„Ich-ich mu? das Risiko auf mich nehmen, Herr. Wir alle mussen es. Sie sind unter Arrest, bis Brechdan Ironrede Ihre Freilassung verfugt.“

Dwyr warf sich zur Seite und feuerte. Der Wachter brach zusammen, ein versengter Klumpen. Aber er hatte zuerst geschossen. Dwyrs lebender Arm war von seinem Korper abgetrennt.

Er verspurte keinen Schock. So lebendig war er nicht. Aber der Schmerz war da, und er taumelte einen Moment wie trunken. Dann reagierten die Homoostaten in seinen Prothesen. Chemische Stimulantia wurden in seine Adern gespritzt. Elektronische Impulse flossen in die Nervenstrome ein, unterdruckten den Schmerz und stoppten die Blutung. Dwyr raste davon.

Die anderen lie?en nicht locker, feuerten hinter ihm her und schrien durcheinander. Er fuhlte, da? er getroffen wurde, sah im Rennen an sich herunter und bemerkte ein Loch, das seinen Korper vom Rucken zur Brust durchbohrte.

Dann sturzte er auf die Landeflache hinaus. Ein neuer Feuerstrahl traf sein linkes Bein, lahmte es. Er fiel. Die Verfolger kamen naher, und auch die Wachen auf dem Landeplatz schwarmten aus. Er schaltete seinen Flugapparat an. Hinaus… uber die Kante… hinunter in die Nacht!

Und die Schatten hullten ihn ein. Seine Maschinerie mu?te in lebenswichtigen Teilen getroffen sein. Es ware gut zu sterben. Nein, noch nicht. Er mu?te noch eine Weile aushalten, irgendwie zur Botschaft der Terraner gelangen. Abrams war zu weit, und man wurde ihn auf jeden Fall gefangennehmen. Zur Botschaft… nicht schlappmachen, drohnte es in seinem Kopf. Nicht ohnmachtig werden… du mu?t diesen Flandry finden… vielleicht kann er dich retten… Wenn nicht, wirst du dich wenigstens geracht haben… Dunkelheit und sturzende Wasser…

Dwyr flog uber die nachtliche Stadt.

12

„Persis? Wo… Was-was ist das?“ Hauksberg blieb starr vor Schreck in der Turoffnung stehen. Persis stie? einen halberstickten kleinen Schrei aus und griff mit einer sinnlosen Geste nach ihren Kleidern. Flandry sprang auf.

In seiner grunen Jagdkleidung sah der Graf verandert aus, jugendlicher. Sonne und Wind hatten sein Gesicht gebeizt. Seine Starre loste sich. Das Gesicht wurde hart, und die blauen Augen blitzten kalt und zornig. „Soso“, sagte er.

Persis raffte ihre Kleidungsstucke an sich. „Markus…“

Er beachtete sie nicht. „Sie sind also das Unwohlsein, das sie hatte.“

Flandry stand mit rotem Gesicht da. Er sagte nichts.

„Wie lange geht das schon so?“

„Es ist meine Schuld, Markus“, rief Persis. Sie fing an zu schluchzen.

„Nein, das stimmt nicht“, sagte Flandry. Er hatte sich gefangen und brachte es sogar fertig, Hauksberg anzugrinsen. „Ich mu? sagen, es war nicht nett von Ihnen, unangemeldet zuruckzukommen. Was nun?“

„Nun stehen Sie unter Arrest, Sie Welpe“, sagte Hauksberg. „Gehen Sie in Ihr Zimmer und bleiben Sie dort.“

Flandry beeilte sich zu gehorchen. Alles schien glatt gegangen zu sein, besser als erwartet. Hauksberg war eben ein Gentleman; seine Stimme klang nicht uberma?ig erregt, eher geistesabwesend.

Persis streckte ihre Arme nach ihm aus. „Ich sage dir, Markus, es ist meine Schuld“, schluchzte sie. „La? ihn in Frieden. Tue mit mir, was du willst, aber la? ihn in Ruhe!“

Er brachte sie mit einer Handbewegung zum Verstummen. „Hor auf zu flennen“, sagte er argerlich. „Meinst du, mich interessieren deine Seitensprunge, wenn alles kopfsteht?“

„Was ist geschehen?“ fragte Flandry scharf.

Hauksberg drehte den Kopf, musterte ihn schweigend von oben bis unten. „Ich frage mich, ob Sie es wirklich nicht wissen“, sagte er zuletzt. „Das frage ich mich allen Ernstes.“

„Ich wei? absolut nichts!“ Flandry traf es wie ein Schlag. Irgend etwas war schiefgegangen.

„Als die Nachricht in Dhangodar eintraf, sind wir naturlich sofort hergeflogen“, sagte Hauksberg. „Im Moment sind sie hinter Abrams her, mit meiner Ermachtigung. Aber Sie — was fur eine Rolle haben Sie dabei gespielt?“

Ich mu? mal 'raus, dachte Flandry fiebrig. Abrams' Agent mu? mich finden. „Ich wei? wirklich nichts, Exzellenz. Ich werde mich in mein Zimmer begeben.“

„Halt!“

Persis sa? auf ihrem Bett, das Gesicht in den Handen vergraben, und weinte leise.

„Hiergeblieben“, sagte Hauksberg. „Kein Schritt, verstanden?“ Er nahm eine Strahlpistole aus der Tasche und ging ruckwarts zum Telefon. „Hm. Abgestellt, wie?“ Er drehte den Schalter. „Graf Oliveira, bitte.“

Bleiern lastete die Stille im Raum. Der Bildschirm flackerte auf, und das Gesicht des Botschafters wurde sichtbar. „Hauksberg! Sie hier? Was ist?“

„Eben zuruckgekommen“, sagte Hauksberg. „Wir erfuhren von einem Einbruch in Premierminister Brechdans Geheimarchiv. Der Agent scheint entkommen zu sein. Brechdan beschuldigte mich der Mitwisserschaft. Ein naheliegender Gedanke. Jemand versucht meine Mission zu sabotieren. Um das Schlimmste abzuwenden, habe ich die Merseier bevollmachtigt, Oberst Abrams festzunehmen. Man wird ihn hierher bringen. Halten Sie ihn unter Bewachung.“

„Aber Graf Hauksberg! Er ist Offizier der kaiserlichen…“

„Wir werden ihn inhaftieren, nicht die Merseier. Auf Grund meiner Vollmachten ubernehme ich das Kommando. Keine Einwande, bitte, wenn Sie nicht von Ihrem Posten abberufen werden wollen.“

Oliveira erbleichte. „Ich verstehe. Aber ich mu? Sie bitten, mir das in schriftlicher Form zuzustellen.“

„Das wird geschehen, sobald ich dazu komme. Als nachstes haben wir da den jungen Flandry, Abrams' Assistenten. Ich werde ihn selbst verhoren, da er gerade hier ist. Aber halten Sie ein paar Manner bereit, da? sie ihn in einen ausbruchsicheren Raum uberfuhren, wenn ich fertig bin. Unterrichten Sie inzwischen Ihren Stab von dem Vorfall, bereiten Sie Erklarungen und Dementis vor und halten Sie sich fur einen Besuch von Leuten aus Brechdans Au?enamt zur Verfugung.“ Hauksberg unterbrach die Verbindung. „Genug“, sagte er. „Nun erzahlen Sie. Heraus mit der Sprache.“

Flandry war es, als durchlebte er einen Alptraum. Wirre Gedanken kreisten in seinem Kopf. Was wird aus Abrams? Aus mir? Aus Persis?

„Setzen Sie sich hin.“ Hauksberg zeigte mit der Pistole auf einen der Sessel. Mit der freien Hand zog er ein silbernes Etui aus der Brusttasche, lie? es aufschnappen und steckte sich eine schwarze Zigarre zwischen die Zahne. Er wirkte beinahe entspannt.

Flandry setzte sich. Ein psychologischer Nachteil, zu ihm aufblicken zu mussen. Ja, wir haben ihn sehr unterschatzt. Persis stand mit geroteten Augen an der Wand, hatte frostelnd die Arme uber der Brust gekreuzt und schluckte. „Welches war Ihre Rolle in diesem Spiel?“ fragte Hauksberg.

„Keine. Ich wei? nicht — ich meine, wenn… wenn ich damit zu tun hatte, ware ich dann hier gewesen?“ stammelte Flandry.

„Vielleicht.“ Hauksberg steckte das Etui ein und zog sein Feuerzeug. Ein Seitenblick traf Persis. „Und was ist mit dir, mein Kind?“

„Ich wei? nichts“, flusterte sie. „Und er auch nicht. Ich schwore es.“

„Ich bin geneigt, dir zu glauben.“ Das Feuerzeug kratzte und flammte auf. „In diesem Fall hatte man dich ziemlich zynisch ausgenutzt.“

„Das wurde er nicht tun!“

„Hm.“ Hauksberg lie? das Feuerzeug verschwinden und blies Rauch aus den Nasenlochern. „Vielleicht seid ihr beide geprellt worden. Das werden wir herausbringen, wenn Abrams mit der Hypnosonde behandelt wird.“

„Das konnen Sie nicht machen!“ rief Flandry entsetzt. „Er ist Offizier!“

„Auf der Erde konnen sie es, junger Mann. Ich wurde es noch in dieser Stunde anordnen, wenn wir die Gerate hier hatten. Naturlich konnen es auch die Merseier. Wenn notig, werde ich ein noch viel gro?eres

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