ubriggeblieben ist, verschwenden.“
Abdhiamals Stimme hatte plotzlich wieder ihren sanften, professionellen Ton. „Nach welchen Kriterien wurden Sie fur defekt erklart? Sie machen doch einen gesunden Eindruck.“
Shadow Jacks Hande umklammerten Metall. „Vielleicht war ich selbst nicht defekt, aber meine Schwester war es. Und sie brauchten mehr Au?enarbeiter, daher sagten sie mir, ich mu?te an der Oberflache arbeiten. Das tut man, wenn man offensichtliche Schaden aufweist, so wie Bird Alyn. Dort habe ich sie auch kennengelernt…“ Wo er erkannt hatte, was das Leben einst bedeutet haben mu?te, inmitten der Schonheit von Garten und nicht umgeben von kahlem Gestein. Und dort hatte er auch eingesehen, da? sein eigenes Leben nicht deshalb endete, weil er die schutzende Hulle der Felsen hatte verlassen mussen, da? dies weder das Ende von Hoffnung und Zuversicht, noch von Glauben und Gefuhlen war. Aber er hatte zu viele Megasekunden auf der Oberflache der winzigen Welt zugebracht, zu viele Megasekunden auf einem verseuchten Schiff… Und es geschahen keine Wunder, um eine verkruppelte Hand oder ein gebrochenes Herz zu heilen.
Er schlug gegen den Turrahmen. „Alles geht schief! Ich wollte Bertha nicht… so nennen, wie ich es getan habe. Aber sie hatte so viele Ehemanner, sie hat sogar Kinder! Wo Bird Alyn und ich nicht einmal uns selbst haben konnen… das machte mich fast verruckt. Bertha hat so viel verloren, und ich sagte… sagte ihr das. Sie half uns, nachdem wir versucht hatten, ihr Schiff zu stehlen, wie jeder andere auch…“
„Das haben Sie getan? Und sie hat Ihnen beiden deswegen nichts getan?“
Er nickte. „Wir hatten nur einen Dosenoffner… Ich glaube, sie hielt uns fur Narren.“
„Und Sie… sagten, sie hat Kinder?“ Abdhiamal betrachtete das breite Lederband, das sein Handgelenk umschlo?.
„Ja. Im Weltraum reisen ist… ganz normal fur sie. Es bedeutet nicht das Ende von allem.“ Er bi? sich auf die Zunge, als ihm einfiel, da? es fur die Mannschaft der
„Wenn sie Ihnen den versuchten Diebstahl ihres Schiffes vergeben hat, wird sie Ihnen auch das Wort ,pervers’ vergeben. Wahrscheinlich fruher, als sie mir meine Bemerkungen uber Ingenieure verzeihen wird.“
Shadow Jack runzelte verstandnislos die Stirn.
Abdhiamals Lacheln erlosch. „Ich glaube, wir beide haben mehr als ein Problem gemeinsam. Wie jede Gruppe in Himmels Gurtel die Probleme der anderen teilt. Und inzwischen bin ich nicht mehr so sicher, ob es fur uns eine einfache Antwort gibt.“
Shadow Jack wandte sich ab und sah Bird Alyn, die ihn vom Ende des Korridors aus betrachtete. Er begegnete ihrem Blick. Hoffnungslosigkeit zog ihn hinab wie die Kette der Gravitation. „Fur uns gibt es uberhaupt keine Antworten mehr. Das hatte ich wissen mussen. Tut mir leid, da? ich Sie aufgehalten habe, Abdhiamal.“
Wadie schlo? die Tur; er kraulte immer noch die Katze. In Gedanken sah er die Zukunft von Lansing — Kummer und Tod in den Garten, und darin sah er die ganze Zukunft von Himmel…
Rusty wand sich wie ein ungeduldiges Kind in seinem Griff. Als er sie loslie?, geriet sein Arm in den Sog des Ventilators, wo ein kleines, rechteckiges Gebilde von der Gro?e einer Handflache in der Schwebe gehalten wurde. Er zog es herab und sah es an. Es war ein Bild — ein Hologramm —, das einen Mann und eine Frau zeigte, die im grellen Sonnenlicht vor einem ha?lichen Wohnhaus standen. Die Frau war Bertha Torgussen, ihr Haar war lang und fiel in Locken uber ihre Schultern. Und der Mann, gro?, mit dunklem Haar und sonnengebraunter Haut…
Bertha Torgussens Stimme meldete sich aus einem Wandlautsprecher. Sie teilte der Besatzung mit, da? Nakamore auf ihre Bedingungen eingegangen war.
Ranger (Diskanisches Hoheitsgebiet)
+ 2,74 Megasekunden
„Alles klar, Pappy, die Kabel sind gesichert. Wir haben uns wirklich selbst ubertroffen, als wir diese Ladung an Bord brachten. Hol uns rein.“ Bertha hob ihr Kinn vom Helmmikrofon weg und umschlang mit dem Arm das starke Stahlkabel, das zwischen den Sauerstoffbehaltern gespannt war. Sie spurte einen abrupten Sto?, als die Winden ihre Arbeit begannen und den letzten Zylinder in die Schleuse der
„Das war’s, Bertha.“ Clewells lachelnde Stimme hallte in ihrem Helm. Sie stellte sich sein Lacheln vor, das sie durch die Hulle spuren konnte.
„Das war’s. Wir haben es geschafft, Pappy! Wir haben es wirklich geschafft.“ Durch die- verdunkelte Gesichtsplatte ihres Helmes sah sie die an geschmolzenes Silber erinnernde Szenerie und davor den funkelnden Rubin von Diskus, der von der Hulle der
„Bertha!“ Das war die Stimme Bird Alyns, die sich deutlich vom Rauschen des Helmfunks abhob. Bertha sah, da? sie sich wie eine Mucke an die Au?enhulle klammerte. „Die Ladung fugt sich nicht genau passend ein…! Abdhiamal, Ihr Ende — das Kabel hat sich zwischen den Tanks verfangen…“
„Ich kummere mich darum.“
„Abdhiamal, warten Sie!“ Bertha sah, wie er sich zum Ende des Schiffes bewegte, sah den Lichtblitz seiner Fuhrungsrakete, als er verschwand. „Pappy! Sofort das Heckkabel losen!“ Sie aktivierte ihre eigene Fuhrungseinheit, druckte den Ausloser und folgte ihm zum Ende der Welt. Hinabblickend, sah sie ihn zwischen zwei Zylindern kauern. Das Kabel war eingeklemmt. Sie sah, wie er nach dem Kabel griff, sich mit den Fu?en abstemmte und zog — „Abdhiamal! Aufhoren, aufhoren!“ —, sah wie das Kabel freikam… sah, wie die losgelosten Tanks unter ihr aufeinander zuschwebten und das Kabel sich wie eine zornige Schlange zu ihr heraufkrauselte. Sie wich verzweifelt zuruck, wu?te… wu?te…
„Clewell!“ Ihr Gesicht prallte in einer grellen Korona gegen das Glas des Helms, als das Kabel sie an der Brust traf und sie hinaus und weg vom Schiff schleuderte. Sie rang nach Atem, Blut war in ihrem Mund, ihre Lungen schmerzten stechend, sie sah das Schiff wie ein Feuerrad aus ihrem Blickfeld verschwinden, Schwarze, geschmolzenes Silber, Schwarze… Sie suchte nach dem Ausloser ihrer Fuhrungsrakete, aber ihre Hande waren leer. Und sie fiel.