passiert. Dann aber fand er Gefallen daran und wollte weitermachen. Doch der Gedanke, seinen Job zu verlieren, jagte ihm Angst ein.

»Jetzt horen Sie mir gut zu«, sagte Margot. »Es ist nicht schwer, einen Nachrichtenchef zu ersetzen, und wenn ich mu?, werde ich es auch tun. Bevor Sie uberhaupt wissen, was los ist, sitzen Sie schon auf der Stra?e und ein anderer auf Ihrem Stuhl. Es gibt genugend Bewerber fur Ihren Posten, innerhalb und au?erhalb unseres Senders. Ist das klar?«

»Ja, es ist klar«, erwiderte Chippingham resigniert.

»Aber wenn Sie mit mir an einem Strang ziehen, konnen Sie bleiben. Ich bestimme, was in der Nachrichtenabteilung lauft. Und noch eins: Wenn ich etwas will, das Ihnen nicht gefallt, dann kommen Sie mir nicht mit Ihrem Gewasch uber Ethik und journalistische Keuschheit. Ihre Unschuld haben Sie verloren -falls Sie sie je hatten -, als Sie diesen Fortsetzungsbericht uber Theo Elliotts Steuern nicht brachten.« Margot zeigte ihm wieder ihr dunnes Lacheln. »Oh ja, ich kenne die Geschichte. Das hei?t, Sie haben sich bereits korrumpieren lassen, und die nachsten paar Male machen da keinen Unterschied mehr. Das ist alles. Sie konnen gehen.«

Stattgefunden hatte diese Unterhaltung zwei Tage bevor zuerst Chuck Insen und dann Crawford Sloane den Nachrichtenchef wegen ihrer personlichen Probleme mit den National Evening News aufgesucht hatten. Chippingham wu?te, da? ihre Probleme schnellstens und innerhalb der Nachrichtenabteilung gelost werden mu?ten. Denn er wollte so lange wie moglich keine weiteren Besuche bei Margot, keine Konfrontationen mehr.

»Ich sag' dir eins, Crawf, und ich habe es auch Chuck gesagt«, fuhr nun Chippingham fort, »im Augenblick wurdet ihr bei uns den gro?ten Schaden anrichten, wenn ihr euren internen Streit an die Offentlichkeit tragt. Druben in Stonehenge ist die Nachrichtenabteilung in Ungnade gefallen. Und was Chucks Idee angeht, sich direkt an Margot Lloyd-Mason zu wenden: Sie wurde fur keinen von euch Partei ergreifen. Sie wurde hochstens noch weitere Einsparungen anordnen, mit der Begrundung, wenn wir Zeit fur interne Querelen haben, dann sind wir nicht ausgelastet und deshalb personell uberbesetzt.«

»Das kann ich widerlegen«, erwiderte Sloane.

»Und ich garantiere dir, da? man dich uberhaupt nicht anhoren wurde.« Chippingham geriet nun langsam in Wut, was bei ihm nicht haufig vorkam. Fur gewohnlich war es die Aufgabe des Nachrichtenchefs, sein journalistisches Personal und eben auch den Moderator gegen das Topmanagement des Senders zu schutzen. Aber es gab auch Grenzen; und dieses eine Mal beschlo? er, hart zu bleiben und unverblumt seine Meinung zu sagen. »Du kannst ruhig wissen, da? unsere neue Chefin nicht viel Zeit fur dich ubrig hat. Wegen dieses saubloden Briefs, den ihr an die Times geschrieben habt, hat sie dich arrogant und uberbezahlt genannt.«

»Der Brief traf haargenau ins Schwarze«, protestierte Sloane. »Ich habe das Recht auf meine freie Meinung, und die habe ich auch zum Ausdruck gebracht.«

»Blodsinn! Die ganze Sache ging dich uberhaupt nichts an. An diesem Punkt bin ich mit Margot einer Meinung. O Mann, Crawf, werd doch endlich mal erwachsen. Man kann doch nicht ein Gehalt einschieben, wie du es tust, und trotzdem >einer der Jungs< bleiben und blod daherreden, wenn man gerade Lust dazu hat.«

Es gab keinen Grund, dachte Chippingham, warum er sich alleine mit den neuen Besitzern herumschlagen sollte. Sloane, Insen und die anderen konnten ruhig auch die Kopfe hinhalten. Der Nachrichtenchef hatte noch einen personlichen Grund fur seine Verargerung. Es war bereits Donnerstag, und er hatte geplant, noch an diesem Abend fur ein langes, verliebtes Wochenende mit Rita Abrams nach Minnesota zu fahren. Rita war bereits am Abend zuvor dort eingetroffen. Doch er konnte nun nicht zulassen, da? dieser dumme Streit in seiner Abwesenheit weitergarte.

»Aber ich bleibe bei dem, was ich am Anfang gesagt habe«, meinte Sloane. »Es mu? Anderungen in der Struktur unserer Nachrichten geben.«

»Kann es ja auch«, erwiderte Chippingham. »Ich habe mir da selbst schon einige Gedanken gemacht. Aber wir werden das Problem hier unter uns losen.«

»Wie?«

»Nachste Woche werde ich mich mit dir und Chuck Insen zusammensetzen - und zwar so lange, bis wir zu einer Einigung gekommen sind. Und wenn ich euch die Kopfe einschlagen mu?, wir werden einen akzeptablen Kompromi? erreichen.«

»Wir konnen es ja versuchen«, erwiderte Sloane zweifelnd. »Aber besonders begeistert bin ich nicht.«

Chippingham hob die Schultern. »Du mu?t ja nicht gleich begeistert sein.«

Nachdem der Nachrichtenchef gegangen war, sa? Sloane schweigend in seinem Buro und dachte uber ihr Gesprach nach. Dann fiel ihm die Durchsage uber Larchmont wieder ein. Weil er wissen wollte, ob sich schon etwas Neues ergeben hatte, verlie? er sein Buro und ging in den Redaktionssaal.

15

Bert Fisher, der Informant aus Larchmont, blieb am Ball, nachdem ihn ein Polizeifunkspruch auf die Spur einer »moglichen Entfuhrung« gebracht hatte. Nach seinem Anruf bei WCBA-TV sturzte Bert aus seiner Wohnung und hoffte nur, da? sein zerbeulter, zwanzig Jahre alter VW Kafer mitmachte. Nach einigen bangen Sekunden sprang er an, wenn auch unter Achzen und Stohnen. Bert hatte auch im Auto ein Abhorgerat, das er nun auf die Frequenz des Polizeifunks einstellte. Dann fuhr er in die Stadt, zum Grand Union Supermarkt.

Auf halbem Weg dorthin lie? ihn ein weiterer Polizeifunkspruch die Richtung andern.

»Wagen 423 an Revier. Fahren jetzt zum Haus des potentiellen Entfuhrungsopfers. Adresse: 66 Park Avenue. Erbitten Verstarkung durch einen Kriminalbeamten, der uns dort treffen soll.«

»Revier an 423. Zehn vier.«

Und nach einer kurzen Pause: »Revier an Wagen 426. Fahren Sie schnell zur Park Avenue, Haus Nr. 66. Streifenwagen 423 erwartet Sie dort. Lassen Sie sich von dem Streifenbeamten uber den Fall berichten, und nehmen Sie die Ermittlungen auf.«

Im Klartext, das wu?te Bert, hie? »Fahren Sie schnell« mit Blaulicht und Sirene. Die Sache kam also offensichtlich ins Rollen, und Bert beschleunigte sein Tempo, soweit sein uralter Volkswagen es zulie?. Wahrend er auf die Park Avenue zufuhr, ging ihm die angegebene Hausnummer nicht mehr aus dem Kopf: Er war sich nicht ganz sicher, aber wenn das Haus demjenigen gehorte, an den er dachte, dann war er wirklich einer hei?en Geschichte auf der Spur.

Officer Jensen, der auf den Hilferuf vom Grand Union Supermarkt reagiert und die alte Lady, Priscilla Rhea, befragt hatte, wurde das Gefuhl nicht mehr los, in etwas Ernstes hineingeraten zu sein. In Gedanken ging er noch einmal durch, was er bis jetzt in Erfahrung gebracht hatte.

Bei seiner Zeugenbefragung vor dem Supermarkt hatten einige Personen ubereinstimmend ausgesagt, sie hatten gesehen, wie eine Frau in gro?er Eile und offensichtlich sehr besturzt den Supermarkt verlie?. Zwei der Zeugen konnten die Frau als Mrs. Crawford Sloane identifizieren. Den Angaben zufolge war sie in Begleitung ihres Sohnes und zweier Manner, der eine um die Drei?ig, der andere alter. Der Drei?igjahrige hatte den Laden offensichtlich alleine betreten. Er hatte zunachst einige andere Frauen gefragt, ob sie Mrs. Sloane seien. Sobald er dann die richtige Mrs. Sloane gefunden hatte, kam es zu dem ubersturzten Aufbruch.

Danach war Miss Rhea die einzige, die behauptete, die vier gesehen zu haben. Ihre Geschichte eines Uberfalls, bei dem die Opfer in einem »kleinen Bus« entfuhrt worden seien, wurde immer glaubwurdiger. Unter anderem auch deshalb, weil Mrs. Sloanes Volvo, auf den ein Bekannter des Opfers Jensen hingewiesen hatte, noch immer auf dem Parkplatz des Supermarkts stand, wahrend Mrs. Sloane und ihre Begleiter offensichtlich verschwunden waren. Und schlie?lich gab es noch diese Flecken auf dem Asphalt, die moglicherweise Blut waren. Jensen hatte einen der inzwischen eingetroffenen Beamten gebeten, sie als Beweismittel fur eine spatere Untersuchung zu sichern.

Ein weiterer Zeuge, der in der Nahe der Sloanes wohnte, hatte Jensen die Adresse der Familie genannt. Da es nun am Supermarkt fur ihn nichts mehr zu tun gab, hatte er die Adresse durchgegeben und um einen Kriminalbeamten gebeten, der ihn dort treffen sollte. Unter anderen Umstanden hatte er auch den Namen der mutma?lich Entfuhrten genannt, zumal der Funkverkehr der Polizei von Larchmont etwas zwangloser ablief als der gro?erer Einheiten. Da aber Larchmonts beruhmtester Einwohner betroffen war und moglicherweise Unbefugte den Funkverkehr abhorten, hielt er den Namen vorerst zuruck.

Jensen war jetzt auf dem Weg zur Park Avenue - eine Fahrt von wenigen Minuten.

Er war eben in die Auffahrt zum Haus Nr. 66 eingebogen, als ein zweites - ziviles - Fahrzeug mit

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