201

Im Beifall. — Im Beifall ist immer eine Art Larm: selbst in dem Beifall, den wir uns selber zollen.

202

Ein Verschwender. — Er hat noch nicht jene Armuth des Reichen, der seinen ganzen Schatz schon einmal uberzahlt hat, — er verschwendet seinen Geist mit der Unvernunft der Verschwenderin Natur.

203

Hic niger est. — Er hat fur gewohnlich keinen Gedanken, — aber fur die Ausnahme kommen ihm schlechte Gedanken.

204

Die Bettler und die Hoflichkeit. — »Man ist nicht unhoflich, wenn man mit einem Steine an die Thure klopft, welcher der Klingelzug fehlt«— so denken Bettler und Nothleidende aller Art; aber Niemand giebt ihnen Recht.

205

Bedurfniss. — Das Bedurfniss gilt als die Ursache der Entstehung: in Wahrheit ist es oft nur eine Wirkung des Entstandenen.

206

Beim Regen. — Es regnet, und ich gedenke der armen Leute, die sich jetzt zusammen drangen, mit ihrer vielen Sorge und ohne Uebung, diese zu verbergen, also jeder bereit und guten Willens, dem Andern wehe zu thun und sich auch bei schlechtem Wetter eine erbarmliche Art von Wohlgefuhl zu machen. — Das, nur das ist die Armuth der Armen!

207

Der Neidbold. — Das ist ein Neidbold, — dem muss man keine Kinder wunschen; er wurde auf sie neidisch sein, weil er nicht mehr Kind sein kann.

208

Grosser Mann! — Daraus, dass einer» ein grosser Mann «ist, darf man noch nicht schliessen, dass er ein Mann ist; vielleicht ist es nur ein Knabe, oder ein Chamaleon aller Lebensalter, oder ein verhextes Weiblein.

209

Eine Art, nach Grunden zu fragen. — Es giebt eine Art, uns nach unseren Grunden zu fragen, bei der wir nicht nur unsre besten Grunde vergessen, sondern auch einen Trotz und Widerwillen gegen Grunde uberhaupt in uns erwachen fuhlen: — eine sehr verdummende Art zu fragen und recht ein Kunstgriff tyrannischer Menschen!

210

Maass im Fleisse. — Man muss den Fleiss seines Vaters nicht uberbieten wollen — das macht krank.

211

Geheime Feinde. — Einen geheimen Feind sich halten konnen — das ist ein Luxus, fur den die Moralitat selbst hochgesinnter Geister nicht reich genug zu sein pflegt.

212

Sich nicht tauschen lassen. — Sein Geist hat schlechte Manieren, er ist hastig und stottert immer vor Ungeduld: so ahnt man kaum, in welcher langathmigen und breitbrustigen Seele er zu Hause ist.

213

Der Weg zum Glucke. — Ein Weiser fragte einen Narren, welches der Weg zum Glucke sei. Dieser antwortete ohne Verzug, wie Einer, der nach dem Wege zur nachsten Stadt gefragt wird:»Bewundere dich selbst und lebe auf der Gasse!«.»Halt, rief der Weise, du verlangst zu viel, es genugt schon sich selber zu bewundern!«Der Narr entgegnete:»Aber wie kann man bestandig bewundern, ohne bestandig zu verachten?»

Вы читаете Die frohliche Wissenschaft
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату