Kapitalverbrechen verwickelt gewesen. Ohne lange daruber nachdenken zu mussen, wu?te er, da? er, falls seine Beteiligung am Transport dieser Leute in den USA bekannt wurde, mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe rechnen mu?te.
Er wu?te auch, da? die anderen in der Hutte ihn beobachteten - die drei Manner und die Frau, die von Teterboro uber Opa Locka nach Sion seine Passagiere gewesen waren. Auch sie schien sein Eintreten uberrascht zu haben.
In diesem Augenblick ruhrte sich die halb bewu?tlose Frau am Boden. Sie hob schwach den Kopf. Als sie Underwood sah, schien ihr Blick plotzlich klar zu werden, und sie bewegte die Lippen, brachte aber zunachst keinen Ton hervor. Schlie?lich stie? sie keuchend hervor: »Hilfe... bitte helfen Sie... sagen Sie jemand...« Dann wurde ihr Blick wieder trub, der Kopf sank ihr auf die Brust.
Aus der entfernten Ecke der Hutte kam nun hastig eine Gestalt auf Underhill zu. Es war Miguel. Er hatte eine Makarow 9mm in der Hand und schrie: »Raus!«
Mit Miguel und dessen Pistole im Rucken, verlie? Underhill die Hutte. Drau?en sagte Miguel beilaufig zu ihm: »Ich konnte Sie jetzt toten. Niemand wurde sich darum kummern.«
Underhill fuhlte sich wie betaubt. Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin doch eh schon erledigt. Ihr Schweine seid schuld, da? ich in diese Entfuhrungsgeschichte verwickelt bin, und egal wie es jetzt weitergeht, es macht fur mich keinen allzu gro?en Unterschied mehr.« Er sah auf die Makarow hinunter, sie war entsichert. Irgendwann mu?te es ja so weit kommen, dachte er. Er hatte schon mehrmals in brenzligen Situationen gesteckt, und nun sah es so aus, als wurde er nicht mehr davonkommen. Er kannte Typen wie diesen Palacios, oder wie immer er hie?. Ein menschliches Leben bedeutet denen nichts, die toten, wie andere in den Staub spucken. Er hoffte nur, da? der Kerl gut zielte. So ware es wenigstens kurz und schmerzlos...
Und dann merkte er, da? der Mann, der mit der Pistole vor ihm stand, aus irgendeinem Grund zogerte.
Miguel dachte nach. Wenn er den Pilot totete, mu?te er den Kopiloten ebenfalls umbringen, und das hie?, da? der Learjet auf der Piste stehenbleiben wurde - eine Komplikation, die er ganz und gar nicht brauchen konnte. Miguel wu?te auch, da? der kolumbianische Besitzer des Flugzeugs Freunde im Medellin-Kartell hatte. Und der konnte Schwierigkeiten machen...
Miguel sicherte die Pistole wieder und sagte drohend zu Underhill: »Vielleicht haben Sie sich nur eingebildet, etwas gesehen zu haben. Vielleicht haben Sie gar nichts gesehen. Vielleicht haben Sie auf dieser ganzen Reise nichts gesehen.«
Underhills Verstand registrierte die Botschaft.
»Verschwinden Sie jetzt mit Ihrer verdammten Maschine«, knurrte Miguel »Und danach halten Sie den Mund. Wenn Sie das nicht tun, verspreche ich Ihnen, da? man Sie finden und toten wird. Ist das klar?«
Zitternd vor Erleichterung, weil er wu?te, da? er dem Tod noch nie so nahe gewesen und die Drohung zum Abschlu? durchaus ernst gemeint war, nickte Underhill. »Ja, es ist klar.« Dann drehte er sich um und ging zur Piste.
Morgennebel und Wolkenfetzen hingen uber dem Dschungel. Der Learjet brach daraus hervor. Die aufgehende Sonne war dunstverhangen, das erste Anzeichen eines schwulhei?en Tages fur die, die am Boden zuruckblieben.
Doch Underhill, der seine Handgriffe ganz automatisch ausfuhrte, dachte nur an das, was vor ihm lag.
Er nahm an, da? Faulkner, der jetzt neben ihm sa?, die Gefangenen nic ht gesehen hatte und auch nicht wu?te, was vor wenigen Minuten passiert war.
Denn falls es zu einer Untersuchung kam, und Underhill war uberzeugt, da? es dazu kommen wurde, war es fur ihn lebenswichtig, sich darauf berufen zu konnen, da? er zu keinem Augenblick etwas von der Entfuhrung der Sloanes gewu?t habe.
Ob man ihm das glaubte? Und wenn nicht, dachte er mit wachsender Zuversicht, was machte es schon, solange ihm niemand das Gegenteil beweisen konnte.
Die Frau fiel ihm ein, die ihn angesprochen hatte. Jessica hie? sie, das wu?te er aus den Nachrichten. Wurde sie ihn wiedererkennen und bei einer Gegenuberstellung uberfuhren? Bei dem Zustand, in dem er sie gesehen hatte, war das eher unwahrscheinlich. Und je langer er daruber nachdachte, desto unwahrscheinlicher schien es ihm auch, da? sie Peru je wieder lebend verlassen wurde.
Er gab Faulkner mit einer Handbewegung zu verstehen, er solle das Steuer ubernehmen. Wahrend er sich zurucklehnte, huschte ein Lacheln uber sein Gesicht. Zu keiner Zeit dachte er an eine mogliche Rettung der entfuhrten Sloanes. Und es kam ihm auch nie in den Sinn, die Behorden uber die Identitat der Entfuhrer und deren Aufenthaltsort zu informieren.
3
Nach weniger als drei Tagen Ermittlungen konnte die Spezialeinheit von CBA News bereits einen bedeutenden Erfolg vorweisen.
In Larchmont war der beruchtigte kolumbianische Terrorist Ulises Rodriguez eindeutig als einer der Entfuhrer und mutma?licher Anfuhrer der Bande identifiziert worden.
Am Sonntagmorgen traf, wie tags zuvor versprochen, in der Zentrale von CBA News die Kopie einer Kohleskizze von Rodriguez ein, die ein Kommilitone vor zwanzig Jahren von ihm gezeichnet hatte. Carl Owens, der uber seine Kontakte in Bogota und bei der amerikanischen Bnwanderungsbehorde auf Rodriguez' Namen gesto?en war, nahm die Skizze personlich in Empfang und fuhr etwas spater damit nach Larchmont. Ein Kamerateam und ein in aller Eile herbeigerufener New Yorker Korrespondent begleiteten ihn.
Vor laufenden Kameras legte der Korrespondent Priscilla Rhea, der ehemaligen Lehrerin, die Augenzeugin der Entfuhrung geworden war, sechs Fotos vor. Eins der Fotos zeigte die Zeichnung von Rodriguez, die anderen stammten aus dem Archiv und zeigten Manner mit ahnlichem Aussehen. Miss Rhea deutete ohne zu zogern auf Rodriguez' Bild.
»Das ist er. Der hat mir zugerufen, da? sie nur einen Film drehen. Auf dem Bild sieht er junger aus, aber es ist der Mann.« Schlie?lich fugte sie noch hinzu: »Ich hatte den Eindruck, als sei er der Anfuhrer der Bande.«
Zu diesem Zeitpunkt hatte CBA diese Information exklusiv.
Spater am Abend sprachen bei einer informellen Zusammenkunft vier Mitglieder der Sondereinheit - Harry Partridge, Rita Abrams, Karl Owens und Iris Everly - uber diese Entdeckung. Owens, der sich uber seinen Durchbruch freute, drangte darauf, die neue Entwicklung bereits in der Montagssendung der Abendnachrichten zu bringen.
Als Partridge zogerte, fuhr Owens schweres Geschutz auf.
»Hor zu, Harry, bis jetzt hat noch niemand sonst diese Information. Wir haben die Nase in dieser Sache vorn. Wenn wir damit morgen auf Sendung gehen, werden es alle anderen von uns ubernehmen. Die ganze Bande mu? dann unseren Namen erwahnen, einschlie?lich der
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Iris Everly. »Du erwartest von mir doch fur morgen einen Bericht. Ohne Rodriguez habe ich nichts Neues.«
»Ich wei?«, entgegnete Partridge. »Ich uberlege mir auch, ob wir es bringen sollen, aber es gibt eben auch viele Grunde, damit zu warten. Ich werde mich huten, vor morgen treffe ich eine Entscheidung.«
Die anderen mu?ten sich damit zufriedengeben.
Insgeheim hatte Partridge bereits entschieden, da? zuerst Crawford Sloane uber diese Entdeckung informiert werden mu?te. Denn Crawf litt so sehr, da? jede neue Entwicklung, auch eine, die keine direkten Folgen
