wird die nachste Aktion Ihrer Verbundeten sein?“
„Es sind nicht unsere Verbundeten. Das Imperium fuhrt keinen Krieg.“
„Ersparen Sie mir Ihre Sophistik“, schnaubte Runei. „Ich warne Sie, wie ich schon Admiral Enriques gewarnt habe, da? Merseia nicht mu?ig zusehen wird, wie die Aggressoren zerstoren, was Merseia geschaffen hat, um das Los des Seevolkes zu verbessern.“
„Tatsachlich“, sagte Hauksberg beilaufig, „versuchen wir die Leute von Kursoviki zuruckzuhalten, seit der Angriff auf Ujanka abgeschlagen worden ist. Sie schreien nach Vergeltung, aber wir haben sie zu Friedensverhandlungen uberredet.“
Runeis Backenmuskeln hupften, und er sa? eine halbe Minute lang still. „Tatsachlich?“ fragte er dann mit ausdrucksloser Stimme.
„Tatsachlich“, bestatigte Hauksberg. „Eine Flotte wird in Kurze auslaufen. Man wird Sie noch offiziell verstandigen, aber ich kann Ihnen schon jetzt sagen, da? diese Flotte nur kampfen wird, wenn man sie angreift. Ich vertraue darauf, da? keine Ihrer sogenannten Freiwilligen an Gewalttatigkeiten teilnehmen werden. Wir wollen nichts als uber einen Waffenstillstand diskutieren, um so das Fundament fur einen dauerhaften Frieden zu legen.“
Runei sagte nichts.
„Unsere Informationen uber die Meeresbewohner sind nicht sehr reichhaltig“, fuhr Hauksberg fort, „und naturlich werden wir nicht gleich mit dem kindlichen Vertrauen unserer Verhandlungspartner rechnen konnen. Darum ware es sehr hilfreich, wenn Sie den — wie sagten Sie — Sechspunkt von Zletovar drangen wurden, da? er unsere Delegation empfangt und sie anhort.“
„Eine gemischte Kommission…“
„Noch nicht, Kommandant, noch nicht, bitte. Es wird sich um nichts als einleitende Gesprache handeln, Gesprache rein informeller Art.“
„Was Sie meinen“, sagte Runei unbewegt, „ist, da? Admiral Enriques keine Leute zu Verhandlungen schicken will, an denen Merseier teilnehmen.“
„Nein, nein. Nichts so Unfreundliches. Nichts als der Wunsch, Komplikationen zu vermeiden. Wir haben nichts dagegen, wenn Sie sich vom Seevolk uber unsere Verhandlungen auf dem laufenden halten lassen. Aber wir mussen wissen, woran wir bei ihnen stehen; tatsachlich mussen wir sie viel besser kennenlernen, bevor wir vernunftige Losungsvorschlage machen konnen. Und Sie weigern sich bedauerlicherweise, uns in Ihre Unterlagen Einblick zu gewahren.“
„Ich bin an meine Befehle gebunden“, sagte Runei.
„Gewi?. Auf beiden Seiten wird man die Politik andern mussen, wenn man eine nennenswerte Zusammenarbeit anstrebt oder sogar gemischte Kommissionen einrichten will. Das ist ein grundsatzliches Problem, und es gehort zu den Grunden meiner Reise nach Merseia. Keine der beiden Regierungen kann diesen Konflikt uber Nacht aus der Welt schaffen. Aber wir konnen einen Anfang machen, Sie und wir. Wir halten das Landvolk zuruck, Sie das Seevolk. Bis auf weiteres werden in der Zletovarsee und dem dazugehorigen Luftraum keine militarischen Operationen durchgefuhrt. Ich bin uberzeugt, da? soviel in Ihrer Macht steht.“
„Richtig“, erwiderte Runei. „Aber die Eingeborenen konnten anderer Meinung sein. Wenn eine der beiden Parteien sich fur militarische Aktionen entscheidet, bin ich dem Seevolk zur Hilfeleistung verpflichtet.“
Hauksberg betrachtete sein Gegenuber aufmerksam. Er mu?te von der Annahme ausgehen, da? der andere es ehrlich meinte, da? auch er eine friedliche Regelung suchte, bevor die Entwicklung beiden Parteien aus der Hand geriet und Eigengesetzlichkeit gewann. Er mu?te das annehmen. Andernfalls, so gestand er sich ein, tate er besser daran, nach Hause zu fahren und bei der Vorbereitung eines interstellaren Krieges zu helfen.
„Sie bekommen diese Vorschlage schriftlich in Form eines offiziellen Memorandums“, sagte er. „Dies sollte nur ein Vorgesprach sein. Aber ich werde selbst hierbleiben, bis sich ubersehen la?t, welche Aufnahme unsere Friedensfuhler finden und wie sich die Kontakte entwickeln werden. Rufen Sie mich jederzeit an, wenn es Ihnen nutzlich oder wichtig erscheint.“
„Ich danke Ihnen. Guten Tag, Graf Hauksberg.“
„Guten Tag, Fodaich.“
Auf dem Bildschirm wurde es dunkel. Hauksberg zundete sich eine Zigarette an. Was nun? Nun kannst du sitzen und warten, mein Junge. Du kannst Meldungen sammeln, Interviews geben, Inspektionsrundgange machen und diese ebenso einseitigen wie dickschadeligen Militaristen argern, die dich fur einen Storenfried und Schnuffler halten. Du wirst manch leere Stunde erleben. Kein Amusement hier, und ein scheu?liches Klima. Gut, da? du so vorausschauend warst, Persis mitzunehmen.
Er stand auf und schlenderte aus dem Buro ins Wohnzimmer. Sie sah sich wieder einmal den alten Fernsehfilm „Undine“ an. Armes Madchen. Die hiesige Bibliothek hatte keine gro?e Auswahl. Er setzte sich auf die Armlehne ihres Sessels und legte ihr seine Hand auf die Schulter. Persis trug eine ausgeschnittene armellose Bluse, und ihre Haut fuhlte sich glatt und warm an. Er roch den Veilchenduft ihres Parfums.
„Hast du den Streifen noch nicht satt?“ fragte er.
„Nein.“ Sie wendete ihre Augen nicht vom Gerat ab. „Aber manchmal wunschte ich, es ware so.“
„Warum?“
„Er angstigt mich. Er erinnert mich daran, wie weit wir von der Heimat entfernt sind. Wie fremdartig alles ist… Und wir reisen noch weiter.“
„Nun, nun“, murmelte er und strich ihr uber die Haare. „Du wirst Gesellschaft haben.“
„Deinen Stab. Deine Diener. Routiniers, Jasager, Karrieristen, die ihre Zukunft auf Schienen ausgelegt haben. Mir bedeuten sie nichts, und ich kann sie nicht mehr sehen.“
„Du hast mich“, sagte er.
Sie lachelte pflichtschuldigst. „Deine Gesellschaft akzeptiere ich. Aber du bist so oft beschaftigt.“
„Wir werden zwei oder drei Marineleute mitnehmen, vielleicht interessieren dich die. Es sind andere Typen als unsere Juristen und Wirtschaftsexperten, rauher, mannlicher und so.“
Ihre Miene hellte sich weiter auf. „Wer ist es?“
„Nun, Oberst Abrams und ich haben uns unterhalten, und auf einmal schlug er sich selbst fur die Reise vor, als unser Experte fur das Seevolk. Ich konnte schlecht nein sagen, denn wir brauchen einen. Ridenour ware mir naturlich lieber gewesen; er ist Wissenschaftler und eine Autoritat auf dem Gebiet, wenn wir uberhaupt eine haben, aber er ist hier nicht abkommlich und will auch nicht weg.“ Hauksberg inhalierte den Rauch und stie? ihn mit einem Seufzer aus. „Abrams wurde seinen Posten naturlich nicht verlassen, wenn er hier keine Chance sahe, Informationen zu sammeln, die er auf Starkad nicht bekommt. Sein auf Wuhlarbeit gerichteter Ehrgeiz konnte unsere Mission kompromittieren. Ich wei? immer noch nicht, in was ich mich da habe hineinmanovrieren lassen.“
„Der alte Bar und dich manipulieren?“ Persis kicherte.
„Ein schlauer Bar. Und rucksichtslos. Beinahe fanatisch. Der Mann geht uber Leichen, la? es dir gesagt sein. Und er will den Krieg, was immer er sich davon versprechen mag. Aber er kann auch nutzlich sein, und wenn er mit uns geht, wird er keine Gelegenheit haben, hier auf Starkad querzuschie?en. Ich behalte ihn im Auge. Vermutlich wird er einen oder zwei von seinen Helfern mitbringen. Wie ware es mit einem hubschen jungen Offizier, hm?“
„Du bist mir hubsch und jung genug, Markus.“ Persis rieb ihren Kopf an ihm.
Hauksberg druckte seine Zigarette aus. „Und so sehr beschaftigt bin ich auch nicht.“
Der Tag war bedeckt und windig, mit Schaumkronen auf der schiefergrauen See. Der Wind kreischte in der Takelage. Die „Archer“ stampfte in den schweren Heckseen. Ihre holzernen Spanten, Planken und Masten achzten und knarrten, da? Flandry an das Gejammer verdammter Seelen denken mu?te. Achteraus lagen die drei Begleitschiffe im Kampf mit den Wellen. Dragoikas Schiff beforderte nur einen gro?en Wassertank und eine Handvoll Menschen. Sie und ihre Mannschaft sahen mit gemischten Gefuhlen zu, wie Ridenour, der fur xenologische Forschung zustandige Wissenschaftler, an die Arbeit ging. Er war ein hagerer, leicht gebeugter Mann mit aschblondem Haar. Stockend sprach er in ein Mikrophon, und aus dem Verstarker drohnten Gerausche, wie sie der Stimmblase eines Meeresbewohners entstammen mochten.
Der lange, dunkle Korper im Wassertank bewegte sich und offnete die Lippen. Man horte eine Antwort. Ridenour nickte. „Sehr gut“, sagte er. „Lassen wir ihn frei.“
Flandry half ihm beim Abnehmen der Plexiglashaube. Der Gefangene krummte seinen Rucken. Mit einem