einsamen Grabern ruhten. Ein stechender Schmerz fuhr ihm durch die Brust und erschreckte ihn.
Lansing 04 (Hoheitsgebiet Demarchy)
+ 1,51 Megasekunden
„Da sind wir“, sagte Shadow Jack fast seufzend. „Der Mekka-Felsen.“
Bertha beobachtete, wie er in der Luke sichtbar wurde: ein funfzig Kilometer langer, kartoffelformiger Gesteinsklumpen, zerfurcht sowohl von der Hand der Natur als auch der des Menschen. Mekkas langere Achse deutete zur Sonne, die ihnen am nachste Seite lag im Dunkeln, eingerahmt von einer ewigen Korona goldenen Sonnenlichtes. Als sie sich naherten, begann sie die Landungspositionslichter zu erkennen — und zwischen ihnen riesige; hervorstehende Gebilde, die von unten her beleuchtet wurden und ihre Schatten warfen, welche verschlungen wurden von dem gro?eren Schatten der Leere. Endlich erkannte sie sie als Lagertanks — enorme Ballons, gefullt mit wertvollen Gasen.
„Hattest du einen von ihnen besonders lieb?“
Sie seufzte. „Ja… ja, ich glaube schon. Es ist ein Gefuhl, gegen das man machtlos ist; ich liebte sie alle so sehr, doch einen…“
Er spahte an ihr voruber. Sie sahen das Schiff, das von der Sonne beschienen wurde, ein schwerfalliges, metallenes Gebilde, der Plastikrumpf war aufgeblaht mit Edelgasen, im Griff von drei stahlernen Beinen, das Tragegerust der nuklearelektrischen Raketen des Schiffes. „Betrachte mal die Gro?e dieses Schiffes! Es mu? von den Ringen kommen. Sie wurden so etwas nicht fur lokale Transporte verwenden.“ Er streckte den Kopf, als er dem Abwartskurs des Tankers folgte. „Dort unten mu? sein Dockfeld sein.“
Nun konnte sie das Dockgelande deutlich sehen, unnaturlich schimmernde Glatte, in kunstliches Licht gebadet, uberzogen mit Kranen und anderen mechanischen Parasiten, kahl und verlassen. Kleinere Fahrzeuge bewegten sich zwischen ihnen, Gluhwurmchen, von roter Farbe; unsicherer Notbehelf, ein verschwenderisches, behelfsma?iges Mi?verhaltnis.
Er nickte. „Das haben sie. Ich nehme an, sie lassen uns landen, wenn sie Lust dazu haben.“
Rusty regte sich in der Luft uber der Kontrollkonsole; sie spielte lustlos mit der doppelten Kordel seines Kopfhorers. „Arme Rusty“, murmelte Bertha und griff nach ihr. „Deine Reise in dieser Sauna ist fast voruber…“ Die Trockenheit ihrer Kehle schmerzte plotzlich.
Shadow Jack gab einen schuldbewu?ten Seufzer von sich und streichelte Rustys gestraubtes Fell. „Bird Alyn macht mich dafur verantwortlich, da? du Rusty hergibst. Sie wollte sie nicht verlieren. Sie liebt Pflanzen, und Dinge, die sie zum Wachsen bringen kann — Dinge, die am Leben sind…“ Sein Mund verzog sich zur Andeutung eines Lachelns, das auch Sorge hatte sein konnen. „Ich denke, Rusty war fur Bird Alyn das Wunderbarste, das sie jemals gesehen hat.“
„Du vermi?t sie wohl sehr.“
„Ja, ich… ich meine, sie ist die einzige, die wirklich mit dem Computer umgehen kann.“
„Oh.“
Er sah sie an, da er wu?te, was sie nicht ausgesprochen hatte. „Wir arbeiten nur zusammen.“
Sie nickte. „Ich dachte, da? ihr vielleicht…“
„Nein, das ist nicht der Fall. Wir sind nicht verheiratet.“
Sie fuhlte, wie ihr Mund sich in schockierter Mockiertheit verzog. „Ich bewundere deine Selbstbeherrschtheit.“
Sein blaues und grunes Auge weiteten sich; sie beobachtete, wie die Dusternis erneut in ihnen auftauchte. „Es bringt nichts, zu wollen, was wir nicht haben konnen. Das einzige, was wirklich zahlt, ist, sich am Leben zu halten — jeden am Leben zu halten. Wenn wir kein Wasser fur Lansing bekommen, dann ist dies das Ende; es ware dumm anzunehmen, da? es das nicht ist. Es ist sinnlos zu… zu…“ Er starrte die Kontrollkonsole an. „Diese Tagtraumer! Warum antworten sie uns nicht? Worauf warten sie denn, auf ein Wunder?“
Eine Stimme drang aus dem Lautsprecher. „Unregistriertes Schiff — was, zum Teufel, macht ihr da oben noch, worauf wartet ihr?“
Sprachlos wandte Shadow Jack sich ihr wieder zu; sie lachelte. „Nun, au?ern wir unseren Wunsch nach Wasserstoff.“
Shadow Jack manovrierte sie hinunter — er fluchte uber den grellen Glanz — zu einer Anlegestelle auf der Tagseite Mekkas. „ ,Nicht registriert fur das Hauptfeld.’ Diese triefaugigen Bastarde! Warum lie?en sie uns nicht auch im Dunkeln landen wie den Rest dieser verdammten Tanker?“ Er streckte sich und lehnte sich zuruck.
„Ich nehme an, sie wollen nicht, da? einige Touristen in ihre Destillen fallen.“ Endlich entspannte auch Bertha sich beim Klang der magnetischen Kabel, die an die Hulle des Schiffes geklammert wurden.
Er stie? sich von seinem Sessel ab. „Das hilft uns nicht viel. Wenn etwas schiefgeht, werden wir hollisch lange brauchen, bis wir auf diesem Weg wieder herauskommen.“ Er ging zu dem Spind, der ihre Raumanzuge enthielt.
Sie seufzte und nickte, dann griff sie nach Rusty. „Hoffen wir eben, da? nichts schiefgeht.“ Wer auch immer ihn nach dem Schatten benannt hatte, dachte sie, hatte eine gute Wahl getroffen.
Einen Augenblick lang klammerte Bertha sich an die Kante der offenen Luftschleuse, sah hinunter, und dann zur Seite, dorthin, wo die Welt zu abrupt endete: dem perspektivisch verkurzten Horizont, der sich wie die scharfe, glanzende Klinge eines Dolches gegen die Schwarze abhob. Und dahinter die Sterne, kaum sichtbar und ungeheuer fern, jenseits der lichtlosen Leere. Sie sah funf leblose Korper, die in diese Leere fielen, wo nichts ihren Fall bremsen konnte, wo keine Stimme jemals die Stille ewigen Alleinseins durchbrechen konnte… Sie schwankte,