pre?ten.
„Was, zum Teufel, ist denn los?“ schrie er. „Sie konnen mir nicht einreden, da? mein Schild schon wieder leer ist. Ich bin noch keine funf Minuten drau?en und jetzt, wo die Sonne tiefer steht, halten die Schneeladungen langer. Wir verlieren die Sonne!
Ich kann nicht mit der Arbeit aufhoren, nur weil jemand die Uhrzeit nicht lesen kann…“
Pawlak unterbrach ihn und wiederholte seinen Bericht. Dieser beeindruckte Donegan nicht.
„Na und? Das haben wir erwartet. Alle Gerate rund um die Tunneloffnung sind gesunken. Wir sitzen jetzt in einer tiefen Grube. Das verschlimmert die Sache noch. Wir verlieren so die Sonne noch schneller aus den Augen. So, und jetzt lassen Sie mich weiterarbeiten.“
„Arbeiten Sie nur“, sagte Ries. „Aber die Kamera schaffen wir jetzt schleunigst in das Schiff. Schauen Sie sich die Kamera doch an! Die Oberflache ist schon geschmolzen. Sie nimmt die Hitze rascher auf als erwartet. Wenn der Film drinnen zu hei? wird, war all Ihre Arbeit umsonst.“ Ries nahm die Kamera und entfernte sich durch den Tunnel. Widerstrebend folgte ihm Donegan.
Im Schiff verschwand Donegan mit seinem kostbaren Filmmaterial, ohne sich die Zeit zu nehmen, Ries zu danken.
„Egoistischer Kerl“, murmelte Pawlak. „Denkt nur an seinen verdammten Film.“
„Das kann man ihm nicht zum Vorwurf machen“, sagte Ries mild. „Er hat schwer dafur gearbeitet.“
„Er hat schwer gearbeitet? Und wir? Von Anfang an war das doch deine Idee…“
„Komm jetzt. Ich mochte zu Doc Sonne gehen. Meine Fu?e schmerzen.“ Er ging ins Hauptdeck, und Pawlak folgte ihm murrend. Als sie in die Zentrale kamen, wurde Ries mit Komplimenten uberschuttet und grinste breit. Der Griesgram schien sich um hundertachtzig Grad gewandelt zu haben.
Aber diese Wandlung hielt nicht lange an. Als Doc Sonne mit einer Brandsalbe ankam, die Ries auf seine Fu?e streichen sollte, tobte der Patient wutend los.
„Nicht einmal der Arzt hier kann das Richtige zur rechten Zeit zustande bringen. Da trample ich stundenlang im Methanschnee herum, und Sie wollen mir Brandsalbe geben! Vielleicht waren Sie jetzt so freundlich, etwas gegen meine erfrorenen Fu?e zu unternehmen, ja?“
DIE TAUSENDFUSSLER
„So haben Sie uns also verlassen, Mr. Cunningham.“ Malmesons Stimme, die verzerrt aus dem Kopfhorer drang, klang rauher als sonst. „Schlimm fur Sie. Wenn Sie in der Nahe geblieben waren, hatten wir Sie auf irgendeine Welt gebracht, auf der Sie zumindest hatten leben konnen. Aber jetzt mussen Sie hierbleiben und schmoren. Hoffentlich leben Sie noch lange genug, um uns davonfliegen zu sehen.“
Laird Cunningham nahm sich nicht die Muhe, zu antworten.
Der Radiokompa? des Schiffes funktionierte noch, und es war moglich, da? seine ehemaligen Assistenten nach ihm suchten, wenn man ihnen einen Hinweis gab, wo sie mit der Suche beginnen sollten. Aber Cunningham war so zufrieden mit seiner gegenwartigen Bleibe, da? er gar nicht woanders sein wollte.
Er war kaum eine halbe Meile vom Schiff entfernt, in einer Hohle, die tief genug war, um vor den Strahlen des Denebs Schutz zu bieten. Die Hohle lag am Hang eines kleinen Hugels, und er konnte von diesem Platz aus die Aktivitaten Malmesons und seines Gefahrten beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.
Eigentlich hatte der Schurke recht. Wenn Cunningham zulie?, da? sich das Schiff ohne ihn vom Boden abhob, konnte er genausogut seinen Gesichtsschutz abnehmen. Wenn er auch Essen und Sauerstoff fur mehrere Tage hatte, konnte ein Planet, der kaum gro?er als Luna war und in den Strahlen einer der hei?esten Sonnen der Galaxis brannte, kaum weitere Vorrate bieten, wenn die seinen zur Neige gegangen sein wurden.
Er fragte sich, wie lange es dauern wurde, bis die Manner den Schaden entdeckt hatten, den er wahrend der wenigen Minuten angerichtet hatte, die zwischen der Bruchlandung und dem Aufbrechen der Tur zum Kontrollraum verstrichen waren.
Cunningham hatte die Tur zugeschwei?t, als ihm die Absichten der anderen bewu?t geworden waren. Vielleicht bemerkten sie es gar nicht. Er hatte Kabel an mehreren Stellen unterbrochen.
Vielleicht wurden sie den Antrieb gar nicht untersuchen, solange sie die Reparaturen am zerbrochenen Rumpf nicht beendet hatten. Wenn das der Fall sein sollte, um so besser.
Er kroch zum Eingang der Hohle und blickte in das kleine Tal, in dem das Schiff lag. Es war im Sternenlicht kaum zu sehen, und er sah auch kein kunstliches Licht, das angezeigt hatte, da? Malmeson schon wahrend der Nacht mit den Reparaturen begann. Cunningham hatte auch nicht erwartet, da? sie das tun wurden, aber es war gut, das sicher zu wissen. Er hatte nichts mehr durch das Radio in seinem Raumanzug gehort seit Malmesons hohnischen Worten, als sein Verschwinden entdeckt worden war. Wahrscheinlich warteten sie auf den Sonnenaufgang, um bei Tageslicht die Reparaturen sorgfaltig durchfuhren zu konnen.
Er starrte zu den Sternen empor und versuchte, sie zu Mustern zu ordnen, die er im Gedachtnis behalten konnte. Er hatte keine Uhr, und er mu?te in den folgenden Nachten genau wissen, wann die Sonne aufgehen wurde. Es ware gefahrlich, fern von der Hohle von Denebs Strahlen uberrascht zu werden. Sein Raumanzug bot zu wenig Schutz. Er wunschte, es ware ihm gelungen, einen der schweren Arbeitsanzuge zu stehlen. Aber sie befanden sich in einem Abteil neben dem Kontrollraum, in dem er sich verbarrikadiert hatte.
Reglos blieb er am Hohleneingang liegen und beobachtete abwechselnd den Himmel und das Schiff. Ein- oder zweimal doste er ein. Aber er war wach, als die Hugel jenseits des Schiffes in den ersten Strahlen der Morgensonne schimmerten.
Fluten von wei?blauem Licht krochen uber ihre Hange, dann verschmolzen die Berge mit dem Tal zu einer einheitlichen, hell erleuchteten Landschaft. Silbern glei?te der Schiffsrumpf.
Die Reflexion des Scheins erhellte das Innere von Cunning hams Hohle und trieb ihm das Wasser in die Augen, als er das Schiff beobachtete und darauf wartete, da? sich die Luke offnete.
Er konnte immer nur einen kurzen Blick auf das glanzende Metall werfen. Und deshalb schenkte er seiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit, als er das vielleicht sonst getan hatte.
Obwohl der Planet viel mit dem Mond gemeinsam hatte, was seine Gro?e, das Gewicht und das Fehlen einer Lufthulle betraf, so sah die Landschaft doch vollig anders aus. Die extreme Hitze des Tages, der starke nachtliche Abkuhlungen folgten, bestimmte das Wetter. Erhebungen, die vielleicht einmal den Bergzugen auf dem Mond geglichen haben mochten, waren jetzt abgerundete kleine Hugel wie der, in dem Cunninghams Hohle lag. Wie auf dem Mond, so hatten sich auch hier die Produkte fruherer Spaltungen als Staub in den Talsenken angesammelt.
Was den Staub bewegt haben konnte auf diesem luftund windlosen Planeten, erschien Cunningham ratselhaft. Eine Zeitlang dachte er daruber nach, bis seine Aufmerksamkeit von anderen Objekten auf und zwischen den Staubschichten gefangengenommen wurde. Zuerst hatte er sie fur Felserhebungen gehalten. Aber jetzt war er uberzeugt, da? es sich um Formen pflanzlichen Lebens handeln mu?te — armselige Flechten, die man kaum als Vegetation bezeichnen konnte. Er fragte sich, was fur eine Flussigkeit sie enthielten, in einer Temperatur, die alles zum Verdunsten bringen mu?te.
Als er die Tiere entdeckte, mittelgro?e, krebsartige Geschopfe mit schwarzem Rucken, die sich aus dem Staub wuhlten, als die Sonne ihre Warme ausstrahlte, verga? Cunningham seine unmittelbaren Probleme. Er war kein Zoologe, aber dieses Wissensgebiet faszinierte ihn schon seit Jahren. Und er hatte immer uber die Mittel verfugt, sich seinem Hobby widmen zu konnen.
Jahrelang hatte er die Galaxis durcheilt, um nach bizarren Le zarren Lebensformen zu suchen, und die Museen auf der Erde hatten nur zu gern seine Sammlungen aufgenommen und Wissenschaftler auf seine Spuren gesandt. Oft schon hatte er in Gefahr geschwebt, aber noch nie hatte er sich in einer Situation wie der jetzigen befunden. In einer Situation, die ihren Anfang genommen hatte, als er das Gesprach seiner beiden Begleiter anhorte. Sie hatten geplant, sich von ihm zu befreien, sich das Schiff fur ihre eigenen Zwecke anzueignen. Der Gedanke gefiel ihm, da? die Schnelligkeit seiner Aktionen nach dieser Entdeckung wenigstens bewies, da? er noch nicht alt war.
Und dann wandte er sich wieder den denebischen Lebensformen zu.
Mehrere Kreaturen krochen aus dem Staub, keine drei?ig Yards von Cunninghams Versteck entfernt, und er hoffte, sie wurden nahe genug kommen, so da? er sie genauer studieren konnte. Aus der Entfernung sahen sie tatsachlich wie Krebse aus, mit ihren runden, flachen Korpern, die etwa zwolf Zoll im Durchmesser betrugen, und ihren vielen Beinen. Sie krabbelten flink umher, hielten bei den flechtenartigen Pflanzen an, nagten langsam dran, als wollten sie diesen kostlichen Genu? moglichst in die Lange ziehen. Manchmal gab es Kampfe, wenn sich mehrere Tiere um denselben Leckerbissen rissen.
Cunningham beobachtete angespannt die Bewegungen der kleinen Geschopfe und verga? fur eine Weile seine prekare Lage. Er wurde wieder daran erinnert, als Malmesons Stimme aus seinem Kopfhorer tonte.
„Schau nicht so viel herum, du Narr. Der Kopfschutz schirmt zwar deine Haut ab, nicht aber deine Augen. Bleib im Schatten des Rumpfes, von dort aus konnen wir uns den Schaden ansehen.“
Sofort wandte Cunningham seine Aufmerksamkeit wieder dem Schiff zu. Die Luke an der ihm zugekehrten Seite stand offen, und er sah die bulligen Figuren seiner beiden Ex Assistenten auf dem Boden daneben stehen. Jeder trug einen schwarzen Arbeitsanzug, wie ihn Cunningham schmerzlich vermi?te. Sie schienen nicht unter der Hitze zu leiden, obwohl sie im vollen Licht Denebs standen, als Cunningham zu ihnen hinabblickte. Er wu?te, da? die Hitze sich in einiger Zeit verstarken wurde, aber er hegte keine Hoffnung, da? Denebs todliche Gefahren ihm zu Hilfe kommen wurden. Die Anzuge enthielten Isolierungen, Kuhlanlagen, strahlenabweisende Substanzen.
Sie waren so schwer und plump, da? man sie nur trug, wenn man langwierige Arbeiten im Raum zu verrichten hatte.
Cunningham sah und horte aufmerksam zu, als die beiden Manner sich unter den Rumpf begaben, um den Schaden zu begutachten. Aus ihren Worten entnahm er, da? es sich um einen Ri? von drei Yards Lange und einem halben Yard Breite handelte. Kleinere Risse fanden sie im Metall rund um das gro?e Loch. Diese Risse mu?ten zugeschwei?t werden, bevor man es wagen konnte, abzufliegen. Malmeson war ein zu guter Ingenieur, als da? er auf diese Tatsache keine Rucksicht genommen hatte, und Cunningham horte, wie er anordnete, die Kabel des Schwei?gerats an die Au?enseite des Schiffes zu legen und es so zu verlagern, da? man auch zu den tiefer gelegenen Rissen Zugang hatte.
Die Manner fuhrten die Arbeiten mit einer Geschicklichkeit aus, die ihren Beobachter nicht uberraschte. Immerhin hatte Cunningham sie engagiert.
Alle paar Minuten blickte sich zu Cunninghams Mi?fallen einer der beiden Manner aufmerksam in der Landschaft um.
Zuerst auf der Seite des Schiffes, an der sie arbeiteten, dann gingen sie um den Rumpf herum, um auch das Gebiet auf der anderen Seite in Augenschein zu nehmen. Cunningham wu?te, da? er trotz der niedrigen Schwerkraft die halbe Meile bis zum Schiff in den Pausen zwischen den prufenden Beobachtungen der Manner nicht zurucklegen konnte. Und wenn er es auch geschafft hatte, seine Gestalt in dem glanzenden Metallanzug ware ihnen bestimmt in die Augen gestochen. Er wollte keinen Versuch wagen, solange er sich des Erfolges nicht sicher sein konnte. Au?erdem wurde sein Anzug sich in ein oder zwei Minuten unertraglich erhitzen, und das Schiff war der einzige Ort, wo er ihn ablegen oder abkuhlen konnte. Auch mu?te er seine beiden Ex-Assistenten aussperren, wenn er an Bord des Schiffes war, und eine Waffe haben, die ihn in die Lage versetzen wurde, Befehle zu erteilen. Aber dann fiel ihm ein, da? eine Waffe kaum vonnoten war. An Bord befand sich ein gutes Funkgerat — wenn die beiden es nicht zerstort hatten. Er mu?te nur um Hilfe rufen und die beiden nicht einlassen, bis Hilfe eingetroffen war.
Er beschlo?, das Schiff nach Sonnenuntergang genauer zu examinieren. Er kannte es so gut wie sein Haus, und er wu?te, da? es au?er den beiden Luken vor dem Kontrollraum und den beiden Notausgangen am Heck, durch deren einen er entflohen war, keine Zugange gab. Diese vier Offnungen konnte man von innen verschlie?en, und Cunningham wu?te nicht, ob die Turen au?er der jetzt offenstehenden Luke versperrt waren. Doch dann schob er diese Gedanken beiseite und beschlo? erneut, nach Einbruch der Dunkelheit einen Erkundungsgang zu unternehmen.
Nur dann konnte er feststellen, ob es moglich war, in das Schiff zu gelangen, ob er eine der Turen von au?en offnen konnte. Bis dahin teilte er seine Aufmerksamkeit zwischen den arbeitenden Mannern und den Tieren, die vor seiner Hohle herumkrochen.
Und letztere fand er viel interessanter.
Noch immer hoffte er, da? eines der Tiere nahe genug an die Hohle herankommen wurde, damit er es genauer beobachten konnte, aber lange Zeit geschah nichts dergleichen. Einmal naherte sich eines der Geschopfe bis auf zwolf Yards und hob sich auf die Hinterbeine. Ein Paar Fuhler, an deren Ende sich Knopfe von der Gro?e menschlicher Augapfel befanden, streckten sich in alle