»Wurde ich so sehen, ja.«

»Handys?«

Er schuttelte den Kopf. »Die Antennen fuhren durch den Raum. Jede Kommunikationsform, die wir haben - Handys, Internet, Turbodatenubertragung -, alles lauft durch den Raum.«

Julia sagte: »Charley hat gewusst, dass der Raum luftdicht ist. Ich wette, er ist da rein, um uns Ubrige zu schutzen. Das war selbstlos, richtig mutig.«

Sie entwickelte eine Theorie uber Charley, schmuckte sie aus, fantasievoll. Es war ein wenig storend, denn schlie?lich waren wir mit dem eigentlichen Problem noch keinen Schritt weiter - wie wir die Tur offnen und den Schwarm au?er Gefecht setzen konnten. Ich sagte: »Gibt es in dem Raum noch ein Fenster?«

»Nein.«

»Nur das Fenster in der Tur?«

»Ja.«

»Okay«, sagte ich, »dann verdunkeln wir es und machen da drin das Licht aus. Und warten ein paar Stunden, bis der Schwarm Energie verliert.«

»Tja, ich wei? nicht«, sagte Ricky skeptisch.

»Was soll das hei?en, Ricky?«, fragte Julia. »Ich finde die Idee super. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Fangen wir gleich an.«

»Also schon«, sagte Ricky und gab sofort klein bei. »Aber ihr musst sechs Stunden abwarten.«

Ich erwiderte: »Ich dachte, drei Stunden.«

»Eigentlich ja, aber ich mochte drei zusatzliche Stunden, bevor ich die Tur offne. Wenn der Schwarm entwischt, sind wir alle erledigt.«

So wurde es letzten Endes dann auch gemacht. Wir besorgten schwarzen Stoff, klebten ihn vor das Fenster und daruber noch ein Stuck schwarze Pappe. Wir loschten das Licht und klebten den Lichtschalter in der Aus- Position fest. Als wir fertig waren, uberkam mich erneut Erschopfung. Ich sah auf meine Uhr. Es war ein Uhr. Ich sagte: »Ich muss ins Bett.«

»Wir sollten alle etwas schlafen«, sagte Julia. »Es reicht, wenn wir morgen fruh wiederkommen.«

Wir machten uns alle auf den Weg zum Wohnmodul. Mae ging plotzlich neben mir. »Wie fuhlst du dich?«, fragte sie.

»Einigerma?en. Der Rucken tut mir ein bisschen weh.«

Sie nickte. »Ich seh mir das besser an.«

»Wieso?«

»Lass mich einfach einen Blick draufwerfen, bevor du ins Bett gehst.«

»Ach, Jack, Schatz«, rief Julia. »Du Armer.«

»Was ist denn?«

Ich sa? am Kuchentisch und hatte das Hemd ausgezogen. Julia und Mae standen hinter mir und schnalzten besorgt mit der Zunge.

»Was ist denn?«, fragte ich wieder.

»Du hast ein paar Brandblasen«, sagte Mae.

»Ein paar?«, sagte Julia. »Sein ganzer Rucken ist voller ...«

»Ich glaube, wir haben Verbandszeug fur Brandverletzungen«, sagte Mae und griff nach dem Erste-Hilfe- Kasten unter der Spule.

»Ja, das hoffe ich doch.« Julia lachelte mich an. »Jack, es tut mir so entsetzlich Leid, was du alles hast durchmachen mussen.«

»Jetzt brennt es vielleicht ein bisschen«, sagte Mae.

Ich wusste, dass Mae allein mit mir sprechen wollte, aber es gab keine Gelegenheit dazu. Julia wurde uns nicht eine Sekunde allein lassen. Sie war schon immer auf Mae eifersuchtig gewesen, schon vor Jahren, als ich Mae in mein Team geholt hatte, und jetzt kampfte sie mit ihr um meine Aufmerksamkeit.

Das schmeichelte mir ganz und gar nicht.

Der Verband kuhlte zuerst, als Mae ihn anlegte, doch gleich darauf brannte es schmerzhaft. Ich verzog das Gesicht.

»Ich wei? nicht, was fur Schmerztabletten wir dahaben«, sagte Mae. »Du hast eine recht gro?flachige Verbrennung zweiten Grades.«

Julia kramte hektisch im Erste-Hilfe-Kasten, nahm Sachen heraus und warf sie nach links und rechts. Tuben und Doschen schepperten zu Boden. »Hier ist Morphium«, sagte sie schlie?lich und hielt ein Flaschchen hoch. Sie strahlte mich an. »Das musste helfen!«

»Ich will kein Morphium«, sagte ich. Im Grunde wollte ich nur, dass sie ins Bett verschwand. Julia war mir lastig. Ihre Aufgekratztheit ging mir auf die Nerven. Und ich wollte allein mit Mae sprechen.

»Sonst ist nichts da«, sagte Julia, »au?er Aspirin.«

»Aspirin reicht.«

»Ich furchte, das wird nicht .«

»Aspirin reicht.« »Du musst mir nicht gleich den Kopf abrei?en.«

»Tut mir Leid. Mir geht's nicht gut.«

»Ich versuche blo?, dir zu helfen.« Julia machte einen Schritt zuruck. »Ich meine, wenn ihr zwei allein sein wollt, braucht ihr es nur zu sagen.«

»Nein«, sagte ich, »wir wollen nicht allein sein.«

»Wie gesagt, ich versuche blo? zu helfen.« Sie wandte sich wieder dem Erste-Hilfe-Kasten zu. »Vielleicht finde ich ja noch was -« Pflasterpackungen und Plastikflaschchen mit Antibiotika fielen zu Boden.

»Julia«, sagte ich. »Bitte lass das.«

»Was mache ich denn? Was mache ich denn so Schreckliches?«

»Lass es einfach.«

»Ich versuche blo? zu helfen.«

»Das wei? ich.«

Hinter mir sagte Mae: »So. Fertig. Das musste bis morgen halten.« Sie gahnte. »Und wenn ihr nichts dagegen habt, gehe ich jetzt ins Bett.«

Ich dankte ihr und sah ihr nach, wie sie den Raum verlie?. Als ich mich wieder umdrehte, hatte Julia ein Glas Wasser und zwei Aspirin fur mich in der Hand.

»Danke«, sagte ich.

»Ich konnte die Frau noch nie leiden«, sagte sie.

»Gehen wir schlafen«, sagte ich.

»Hier gibt es nur Einzelbetten.«

»Ich wei?.«

Sie kam naher. »Ich mochte mit dir zusammen sein, Jack.«

»Ich bin hundemude. Wir sehen uns morgen, Julia.«

Ich ging in mein Zimmer und torkelte zum Bett. Ich machte mir nicht mal die Muhe, mich auszuziehen.

Ich wei? nicht mehr, wie mein Kopf das Kissen beruhrte.

7. Tag, 4.42 Uhr

Ich schlief unruhig, hatte einen schrecklichen Traum nach dem anderen. Ich traumte, dass ich in Monterey war und Julia erneut heiratete. Ich stand vor dem Pfarrer, als sie in ihrem Brautkleid neben mich trat, und als sie den Schleier luftete, war ich schockiert, wie schon und jung und schlank sie war. Sie lachelte mich an, und ich lachelte zuruck, versuchte, mein Unbehagen zu verbergen. Denn jetzt sah ich, dass sie mehr als nur schlank war, dass ihr Gesicht dunn, fast ausgemergelt war. Einem Totenschadel ahnlich.

Dann wandte ich mich dem Geistlichen vor uns zu, aber auf einmal war er Mae, und sie schuttete farbige Flussigkeiten von einem Reagenzrohrchen ins andere. Als ich Julia wieder ansah, war sie au?er sich vor Wut und sagte, sie habe die Frau noch nie leiden konnen. Irgendwie war es mein Fehler. Ich war schuld.

Ich wachte kurz auf, verschwitzt. Das Kopfkissen war nass. Ich drehte es um und schlief wieder ein. Ich sah mich selbst schlafend im Bett liegen, und als ich aufblickte, bemerkte ich, dass die Tur zu meinem Zimmer offen stand. Licht drang aus dem Flur herein. Ein Schatten fiel uber mein Bett. Ricky trat ein und blickte auf mich hinunter. Sein Gesicht war dunkel im Gegenlicht, ich konnte seinen Ausdruck nicht erkennen, aber er sagte: »Ich habe dich immer geliebt, Jack.« Er beugte sich hinab, um mir etwas ins Ohr zu flustern, und als sein Kopf naher

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