niemand vermutet es. Meine Mutter wird froh sein, wenn Vater tot ist und sie Dr. Treves heiraten kann. Sie ist auch nicht meine richtige Mutter, wie Sie wohl wissen, und ich kann sie gar nicht leiden. Sie hat den Wunsch, da? Vater stirbt.« Es trat darauf eine unheimliche Stille ein, und bevor Poirot Zeit fand, darauf zu antworten, kam glucklicherweise der Arzt zuruck. Die sich beim Essen entwickelnde Unterhaltung war sehr stockend und gezwungen. Ganz unvermutet lehnte sich Poirot in seinen Stuhl zuruck und stohnte heftig mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Allmachtiger Himmel, was ist denn los?« rief der Doktor aus. »Es ist ein plotzlicher Krampf, wie ich ihn des ofteren habe. Es besteht durchaus kein Grund zur Beunruhigung, Herr Doktor, wenn ich mich nur eine kurze Zeit in einem der oberen Raume niederlegen konnte.«
Seinem Ersuchen wurde naturlich sofort stattgegeben, und ich begleitete ihn nach oben, wo er auf ein Bett niedersank und heftig stohnte. Zunachst war ich beunruhigt, doch dann wurde mir klar, da? Poirot, wie schon oft, Theater spielte und damit nur den Zweck verfolgte, unbeobachtet in die Nahe des Krankenzimmers zu kommen. Ich glaubte deshalb, da? er mir gleich eine diesbezugliche Erklarung geben wurde, doch kaum waren wir allein, sprang er vom Bett auf.
»Schnell, Hastings, hinaus durch das Fenster, wir konnen an dem Efeu hinabklettern, ehe man Verdacht schopft!«
»Am Efeu hinabklettern?« fragte ich unglaubig und ganz uberrascht.
»Ja, frag nicht so lange, wir mussen auf dem schnellsten Wege das Haus verlassen. Hast du ihn denn nicht beim Essen beobachtet?«
»Wen, meinst du den Arzt?«
»Nein doch, ich meine den jungen Templeton! Hast du nicht gesehen, was er mit dem Brot machte? Du erinnerst dich doch noch daran, was Flossie Monro uns erzahlte, bevor sie sterben mu?te? Uber Claude Darrell und seine Eigenart, bei Tisch mit dem Brot zu spielen? Hastings, dies ist ein abgekartetes Spiel, und jener blod aussehende junge Mann ist kein anderer als -unser Erzfeind Nummer vier. Deshalb schnell, ehe es zu spat ist.«
So versaumte ich denn keine Minute, und wie unglaublich und widersinnig mir auch die ganze Sache erscheinen mochte, so hielt ich es doch fur kluger, Poirots Aufforderung Folge zu leisten.
So leise wie irgend moglich kletterten wir am Efeu hinab, sturmten dann zu dem Bahnhof des kleinen Ortes und konnten gerade noch den letzten Zug erreichen, der gegen dreiund-zwanzig Uhr in London eintreffen sollte.
»Ein Komplott«, sagte Poirot gedankenvoll, »ich mochte nur wissen, wie viele der dort Anwesenden darin verwickelt sind; beinahe neige ich zu der Annahme, da? es sich bei allen um Mitglieder der Bande handelt. Zu welchem Zweck wollten sie uns dorthin locken, welche Teufelei steckt da wieder dahinter? Beabsichtigen sie etwa, uns abzulenken und uns von einer anderen Begebenheit fernzuhalten? Zu gern mochte ich ergrunden, welchen