Sie drangten sich in die Maschine. Es war ein kleiner Flitzer mit vier Platzen, aber Dragoika stopfte mindestens zehn ihrer Gefolgsleute hinein, bevor sie muhsam die Tur hinter sich schlo?. Flandry sa? eingezwangt auf dem Pilotensitz. Er startete, und die uberladene Maschine hob schwerfallig ab. Er hielt sie niedrig, gerade so, da? er der Menge auf dem Vorplatz nicht die Kopfe abrasierte. Erst als er Baume zwischen sich und der Bucht hatte, lie? er die Maschine etwas steigen.

„Du fliegst in die falsche Richtung!“ protestierte Dragoika.

„Naturlich“, sagte Flandry. „Ich mochte die Sonne im Rucken haben.“

Sie verstand, aber die anderen begriffen nicht. Sie kauerten neben- und ubereinander, befingerten ihre Waffen und starrten mit angstlicher Faszination aus den Kabinenfenstern. Flandry hoffte, da? ihre erste Flugreise sie nicht demoralisieren wurde.

„Wenn wir landen“, sagte er laut, „springt jeder hinaus, so schnell er kann. Auf dem Deck werdet ihr Luken finden. Die mu?t ihr als erstes erobern und offenhalten. Sonst kann das Boot tauchen und euch ertranken.“

„Dann werden ihre Kanoniere auch ertrinken“, sagte Dragoika.

„Sicher haben die Geschutzturme direkte Verbindung mit dem Innern.“ Flandry schluckte. „Wir durfen unser Risiko nicht noch gro?er machen, als es schon ist.“ Erst jetzt ging ihm das Unsinnige seines Tuns auf. Wenn die Merseier ihn nicht beim Anflug herunterholten und ihm die Landung wider Erwarten gelang, blieb er ihnen immer noch hoffnungslos unterlegen. Am liebsten ware er umgekehrt. Doch er konnte es nicht — nicht in Gegenwart dieser Wesen. Beim Uberfliegen der Kuste zog er die Maschine in einem weiten Bogen nach Sudwesten und gab Vollgas. Sie rasten im Tiefflug uber das Wasser. Eine Bo uberschuttete die Maschine mit Gischt. Das U-Boot lag grau und drohend vor ihnen.

„Dort!“ schrie Dragoika, nach Suden zeigend. Die See kochte vom Schlag unzahliger Flossen. Fischbespannte Katapultboote tauchten an die Oberflache empor, so weit das Auge reichte.

Eine Kugel durchschlug den Rumpf der Maschine. Niemand wurde verletzt, aber man hatte sie gesehen.

Einen Augenblick spater schwebte er uber dem Deck und lie? die Maschine mit ausgefahrenem Fahrwerk absinken. Ein heftiger Sto? zeigte an, da? sie aufgesetzt hatte. Dragoika hatte die Tur schon aufgesto?en; nun sturzte sie hinaus und fuhrte ihre Krieger zum Angriff.

Flandry sa? unbeweglich und wartete. Es waren die schlimmsten Sekunden, Augenblicke der Ungewi?heit und der Gefahr. Auf dem Kommandoturm standen vier Merseier in schwarzen Helmen und Uniformen. Was hinter dem Turm auf dem Achterdeck vorging, konnte Flandry nicht sehen. Die Manner auf dem Turm waren mit Strahl- und Maschinenpistolen bewaffnet. Die Luft war vom Geratter und den grellen Blitzen der Waffen erfullt. Dragoika walzte sich behende uber das Deck zur nachsten Luke und feuerte im Liegen mit der Maschinenpistole. Wei?gluhende Flammenzungen leckten nach ihr. Flandry hockte unter dem Armaturenbrett seiner von Kugeln durchsiebten Maschine und feuerte seine Strahlpistole aus der Turoffnung auf den Kommandoturm ab, um die hinausspringenden Krieger zu decken. Als der letzte der Getigerten drau?en war, startete Flandry die Maschine senkrecht. Sein Gluck war ihm treu geblieben; sie war beschadigt, aber nicht flugunfahig. Er zog sie in einem Bogen scharf herum und feuerte aus der offenen Tur von oben in den Kommandoturm. Die Merseier schossen zuruck, aber er sa? halbwegs geschutzt und bewegte die Maschine in wilden Kreisen um das U-Boot. Beim dritten Anflug sah er im Kommandoturm nur noch Tote oder Kampfunfahige.

Eine Explosion erschutterte die Maschine. Der Motor starb, und Flandry fuhlte sich wie von einer Riesenfaust funf oder sechs Meter tiefer auf das Deck geschleudert. Als er zu sich kam, konnte nicht mehr als eine Minute vergangen sein. Auf Handen und Knien kroch er aus dem zerplatzten Rumpf der Maschine, die wie ein erschlagenes Insekt am Kommandoturm klebte, zog sich an der Brustwehr empor und schwang sich hinuber. Die sechs oder sieben noch lebenden Getigerten hatten den vorderen Geschutzturm erobert und benutzten ihn als Deckung. Aber aus der Luke im Achterdeck krabbelten Verstarkungen, drei oder vier Merseier, um den Kommandoturm zu sturmen. Flandry scho? sie nieder. Auch das Turmluk stand offen, war aber von den Korpern der Gefallenen blockiert.

Er horte nichts mehr. Eine merkwurdige Stille trat ein, unterbrochen nur vom Klatschen des Wassers und dem leisen Stohnen eines sterbenden Merseiers auf dem Achterdeck. Sie hatten es geschafft.

Aber es war keine Zeit zu verlieren. Flandry erhob sich. Eine Kugel knallte unmittelbar vor ihm gegen die Brustwehr des Kommandoturms. „He! Ihr Idioten, nicht schie?en! Ich bin es! Dragoika, bist du am Leben?“

„Ja.“ Sie erhob sich hinter dem Geschutzturm. „Was nun?“

„Seht zu, da? zwei oder drei von euch nach achtern kommen und das zweite Geschutz nehmen. Ich gebe ihnen Feuerschutz.“

„Wir werden die Ratten aus ihrem Loch holen!“ erklarte Dragoika.

„Nichts da! Keinen Unfug!“ rief Flandry argerlich. „Seid froh, da? wir sie so in Schach halten konnen.“

„Und du“, schrie Dragoika ekstatisch, „du kannst mit diesen Kanonen auf die vaz-Siravo schie?en!“

Flandry schuttelte den Kopf. Er fuhlte sich zerschlagen. „Ich kenne mich mit den Dingern nicht aus, und sie sind zu schwer, als da? ich sie allein bedienen konnte.“

Er hob sein Funksprechgerat an den Mund und druckte den Signalknopf. Wenn die Marineleute von Ujanka politische Bedenken hatten, das Boot mit anasthetischem Gas vollzupumpen und als Prise zu ubernehmen, wurde er es selbst zum Sinken bringen. Aber man wurde die Gelegenheit nutzen. Erfolge pflegen keine Kriegsgerichtsverfahren nach sich zu ziehen…

6

Runei lehnte sich zuruck, ein entspanntes Lacheln auf dem hageren, bla?grunen Gesicht. „Sie kennen den Standpunkt meiner Regierung, Graf Hauksberg“, sagte er. „Das Seevolk ist souveraner Herr uber die starkadische Hochsee. Gunstigstenfalls konnte man den Schiffen des Landvolks das Recht auf einen begrenzten Transitverkehr zubilligen — vorausgesetzt, die Fuhrer des Seevolks stimmen einer solchen Regelung zu. Wenn Flugmaschinen fremder Herkunft ohne Einwilligung des Seevolks in seinen Luftraum eindringen, so handeln sie damit auf eigene Gefahr. Sie klagen uns der Eskalation an? Offen gestanden glaube ich, bemerkenswerte Zuruckhaltung gezeigt zu haben, als ich meiner Luftflotte nach Ihrem Angriff auf ein U-Boot Merseias keinen Einsatzbefehl gab.“

Hauksberg erwiderte das Lacheln. „Ich hoffe, Sie nehmen mir ein offenes Wort nicht ubel, Kommandant“, sagte er. „Vermutlich hat die Tatsache, da? unsere Luftstreitkrafte in einem solchen Fall in den Kampf eingegriffen hatten, zu Ihrer Zuruckhaltung beigetragen.“

Runei zuckte die Achseln. „Wer hatte in einem solchen Fall Eskalation betrieben?“

„Sie, weil Sie ein Unterseeboot samt Besatzung gegen eine Stadt des Landvolks eingesetzt haben. Durch diese Tat haben Sie Ihren Planeten direkt in die Auseinandersetzungen eingeschaltet.“

„Es war eine Vergeltungsaktion, verehrter Graf Hauksberg, und nicht von Seiten Merseias, sondern von Seiten des Sechspunkts von Zletovar, der auslandische Freiwillige einsetzte, die vorubergehend vom Dienst in ihren regularen Einheiten beurlaubt waren. Ihre Vertreter, Graf Hauksberg, sind es, die seit langem die Doktrin verkunden, da? begrenzte Vergeltung kein casus belli sei.“

Hauksberg blickte duster auf seine Fingernagel. Weil er fur das Imperium sprach, konnte er nicht gut seine entschiedene Mi?billigung dieser Doktrin zum Ausdruck bringen. „Das reicht weit in unsere Geschichte zuruck“, sagte er. „Bis in die Ara der internationalen Kriege. Heutzutage wenden wir diese Doktrin nur noch an, um unseren Leuten in abgelegenen Teilen des Raumes im Falle von Konflikten einige Handlungsfreiheit zu geben. Vielleicht lie?e sich ihre Abschaffung arrangieren, wenigstens zwischen Ihrer Regierung und meiner. Aber das setzte als Gegenleistung entsprechende Garantien voraus.“

„Uber solche Fragen kann ich leider nicht befinden, aber Sie werden in Merseia Gelegenheit haben, eine Vereinbarung vorzuschlagen, wenn Sie dies wunschen. Was mich angeht, so mochte ich in erster Linie die Freilassung aller Gefangenen erreichen, die sich in Ihrem Gewahrsam befinden.“

„Ich wei? nicht, ob es Uberlebende gegeben hat“, sagte Hauksberg. Er wu?te recht gut, da? es Gefangene gab und da? Abrams eher seinen Dienst quittieren wurde als diese Gefangenen ohne Befragung einfach freizulassen. Und er vermutete, da? Runei es ebenfalls wu?te. Eine peinliche Situation. „Ich werde mich erkundigen, wenn Sie es wunschen, und die Freilassung anordnen.“

„Danke“, sagte Runei trocken. „Ich mochte keine militarischen Geheimnisse von Ihnen erfahren, aber was

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