Frugis Tullia aufgenommen hatten, worauf die schon eine ganze Zeit lang bedrohlich schweigsame Terentia erwidert hatte, dass sie sich tatsachlich sehr gut benommen hatten -
»In Anbetracht
»In Anbetracht der Verbindungen, die sie hergestellt haben«, erwiderte sie und kam dann sehr schnell zu den Themen, uber die sie sich am leidenschaftlichsten erregen konnte - die schandliche Art, wie sich Cicero Pompeius und seiner Provinzsippschaft an den Hals werfe, dass sich deshalb die Familie in Widerspruch zu den ehrenwertesten Familien im Staat befande, und die zunehmende Macht des Pobels, die erst durch die gesetzwidrige Annahme der
»Siehst du jetzt, unter was fur einem Druck ich stehe?«, jammerte Cicero mir am nachsten Morgen vor und massierte sich mit den Handknocheln die Stirn. »Nirgendwo lasst man mich in Ruhe, nicht in der Politik und in meiner Freizeit auch nicht.«
Was Terentia anging, so steigerte sie sich immer mehr in ihre vermeintliche Unfruchtbarkeit hinein. Sie ging jetzt taglich zum Beten in den Tempel der Bona Dea auf dem Aventin. Auf dem Gelande, dessen innerstes Heiligtum kein Mann betreten durfte, wimmelte es von harmlosen Schlangen, die die Fruchtbarkeit fordern sollten. Eins ihrer Madchen erzahlte mir, dass sie in ihrem Schlafzimmer einen kleinen Schrein fur die Gottin Juno aufgestellt hatte.
Ich glaube, dass Cicero insgeheim Terentias Meinung uber Pompeius teilte. So ruhmreich sein Sieg war, so verdachtig schnell lief die Operation ab (»am Ende des Winters organisiert«, wie Cicero formulierte, »Anfang Fruhling begonnen, in der Mitte des Sommers abgeschlossen«). Man konnte sich schon fragen, ob ein auf dem ublichen Weg berufener Kriegsherr die Aufgabe nicht genauso gut erledigt hatte. Trotzdem gab es an Pompeius' Erfolg nichts zu rutteln. Die Piraten waren wie ein Teppich aufgerollt worden - aus den Gewassern zwischen Sizilien und Afrika Richtung Osten durch das Illyrische Meer bis nach Achaea. Dann wurden sie aus ganz Griechenland vertrieben und schlie?lich von Pompeius selbst in ihrer letzten gro?en Festung in Coracesium in Kilikien festgesetzt. In einer gewaltigen Schlacht zu Wasser und zu Land wurden zehntausend Piraten getotet, viertausend Schiffe zerstort und weitere zwanzigtausend Mann gefangen genommen. Allerdings lie? er diese nicht kreuzigen, wie es Crassus sicher getan hatte, sondern siedelte sie samt ihrer Frauen und Familien in den entvolkerten Stadten im Landesinneren von Griechenland und Kleinasien wieder an. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit benannte er eine der Stadte in Pompeiopolis um. Nichts von all dem tat er in Absprache mit dem Senat.
Cicero verfolgte das fantastische Vorrucken seines Gonners mit gemischten Gefuhlen (»Pompeiopolis! Bei allen Gottern, wie
Im Dezember schieden die Tribunen Gabinius und Cornelius aus ihren Amtern aus, und eine neue Pompeius-Marionette, der designierte Volkstribun Gaius Manilius, wahrte von nun an dessen Interessen in den Volksversammlungen. Als Erstes brachte er ein Gesetz ein, das vorsah, Pompeius den Oberbefehl im Krieg gegen Mithridates sowie die Verwaltung der Provinzen Asia, Kilikien und Bithynien zu ubertragen - die beiden letzteren wurden von Lucullus verwaltet. Sollte sich Cicero auch nur leise Hoffnungen gemacht haben, das Thema moge unbemerkt an ihm voruberziehen, so wurden sie zerstort, als Gabinius ihn mit einer Botschaft von Pompeius aufsuchte. Darin brachte der General knapp seine besten Wunsche zum Ausdruck sowie die Hoffnung, dass er, Cicero, die
»Mit all ihren Bestimmungen«, wiederholte Gabinius und grinste hochnasig. »Du wei?t, was das bedeutet.«
»Ich nehme an, das schlie?t eine Verfugung ein, dir das Kommando uber die Legionen am Euphrat zu ubertragen, was wiederum bedeutet, dass du nach Ablauf deiner Amtszeit als Volkstribun Immunitat vor jeglicher Strafverfolgung genie?t.«
»In der Tat.« Gabinius streckte grinsend die Brust vor und lieferte mit schnaufender Stimme eine passable Pompeius-Imitation ab. »>Ist er nicht klug, meine Freunde? Hab ich's nicht immer gesagt?<«
»Reg dich wieder ab, Gabinius«, sagte Cicero verdrossen. »Du kannst sicher sein, dass ich mir niemanden vorstellen kann, den ich lieber am Euphrat sahe.«
Den Prugelknaben fur einen gro?en Mann abzugeben ist in der Politik eine gefahrliche Rolle. Aber genau die musste Cicero jetzt spielen.
Manner, die sich offen nie ausfallig oder kritisch gegenuber Pompeius au?ern wurden, konnten ungestraft auf sein Advokatensprachrohr eindreschen, und jeder wurde wissen, wer gemeint war. Aber vor dem direkten Befehl eines Oberkommandierenden gab es kein Entkommen, und so erhielt Cicero zum ersten Mal Gelegenheit, auf der Rostra zu sprechen. Er gab sich enorm viel Muhe mit der Rede, diktierte sie mir schon mehrere Tage vorher und gab sie dann Quintus und Frugi zur Stellungnahme. Er war umsichtig genug, sie Terentia nicht zu zeigen, denn er wusste, dass er vorab eine Abschrift an Pompeius schicken und deshalb tief in den Honigtopf greifen musste. (Beispielsweise sehe ich anhand des vor mir liegenden Manuskripts, dass Pompeius' »uberirdische Genialitat als Heerfuhrer« auf Quintus' Empfehlung hin in »uberirdische
Wieder waren es Catulus und Hortensius, die die Opposition gegen Pompeius anfuhrten. Aber sie hatten