gra?liches Blutvergie?en sein. Aber das war das Komische mit Melcher, manchmal kam er mit heiler Haut davon, wenn eine Katastrophe unvermeidlich zu sein schien mit tiefen Fleischwunden und ersten Verbanden.

Er war jetzt blendender Laune. Sachkundig schichtete er die Barsche in einem emaillierten Schmortopf ubereinander und sang dazu sein Rezept, als ware es eine Opernarie.

»Barschtopf auf Melchers Art …« sang er, »… funf prima Fische – und dann Butter – reichlich Bu-u-utter«, sang er und klackste diese im Takt zu den Worten in den Topf. »Und Petersilie – und Dill – ordentlich viel Di-illeri- dill – und dazu noch ein Loffelchen Mehl – und ganz, ganz wenig Wasser – gewohnliches Wasser – und Salz nach Belieben – nach Belieben – nach Belie-ie-ie-ben – nach Belie-ie-ben!«

Das klang so bezaubernd, da? er sich fragte, ob er nicht eigentlich hatte Opernsanger werden sollen.

Ach nein, lieber Stra?en-und Wasserbauer! Hin und wieder warf er einen Blick auf seine Rinne, die zum Kuchenfenster hereinragte, und jedesmal lachelte er zufrieden. Das war doch etwas zum Vorzeigen, wenn Malin nach Hause kam.

Gleich darauf horte er das Motorboot am Steg anlegen, und er sturzte zum Brunnen hinaus, um bereitzustehen und sein Werk vorzufuhren. Malin sah ubrigens aus, als ob sie eine Aufmunterung brauchte. Sie hangte ihren Badeanzug mit einer sonderbar nachdenklichen Miene auf die Wascheleine, aber als sie merkte, da? Melcher sie anschaute, lachelte sie. Und dann sah sie die Wasserrinne.

»Was ist denn das?« fragte sie, und Melcher erklarte ihr und Krister und Pelle, was fur eine einfache und geniale Einrichtung es war, die ihr Leben im Schreinerhaus von nun an so viel angenehmer machen werde. »Hast du sie ausprobiert?« fragte Malin.

»Hmm – wie ist es euch denn ergangen?« fragte Melcher. Dann aber sah er Niklas und Johann ebenfalls dort stehen, und die wu?ten ja das eine oder andere. So ruckte er denn mit der Wahrheit heraus.

»Doch, ich hab sie ausprobiert – und einiges flo? auf die Erde

– und anderes kam auf den Kuchenfu?boden, aber das kommt alles in Ordnung, wenn ich eine Wassertonne besorgt habe.«

Melcher strahlte uber das ganze Gesicht. Er war so hingerissen von seiner Rinne, so stolz darauf, sie war so prachtig, er wollte sie streicheln, und das tat er auch. Aber genau da, wo er die Hand hinlegte, sa? eine von Pelles Wespen, und als Melcher den Stich spurte, geriet er vollig au?er sich. Zweimal an ein und demselben Tag, das war zuviel! Er stie? ein Gebrull aus, bei dem Krister, der nicht daran gewohnt war, zusammenzuckte. Ja, Melcher brullte wie ein Lowe und sah sich nach einer Mordwaffe um. Im Gras lag einer von den Krocketschlagern der Jungen, den hob er auf, und als er die Wespe, ganz zufrieden mit ihrer Tat, auf der Rinne sitzen sah, hob er den Schlager hoch uber seinen Kopf und schlug so kraftig zu, wie er konnte.

Hinterher war er wie gelahmt, als er sah, was er angerichtet hatte. Die Wespe hatte er nicht getroffen, die sa? bestimmt schon zu Haus in ihrem Nest und prahlte vor den anderen Wespen mit ihrer Tat. Aber die Rinne, seine prachtige Wasserrinne, die war in der Mitte durchgebrochen, und am Draht hing nur noch ein Stumpf. Kein Zweifel, sie war nicht nur undicht, sie war auch morsch.

Endlich erwachte Melcher aus seiner Betaubung, und da schnaubte er: »Ratet mal, was ich jetzt tun werde!«

»Fluchen«, schlug Pelle vor.

»Nein, das werde ich nicht tun, das ist namlich ha?lich und ungebildet. Aber jetzt verschwindet entweder das vertrackte Wespennest aus dem Schreinerhaus oder ich!«

Er hob den Krocketschlager, aber Pelle hangte sich an seinen Arm und schrie:

»Nein, Papa, nein, nein, ruhr nicht meine Wespen an!«

Da schleuderte Melcher argerlich den Schlager fort. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Bootssteg hinunter.

Das war ja wohl die Hohe: Pelle wollte lieber, da? sein Vater von oben bis unten mit Wespenstichen durchlochert war, als diese gemeinen Wespen zu opfern! Pelle rannte hinter ihm her, um zu erklaren und zu trosten, und darum bemerkte er nicht; was fur eine Freveltat Krister vorhatte. Das Wespennest sa? nur gerade so hoch, da? man mit dem Krocketschlager heranreichen konnte, wenn man sich ein bi?chen anstrengte, und Krister wollte sich gern ein wenig anstrengen fur dieses Vergnugen, den gro?en grauen Klumpen, der voll von Wespen sa?, zu Mus zu schlagen. Er hob den Krocketschlager, zielte und fuhrte einen furchterlichen Schlag gegen das Nest, verfehlte es aber und traf dicht daneben die Wand. Einen solchen Donner hatten die Wespen in ihrem ganzen Leben bestimmt noch nicht gehort, und er gefiel ihnen nicht. Die ganze Heeresmacht ruckte aus, um sich zu rachen. Eine Wolke von kleinen, bosen Wespen quoll hervor, die nachsehen wollten, wer sich unterstanden hatte, so zu donnern. Der erste, den sie sahen, war Melcher. Voller Kampfeslust sturzten sie auf ihn los. Melcher horte das Summen, als sie kamen.

»Nein, nun soll doch aber …« sagte er.

Dann rannte er davon. Im Zickzack wie ein Hase und die ganze Zeit brullend vor Zorn.

»Lauf, Papa, lauf!« schrie Pelle.

»Ich dachte, das tu ich schon«, brullte Melcher und raste zum Bootssteg hinunter, als galte es das Leben. Krister und Malin und die Jungen rannten hinterher, und Krister lachte, da? er erstickte, ohne zu ahnen, da? Malin ihn deswegen aus tiefstem Herzen verabscheute.

Melcher fuchtelte wild mit den Armen, um sich gegen die Qualgeister zu schutzen, aber er hatte schon ein paar Stiche abbekommen, und in seiner Not sah er nur einen einzigen Ausweg zur Rettung. Er sprang geradewegs ins Wasser. Ein lautes Platschen, und seine Kinder sahen ihn unter der Wasseroberflache verschwinden. Dort schien er eine Weile bleiben zu wollen. Die Wespen schwirrten verwirrt herum und suchten. Wo war er nur so rasch hingekommen, ihr Feind? Sie sahen sich um, und da entdeckten sie Krister. Er stand noch immer auf dem Steg und lachte noch mehr als vorher, aber es war merkwurdig, wie schnell er ernst wurde, als der Wespenschwarm jetzt auf ihn zusauste.

»Haut ab!« schrie er. »La?t mich, kommt blo? nicht hierher!«

Aber die Wespen lie?en ihn nicht. Sie kamen, oh, wie sie kamen! Da stie? er einen Schrei aus, als ware er in Seenot, und sturzte sich kopfuber ins Wasser. Er war noch wutender als die Wespen, als er wieder auftauchte. Aber Melcher, der ein Stuck von ihm entfernt Wasser trat, begru?te ihn freundlich.

»'n Abend! Sieh mal an, bist du auch unterwegs?«

»Ja, aber auf dem Nachhauseweg, das kannst du schriftlich haben«, sagte Krister. Mit wenigen Schwimmsto?en war er an seinem Boot. »Auf Wiedersehen, Malin!« rief er. »Ich fahre jetzt los. Diese Insel ist ja lebensgefahrlich. Aber wir sehen uns vielleicht ein andermal wieder!«

»Das glaube ich kaum«, murmelte Malin. Doch das horte Krister nicht. Als Melcher auf das Schreinerhaus zuplatschte, begegnete er Tjorven, und sie lachelte begeistert, als sie ihn sah.

»Hast du schon wieder in deinen Sachen gebadet? Warum tust du das blo? immerzu? Hast du keine Badehose?«

»Doch, die hab ich«, sagte Melcher.

»Aber ich glaub, mit der platscht es wohl nicht so gut, nicht?«

»Nein, auf diese Weise platscht es besser«, gab Melcher zu.

Dann aber kam der herrliche Augenblick, da er seinen Kindern Barsch nach Melchers Art vorsetzen wollte. Malin stand am Kuchenherd und hob den Deckel vom Kochtopf. Sie atmete den sagenhaften Duft ein. Oh, wie roch das gut und wie war sie hungrig!

»Papa, du bist phantastisch«, sagte sie.

Melcher hatte sich umgezogen und seine Wespenstiche gekuhlt. Jetzt sa? er am Kuchentisch, von neuem glanzender Laune. Das Leben war trotz allem reich. Er lachelte verlegen uber Malins Lob und sagte: »Tja, man behauptet ja, wenn Manner sich wirklich mit Kochen abgeben, so konnen es Weibsleute nicht mit ihnen aufnehmen. Ja, ja, ich meine damit nicht unbedingt, da? ich … aber wir werden ja sehen. Nun wollen wir jedenfalls probieren!«

Der Reihe nach fullte er seinen Kindern Barsch nach Melchers Art auf und gestattete nicht, da? einer anfing, bevor nicht jeder einzelne seine Portion bekommen hatte. Als er sich auch seinen Teller gefullt hatte, schmunzelte er und schaute hungrig auf den wei?en Fisch, der zwischen Dill und Petersilie in seiner Butterso?e schwamm. Er schmunzelte noch, als er den ersten Bissen zum Mund fuhrte, aber gleich darauf stie? er ein kleines, hilfloses Gurgeln aus.

Malin und die Jungen hatten auch schon gekostet, und sie sa?en wie gelahmt.

»Wieviel Salz hast du drangetan?« fragte Malin und legte die Gabel hin. Melcher sah sie an und seufzte.

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