Letzte Skepsis. — Was sind denn zuletzt die Wahrheiten des Menschen? — Es sind die unwiderlegbaren Irrthumer des Menschen.
Wo Grausamkeit noth thut. — Wer Gro?e hat, ist grausam gegen seine Tugenden und Erwagungen zweiten Ranges.
Mit einem grossen Ziele. — Mit einem grossen Ziele ist man sogar der Gerechtigkeit uberlegen, nicht nur seinen Thaten und seinen Richtern.
Was macht heroisch? — Zugleich seinem hochsten Leide und seiner hochsten Hoffnung entgegengehn.
Woran glaubst du? — Daran: dass die Gewichte aller Dinge neu bestimmt werden mussen.
Was sagt dein Gewissen? — »Du sollst der werden, der du bist.»
Wo liegen deine grossten Gefahren? — Im Mitleiden.
Was liebst du an Anderen? — Meine Hoffnungen.
Wen nennst du schlecht? — Den, der immer beschamen will.
Was ist dir das Menschlichste? — Jemandem Scham ersparen.
Was ist das Siegel der erreichten Freiheit? — Sich nicht mehr vor sich selber schamen.
Sanctus Januarius.
Der du mit dem Flammenspeere Meiner Seele Eis zertheilt, Dass sie brausend nun zum Meere Ihrer hochsten Hoffnung eilt: Heller stets und stets gesunder, Frei im liebevollsten Muss: — Also preist sie deine Wunder, Schonster Januarius! Genua im Januar 1882. Zum neuen Jahre. — Noch lebe ich, noch denke ich: ich muss noch leben, denn ich muss noch denken. Sum, ergo cogito: cogito, ergo sum. Heute erlaubt sich Jedermann seinen Wunsch und liebsten Gedanken auszusprechen: nun, so will auch ich sagen, was ich mir heute von mir selber wunschte und welcher Gedanke mir dieses Jahr zuerst uber das Herz lief, — welcher Gedanke mir Grund, Burgschaft und Sussigkeit alles weiteren Lebens sein soll! Ich will immer mehr lernen, das Nothwendige an den Dingen als das Schone sehen: — so