unterwegs gewesen: erst nach West Palm Beach, dann weiter nach Boca Raton und gegen funfzehn Uhr nach Miami zuruck - insgesamt rund zweihundertdrei?ig Kilometer bei scheu?lichem Regenwetter. Drei Observierungsteams, darunter auch Ainslie und Zagaki, hatten ihn unterwegs beschattet. Tagsuber hatte sich nichts Au?ergewohnliches ereignet - bis auf die Tatsache, die Zagaki auf der Fahrt festgestellt hatte: »Doil verhalt sich heute irgendwie anders, Sergeant. Ich wei? nicht, was er hat...«

»Er ist angespannt«, stimmte Ainslie ihm zu. »Man merkt's an seiner Fahrweise, und wenn er irgendwo halt, wirkt er ruhelos, als musse er standig in Bewegung bleiben.«

»Hat das etwas zu bedeuten, Sergeant?«

Ainslie zuckte mit den Schultern. »Konnte von Drogen kommen, obwohl Doil anscheinend nie welche genommen hat. Vielleicht ist er nervos. Das wei? nur er.«

»Vielleicht kriegen wir's noch raus.«

»Vielleicht.« Ainslie belie? es dabei, spurte aber selbst eine gewisse Anspannung und das vertraute Gefuhl, da? die Dinge sich auf eine Entscheidung zubewegten.

Nachdem sie Doil auf der Heimfahrt vom Firmengelande der Overland Trucking beschattet hatten, warteten Ainslie und Zagaki darauf, was als nachstes passieren wurde.

»Was dagegen, wenn ich ein Nickerchen mache, Sergeant?« fragte Zagaki.

»Nein, nur zu.« Es war vernunftig, wahrend einer langen Doppelschicht jede Moglichkeit zu einer Ruhepause zu nutzen, zumal Doil nach seiner achtstundigen Fahrt zu Hause war und vermutlich schlief.

»Danke, Sergeant«, sagte Zagaki, als er sich zurucklehnte und die Augen schlo?.

Ainslie hatte jedoch nicht vor, in dieser Nacht zu schlafen. Er traute dem jungen Kriminalbeamten noch immer nicht recht und hatte sich vor allem deshalb mit Zagaki zusammenspannen lassen, um ihn wahrend der Uberwachung im Auge behalten zu konnen. Fairerweise mu?te er allerdings zugeben, da? Zagakis Leistung bisher tadellos gewesen war. Er hatte klaglos alles ausgefuhrt, was Ainslie ihm aufgetragen hatte, und war vor allem viel gefahren. Aber trotzdem...

Zagakis Verhalten verunsicherte ihn, und obwohl er Muhe gehabt hatte, fundierte Kritik vorzubringen, sagte Ainslies Instinkt ihm, da? sich hinter Zagakis ubertrieben respektvoller Art, seinem standigen »Sergeant«, unaufrichtige Schmeichelei verbarg.

Oder bin ich selbst ubertrieben kritisch? fragte Ainslie sich.

»Dreizehnzehn, hier dreizehnhundert.« Dieser knappe Anruf kam aus seinem Handfunkgerat.

Das war Lieutenant Leo Newbold.

»Dreizehnzehn«, antwortete Ainslie. »QSK.«

Um auszuhelfen, wahrend die Sonderkommission personell unterbesetzt war, hatte Newbold gemeinsam mit Dion Jacobo mehrere Schichten ubernommen. Um Ainslie und Zagaki notfalls unterstutzen zu konnen, sa?en die beiden jetzt einige Wohnblocks entfernt in einem acht Jahre alten Ford mit eingebeulten Kotflugeln, abblatterndem Lack und einem Motor mit Turbolader, mit dem die Klapperkiste es mit jedem Sportwagen aufnehmen konnte.

»Ist bei euch irgendwas los?« fragte Newbold.

»Negativ«, antwortete Ainslie. »Unser Mann ist...« Aber er brachte den Satz nicht zu Ende. »Augenblick! Er kommt gerade aus dem Haus, geht zu seinem Pickup.« Er ruttelte Zagaki wach, der die Augen offnete, sich aufsetzte und den Motor ihres Lieferwagens anlie?.

Drau?en schlurfte Doil mit gesenktem Kopf und tief in den Taschen seiner Jeans vergrabenen Handen zu seinem Pickup.

Kurze Zeit spater berichtete Ainslie: »Er sitzt im Wagen, fahrt an, fahrt rasch weg. Wir folgen ihm.«

Da? Doil wegfuhr, kam unerwartet. Aber Zagaki lie? ihren Lieferwagen bereits anrollen, lenkte ihn auf die Stra?e hinaus und behielt den klapprigen Pickup im Auge.

»Wir fahren auch«, bestatigte Newbold. »Wir bleiben hinter euch. Haltet uns auf dem laufenden, wohin er fahrt.«

»Er hat die North Miami Avenue erreicht«, meldete Ainslie, »biegt jetzt nach Suden ab.« Wenig spater folgte die Meldung: »Er uberquert die Twentyninth Street.«

Aus dem Lautsprecher drang Newbolds Stimme: »Wir sind parallel zu euch auf der Second Avenue. Meldet weiter, welche Stra?en er uberquert. Wir konnen jederzeit ruberwechseln und euch ablosen.«

Da? zwei Uberwachungsfahrzeuge Parallelstra?en benutzten und zwischendurch immer wieder die Position wechselten, war eine bewahrte, aber manchmal etwas riskante Taktik.

Bei starker werdendem Regen frischte jetzt auch der Wind auf.

»Sie entscheiden, was zu tun ist, Malcolm«, sagte Newbold uber Funk. »Aber meinen Sie nicht, da? wir ein drittes Team anfordern sollten?«

»Noch nicht«, antwortete Ainslie. »Ich glaube nicht, da? er die Stadt verla?t... Er fahrt gerade uber die Eleventh Street; wir sind einen Block hinter ihm. Ich schlage vor, an der Flagler Street zu wechseln.«

»QSL.«

Wieder Ainslie: »Wir sind kurz vor der Flagler Street. Er fahrt weiter nach Suden. Ubernehmen Sie ihn, Lieutenant. Wir bleiben zuruck.«

»Wir fahren auf der Flagler Street nach Westen«, berichtete Newbold, »biegen nach Suden auf die Miami Avenue ab... Ja, wir sehen ihn. Er ist hinter uns... hat uns jetzt uberholt... zwei Fahrzeuge zwischen uns; diesen Abstand behalten wir bei.« Einige Minuten spater meldete sich Newbold: »Er uberquert gerade den Tamiami Trail, scheint zu wissen, wohin er will, wahrscheinlich nach Westen. Ich schlage vor, am Bayshore Drive erneut zu wechseln.«

»QSL. Wir schlie?en zu Ihnen auf.«

So waren Ainslie und Zagaki im vorderen Uberwachungsfahrzeug, als Elroy Doils Pickup auf dem vielbefahrenen Bayshore Drive eine kurze Strecke nach Westen fuhr, am Mercy Hospital langsamer wurde und dann nach rechts in das Villenviertel Bay Heights abbog.

Ainslie berichtete: »Unser Mann ist vom Bayshore Drive abgebogen, fahrt auf der Halissee Street nach Norden, Verkehr sehr schwach.« Zagaki wies er an: »Halten Sie reichlich Abstand, aber passen Sie auf, damit er uns nicht abhangt.« Die Sichtverhaltnisse hatten sich weiter verschlechtert. Der Regen hatte zwar nachgelassen, aber dafur war es inzwischen fast dunkel.

Wie die meisten Wohnstra?en in Bay Heights war die Halissee Street eine Stra?e mit gro?en, eleganten Villen auf parkartigen Grundstucken mit dichtem Baumbestand. Vor ihnen erschien eine Querstra?e; Ainslie wu?te, da? das die Tigertail Avenue mit ahnlichen Villen war. Aber bevor der Pickup diese Stra?e erreichte, hielt er plotzlich am rechten Stra?enrand unter einem gro?en uberhangenden Feigenbaum an. Die Scheinwerfer des Pickups erloschen, als Zagaki den Lieferwagen zum Stehen brachte und ebenfalls die Scheinwerfer ausschaltete. Sie standen etwa hundert Meter hinter dem Pickup und hatten mehrere geparkte Wagen zwischen Doil und sich. Aber sie sa?en so hoch, da? sie im Licht einer Stra?enlampe uber die Autodacher hinweg Elroy Doils Kopf und Schultern in seinem Pickup sehen konnten.

»Unser Mann parkt auf der Halissee Street vor der Tigertail Avenue«, berichtete Ainslie. »Er sitzt weiter in seinem Wagen. Bisher ist nicht zu erkennen, ob er aussteigen wird.«

Newbold antwortete: »Sind eine Querstra?e hinter euch. Wir parken ebenfalls.«

Sie warteten.

Zehn Minuten vergingen, ohne da? Doil sich bewegte.

»Er wirkt nicht mehr so ruhelos, Sergeant«, stellte Zagaki fest.

Wieder einige Minuten spater fragte Newbold uber Funk an: »Gibt's was Neues?«

»Negativ. Der Pickup steht, unser Mann sitzt darin.«

»Bei mir ist eine Nachricht eingegangen, Malcolm. Ich mu? mit Ihnen reden. Konnen Sie zu Fu? herkommen? Notfalls konnen wir Sie schnell wieder zuruckbringen.«

Ainslie zogerte. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Zagaki allein zuruckzulassen, damit er Doil uberwachte. Er ware lieber dageblieben, aber er wu?te, da? der Lieutenant etwas Wichtiges zu besprechen haben mu?te.

»Gut, ich komme jetzt«, antwortete er. Zu Detective Zagaki sagte er: »Ich bin so schnell wie moglich zuruck. Sie lassen Doil nicht aus den Augen und rufen mich uber Funk, falls er aussteigt, wegfahrt oder sonst irgendwas macht. Sollte er aussteigen oder wegfahren, bleiben Sie dran - und halten Sie vor allem Verbindung mit mir.«

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