zuruckbrachten, wurde alles wieder wie fruher werden… alles.

Er sah hinuber zu Bird Alyn, zu ihrer Hand, drei gekrummte, nervenlose Finger und einen Daumen; fuhlte, wie sie seinen Blick auffing. Nicht alles. Seine Miene verdusterte sich in hilflosem Abscheu vor sich selbst; sie sah weg, als gelte der bose Blick ihr. Er sah hinaus in die Nacht, lie? seine Knochel knacken, als er sich erinnerte, warum nie wieder alles ins rechte Lot kommen konnte. Er erinnerte sich an den gebrochenen Ton der Beruhigung seines Vaters, vor mehr als einem Drittel einer Lebensspanne — als er seinen einzigen Sohn im Gras sitzend zurucklie?, dem fatalen Licht preisgegeben, und allein zuruckging in die schutzenden Tiefen der Felsen…

Ranger (Im Raum Lansing)

+ 195 Kilosekunden

Bertha horte, wie die Eindringlinge sachte gegen die Hulle der Ranger pochten, als sie sich auf die Hauptschleuse zubewegten. „Also haben sie sich doch nicht entschieden, sich einen Weg durch den Tagesraum zu schneiden.“

„Ihr Verhalten beeindruckt mich nicht. Willst du sie einfach so an Bord lassen?“ Clewell prallte leicht von der Wand zuruck, als er eine verschlossene Tasse in ein Fach unter der Konsole stie?.

Sie nickte. „Pappy, wir haben ihre kleine Schaluppe schon fast zwei Stunden auf dem Schirm; sie durfte wohl kaum ein Kriegsschiff sein. Sie scheinen in Schwierigkeiten zu sein — ihr Antrieb sto?t radioaktive Strahlung aus. Au?erdem brauchen wir Informationen, und wir hatten keinen gro?en Erfolg, als wir die Radiostationen Lansings abhoren wollten. Ich denke, wenn wir sie an Bord lassen, ist das die schnellste und einfachste Methode, um einige Fakten zu erfahren.“ Sie rieb ihre Augen, bis die schmerzende Helligkeit ihr das Bild all ihrer Liebhaber und ihrer einzigen gro?en Liebe zuruckbrachte, aber auch die Vision eines Schiffes, von unsichtbarem Feuer verschlungen. Der Tod hat schon zu reiche Ernte gehalten.

„Und was geschieht, wenn sie verruckt sind, wie all die anderen?“

„Du hast selbst gesagt, es konnen nicht alle so sein.“ Ihre Hand umklammerte den Kopf ihrer Pfeife. „Und selbst wenn sie es sind, werden sie das Schiff nicht bekommen.“ Sie lie? die Pfeife schweben, als sie das Transitprogramm uberprufte, ein Mosaik beleuchteter Knopfe auf dem Kontrollpult. „Du darfst nur nicht den Kopf verlieren.“

Jemand hatte die Schleuse betreten. Sie fuhlte ihre Gegenwart mehr, als sie sie horte, fuhlte, wie ihr Korper sich straffte, als die Lichter uber dem Schleusentor wechselten. Das Tor glitt zur Seite. Zwei gro?e Gestalten in Anzugen mit verstarkten Helmen schwebten unbeholfen in den Raum. Und stoppten sofort, indem sie sich an den in die Wand eingelassenen Handgriffen festhielten. Eine dumpfe, anklagende Stimme sagte: „Was macht ihr denn hier?“

Berthas Lippen zitterten; hilflos und unglaubig begann sie zu lachen. „W-was wir hier machen?“

Clewell grunzte. „Dieselbe Frage konnten wir an euch richten; das ware wahrscheinlich nicht so komisch. Ihr habt Gluck, uberhaupt hier zu sein.“

„Wir glaubten, das Schiff ware tot; wir wu?ten nicht einmal, ob ihr noch Energie habt, ehe die Schleuse sich offnete.“ Der kleinere Anzug erschauerte. „Ihr habt ein Leck, und… und ihr meint, ihr steuert dieses Ding, ihr habt es an euch gebracht?“

„Wir haben es nicht ,an uns gebracht’, es gehort uns.“ Bertha druckte ihren Schuh unter einen vorstehenden Bolzen und drehte sich um, um sie anzusehen. „Ich bin Kapitan Torgussen. Das ist mein Navigator. Wir lie?en euch an Bord kommen, weil wir glaubten, ihr wart in Schwierigkeiten. Eure Kraftwerkseinheit ist leck und sto?t Strahlung aus; ihr seid kaum bewegungsfahig. Habt ihr uns deswegen nachgestellt?“

Die silbernen, gesichtslosen Platten zeigten ihr nichts, nur ihr eigenes, verzerrtes Gesicht. Die dunne Stimme machte einen gekrankten Eindruck. „Was meint ihr mit ,leck’? Mit unserem Antrieb ist alles in Ordnung. Wir sind bereits eine Megasek unterwegs.“

Alles in Ordnung? Bertha warf Clewell einen verstohlenen Blick zu und sah, wie er die Augen aufri?. Eine Megasekunde — eine Million Sekunden —, fast zwei Wochen. Wer auch immer ihr gegenuberstand, welcher Wahnsinn auch immer fur ihr Handeln verantwortlich war, das Leben dieser Leute mu?te kurz und reich an Krankheiten sein, wenn sie es in einem solchen Schiff verbrachten.

Das blinde Gesicht fuhr fort. „Wir verfolgten euch, weil wir dachten, dieses Schiff ware eine Beute, und weil wir es haben wollten. Wie ich sehe, ist das nicht so.“ Eine behandschuhte Hand hob sich an seiner Seite, bedrohlich, sie hielt etwas Glanzendes. „Aber wir mussen es haben. Daher werden wir es uns eben nehmen, egal wie. Geht weg von den Kontrollen.“ Die Hand winkte.

„Ihr werdet es bereuen. Ihr zwei konnt wahrscheinlich uberhaupt nicht mit dem Schiff umgehen.“ Bertha lie? den Bolzen vorsichtig los, die Fu?e Zentimeter uber dem Boden, die Augen auf die Konsole gerichtet. Wenn sie einen der Knopfe beruhrte, stunde dieser Raum unter einer plotzlichen Gravitationsbelastung von einem g; einer der Fremden wurde auf seinen Kopf fallen, der andere auf den Rucken… Und ihr Genick brechen? Sie zogerte. „Wenn ihr glaubt…“

Ein Ball gestraubten Fells kam aus einer Plastikluke in der Wand geschossen; Rusty mauzte erfreut und umkreiste die Knie der beiden Fremden. Bertha horte, wie einer von ihnen schluckte. Er wich zuruck, wobei er seinen Gefahrten anstie?. „Sieh doch!“ Auch Rusty wich seitwarts aus, das Spiel begann ihr zu gefallen. „Was ist das?“ Ihre Stimmen klangen schrill. „Shadow Jack, nimm das weg von mir!“

Bertha zog die Computerfernbedienung aus ihrem Gurtel und warf sie. Sie traf den Arm des Fremden; seine Waffe wurde ihm aus der Hand geschleudert und flog in den Raum. Clewell bewegte sich hinter ihr her, um sie wieder einzufangen; die Eindringlinge warteten eng an die Wand gedruckt.

„Rusty. Komm her, Rusty!“ Bertha streckte eine Hand aus, und spitze Ohren richteten sich auf. Langsam durchquerte Rusty den Raum, strich um ihre Hufte und schnurrte glucklich und zufrieden. Bertha kraulte sie unter dem Kinn, strich uber den gekrummten Rucken und schuttelte den Kopf. „Rusty, du haltst uns alle zum Narren.“

„Ha, verdammt will ich sein!“ Clewell begann, die Waffe neugierig zu betrachten; seltsame Formen funkelten an ihrer Seite. „Das ist ein Buchsenoffner! Flaschenoffner, Gabel, ich wei? nicht, was fur einer das hier ist…“ Er zog sich in einen Stuhl. „Ich habe schon von allerlei Fetischisten gehort, aber solche habe ich noch nie gesehen.“

Bertha hielt sich an einem Sitz fest. Sie lachelte nicht. „Ihr zwei! Legt eure Anzuge ab.“ Gehorsam entkleideten sie sich; wie Falter schalten sie sich aus den Kokons ihrer Raumanzuge, ein Mann und eine Frau… ein Junge und ein Madchen, unglaublich hoch aufgeschossen und dunn, keiner von beiden alter als siebzehn, barfu? in abgetragenen, schmutzigen Overalls. Als ihr Geruch sie erreichte, tat sie so, als bemerkte sie nichts. „Ihr habt gerade einen Akt der Piraterie begangen. Und nun konnt ihr mir klarmachen, warum ich euch dafur nicht ohne eure Anzuge aus der Luftschleuse sto?en sollte.“ Sie fragte sich, ob ihre Drohung auch wirklich so furchterregend klang, wie sie es gern hatte.

Der Junge starrte sie an, von einem wurgenden Hustenanfall geschuttelt. Das Madchen bewegte sich von der Wand weg. „Es ging um Leben und Tod.“ Ihre Stimme erstarb krachzend in der trockenen Kehle.

„Wir boten euch Hilfe an. Das war wohl nicht ausreichend?“

„Nicht euer Leben.“ Sie schuttelte den Kopf. „Wir brauchen das Schiff fur… fur…“ Sie brach ab, ihre Augen wanderten suchend im Raum umher.

„Bird Alyn, sie wissen genau, aus welchem Grund wir das Schiff brauchen.“ Bertha sah, wie ein unausloschlicher, unpersonlicher Ha? die Zuge des Jungen verzerrte, als er sich umwandte. „Ihr wi?t, was wir sind. Wir sind nur Schrottsammler, wir haben euch nichts getan. La?t uns gehen.“

Bertha lachte erneut unglaubig. „Ihr habt ,nur’ versucht, das Kommando uber mein Schiff zu ubernehmen. Ich habe ,nur’ gefragt, warum ich euch dafur nicht in den Weltraum sto?en sollte. Und ihr erwartet von mir, da? ich euch gehen lasse? Ist denn jeder im Himmel-System verruckt?“ Ihre Stimme entglitt fast ihrer Kontrolle.

„Spielt auch keine Rolle.“ Er lie? den Haltegriff los und sank in sich zusammen. „Wir werden so oder so sterben. Jeder wird sterben. Nur ihr, ihr habt es gut, ihr Demarchos. Es ist einerlei fur euch, ob ihr uns gehen la?t oder uns totet.“

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