Augenblick zu besorgt sind, um viel zu reden, aber ich wollte Sie nur wissen lassen, da? Barbara und ich an Sie und Ihre Familie denken und auf baldige gute Nachrichten hoffen. Wir wollen wie Sie, da? diese Qual bald vorubergeht.«

»Vielen Dank, Mr. President«, erwiderte Sloane. »Das bedeutet mir sehr viel.«

»Ich habe das Justizministerium angewiesen«, fuhr der Prasident fort, »der Suche des FBI nach Ihrer Familie absolute Prioritat einzuraumen. Auch sonst werden alle erforderlichen staatlichen Mittel eingesetzt.«

Sloane bedankte sich noch einmal.

Die wesentlichen Punkte des Prasidentenanrufs wurden sofort danach von einem Sprecher des Wei?en Hauses veroffentlicht, und auch das trug zu dem stetig wachsenden Strom an Informationen bei, die mit Sicherheit die Abendnachrichten aller Sender dominieren wurden.

Kamerateams der verschiedenen New Yorker und uberregionalen Sender trafen kurz nach den ersten Sondermeldungen in Larchmont ein und interviewten, wie es ein Beobachter formulierte, »jeden, der ihnen unter die Finger kam«, darunter auch einige, die mit dem Fall nur sehr am Rande zu tun hatten. Die ehemalige Lehrerin, Priscilla Rhea, die unter all der Aufmerksamkeit noch einmal aufbluhte, erwies sich als beliebteste Interviewpartnerin, der Polizeichef von Larchmont mu?te sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben.

Zu einer uberraschenden neuen Entwicklung kam es, als einige Nachbarn der Sloanes berichteten, allem Anschein nach sei das Haus schon seit einigen Wochen, vielleicht sogar seit einem Monat, observiert worden. Man habe eine Reihe verschiedener Autos und manchmal sogar einen Lastwagen beobachtet. Uber langere Zeitraume hinweg hatten die Autos in der Nahe des Hauses gestanden, ohne da? die Insassen je ausgestiegen waren. Einige Automarken wurden genannt, doch insgesamt kamen detaillierte Angaben eher sparlich. Ubereinstimmend berichteten die Zeugen, da? die Kennzeichen zum Teil aus New York und zum Teil aus New Jersey gewesen seien. Aber keiner der Augenzeugen hatte sich die Nummern gemerkt.

Eines dieser von den Nachbarn erwahnten Autos entsprach der Beschreibung, die Florence, das Dienstmadchen der Sloanes, geliefert hatte - von eben jenem Auto, das Jessicas Volvo gefolgt war, als sie mit Nicky und Angus zum Einkaufen fuhr.

Die nachste Frage war zwangslaufig: Warum hatte niemand diese offensichtliche Beschattung der Polizei gemeldet?

Die Antwort war bei jedem die gleiche: Man nahm an, da? es sich um eine Schutzma?nahme fur den beruhmten Mr. Sloane handelte, und da wollte man sich nicht einmischen.

Aus diesem Grund erfuhr die Polizei erst so spat von diesen Autos.

Auch die auslandischen Medien zeigten gro?es Interesse an der Entfuhrungsgeschichte. Obwohl das Gesicht und die Stimme Crawford Sloanes im Ausland nicht so sehr bekannt waren wie in Nordamerika, schien allein die Tatsache, da? eine beruhmte Personlichkeit des Fernsehens betroffen war, von gro?em internationalen Interesse.

Diese uberwaltigende Reaktion war ein Beweis dafur, da? der Nachrichtensprecher eines gro?en Senders - der Homo promulgare ancora, wie das Wall Street Journal ihn tags darauf nennen sollte - zu einer ganz besonderen Spezies geworden war, die in der offentlichen Verehrung neben gekronten Hauptern, Film- und Rockstars, Papsten und Prasidenten rangierte.

Crawfords Sloanes Gefuhle waren in Aufruhr.

Wie betaubt taumelte er durch die nachsten Stunden, und er hoffte insgeheim, jeden Augenblick zu erfahren, da? die ganze Sache nur ein Mi?verstandnis sei, ein leicht zu erklarender Fehler. Doch je langer Jessicas Volvo verloren auf dem Parkplatz des Supermarkts stand, desto unwahrscheinlicher wurde diese Moglichkeit.

Was Sloane am meisten beschaftigte, war seine Unterhaltung mit Jessica am Abend zuvor, als er die Moglichkeit einer Entfuhrung ins Gesprach gebracht hatte. Doch nicht dieses zufallige zeitliche Zusammentreffen machte ihm Sorgen. Er wu?te aus langer Erfahrung, da? das wirkliche Leben manchmal voller hochst unglaublicher Zufalle steckte. Was ihn qualte, war die Tatsache, da? sein Egoismus und seine Uberheblichkeit ihn zu der Annahme verleitet hatten, nur er konne ein potentielles Entfuhrungsopfer werden. Jessica hatte sogar noch gefragt: Was ist mit den Familien? Konnen die auch zu Zielen werden? Er hatte verneint, weil er nicht glaubte, da? so etwas passieren konnte und da? Jessica und Nicky beschutzt werden mu?ten. Doch nun warf er sich Gleichgultigkeit und Nachlassigkeit vor, und sein Schuldgefuhl uberwaltigte ihn fast.

Gro?e Sorgen machte er sich naturlich auch um seinen Vater, der offensichtlich nur durch einen Zufall da hineingeraten war. Er war sehr uberraschend zu Besuch gekommen und deshalb den Entfuhrern mit ins Netz gegangen.

Zwischendurch packte Sloane immer wieder die Ungeduld, er wollte etwas unternehmen, irgend etwas, obwohl er genau wu?te, da? er eigentlich nichts tun konnte. Er uberlegte, ob er nach Larchmont fahren sollte, erkannte aber dann, da? er dort nichts ausrichten konnte und au?erdem im Sender bleiben mu?te, um bei neuen Entwicklungen sofort zur Stelle zu sein. Ein weiterer Grund fur sein Bleiben war die Ankunft von drei FBI-Agenten, die um Sloane herum eine hektische Aktivitat entwickelten.

Sonderagent Otis Havelock, der Ranghochste des Trios, machte sofort deutlich, da? er »gern kommandierte«, wie einer der Produzenten am Hufeisen es formulierte. Er bestand darauf, direkt in Crawford Sloanes Buro gefuhrt zu werden, wo er sich Sloane nur kurz vorstellte und beinahe im gleichen Atemzug seinen Begleitern befahl, den Sicherheitschef des Hauses vorzufuhren. Dann griff er sich ein Telefon und forderte von der New Yorker Stadtpolizei Verstarkung an.

Havelock, eine kleine, flinke Gestalt mit schutterem Haar, hatte tiefliegende, grune Augen und einen fast starren Blick, der nur selten von dem jeweiligen Gesprachspartner abwich. Seine permanent argwohnische Miene schien anzudeuten: Es gibt nichts, das ich nicht schon wei?. Spater sollten Sloane und die anderen erfahren, da? diese unausgesprochene Behauptung der Wahrheit entsprach. In seiner zwanzigjahrigen Karriere beim FBI hatte Otis Havelock sich mit den schlimmsten Gemeinheiten, zu denen Menschen fahig waren, herumschlagen mussen.

Der Sicherheitschef von CBA, ein grauhaariger Ex-Polizist, war schnell zur Stelle. Havelock befahl ihm: »Ich will, da? die gesamte Etage sofort abgeriegelt wird. Die Leute, die Mr. Sloanes Familie entfuhrt haben, konnten es ebensogut auch auf Mr. Sloane selbst abgesehen haben. Postieren Sie zwei Ihrer Manner an den Aufzugen, die anderen an den Treppen. Sie haben den Befehl, jeden, der die Etage betritt oder verla?t, zu uberprufen, und zwar grundlich. Das gilt auch fur jeden, der sich bereits in diesem Stockwerk aufhalt. Ist das klar?«

Der Altere protestierte. »Naturlich ist das klar. Wir sind alle um Mr. Sloane besorgt. Aber ich habe nicht unbeschrankt Leute zur Verfugung, und was Sie verlangen, halte ich fur ubertrieben. Schlie?lich habe ich noch andere Aufgaben, die ich nicht vernachlassigen darf.«

»Die haben Sie bereits vernachlassigt«, fauchte ihn Havelock an und zog eine Plastikausweiskarte aus der Tasche. »Sehen Sie sich das an. Mit dem Ding bin ich hier hereingekommen. Der Posten an der Tur warf kaum einen Blick darauf, sondern winkte mich einfach durch.«

Der Sicherheitschef sah sich die Karte an, die einen Mann in Uniform zeigte. »Wer ist das?«

»Fragen Sie Mr. Sloane.« Havelock gab Crawford Sloane die Karte.

Sloane sah sie nur kurz an und mu?te trotz seines Kummers lachen. »Es ist Oberst Gaddafi.«

»Ich habe sie mir extra anfertigen lassen«, erklarte der FBIMann. »Und ich benutze sie manchmal, um Institutionen wie der Ihren zu beweisen, wie schlampig ihre Sicherheitsvorkehrungen sind.« Dann wandte er sich dem besturzten Sicherheitschef zu. »Und jetzt tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Sichern Sie diese Etage, und sagen Sie Ihren Leuten, die sollen sich die Ausweise genau ansehen, vor allem die Fotos.«

Nachdem der andere gegangen war, sagte Havelock zu Sloane: »Der Grund fur die Vernachlassigung der Sicherheit bei so vielen gro?en Konzernen liegt darin, da? man mit Sicherheitseinrichtungen keine Profite erwirtschaften kann; deshalb werden die Ausgaben dafur auf ein Minimum beschrankt. Wenn Ihr Sender seine Verantwortung fur Ihre Sicherheit und die Ihrer Familie ernst genommen hatte, hatten Sie wirksam geschutzt werden mussen.«

»Ach, hatten Sie das nur schon fruher vorgeschlagen«, erwiderte Sloane bitter.

Bei seinem Anruf wenige Minuten zuvor hatte Havelock mit dem New Yorker Polizeichef gesprochen und ihm erklart, da? es eine Entfuhrung gegeben habe und er Polizeischutz fur Crawford Sloane brauche. Jetzt horte man von drau?en das laute Heulen schnell naher kommender Sirenen. Dann war es plotzlich still, und wenige Minuten spater erschienen ein Lieutenant und ein Sergeant in Uniform.

Nach einer kurzen Vorstellung wandte Havelock sich an den Lieutenant: »Ich mochte, da? Sie einige Streifenwagen vor dem Haus abstellen; man soll sehen, da? die Polizei prasent ist. Postieren Sie an jedem

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