»Aber es ist sehr wichtig.« Partridge bemuhte sich bewu?t um einen hoflichen Ton. »Es ist sogar moglich, da? eine Verbindung besteht zu etwas, das Sie eben erwahnt haben - zur Entfuhrung der Sloanes.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.« Dann fugte Godoy dickkopfig hinzu: »Wie gesagt, das ist meine Privatangelegenheit, das geht Sie nichts an. Au?erdem, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich habe zu arbeiten.«
Nun sprach Don Kettering zum ersten Mal: »Wieviel haben Sie fur diese Sarge verlangt, Godoy? Wollen Sie uns das nicht sagen?«
Der Leichenbestatter wurde rot. »Wie oft mu? ich das euch Leuten denn noch sagen. Ich kummere mich um meine Angelegenheiten. Kummert ihr euch um eure.«
»Das tun wir durchaus«, erwiderte Kettering. »Und es wird uns ein besonderes Anliegen sein, von hier direkt zum New Yorker Finanzamt zu fahren. Obwohl es hier in diesem Artikel hei?t« - er klopfte auf die
Godoy war bla? geworden und stotterte los: »Heh, Moment mal. Einen Augenblick.«
Kettering drehte sich um und sah Godoy unschuldig an: »Ja?« »Vielleicht kann ich... «
»Vielleicht haben Sie die Verkaufssteuer doch nicht abgefuhrt und auch nicht angegeben, obwohl ich wetten wurde, da? Sie sie verlangt haben.« Ketterings Stimme klang plotzlich barsch, die fruhere Freundlichkeit war verschwunden, und er beugte sich uber den Tisch des Leichenbestatters. Partridge, der den Wirtschaftskorrespondenten so noch nie gesehen hatte, war froh, ihn mitgenommen zu haben.
»Horen Sie mir gut zu, Godoy«, fuhr Kettering fort. »Ein Sender wir der unsere hat jede Menge Beziehungen, und wenn notig, machen wir davon auch Gebrauch, vor allem jetzt, da wir fur einen von uns kampfen - und gegen ein abscheuliches Verbrechen, die Entfuhrung seiner Familie. Wir wollen Antworten auf unsere Fragen, und zwar schnell. Wenn Sie uns helfen, werden wir versuchen, Ihnen zu helfen, indem wir dem Finanzamt nicht melden, was fur uns unwichtig ist, Ihren Steuerbetrug zum Beispiel. Aber wenn wir keine ehrlichen Antworten bekommen, stehen noch heute das FBI, die New Yorker Polizei und die Leute von der Steuerfahndung vor Ihrer Tur. Naturlich auch die von der Einkommenssteuer, denn die haben Sie ja sicher auch nicht bezahlt. Sie haben die Wahl. Entweder antworten Sie uns oder denen.«
Godoy leckte sich die Lippen. »Also gut, ich werde Ihre Fragen beantworten.« Seine Stimme klang gequalt.
Kettering nickte. »Du bist dran, Harry.«
»Mr. Godoy«, fragte Partridge, »wer hat diese Sarge gekauft?«
»Er stellte sich als Novack vor. Hab' ich ihm nicht abgenommen.«
»Da hatten Sie wahrscheinlich recht. Wissen Sie sonst noch etwas uber ihn?«
»Nein.«
Partridge griff in seine Tasche. »Ich zeige Ihnen jetzt ein Foto. Ich will nur wissen, ob Ihnen das irgendwas sagt.« Er zeigte ihm die Kopie der zwanzig Jahre alten Zeichnung von Ulises Rodriguez.
Godoy antwortete, ohne zu zogern: »Das ist er. Das ist Novack. Er ist alter als auf dem Bild...«
»Ja, das wissen wir. Sind Sie sich absolut sicher?«
Zum ersten Mal an diesem Tag spurte Partridge so etwas wie Befriedigung. Wieder einmal hatte die Spezialeinheit einen Durchbruch geschafft. Zwischen den Sargen und der Entfuhrung war eine eindeutige Beziehung hergestellt. Er warf Kettering und Mony einen kurzen Blick zu und sah, da? sie dasselbe dachten.
»Erzahlen Sie uns doch von Ihrem Gesprach mit diesem Novack«, forderte er Alberto Godoy auf. »Von Anfang an.«
In dem folgenden Frage- und Antwortspiel holte Partridge so viel aus dem Leichenbestatter heraus, wie er nur konnte. Doch viel war es nicht, es wurde nur deutlich, da? Rodriguez sich Muhe gegeben hatte, keine Spuren zu hinterlassen.
Partridge wandte sich an Kettering. »Hast du noch Fragen, Don?«
»Eine oder zwei.«
»Das Geld, das Novack Ihnen gegeben hat«, sagte Kettering zu Godoy. »Sie sagten doch, es waren insgesamt fast 10000 Dollar gewesen, vorwiegend Hunderter. Stimmt das?«
»Ja.«
»War an den Scheinen irgendwas Besonderes?«
Godoy schuttelte den Kopf. »Was soll denn an Geld besonders sein, au?er da? es Geld ist?«
»Waren es neue Scheine?«
Der Leichenbestatter dachte nach. »Ein paar vielleicht, aber die meisten nicht.«
»Was ist mit dem ganzen Geld passiert?«
»Alles weg. Ich habe es ausgegeben, ein paar Rechnungen bezahlt.« Godoy zuckte mit den Achseln. »Heutzutage ist Geld doch gleich wieder fort.«
Jonathan Mony hatte den Leichenbestatter wahrend der ganzen Befragung genau beobachtet. Und er war sicher, an Godoy Zeichen von Nervositat bemerkt zu haben, als zuvor das Geld zur Sprache kam. Jetzt hatte er das gleiche Gefuhl. Er kritzelte etwas auf einen Zettel und gab ihn Kettering.
Der Wirtschaftskorrespondent las die Notiz, nickte unmerklich und gab sie zuruck. Er stand auf, als wolle er gehen, und fragte Godoy hoflich: »Konnen Sie sich sonst noch an etwas erinnern oder haben Sie etwas, das uns vielleicht weiterhelfen wurde?« Dann wandte er sich zur Tur.
Godoy, der nun wieder entspannt und offensichtlich froh war, da? die Sache ausgestanden war, antwortete: »Nein, absolut nichts.«
Kettering wirbelte auf dem Absatz herum. Sein Gesicht war, verzerrt und rot vor Wut, er machte eine Satz zum Tisch, beugte sich daruber und packte den Leichenbestatter bei den Schultern. Er zog ihn zu sich, bis dessen Gesicht knapp vor seinem war und zischte ihn an: »Sie sind ein verdammter Lugner, Godoy. Sie haben noch was von dem Geld. Und da Sie es uns nicht zeigen wollen, werden wir dafur sorgen, da? das Finanzamt es zu sehen bekommt. Ich sagte Ihnen, wir wurden Sie nicht anzeigen, wenn Sie uns helfen. Das konnen Sie jetzt vergessen.«
Kettering stie? Godoy in seinen Stuhl, zog ein dunnes Adre?buch aus der Tasche und griff nach dem Telefon.
»Nein«, rief Godoy. Er ri? Kettering das Telefon aus der Hand und stohnte verargert. »Sie Schwein. Also gut, ich zeig' es Ihnen.«
»Das ist absolut das letzte Mal«, entgegnete Kettering, »da? Sie uns zum Narren gehalten haben. Beim nachsten Mal... «
Aber Godoy stand bereits vor einem gerahmten Einbalsamierungszertifikat an der Wand hinter seinem Schreibtisch. Ein Safe kam zum Vorschein. Der Leichenbestatter drehte an dem Zahlenschlo?.
Wenige Minuten spater untersuchte Kettering unter den interessierten Blicken der anderen sorgfaltig das Geld, das Godoy aus dem Safe geholt hatte - fast 4000 Dollar. Der Wirtschaftskorrespondent sah sich jede Seite der Scheine genau an und trennte sie in drei Stapel, zwei kleinere und einen gro?eren. Dann schob er Godoy den gro?eren Stapel wieder zu und deutete auf die beiden kleineren.
»Wir mussen uns die ausleihen. Sie bekommen dafur auch eine ordentliche Quittung von CBA News. Sie konnen sich die Seriennummern aufschreiben, wenn Sie wollen, und Mr. Partridge und ich werden die Quittung unterschreiben. Ich garantiere Ihnen personlich, da? Sie das Geld in achtundvierzig Stunden zuruckerhalten und da? es keine weiteren Fragen geben wird.«
»Wenn es sein mu?«, murmelte Godoy mi?mutig.
Kettering winkte Partridge und Mony naher an die Stapel heran. Es waren lauter Hundertdollarscheine.
»Viele Geschaftsleute sind bei Hundertern vorsichtig«, sagte er, »weil sie Angst haben, sie konnten gefalscht sein. Deshalb machen sie sich oft Notizen auf die Scheine, damit sie sie spater zuruckverfolgen konnen. Wenn du bei Hertz zum Beispiel ein Auto mietest und bei der Ruckgabe mit Hunderterscheinen zahlst, schreiben sie die Nummer des Mietvertrags auf jeden Schein, und das hei?t, da? sie dich aufspuren konnen, wenn der Schein eine Blute ist. Aus dem gleichen Grund notieren sich die Kassierer von Banken die Kontonummer oder den Namen des
