wurden von Hubschraubern gerettet. Ein krebskranker Wall Street Milliardar lie? sich in einem Rollstuhl durch die Bronx schieben und warf mit vollen Handen Hundertdollarscheine in die Menge. Alle paar Minuten erhielt er Nachschub aus einem hinterherfahrenden gepanzerten Wagen.
Bert Fishers Anruf erreichte denselben Assistant News Director wie schon zuvor, der, als er horte, wer anrief, nur kurz in den Horer bellte: »Hier geht's zu wie im Tollhaus. Machen Sie's kurz!«
Bert tat es, worauf der junge Journalist unglaubig fragte: »Sind Sie sicher? Haben Sie eine Bestatigung?«
»Vom Polizeichef personlich«, antwortete Bert und fugte stolz hinzu: »Er gab mir ein Exklusivinterview, und ich mu?te ihm seine Angaben zur Sicherheit noch einmal wiederholen.«
Der Assistant News Director war aufgesprungen, winkte seiner Chefin und rief: »Leitung vier! Leitung vier!« Und zu einem Disponenten am Tisch neben seinem: »Wir brauchen ein Kamerateam in Larchmont, und zwar schnell. Frag mich nicht, wo du es hernehmen sollst. Zieh irgendwo eins ab und schick es hin.«
Die Nachrichtenchefin sprach bereits mit Bert Fisher. Sie notierte sich die wichtigsten Punkte und fragte dann: »Wer hat die Geschichte sonst noch?«
»Ich war der erste. Und bin's immer noch. Aber der Mann von WNBC kam an, als ich wegfuhr.«
»Hatte er ein Kamerateam dabei?«
»Nein.«
Der Assistant News Director kam an ihren Tisch und meldete: »Ein Team ist bereits unterwegs. Wir haben es aus der Bronx abgezogen.«
Sie sprach noch immer mit Bert Fisher. »Bleiben Sie dran!« Dann wandte sie sich an einen Texter: »Leitung vier. Es ist Fisher, aus Larchmont. Nimm alles, was er hat, und schreib es als Aufmacher fur die Mittagsausgabe.«
Gleichzeitig griff sie zu dem Telefon, das sie direkt mit CBA verband. Ernie LaSalle nahm den Anruf entgegen, und sie sagte ihm: »Die Entfuhrung in Larchmont ist bestatigt. Vor einer halben Stunde haben unbekannte Tater Crawford Sloanes Frau, seinen Sohn und seinen Vater verschleppt.«
»Um Himmels willen!« Unglaubigkeit und Entsetzen lagen in LaSalles Stimme. »Wei? Crawf es schon?«
»Ich glaube nicht.«
»Hat die Polizei bereits Ermittlungen aufgenommen?«
»Ja, und das FBI ist auch schon informiert. Fisher, unser Mann vor Ort, hat eine Erklarung des Polizeichefs von Larchmont.« Die Nachrichtenchefin las die Erklarung des Beamten und Fishers Nachfrage laut vor. Sie endete mit der Schlu?bemerkung des Polizeichefs: »Das konnen Sie so bringen.«
»Lies es noch einmal vor.« LaSalle versuchte verzweifelt mitzuschreiben.
Die Nachrichtenchefin von WCBA gehorchte und fugte dann hinzu: »Soweit wir wissen, ist WNBC auch an der Story. Aber wir haben die Nase vorn. Hor zu, wir wollen die Sache auf jeden Fall in der Mittagsausgabe bringen, und ich uberlege mir, ob wir nicht sofort das Programm unterbrechen und eine Sondermeldung rausgeben sollen. Aber ich dachte mir, da es doch seine Familie ist... «
Bevor sie den Satz beenden konnte, fuhr LaSalle sie an: »Ihr tut uberhaupt nichts da druben. Das ist eine Sache fur die ganz oben. Und wenn die Story uberhaupt jemand bringt, dann wir.«
LaSalle hatte nur Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen.
Er hatte mehrere Moglichkeiten.
Zum einen konnte er sich die Zeit nehmen, zuerst Crawford zu suchen, der aber moglicherweise gar nicht im Haus war, um ihm personlich und so schonend wie moglich die schreckliche Nachricht beizubringen. Er konnte aber auch uber das rote Telefon die gesamte Nachrichtenabteilung uber die Entfuhrung der Sloanes informieren und damit hektische Aktivitat auslosen, weil man versuchen wurde, einen Live-Bericht zusammenzustellen. Die dritte Moglichkeit war ein Anruf in der Kontrollzentrale des Senders mit der Ankundigung, da? CBA News in etwa drei Minuten »auf Sendung gehen« und das normale Programm mit einer Sondermeldung unterbrechen werde. LaSalle war einer der wenigen Leute mit der Befugnis zu einer solchen Unterbrechung; und seiner Meinung nach war diese Meldung nicht nur wichtig, sondern auch von au?ergewohnlichem Interesse fur die Offentlichkeit.
Doch er entschied sich schlie?lich fur die zweite Moglichkeit, unter anderem auch deshalb, weil er wu?te, da? noch ein zweiter New Yorker Sender, die NBC-Tochter WNBC-TV an der Geschichte dran war. Und wie CBA wurde auch NBC in Kurze einen Bericht von ihrer Tochter erhalten. Fur menschliche Nettigkeiten war deshalb keine Zeit. Was die mogliche Programmunterbrechung betraf, gab es noch genugend andere Leute im Sender, darunter auch Les Chippingham, die diese Entscheidung treffen konnten.
»Inlandsredaktion. LaSalle. Die fruher gemeldete Entfuhrung in Larchmont, New York, ist vom Polizeichef des Ortes bestatigt worden. Das FBI ist bereits alarmiert. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Opfern um Mrs. Crawford Sloane, den jungen Nicholas Sloane und...« La Salle mu?te feststellen, da? ihm trotz seiner Entschlossenheit und seines Professionalismus die Stimme brach. Er nahm sich zusammen und fuhr fort: »... Crawfords Vater. Sie wurden unter Gewaltanwendung von Unbekannten verschleppt. WCBA ist am Tatort, erste Informationen sind bereits im Haus. Angeblich arbeitet auch NBC an der Geschichte, aber wir haben die Nase vorn. Die Inlandsredaktion empfiehlt Programmunterbrechung fur eine Sondermeldung.«
Verwirrung und Entsetzen lahmten die gesamte Nachrichtenabteilung. Alle horten auf zu arbeiten. Man sah sich gegenseitig an, auf vielen Gesichtern lag die unausgesprochene Frage:
Die Verantwortlichen am Hufeisen im Stock uber dem Redaktionssaal waren ahnlich entsetzt, doch bei ihnen dauerte der Schock nur Sekunden. Danach entwickelten sie, aus Gewohnheit und aus Disziplin, hektische Aktivitat.
Chuck Insen, der ranghochste Produzent im Haus, verlie? im Laufschritt sein Buro. Sein Instinkt sagte ihm, da? man den Rat der Inlandsredaktion, das Programm mit einer Sondermeldung zu unterbrechen, befolgen wurde. Wenn das geschah, mu?te Insen an seinem Platz im Regieraum vier Stockwerke tiefer sein. Er erreichte die Aufzuge und druckte den Abwarts-Knopf.
Wahrend er ungeduldig auf einen Aufzug wartete, dachte er voller Mitgefuhl an Sloane. Ihre Differenzen waren fur den Augenblick vollig vergessen. Er fragte sich, wo Crawf steckte. Insen hatte ihn zuvor nur kurz und aus der Entfernung gesehen und wu?te, da? Crawf und Les Chippingham in Sloanes Buro die Kopfe zusammensteckten und uber ein Thema sprachen, das er bereits kannte. Crawf war vermutlich irgendwo im Haus und hatte sicher die Lautsprecherdurchsage gehort. Und das warf eine wichtige Frage auf.
Wenn das normale Programm fur eine Sondermeldung unterbrochen wurde, dann war es immer der Moderator der Abendnachrichten - bei CBA eben Crawford Sloane -, der sie vor den Kameras verlas. War der Moderator nicht im Haus, wurde nach ihm gesucht, und in der Zwischenzeit nahm ein gerade verfugbarer Korrespondent seinen Platz ein. Aber in diesem Fall, das wu?te Insen sehr wohl, konnte man von Sloane unmoglich erwarten, da? er diese so uberraschende, entsetzliche Nachricht uber seine Familie selbst verlas.
In diesem Augenblick offnete sich eine Aufzugstur und der Wirtschaftskorrespondent von CBA, Don Kettering, trat heraus. Kettering, ein Mann mittleren Alters mit einem dunnen Schnurrbart, der selbst wie ein erfolgreicher Wirtschaftsmanager aussah, offnete den Mund und wollte etwas sagen. Aber er kam nicht dazu, denn Insen schob ihn in den Aufzug zuruck und druckte auf den Knopf fur das erste Kellergescho?. Die Aufzugsturen schlossen sich.
»Was zum...«, stotterte Kettering.
»Halt die Klappe«, sagte Insen. »Hast du die Lautsprecherdurchsage gehort?«
»Ja, tut mir verdammt leid. Ich wollte eben zu Crawf und ihm sagen... «
»Du gehst nirgendwohin«, entgegnete Insen, »au?er auf Sendung. Lauf sofort ins Sonderstudio. Crawf kann es unmoglich machen. Und du bist verfugbar. Ich sag' dir dann vom Regieraum aus Genaueres.«
Kettering, ein heller Kopf und ein in allen Bereichen erfahrener Journalist, nickte nur. Er schien sich sogar ein wenig auf die neue Aufgabe zu freuen. »Ich brauche aber genauere Informationen.«
»Du bekommst alles, was wir haben. Du hast ein paar Minuten Zeit, um es dir durchzulesen, und dann mu?t du improvisieren. Wenn was Neues reinkommt, kriegst du es sofort auf den Tisch.«
