gegenuberstand. »Hol dich der Teufel, Sergeant«, sagte sie atemlos, bevor sie ihn leidenschaftlich ku?te.

Wahrend sie in fliegender Eile ihre Kleidung abstreiften, wurden ihre Kusse drangender. »Wie schon du bist!« flusterte Malcolm mehrmals. »Gott, wie schon du bist!«

Plotzlich stie? Cynthia ihn ruckwarts aufs Bett und schob sich uber ihn. »Ich brauch' dich jetzt, Liebster. La? mich keine Sekunde langer warten.«

Danach ruhten sie sich aus, liebten sich wieder und machten so die ganze Nacht weiter. Obwohl in seinem Kopf ziemliches Chaos herrschte, fiel Malcolm auf, da? Cynthia im Bett die Initiative ergriffen und ihm - ganz uberraschend - das Gefuhl vermittelt hatte, beherrscht und vereinnahmt zu werden; aber das storte ihn nicht wirklich.

Als Detective-Sergeant hatte Ainslie es in den folgenden Monaten in der Hand, den Dienstplan so zu gestalten, da? Cynthia und er haufig zusammen waren - nicht nur in Miami, sondern gelegentlich auch mit Ubernachtungen an anderen Orten. So blieben sie weiter ein heimliches Liebespaar.

Es gab viele Augenblicke, in denen Ainslie sich mit einem Anflug von Schuldbewu?tsein an seine Ehe mit Karen erinnerte. Aber Cynthias unersattlicher sexueller Hunger und die Befriedigung, die sie ihm verschaffte, erschienen wichtiger als alles andere.

Wie in Atlanta begann jedes ihrer heimlichen Treffen mit einem endlos langen Ku?, wahrend sie einander auszogen. Dabei entdeckte Malcolm eines Tages Cynthias zweite Pistole in einem Knochelhalfter unter der langen Hose, die sie wie die meisten Kriminalbeamtinnen im Dienst trug. Ihre normale Dienstwaffe war eine Glock, eine 9mm-Pistole, deren Magazin funfzehn Schu? Hohlspitzenmunition fa?te. Aber diese Waffe, eine winzige verchromte Smith & Wesson, hatte Cynthia sich selbst gekauft.

»Die ist fur jeden Angreifer au?er dir, Darling«, murmelte sie. Dann steckte sie ihm ihre Zungenspitze ins Ohr. »Im Augenblick ist deine Waffe die einzige, die mich interessiert.«

Eine zusatzliche Pistole - bei der Polizei als »Wegwerfwaffe« bezeichnet - durften Polizeibeamte tragen, wenn sie registriert war und ihr Besitzer sich auf dem Schie?stand mit ihr qualifiziert hatte. In Cynthias Fall waren beide Voraussetzungen erfullt.

Tatsachlich sollte ihre kleine Smith & Wesson sich schon bald auf eine Art nutzlich erweisen, an die Malcolm Ainslie sich dankbar erinnerte.

Detective Cynthia Ernst leitete unter Aufsicht von Sergeant Ainslie die Ermittlungen in einem Mordfall, in dem ein Bankangestellter in Miami verdachtigt wurde, er habe die Tat beobachtet, sich aber nicht als Zeuge zur Verfugung gestellt. Cynthia und Ainslie fuhren zu der Gro?bankfiliale in der Innenstadt, um den potentiellen Zeugen zu befragen. Beim Hineingehen sahen sie, da? dort gerade ein Bankraub mit Geiselnahme stattfand.

Es war kurz vor Mittag; die Schalterhalle war voller Menschen.

Vor kaum drei Minuten hatte der Bankrauber, ein mit einer MP Uzi bewaffneter gro?er, muskuloser Wei?er, einer Kassiererin befohlen, ihren gesamten Bargeldbestand in die Baumwolltasche zu packen, die er ihr uber den Schalter zuschob. Nur wenige Leute hatten davon etwas mitbekommen, bis ein Wachmann den Bankrauber bemerkte, seinen Revolver zog und auf ihn zulief. »Sie an der Kasse!« rief er laut. »Weg mit der Waffe!«

Statt zu gehorchen, warf der Bankrauber sich herum und gab einen Feuersto? aus seiner Uzi ab. Der Wachmann brach zusammen. In der entstehenden Panik brullte der Bewaffnete: »Dies ist ein Uberfall! Niemand bewegt sich, dann passiert keinem was!« Dann griff er uber den Schalter, bekam die Kassiererin zu fassen, zerrte sie zu sich heran und klemmte sich ihren Kopf unter den Arm.

In der atemlosen Stille, die nach diesem Ausbruch eintrat, betraten Cynthia und Ainslie die Bank.

Ainslie griff sofort nach dem Schulterhalfter unter seiner Jacke und zog seine 9mm-Glock. Er hielt sie mit beiden Handen umklammert, zielte auf den Bankrauber und rief laut: »Halt, Polizei! Lassen Sie die Frau los! Weg mit der Waffe und Hande hoch, oder ich schie?e!«

Gleichzeitig setzte Cynthia sich unauffallig von Ainslie ab, ohne den Mann durch hastige Bewegungen auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Hande umklammerten eine kleine, unauffallige Handtasche.

Der Bankrauber hielt die Kassiererin noch fester gepackt und zielte mit der MP auf ihren Kopf. »Weg mit deiner Waffe, Drecksack, sonst erledige ich sie zuerst«, knurrte er Ainslie an. »Los, mach schon! Weg damit! Ich zahl' bis zehn. Eins, zwei... «

Die Kassiererin flehte mit schriller, erstickter Stimme: »Bitte tun Sie, was er sagt! Ich will nicht...« Ihre Stimme erstarb, als der Mann ihr die Kehle zudruckte.

Der Bankrauber zahlte weiter: »Drei... vier...«

»Seien Sie vernunftig!« rief Ainslie. »Legen Sie die verdammte Waffe weg! Geben Sie auf!«

»Niemals! Funf... sechs... Weg mit deiner Waffe, Schei?kerl, sonst knall' ich diese Schlampe bei zehn ab!«

Cynthia, die abseits stand und logisch kuhl uberlegte, schatzte ihr Schu?feld ab. Sie wu?te, da? Ainslie erraten haben mu?te, was sie plante, und jetzt mit geringen Erfolgschancen versuchte, Zeit zu gewinnen. Der Geiselnehmer wu?te, da? seine Lage aussichtslos war; er wurde nicht fluchten konnen, deshalb war es ihm egal, ob...

Der Mann zahlte weiter: »Sieben...«

Ainslie behielt seine Schu?position stur bei. Cynthia wu?te, da? er sich jetzt ganz auf sie verlie?. In der Schalterhalle herrschte atemlose, gespannte Stille. Naturlich war inzwischen langst stummer Alarm ausgelost worden. Aber es wurde einige Minuten dauern, bis weitere Polizisten eintrafen - und was hatten sie dann tun sollen?

Unmittelbar hinter dem Geiselnehmer war niemand zu sehen.

Er stand Cynthia jetzt fast Auge in Auge gegenuber, ohne jedoch auf sie zu achten, weil er sich vollig auf Ainslie konzentrierte. Seine MP war weiter auf den Kopf der Kassiererin gerichtet; das war eine verdammt gefahrliche Situation, aber Cynthia blieb keine andere Wahl. Sie wu?te, da? sie nur einen Schu? hatte, der sofort todlich sein mu?te...

»Acht... «

Mit einer schnellen Bewegung offnete Cynthia den Aufrei?saum ihrer speziell angefertigten Handtasche - ein wirkungsvoller Ersatz fur ein Knochelhalfter. Sie lie? die Ledertasche achtlos fallen, hielt jetzt ihre kleine Pistole in der Hand und ri? die chromblitzende Smith & Wesson hoch.

»Neun... «

Sie zielte rasch, hielt den Atem an und druckte ab.

Der scharfe Schu?knall lie? alle zusammenzucken. Cynthia ignorierte die Leute, die sie anstarrten; sie hatte nur Augen fur den Mann, der jetzt zusammenbrach, wahrend aus einer roten Schu?wunde fast genau in der Stirnmitte langsam Blut zu quellen begann.

Ainslie, dessen Waffe auf den Bankrauber gerichtet blieb, ging auf ihn zu, betrachtete die leblose Gestalt und steckte dann seine Pistole weg. Als Cynthia herankam, sagte er grinsend: »Du hast dir verdammt viel Zeit gelassen. Aber trotzdem vielen Dank.«

In der Schalterhalle wurde aufgeregtes Stimmengewirr laut; als die Menschen erkannten, da? die Gefahr voruber war, brandete Beifall auf, der rasch in spontane Hochrufe auf Cynthia uberging. Sie lehnte sich lachelnd an Malcolm, seufzte erleichtert und flusterte ihm zu: »Ich glaube, dafur schuldest du mir mindestens eine Woche im Bett.«

Ainslie nickte. »Aber wir mussen vorsichtig sein. Du wirst jetzt beruhmt.« Und das war sie in den Tagen danach als eine von den Medien gro? herausgestellte Heldin tatsachlich.

Erstaunlicherweise liebte Malcolm Ainslie seine Frau Karen in dieser ganzen Zeit mit Cynthia nicht weniger. Es war, als habe er zwei Privatleben: sein Eheleben, das Sicherheit und Bestandigkeit darstellte, und ein wildes Abenteuerleben, das unweigerlich irgendwann enden wurde. Ainslie dachte nie ernstlich daran, Karen und seinen dreijahrigen Sohn Jason zu verlassen.

In dieser Zeit gab es Augenblicke, in denen Ainslie sich fragte, ob Karen etwas von seinem Verhaltnis mit Cynthia ahnte oder sogar davon wu?te. Irgendein Wort, eine Geste von ihr konnte bewirken, da? er glaubte, sie musse zumindest einen Verdacht hegen.

Im Verlauf von »Cynthias Jahr« zeigten sich einige Facetten ihres Charakters, die Ainslie unangenehm beruhrten, ihm manchmal sogar beruflich Unbehagen bereiteten. Sie neigte zu plotzlichem Stimmungswechsel - von heiterer, liebevoller Warme zu abrupter, eisiger Kalte. In solchen Augenblicken fragte Ainslie sich, was um Himmels willen passiert sein mochte; nach mehreren Erlebnissen dieser Art erkannte er jedoch, da? das nur Cynthias Art war - ein Aspekt ihres Charakters, der immer haufiger und deutlicher hervortrat.

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