aufgesetztem Blinklicht und heulender Sirene auftauchte und hinter ihm anhielt. Detective Ed York, ein altgedienter Kriminalbeamter, den Jensen gut kannte, stieg aus. York und Jensen unterhielten sich kurz und gingen dann gemeinsam zum Haus. Die beiden Polizisten stellten sich Florence, dem Dienstmadchen der Sloanes, vor, die bei dem Larm der Sirene zur Haustur gelaufen war. Mit einem Gesicht, in dem sich Uberraschung und Besorgnis spiegelten, lie? sie die Beamten ein.

»Es besteht die Moglichkeit, aber wirklich nur die Moglichkeit«, begann nun Detective York, »da? Mrs. Sloane etwas zugesto?en ist.« Dann stellte er ihr einige Fragen, und wahrend Florence darauf antwortete, wurde ihre Besorgnis immer gro?er.

Ja, sie sei im Haus gewesen, als Mrs. Sloane, Nicky und Mr. Sloanes Vater zum Einkaufen wegfuhren. Gegen elf Uhr sei das gewesen. Um 9 Uhr 30, als sie gekommen sei, habe gerade Mr. Sloane das Haus verlassen. Nein, seit Mrs. Sloanes Abfahrt habe sich niemand von der Familie gemeldet. Aber das habe sie auch nicht erwartet. Auch sonst habe es keine Anrufe gegeben. Nein, sie habe nichts Ungewohnliches bemerkt, als Mrs. Sloane und die anderen wegfuhren. Bis auf... na ja...

Florence hie lt inne und fragte dann angstlich: »Was ist denn uberhaupt los? Was ist mit Mrs. Sloane passiert?«

»Im Augenblick haben wir keine Zeit fur lange Erklarungen«, antwortete der Detective. »Was meinen Sie mit >bis auf... na ja<?«

»Nun, als Mrs. Sloane, ihr Schwiegervater und Nicky wegfuhren, war ich da drin.« Sie deutete auf ein von der Sonne erleuchtetes Zimmer im vorderen Teil des Hauses. »Ich sah sie wegfahren.«

»Und?«

»Da stand ein Auto in dieser Nebenstra?e, man kann die Stelle von hier aus sehen. Sobald Mrs. Sloane auf der Stra?e war, fuhr dieses andere Auto ebenfalls los und folgte ihr. Aber ich machte mir deswegen keine Gedanken.«

»Dafur hatten Sie ja auch keinen Grund«, sagte Jensen. »Konnen Sie das Auto beschreiben?«

»Ich glaube, es war dunkelbraun. So etwa mittelgro?.«

»Konnten Sie das Nummernschild sehen?«

»Nein.«

»Haben Sie die Marke erkannt?«

Florence schuttelte den Kopf. »Die sehen fur mich alle gleich aus.«

»Lassen wir es fur den Augenblick dabei«, sagte York zu Jensen. Dann wandte er sich an Florence. »Denken Sie uber das Auto nach. Falls Ihnen noch irgend etwas einfallt, sagen Sie uns Bescheid.«

Der Detective und Jensen gingen nach drau?en. Im selben Augenblick fuhren zwei weitere Polizeiwagen vor. Der eine brachte einen uniformierten Sergeanten, der andere den Polizeichef von Larchmont. Der Chef, ebenfalls in Uniform, war gro? und schlank und hatte ein eher unauffalliges Auftreten, das viele tauschte. Die vier Beamten kamen in der Auffahrt zu einer kurzen Beratung zusammen.

Am Ende fragte der Chef den Detective York: »Glauben Sie, das ist was Ernstes - eine Entfuhrung?«

»In diesem Augenblick«, antwortete York, »deutet alles darauf hin.«

»Jensen?«

»Ja, Sir. Es ist ernst.«

»Sie sagten, der Nissan hatte Nummernschilder aus New Jersey?«

»Nach Aussage eines Zeugen, ja, Sir.«

Der Chef uberlegte. »Falls es sich um eine Entfuhrung handelt und der Wagen uber eine Staatsgrenze fahrt, wird das FBI zustandig. So steht's im Lindbergh-Gesetz.« Dann fugte er hinzu: »Obwohl sich das FBI ja wenig um solche Kleinigkeiten kummert.«

Der letzte Satz klang etwas sauerlich und spiegelte die Uberzeugung vieler Ortspolizisten wider, da? das FBI jeden prestigetrachtigen Fall an sich ri?, wahrend es immer Grunde fand, andere, die es nicht interessierte, abzulehnen. Doch dann sagte der Chef kurz entschlossen: »Ich werde das FBI hinzuziehen.«

Er ging zu seinem Auto und griff nach dem Funkgerat.

Wenige Minuten spater kehrte er zu den anderen zuruck und befahl York, er solle ins Haus gehen und dort bleiben. »Lassen Sie sich zuallererst vom Dienstmadchen mit Mr. Sloane verbinden. Erzahlen Sie ihm alles, was Sie wissen, und sagen Sie ihm, da? wir unser moglichstes tun. Und danach nehmen Sie alle Anrufe entgegen. Schreiben Sie sich alles auf. Wir werden Ihnen bald Verstarkung schicken.«

Der Sergeant und Jensen erhielten den Auftrag, vor dem Haus Wache zu halten. »Bald werden mehr Leute hier herumschwirren als Fliegen auf 'nem Ortchen. La?t niemand durch, au?er das FBI. Sobald die Presse auftaucht und Fragen stellt, schickt sie ins Revier.«

In diesem Augenblick horten sie das laute Knattern eines herannahenden Autos. Sie drehten die Kopfe. Es war ein alter, wei?er VW Kafer, und der Polizeichef meinte duster: »Da ist der erste.«

Bert Fisher mu?te das Haus Nr. 66 an der Park Avenue nicht lange suchen. Das Aufgebot an Polizeifahrzeugen war nicht zu ubersehen.

Als er seinen VW am Stra?enrand abstellte und ausstieg, sa? der Polizeichef bereits wieder in seinem Wagen und wollte losfahren. Bert lief zu ihm. »Chief, konnen Sie schon eine Erklarung abgeben?«

»Ach, Sie sind es!« Der Polizeichef kurbelte das Fenster herunter, er kannte den alten Nachrichtenjager sehr gut. »Eine Erklarung wozu?«

»Ach kommen Sie, Chief. Ich hab' den ganzen Funkverkehr mitgekriegt und gerade eben noch Ihre Anweisung, das FBI zu informieren.« Bert sah sich um und merkte, da? er mit seiner Vermutung recht behalten hatte. »Das ist doch Crawford Sloanes Haus, oder?«

»Ja.«

»Und es ist Mrs. Sloane, die entfuhrt wurde?«

Der Polizeichef zogerte etwas, doch Bert flehte ihn an: »Horen Sie, ich war der erste hier. Geben Sie doch 'nem Einheimischen auch mal'ne Chance.«

Der Polizeichef war ein einsichtiger Mann. Warum eigentlich nicht? dachte er. Eigentlich mochte er diesen Fisher sogar, obwohl er manchmal lastig sein konnte wie ein Moskito. Aber er war nie hinterhaltig wie viele andere von der Presse.

»Wenn Sie den Funkverkehr gehort haben«, sagte er, »dann wissen Sie ja, da? wir noch keine gesicherten Erkenntnisse besitzen. Aber ja, wir glauben in der Tat, da? Mrs. Sloane moglicherweise entfuhrt wurde, zusammen mit ihrem Sohn Nicholas und Mr. Sloanes Vater.«

Bert, der mitschrieb, was der Beamte sagte, wu?te, da? dies die wichtigste Story seines Lebens war, und er wollte vorsichtig sein. »Sie wollen damit sagen, die Polizei von Larchmont geht von der Annahme aus, da? es sich um eine dreifache Entfuhrung handelt.«

Der Polizeichef nickte. »Das konnen Sie so bringen.«

»Haben Sie schon einen Verdacht, wer dahinterstecken konnte?«

»Nein. Ach, noch eins. Mr. Sloane ist noch nicht informiert, und wir versuchen eben, mit ihm in Kontakt zu kommen. Also lassen Sie uns um Gottes willen Zeit dafur, bevor Sie die Sache an die gro?e Glocke hangen.«

Mit diesen Worten fuhr der Polizeichef davon, und Bert lief zu seinem VW. Trotz der Bitte des Polizeichefs hatte er nicht die Absicht, auf irgend etwas zu warten. Ihn beschaftigte nur eine Frage: Wo ist das nachste Telefon?

Als Bert Augenblicke spater die Park Avenue verlie?, sah er ein anderes Auto in die Stra?e einbiegen, dessen Fahrer er kannte. Es war der lokale Kontaktmann von WNBC-TV. Dann war die Konkurrenz also auch schon an der Geschichte dran. Wenn Bert die Nase vorne behalten wollte, mu?te er sich beeilen.

Gleich in der Nahe, an der Boston Post Road, fand er ein Telefon. Wahrend er die Nummer von WCBA-TV wahlte, zitterten seine Finger.

16

Es war 11 Uhr 20, und im hektischen Redaktionssaal von WCBA-TV stieg die Spannung, wie immer in der letzten Stunde vor den lokalen Mittagsnachrichten des Senders. An diesem Tag gab es eine ganze Reihe von teilweise noch gar nicht abgeschlossenen Berichten, die als Aufmacher in Frage kamen.

Ein beruhmter Prediger, der sich in New York aufgehalten hatte, um eine kirchliche Ehrung entgegenzunehmen, war tot in seiner Waldorf-Suite aufgefunden worden. Als Todesursache vermutete man eine Uberdosis Kokain, und eine Prostituierte, die die Nacht mit ihm verbracht hatte, wurde von der Polizei verhort. Im Zentrum von Manhattan stand ein Burogebaude in Flammen, die in den obersten Stockwerken Eingeschlossenen

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