Drogenmi?brauch gesammelt. Heroin war der harte Stoff, um den es ging, und er war im Uberflu? vorhanden. Aus Recherchen, die CBA News auf seine Veranlassung zu Hause angestellt hatte, wu?te er, da? sich die Veteranenkrankenhauser in alarmierendem Ma?e mit drogenabhangigen Vietnamkampfern fullten. Es wurde allmahlich zu einem nationalen, nicht nur zu einem militarischen Problem.

Vom Hufeisen in New York hatte Partridge grunes Licht zur Weiterverfolgung der Geschichte, doch die offiziellen Quellen hatten dichtgemacht und wollten ihm keine Informationen liefern.

Als er nun Jessicas Buroraum betrat und das Thema zur Sprache brachte, reagierte sie entsprechend. »Tut mir leid. Daruber kann ich nicht reden.«

Ihre Haltung verargerte ihn, und er machte keinen Hehl daraus.

»Wenn Sie nicht daruber reden wollen, hei?t das doch, da? Sie den Auftrag haben, jemanden zu decken. Ist es vielleicht der Botschafter, den die Wahrheit in Verlegenheit bringen konnte?«

Sie schuttelte den Kopf. »Auch diese Frage kann ich nicht beantworten.«

Doch Partridge, der langsam wutend wurde, lie? nicht locker. »Dann wollen Sie mir also erzahlen, da? es Ihnen hier, in Ihrem gemutlichen Quartier, schei?egal ist, ob sich die GIs da drau?en im Dschungel vor Angst in die Hose machen und sich, weil sie keinen anderen Ausweg wissen, mit Drogen zerstoren und zu Junkies werden.«

»Davon habe ich nichts gesagt«, erwiderte sie entrustet.

»Doch, genau das haben Sie gesagt.« Seine Stimme klang verachtlich. »Sie sagten, Sie wollen nicht uber eine faule, stinkende Sache reden, die dringend an die Offentlichkeit gebracht werden mu?, uber ein Problem, das man den Leuten erst einmal bewu?tmachen mu?, damit etwas dagegen unternommen werden kann. Damit man die grunen Jungs, die jetzt hierherkommen, warnen und vielleicht retten kann. Was glauben Sie eigentlich, wen Sie schutzen, Lady? Sicher nicht die Jungs, die drau?en kampfen, die, um die's eigentlich geht. Ihr nennt euch hier einen Informationsdienst. Ich nenne so was einen Verschleierungsdienst.«

Jessica wurde rot. Sie war es nicht gewohnt, da? man so mit ihr sprach. Aus ihren Augen blitzte der Zorn, wahrend ihre Finger einen glasernen Briefbeschwerer auf dem Tisch umklammerten. Einen Augenblick glaubte Partridge, sie wurde ihn werfen, und er wollte sich schon ducken. Doch dann lie? ihre Verargerung sichtbar nach, und sie fragte mit ruhiger Stimme: »Was brauchen Sie denn genau?«

Partridge ma?igte nun ebenfalls seinen Ton: »Vorwiegend Statistiken. Ich wei?, da? jemand sie hat, da? es Berichte gibt, da? Untersuchungen angestellt wurden.«

Mit einer Bewegung, die ihm spater auf liebevolle Weise vertraut werden sollte, strich sie ihre Haare zuruck. »Kennen Sie Rex Talbot?«

»Ja.« Talbot war ein junger amerikanischer Vizekonsul an der Botschaft in der Thong Nhut Street, nur wenige Blocks entfernt.

»Ich wurde vorschlagen, Sie fragen ihn nach dem MACVProject Nostradamus Report.«

Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas mu?te Partridge lacheln. Er fragte sich, welches Hirn diesen Titel wohl ausgebrutet hatte.

»Sie mussen Rex ja nicht wissen lassen, da? ich Sie geschickt habe«, fuhr Jessica fort. »Tun Sie einfach so, als wu?ten Sie...«

Er beendete den Satz fur sie. »...etwas mehr, als ich wirklich wei?. Ein alter Journalistentrick.«

»Den Sie auch bei mir angewendet haben.«

»In gewisser Weise«, gab er lachelnd zu.

»Ich hab's die ganze Zeit gewu?t«, sagte Jessica. »Aber ich hab'sIhnen durchgehen lassen.«

»Sie sind doch nicht so herzlos, wie ich dachte«, erwiderte er. »Wie war's, wenn wir uns heute abend beim Essen eingehender uber das Thema unterhielten?«

Jessica war selbst uberrascht, da? sie die Einladung annahm.

Spater entdeckten sie dann, da? sich jeder in der Gegenwart des anderen wohlfuhlte, und so wurde dieses Abendessen zur ersten einer langen Reihe von Verabredungen. Doch blieben ihre Begegnungen erstaunlich lange rein platonisch, denn etwas hatte Jessica in ihrer offenen, unverblumten Art von Anfang an klargestellt.

»Ich mochte, da? Sie eins verstehen: Gleichgultig, was hier sonst alles lauft, bei mir gibt's keine schnelle Geschichte. Wenn ich mit jemand ins Bett gehe, dann ist das fur mich etwas ganz Besonderes und Wichtiges, und das mu? es auch fur meinen Partner sein. Sagen Sie also nicht, ich hatte Sie nicht gewarnt.« Wegen Partridges Ausflugen in andere Landesteile Vietnams mu?te ihre Beziehung auch lange Trennungen uberstehen.

Doch irgendwann kam unausweichlich der Augenblick, in dem das Verlangen sie beide uberwaltigte.

Sie hatten im Caravelle, in dem Partridge wohnte, zusammen zu Abend gegessen. Danach im Hotelgarten, einer Oase des Friedens mitten im Chaos von Saigon, hatte er die Arme nach Jessica ausgestreckt, und sie war bereitwillig zu ihm gekommen. Sie schmiegte sich eng an ihn, wahrend sie sich ku?ten, und durch ihr dunnes Kleid spurte er ihre Erregung. Noch Jahre spater erinnerte Partridge sich an diese kostbaren, verzauberten Augenblicke, in denen alle Probleme und Sorgen - Vietnam, die Ha?lichkeit des Krieges, die unsichere Zukunft - weit weg schienen und nur noch die Gegenwart und sie beide zahlten.

»Gehen wir auf mein Zimmer?« fragte er zartlich.

Jessica nickte stumm.

Eng umschlungen standen sie im Zimmer, in das nur von der Stra?e ein schwacher Lichtschein hereinfiel, er zog sie behutsam aus, und sie half ihm, wo seine Hande sich ungeschickt anstellten.

»Ich liebe dich«, flusterte sie, als er in sie eindrang.

In den langen Jahren danach konnte er sich nicht mehr erinnern, ob auch er ihr gesagt hatte, wie sehr er sie liebte, aber er wu?te, da? er sie geliebt hatte und sie immer lieben wurde.

Partridge war tief bewegt, als er entdeckte, da? Jessica noch Jungfrau war. Doch wurde im Lauf der Zeit ihre Liebe immer vertrauter, und sie fanden im Spiel ihrer Korper die gleiche Erfullung wie in allen anderen Bereichen.

Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hatten sie sehr schnell geheiratet. Jessica wollte heiraten, sie wollte auch Kinder. Doch Partridge zogerte, aus Grunden, die er spater bereute. In Kanada hatte er bereits eine zerbrochene Ehe hinter sich, und er wu?te, da? die Ehen von Fernsehreportern oft katastrophal endeten. Denn Korrespondenten fuhrten ein unstetes Leben; haufig verbrachten sie zwei Drittel des Jahres auf Reisen, sie waren es nicht gewohnt, Verantwortung fur eine Familie zu tragen, und unterwegs bestandig sexuellen Verfuhrungen ausgesetzt, denen nur wenige auf Dauer widerstehen konnten. So lebten sich die Ehepartner haufig auseinander - sowohl geistig wie korperlich. Wenn sie sich nach langen Trennungen dann wieder trafen, waren sie zu Fremden geworden.

Dazu kam Vietnam. Partridge wu?te, da? er sein Leben riskierte, so oft er Saigon verlie?, und da? das Gluck, das ihm bis jetzt zur Seite gestanden hatte, ihn irgendwann einmal im Stich lassen konnte. Es ware deshalb nicht fair, so uberlegte er, einen anderen - in diesem Fall Jessica - mit dieser Sorge zu belasten, die Gefahr einer Enttauschung war einfach zu gro?.

Eines Morgens, nachdem sie die Nacht miteinander verbracht hatten, vertraute er Jessica ein paar dieser Uberlegungen an. Er hatte sich keinen schlechteren Augenblick aussuchen konnen. Jessica war tief enttauscht, denn sie sah darin nur das pubertare Ausbruchverhalten eines Mannes, dem sie ihr Herz und ihren Korper geschenkt hatte. So erwiderte sie nur kalt, da? sie die Beziehung als beendet betrachte.

Erst viel spater erkannte sie, da? sie mi?verstanden hatte, was in Wirklichkeit Zuneigung und tiefe Besorgnis gewesen war. Wenige Stunden danach verlie? Partridge Saigon; es war die Zeit seiner Reise nach Kambodscha, wo er einen Monat lang verschwunden blieb.

Crawford Sloane hatte Jessica einige Male in Harry Partridges Begleitung gesehen und kannte sie auch von seinen gelegentlichen Besuchen im Buro der USIS. Er fand sie bei allen Gelegenheiten au?erst attraktiv und hatte sie gern naher kennengelernt. Doch er wu?te, da? sie Partridges Freundin war, und da er sich

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