252

Lieber schuldig. — »Lieber schuldig bleiben, als mit einer Munze zahlen, die nicht unser Bild tragt!«— so will es unsere Souveranitat.

253

Immer zu Hause. — Eines Tages erreichen wir unser Ziel — und weisen nunmehr mit Stolz darauf hin, was fur lange Reisen wir dazu gemacht haben. In Wahrheit merkten wir nicht, dass wir reisten. Wir kamen aber dadurch so weit, dass wir an jeder Stelle wahnten, zu Hause zu sein.

254

Gegen die Verlegenheit. — Wer immer tief beschaftigt ist, ist uber alle Verlegenheit hinaus.

255

Nachahmer. — A.:»Wie? Du willst keine Nachahmer?«B.:»Ich will nicht, dass man mir Etwas nachmache, ich will, dass Jeder sich Etwas vormache: das Selbe, was ich thue. «A.:»Also —?»

256

Hautlichkeit. — Alle Menschen der Tiefe haben ihre Gluckseligkeit darin, einmal den fliegenden Fischen zu gleichen und auf den aussersten Spitzen der Wellen zu spielen; sie schatzen als das Beste an den Dingen, — dass sie eine Oberflache haben: ihre Hautlichkeit — sit venia verbo.

257

Aus der Erfahrung. — Mancher weiss nicht, wie reich er ist, bis er erfahrt, was fur reiche Menschen an ihm noch zu Dieben werden.

258

Die Leugner des Zufalls. — Kein Sieger glaubt an den Zufall.

259

Aus dem Paradiese. — »Gut und bose sind die Vorurtheile Gottes«— sagte die Schlange.

260

Ein Mal eins. — Einer hat immer Unrecht: aber mit Zweien beginnt die Wahrheit. — Einer kann sich nicht beweisen: aber Zweie kann man bereits nicht widerlegen.

261

Originalitat. — Was ist Originalitat? Etwas sehen, das noch keinen Namen tragt, noch nicht genannt werden kann, ob es gleich vor Aller Augen liegt. Wie die Menschen gewohnlich sind, macht ihnen erst der Name ein Ding uberhaupt sichtbar. — Die Originalen sind zumeist auch die Namengeber gewesen.

262

Sub specie aeterni. — A.:»Du entfernst dich immer schneller von den Lebenden: bald werden sie dich aus ihren Listen streichen!«— B.:»Es ist das einzige Mittel, um an dem Vorrecht der Todten theilzuhaben.«— A.:»An welchem Vorrecht?«— B.:»Nicht mehr zu sterben.»

263

Ohne Eitelkeit. — Wenn wir lieben, so wollen wir, dass unsere Mangel verborgen bleiben, — nicht aus Eitelkeit, sondern, weil das geliebte Wesen nicht leiden soll. Ja, der Liebende mochte ein Gott scheinen, — und auch diess nicht aus Eitelkeit.

264

Was wir thun. — Was wir thun, wird nie verstanden, sondern immer nur gelobt und getadelt.

265

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