befinden mu?te, notierte Cooper folgende Punkte:
- Ein relativ einsames Anwesen in einer wenig besiedelten Gegend, das den Entfuhrern die Moglichkeit bietet, zu kommen und zu gehen, wann sie wollen, ohne Aufsehen zu erregen. Objekte in dichtbesiedelten Gebieten mit hohem Verkehrsaufkommen sind auszuschlie?en.
- Bei dem Objekt handelt es sich wahrscheinlich um eine kleine ehemalige Fabrik, ein Lagerhaus oder ein gro?es Wohnhaus. Falls Wohnhaus, dann vermutlich ein altes, heruntergekommenes, fur das wenig Nachfrage besteht. Wahrscheinlich mit Nebengebauden, die gro? genug sind, um sechs Fahrzeuge und eine Lackierwerkstatt unterzubringen. Moglicherweise auch ein verlassenes Farmhaus. Da auch andere, vergleichbare Objekte in Frage kommen, sind Eigeninitiative und Phantasie bei der Suche gefragt!
- Wohnraum fur mindestens vier oder funf Leute plus zusatzliche Unterbringungsmoglichkeiten. Da auf normale Wohnbedingungen vermutlich kein Wert gelegt wurde, mu? der Wohnraum in der Anzeige nicht unbedingt erwahnt sein. (Mit den »zusatzlichen Unterbringungsmoglichkeiten« meinte Cooper Moglichkeiten zur Inhaftierung der Entfuhrungsopfer, wollte es jedoch nicht so deutlich sagen.)
- Das Objekt kommt fur Leute, die normalen Arbeits- oder Wohnraum suchen, wahrscheinlich nicht in Frage. Daher besonders auf Anzeigen achten, die langer inseriert waren und dann plotzlich verschwanden. Die Anzeigenwiederholung konnte ein Zeichen fur mangelndes Interesse sein, das plotzliche Verschwinden konnte Anmietung bzw. Kauf fur ungewohnliche Zwecke bedeuten.
- Der Preis fur Anmietung oder Kauf des Objekts ist nicht relevant. Man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, da? die gesuchten Personen Geld im Uberflu? zur Verfugung hatten.
Das reicht, dachte Cooper. Er wollte zwar die allgemeine Richtung angeben, dabei aber die Eigeninitiative nicht allzusehr einschranken. Au?erdem wollte er mit Onkel Arthurs Leuten reden, sobald sie am folgenden Morgen eintrafen, und er hatte Rita bereits gebeten, einen geeigneten Raum zu besorgen.
Zum Mittagessen traf Cooper sich mit Onkel Arthur in der Cafeteria von CBA News. Onkel Arthur entschied sich fur ein Thunfischsandwich und Milch, Cooper fur ein rechteckiges Stuck Fleisch, das in klebriger So?e schwamm, einen kanariengelben Kuchen und - mit einem resignierten Blick -eine Tasse mit warmem Wasser und einem Teebeutel.
»Leider«, sagte Onkel Arthur entschuldigend, »ist das >21< heute geschlossen. Ein andermal vielleicht.«
Da es Sonntag war, befanden sich nur wenige Leute im Haus, und sie hatten einen Tisch fur sich allein. Sobald sie sa?en, begann Cooper zu sprechen. »Ich mochte Sie gerne etwas fragen, Sir... «
Mit einer Handbewegung brachte ihn Onkel Arthur zum Schweigen. »Dein britischer Respekt ist ja sehr erfrischend. Aber du bist jetzt im Land der gro?en Gleichmacherei, in dem das gemeine Volk Konige mit >Joe< und >He, du da< anspricht und nur noch wenige Leute >Mr.< auf den Briefumschlag schreiben. Hier nennt mich die ganze Welt nur beim Vornamen.«
»Okay, Arthur«, erwiderte Cooper etwas verlegen. »Ich wollte Sie fragen, was Sie von den heutigen Fernsehnachrichten halten, verglichen mit... «
»Verglichen mit der Zeit, als ich noch was zu sagen hatte? Meine Antwort wird dich uberraschen. Sie sind viel besser. Auch die Korrespondenten und Produzenten sind heute besser als die zu meiner Zeit, mich eingeschlossen. Das kommt einfach daher, da? die Berichterstattung laufend besser wird. Das war schon immer so.«
Cooper hob die Augenbrauen. »Viele Leute denken da aber ganz anders.«
»Mein lieber Teddy, es gibt eben Leute, die an nostalgischer Verstopfung leiden. Was diese Leute brauchen, ist ein mentaler Einlauf. Eine Moglichkeit, den zu bekommen, ist ein Besuch im Museum of Broadcasting hier in New York. Ich war vor kurzen dort und habe mir ein paar alte Sendungen aus den Sechzigern angesehen. Verglichen mit den heutigen wirken die meisten schwach, ja amateurhaft, und ich meine damit nicht nur die technische Qualitat, sondern auch die von Recherche und Berichterstattung.«
»Leute, die uns nicht mogen, behaupten, wir wurden zu intensiv recherchieren und zu tief bohren.«
»Eine Kritik, die meistens von denen kommt, die etwas zu verbergen haben.«
Cooper lachte amusiert auf, und Onkel Arthur fuhr fort: »Da? der Journalismus besser geworden ist, merkt man daran, da? weniger verborgen bleibt. Die meisten Betrugereien kommen ans Licht. Naturlich haben darunter auch integre Personlichkeiten des offentlichen Lebens zu leiden. Mit dem Verlust ihrer Intimsphare zum Beispiel. Aber der Gesellschaft ist damit im Endeffekt besser gedient.«
»Dann glauben Sie also nicht, das die Reporter von fruher besser waren als die heutigen?«
»Sie waren nicht nur nicht besser, sondern ihnen fehlte es auch an der Unverfrorenheit, dem Bi? und der Respektlosigkeit, die ein erstklassiger Journalist heute braucht. Naturlich waren auch die fruheren Reporter nach den Ma?staben ihrer Zeit gut, einige sogar au?ergewohnlich. Aber sogar denen ware es peinlich, wenn sie sehen konnten, mit welchem Heiligenschein man sie heute umgibt.«
Cooper kniff verwundert die Augen zusammen. »Heiligenschein?«
»Oh ja. Wei?t du denn nicht, da? wir Reporter unsere Berufung als Religion betrachten? Fur uns sind Nachrichten doch ein >geheiligtes Gut<. Wir preisen das >goldene Zeitalter des Fernsehens< - das vergangene naturlich - und sprechen unsere Starjournalisten heilig. Bei CBS gibt's inzwischen den Heiligen Ed Murrow - der ja wirklich ganz hervorragend war, das will ich gar nicht bezweifeln. Und irgendwann wird es dann bei denen auch den Heiligen Cronkite geben, ich furchte nur, da? Walter da zuerst sterben mu?. Ein lebender Mensch kann doch die Last einer solchen Wurde gar nicht aushalten. Und da ist ja nicht nur CBS. Die anderen, die jungeren Sender werden sich mit der Zeit ihre eigenen Heiligen schaffen - ABC zum Beispiel seinen Heiligen Arledge. Schlie?lich hat Roone mehr als jeder andere die Nachrichten in ihrer heutigen Form gepragt.«
Onkel Arthur stand auf. »Mein lieber Teddy, es war hochst interessant, mit dir zu plaudern. Aber nun mu? ich zum allgegenwartigen Meister unseres Lebens zuruckkehren, zum Telefon.«
Am Ende des Tages gab Onkel Arthur bekannt, da? sich achtundfunfzig seiner »Intelligentesten und Besten« am Montagmorgen zur Arbeit melden wurden.
2
Fruh am Sonntagmorgen flog der Learjet 55LR in den Luftraum der Provinz San Martin in Perus dunnbesiedelter Selva-Region ein.
Funfeinviertel Stunden nach dem Start in Opa Locka naherte die Maschine sich nun ihrem Ziel - der Landepiste bei Sion in den Auslaufern der Anden. Die Zeit: 4 Uhr 15.
Die beiden Piloten im Cockpit sa?en nach vorne gebeugt und spahten angestrengt in die Dunkelheit hinaus. Ihre Flughohe betrug 3500 Fu? uber dem Meeresspiegel, aber nur 1000 Fu? uber dem Dschungelboden, der unter ihnen lag. Hohe Gebirgsketten ragten vor ihnen auf.
Vor achtzehn Minuten hatten sie den regularen Luftkorridor mit seinen verla?lichen Richtfunksignalen verlassen und zur Lokalisierung der Landepiste auf ein GNS-5OO VLF-Navigationssystem umgeschaltet, das so prazise war, da? es »einen Pickel auf dem Hintern einer Fliege entdecken konnte«, wie manche Piloten meinten. Doch sobald sie in der Nahe oder uber der Piste waren, mu?ten sie auf Signale vom Boden achten.
Sie hatten die Geschwindigkeit bereits betrachtlich reduziert, flogen aber immer noch mit mehr als 300 Knoten.
Faulkner, der Kopilot, war der erste, der das wei?e Licht des Signalscheinwerfers am Boden entdeckte. Er leuchtete nur dreimal auf - lange genug fur Faulkner, der im Augenblick das Flugzeug steuerte, um eine Kurve zu fliegen und Kurs auf die Lichtquelle zu nehmen.
Captain Underhill, der das Licht wenige Augenblicke spater gesehen hatte, machte sich nun am Funkgerat zu schaffen. Er stellte eine besondere Frequenz ein und gab eine codierte Nachricht durch:
Underhill hatte bei Abschlu? der Charterverhandlungen die Instruktion erhalten, diese Codenachricht zu verwenden. Prompt kam die Antwort:
Die Landeerlaubnis war willkommen, aber die Nachricht, da? es keinen Bodenwind gab, der den schweren Jet hatte abbremsen konnen, weniger. Doch wahrend Underhill seine Bestatigung durchgab, leuchtete der Signalscheinwerfer wieder auf und blinkte nun bestandig. Augenblicke spater sprangen entlang der Staubpiste drei weitere Scheinwerfer an. Underhill, der die Bahn schon zweimal angeflogen hatte, war sich ziemlich sicher, da? der Sprechverkehr uber ein tragbares Funkgerat lief, das sich hochstwahrscheinlich in einem Lastwagen befand, auf dem auch der Suchscheinwerfer montiert war. Die raffinierte Ausrustung uberraschte Underhill nicht.
