Man hatte wirklich an eine Fortsetzung gedacht, genugend neues Material dafur war vorhanden. Doch bei einer Diskussion am Hufeisen, an der auch Chippingham teilnahm, kam man zu der Entscheidung, da? andere Nachrichten an diesem Tag wichtiger seien; die Fortsetzung wurde also nicht gesendet. Es war eine heikle Entscheidung, und nur wenige gestanden sich ein, da? Feigheit mit im Spiel gewesen war.

Die Budgetkurzung war ein viel schwierigeres Problem. Es war genau der Punkt, an dem alle Sender nach der Ubernahme durch die neuen Herren verwundbar waren, und jeder wu?te das, Leslie Chippingham eingeschlossen. Vor allen die Nachrichtenabteilungen waren aufgeblaht, personell uberbesetzt und reif fur eine Beschneidung.

Bei CBA hatten diese Einsparungen sehr schmerzhafte Auswirkungen, denn uber zweihundert Leute verloren ihre Arbeit.

Auf die Entlassungen folgte eine Woge der Entrustung unter jenen, die ihre Arbeit verloren hatten, und ihren Freunden. Fur die Printmedien war die Sache ein gefundenes Fressen, jede Zeitung brachte bewegende Geschichten uber die Opfer der Einsparungswelle, obwohl viele Zeitungsverleger selbst ahnliche Rationalisierungen vornahmen.

Eine Gruppe innerhalb von CBA News, deren Mitglieder alle langfristige Vertrage besa?en, schickte einen Protestbrief an die New York Times. Zu den Unterzeichnern gehorten Crawford Sloane, einige ranghohe Korrespondenten und mehrere Redakteure. In dem Brief beklagten sie, da? einige der so plotzlich Entlassenen altgediente Korrespondenten gewesen seien, die fast ihr gesamtes Arbeitsleben im Dienst von CBA News verbracht hatten. Sie wiesen auch darauf hin, da? CBA als Ganzes keineswegs in finanziellen Schwierigkeiten sei, sondern im Gegenteil Profite abwerfe, die sich durchaus mit denen gro?er Industriekonzerne messen lie?en. Nach seiner Veroffentlichung fand der Brief landesweit gro?e Beachtung.

Der Brief und das Aufsehen, das er erregte, machten Margot Lloyd- Mason wutend. Noch einmal lie? sie Leslie Chippingham zu sich rufen.

Mit der aufgeschlagenen Times vor sich schimpfte sie los: »Diese uberbezahlten, eingebildeten Typen gehoren doch zum Management. Die sollten Entscheidungen des Managements mittragen und sie nicht mit ihrer offentlichen Norgelei unterminieren.«

»Ich glaube nicht, da? sie sich als Teil des Managements verstehen«, gab der Nachrichtenchef vorsichtig zu bedenken. »Sie sind zuallererst Journalisten und machen sich Sorgen um ihre Kollegen. Und ich kann es Ihnen ruhig sagen, Margot, ich mir auch.«

Seine Chefin strafte ihn mit einem wutenden Blick. »Ich hob' schon genug Probleme, auch ohne euch, und ich will von diesem Unsinn nichts mehr horen. Sie nehmen sich die Leute vor, die diesen Brief unterzeichnet haben, und machen ihnen klar, da? ich solch ein illoyales Verhalten nicht mehr dulden werde. Sie konnen sie auch darauf hinweisen, da? diese Art von doppeltem Spiel bei Vertragsverlangerungen in Betracht gezogen wird. Da fallt mir ein - einige der Gehalter, die wir den Leuten zahlen, sind ja wirklich astronomisch, vor allem das fur diesen arroganten Kerl Crawford Sloane.«

Leslie Chippingham gab eine etwas entscharfte Version von Margots Tirade an seine Leute weiter und gab dabei zu bedenken, da? er derjenige sei, der die Nachrichtenabteilung zusammenhalten musse, was aber nun immer schwieriger werde.

Zum Eklat kam es schlie?lich einige Wochen spater, als ein CBA-internes Memo mit neuen Vorschlagen von Mrs. Margot Lloyd-Mason die Gemuter erhitzte. Sie hatte die Absicht, einen politischen Aktionsfonds einzurichten, mit dem eine Lobby fur die CBA in Washington finanziert werden konnte. Die Fuhrungsetage des Senders sollte »freiwillig« zu diesem Fonds beitragen, was hie?, da? das Geld von ihren Gehaltern abgezogen wurde. Naturlich war auch die Leitung der Nachrichtenabteilung davon betroffen. Die Ankundigung wies darauf hin, da? dieses Arrangement einem ahnlichen in der Muttergesellschaft entspreche.

An dem Tag, als dieses Memo eintraf, wurde Chippingham am Hufeisen von einem Redakteur gestellt: »Les, du wirst uns doch diese Sauerei mit dem Fond vom Leib halten, oder?«

Crawford Sloane, der etwas abseits stand, mischte sich ein. »Naturlich wird er das. Les wurde nie einer Sache zustimmen, bei der die Nachrichtenabteilung um politische Gefalligkeiten bitten mu?te, anstatt uber sie zu berichten. Da konnen wir uns auf ihn verlassen.«

Der Nachrichtenchef war sich nicht sicher, inwieweit der Moderator das ironisch gemeint hatte. Doch wu?te er, da? er ein weiteres schwieriges Problem vor sich hatte; und Schuld daran war Margots Ignoranz, was journalistische Integritat betraf - oder war es einfach Gleichgultigkeit? Sollte er mit ihr uber diesen Fonds streiten? Er glaubte nicht, da? es viel Sinn haben wurde, da es ganz offensichtlich Margots einziges Ziel war, ihren Herren bei Globanic zu gefallen und ihre eigene Karriere zu fordern.

Schlie?lich loste er das Problem, indem er die ganze Geschichte und den Inhalt des internen Memorandums an die Washington Post durchsickern lie?. Er hatte dort einen Kontaktmann, den er schon ofters benutzt hatte und bei dem er sich darauf verlassen konnte, da? er seine Quelle nicht preisgab. Die Folge war ein auch von anderen Zeitungen aufgegriffener Artikel in der Post, der die Vorstellung, ein Nachrichtenmedium wurde politisches Lobbyistentum betreiben, der Lacherlichkeit preisgab. Innerhalb weniger Tage wurde der Plan offiziell fallengelassen, angeblich auf personlichen Befehl des Globanic-Vorsitzenden Theodore Elliott.

Und wieder mu?te Chippingham vor seiner Chefin erscheinen.

Sie fragte ihn barsch, ohne jede Begru?ung: »Wer in der Nachrichtenabteilung hat das Memo an die Post gegeben?«

»Ich habe keine Ahnung«, log er.

»Blodsinn. Auch wenn Sie es nicht genau wissen, einen Verdacht haben Sie sicher!«

Chippingham hielt es fur besser zu schweigen, und er stellte mit Erleichterung fest, da? Margot gar nicht auf die Idee kam, er selbst konne der Ubeltater sein.

Sie brach das sekundenlange Schweigen. »Seitdem ich hier bin, waren Sie nur unkooperativ.«

»Es tut mir leid, da? Sie das so sehen, weil es meiner Meinung nach nicht stimmt. Ich habe nur versucht, ehrlich zu sein.«

Ohne auf seinen Widerspruch einzugehen, fuhr Margot fort: »Wegen Ihrer widerspenstigen Haltung habe ich Erkundigungen uber Sie einholen lassen und einiges erfahren. Unter anderem auch, da? Ihnen Ihr Job im Augenblick sehr wichtig ist, weil Sie es sich finanziell nicht leisten konnen, ihn zu verlieren.«

»Mein Job war mir schon immer wichtig. Und was die finanzielle Seite angeht, trifft das nicht auf die meisten Leute zu?« Chippingham fragte sich mit Unbehagen, was noch kommen wurde.

Mit einem dunnen, uberheblichen Lacheln sagte Margot: »Ich zumindest stecke nicht mitten in einem vertrackten Scheidungsproze?. Aber Sie. Ihre Frau will eine gro?zugige finanzielle Entschadigung plus einen Gro?teil Ihres gemeinsamen Besitzes, und wenn sie das nicht bekommt, wird sie vor Gericht Beweise vorlegen fur eine ganze Reihe von Ehebruchen, die zu verheimlichen Sie sich nicht die Muhe gemacht haben. Au?erdem haben Sie Schulden, darunter einen gro?es Bankdarlehen, und deshalb brauchen Sie dringend ein regelma?iges Einkommen, sonst stehen Sie vor dem Bankrott.«

Chippingham hob entrustet die Stimme. »Das ist eine Beleidigung. Und ein Eingriff in meine Intimsphare.«

»Das mag ja sein«, erwiderte Margot gelassen. »Aber es stimmt.«

Trotz seines Protests war er entsetzt uber das Ausma? ihres Wissens. Er war in einer verzweifelten finanziellen Zwangslage, nicht zuletzt deshalb, weil er mit Geld nicht umgehen konnte und im Lauf der Jahre nicht nur sein betrachtliches Gehalt verschleudert, sondern auch noch hohe Schulden gemacht hatte. Er hatte auch nie den Reizen anderer Frauen widerstehen konnen, eine Schwache, die Stasia, seine Frau seit zwanzig Jahren, offensichtlich akzeptiert hatte - bis vor drei Monaten. Ohne Vorwarnung war Stasias aufgestaute Wut explodiert, und sie hatte sich, mit dem angesammelten Belastungsmaterial in der Hinterhand, in einer wilden Scheidungsklage Luft gemacht. Trotzdem hatte er sich torichterweise auf eine neue Affare eingelassen, diesmal mit Rita Abrams, einer Kollegin von CBA. Er hatte es eigentlich gar nicht beabsichtigt, aber es war trotzdem

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