dieser Eine fehlt! — Das Gluck ist lange nicht eine so ansteckende Krankheit, — woher kommt das?

240

Am Meere. — Ich wurde mir kein Haus bauen (und es gehort selbst zu meinem Glucke, kein Hausbesitzer zu sein!). Musste ich aber, so wurde ich, gleich manchem Romer, es bis in's Meer hineinbauen, — ich mochte schon mit diesem schonen Ungeheuer einige Heimlichkeiten gemeinsam haben.

241

Werk und Kunstler. — Dieser Kunstler ist ehrgeizig und Nichts weiter: zuletzt ist sein Werk nur ein Vergrosserungsglas, welches er Jedermann anbietet, der nach ihm hinblickt.

242

Suum cuique. — Wie gross auch die Habsucht meiner Erkenntniss ist: ich kann aus den Dingen nichts Anderes herausnehmen, als was mir schon gehort, — das Besitzthum Anderer bleibt in den Dingen zuruck. Wie ist es moglich, dass ein Mensch Dieb oder Rauber sei!

243

Ursprung von» Gut «und» Schlecht«. — Eine Verbesserung erfindet nur Der, welcher zu fuhlen weiss:»Diess ist nicht gut».

244

Gedanken und Worte. — Man kann auch seine Gedanken nicht ganz in Worten wiedergeben.

245

Lob in der Wahl. — Der Kunstler wahlt seine Stoffe aus: das ist seine Art zu loben.

246

Mathematik. — Wir wollen die Feinheit und Strenge der Mathematik in alle Wissenschaften hineintreiben, so weit diess nur irgend moglich ist, nicht im Glauben, dass wir auf diesem Wege die Dinge erkennen werden, sondern um damit unsere menschliche Relation zu den Dingen festzustellen. Die Mathematik ist nur das Mittel der allgemeinen und letzten Menschenkenntniss.

247

Gewohnheit. — Alle Gewohnheit macht unsere Hand witziger und unseren Witz unbehender.

248

Bucher. — Was ist an einem Buche gelegen, das uns nicht einmal uber alle Bucher hinweg tragt?

249

Der Seufzer des Erkennenden. — »Oh uber meine Habsucht! In dieser Seele wohnt keine Selbstlosigkeit, — vielmehr ein Alles begehrendes Selbst, welches durch viele Individuen wie durch seine Augen sehen und wie mit seinen Handen greifen mochte, — ein auch die ganze Vergangenheit noch zuruckholendes Selbst, welches Nichts verlieren will, was ihm uberhaupt gehoren konnte! Oh uber diese Flamme meiner Habsucht! Oh, dass ich in hundert Wesen wiedergeboren wurde!«— Wer diesen Seufzer nicht aus Erfahrung kennt, kennt auch die Leidenschaft des Erkennenden nicht.

250

Schuld. — Obschon die scharfsinnigsten Richter der Hexen und sogar die Hexen selber von der Schuld der Hexerei uberzeugt waren, war die Schuld trotzdem nicht vorhanden. So steht es mit aller Schuld.

251

Verkannte Leidende. — Die grossartigen Naturen leiden anders, als ihre Verehrer sich einbilden: sie leiden am hartesten durch die unedlen, kleinlichen Wallungen mancher bosen Augenblicke, kurz, durch ihren Zweifel an der eigenen Grossartigkeit, — nicht aber durch die Opfer und Martyrien, welche ihre Aufgabe von ihnen verlangt. So lange Prometheus Mitleid mit den Menschen hat und sich ihnen opfert, ist er glucklich und gross in sich; aber wenn er neidisch auf Zeus und die Huldigungen wird, welche Jenem die Sterblichen bringen, — da leidet er!

Вы читаете Die frohliche Wissenschaft
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату