Sudafrikanischen Union und der gro?e Vertreter des Liberalismus, der tschechoslowakische Au?enminister Jan Masaryk, auf dem Kampfplatz erschienen. Danemark, Norwegen und ein paar andere Lander waren in ihrer Haltung entschieden und unerschutterlich. Die gefuhlsma?ige Einstellung zugunsten der Teilung war stark, doch Sympathie allein war nicht genug.
Die vier Gro?en, die Machtigen, lie?en den Jischuw im Stich. Frankreich, das die illegale Einwanderung offen begunstigt hatte, zog sich plotzlich zuruck. Unter den Arabern in den franzosischen Kolonien, in Marokko, Algerien und Tunesien, herrschte Unruhe. Wenn Frankreich fur die Teilung stimmte, so konnte das bei den Arabern moglicherweise eine Explosion auslosen.
Die Sowjetunion hatte andere Grunde, nicht fur die Teilung zu stimmen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten war der Zionismus in Ru?land verboten. Die Russen verfolgten ein Programm der allmahlichen Ausmerzung des Judentums. Durch alle moglichen Einschrankungen hofften sie, das judische Element bei den neuen Generationen auszuschalten. Die Teilung Palastinas konnte die russischen Juden daran erinnern, da? sie Juden waren: die Sowjetunion war daher gegen die Teilung. Damit war zugleich die Haltung des machtvollen slawischen Blocks bestimmt.
Der schlimmste Ruckschlag, den die Juden zu erleiden hatten, war die Haltung der Vereinigten Staaten. Der amerikanische Prasident, die Presse und die Offentlichkeit standen der Frage sympathisch gegenuber. Doch die internationale Politik notigte die Vereinigten Staaten, offiziell eine zweideutige Stellung zu beziehen. Eine Befurwortung der Teilung hatte das Fundament der westlichen Welt gefahrdet, weil sie zu einem Bruch der anglo- amerikanischen Solidaritat gefuhrt hatte. Gro?britannien war noch immer die herrschende Macht im Nahen Osten; die amerikanische Au?enpolitik war von der englischen Au?enpolitik nicht zu trennen. Wenn Amerika fur die Teilung stimmte, so bruskierte es damit England, Daruber hinaus sah sich Amerika aber noch einer gro?eren Gefahr gegenuber. Die Araber drohten mit Krieg, falls die Vollversammlung der Teilung zustimmen sollte. Wenn es zu einem Krieg kam, hatten die Vereinten Nationen den Frieden mit Gewalt erzwingen und die Sowjetunion oder ihre Satelliten mit Truppen an einer internationalen Streitmacht im Nahen Osten beteiligen mussen.
Von den vier Gro?machten war Gro?britannien der entschiedenste und gefahrlichste Gegner der Teilung. Als die Englander die Frage des Palastina-Mandats vor die UNO brachten, waren sie von der Annahme ausgegangen, da? die UNO keine Losung finden und deshalb die Englander bitten wurde, in Palastina zu bleiben. Doch dann begab sich der Untersuchungsausschu? der UNO nach Palastina und kam auf Grund seiner Ermittlungen zu einer bitteren Kritik an der englischen Herrschaft. Au?erdem hatte die Weltoffentlichkeit erfahren, da? hunderttausend englische Soldaten nicht in der Lage gewesen waren, sich mit der Entschlossenheit der Hagana, des Palmach, der Makkabaer und des Aliyah Bet zu messen, was dem britischen Prestige empfindlich Abbruch tat.
Die Englander wollten ihre Machtstellung im Nahen Osten aufrechterhalten. Nur indem sie die Teilung Palastinas torpedierten, schien es ihnen moglich, gegenuber den Arabern das Gesicht zu wahren. Au?erdem bedienten sich die Englander nicht ungeschickt der amerikanischen Furcht vor einem russischen Eindringen im Nahen Osten, indem sie ankundigten, da? sie ihre Truppen im August 1948 aus Palastina zuruckziehen wurden. Schlie?lich zeigte sich England auch nicht bereit, mit Hilfe britischer Streitkrafte einem UNO-Beschlu? Respekt zu verschaffen. Nachdem es England somit gegluckt war, die USA zu uberspielen, veranla?te es die Staaten des Commonwealth zur Stimmenthaltung und begann gleichzeitig die kleineren europaischen Lander unter Druck zu setzen, die sich in wirtschaftlicher Abhangigkeit von Gro?britannien befanden.
Fur den Jischuw sah es dunkel aus. Belgien, Holland und Luxemburg beugten sich dem englischen Druck. Andere kleinere Lander, mit deren Wohlwollen die Juden ebenfalls gerechnet hatten, begannen, sich zuruckzuhalten.
Die Haltung der asiatischen Lander war uneinheitlich. Sie wechselten ihre Meinungen fast stundlich. Die meisten von ihnen wurden fraglos die Araber unterstutzen, weil sie dadurch den Westmachten gegenuber ihre Solidaritat gegen jede Art von Kolonialherrschaft bekunden konnten und weil sie sich zum Teil die arabische These zu eigen gemacht hatten, da? die Juden Vertreter des Westens in einem Teil der Welt seien, wohin sie nicht gehorten. Griechenland war den Arabern keineswegs freundlich gesinnt; es hatte aber zu beachten, da? immerhin hundertfunfzigtausend Griechen in Agypten lebten. Agypten lie? uber das Schicksal dieser Minoritat keinen Zweifel, falls die Griechen fur die Teilung stimmen sollten.
Athiopien mochte die Agypter ebensowenig, war aber sowohl geographisch als auch wirtschaftlich mit diesem Lande verknupft.
Romulo von den Philippinen hatte sich klar gegen den TeilungsVorschlag bekannt. Kolumbien machte aus seiner antijudischen Einstellung kein Hehl.
Die mittel- und sudamerikanischen Staaten besa?en ein Drittel der siebenundfunfzig Stimmen in den Vereinten Nationen. Die meisten dieser Lander standen der Auseinandersetzung um Palastina fern und verhielten sich neutral. Die Juden forderten Jerusalem als Hauptstadt ihres kunftigen Staatswesens; ohne Jerusalem war dieser Staat ihrer Meinung nach ein Korper ohne Herz. Die sud- und mittelamerikanischen Staaten waren uberwiegend katholisch. Und der Vatikan wunschte ein internationalisiertes Jerusalem. Sollten die Juden auf Jerusalem beharren, riskierten sie den Verlust dieser fur sie lebenswichtigen Stimmen in der UNO.
Die Juden setzten ihre Arbeit trotzdem fort. Sie hofften auf ein Wunder, das sie ohne Zweifel brauchten. Den ganzen September und Oktober hindurch spornten Dr. Weizmann und Barak ben Kanaan ihre Delegation unermudlich immer wieder an. Kein Ruckschlag konnte sie entmutigen.
Die starkste Waffe der Juden war die Wahrheit. Es war die gleiche Wahrheit, die auch die neutrale UNSCOP in Palastina festgestellt hatte: da? das Land ein tyrannisierter Polizeistaat war; da? die Araber weder kulturell noch wirtschaftlich oder in sozialer Hinsieht uber das Mittelalter hinausgekommen waren; da? die Juden mit Flei? und Erfindungsgeist aus Wustensand bluhende Stadte und aus Sumpfen fruchtbare Felder geschaffen hatten, und schlie?lich die in den DP-Lagern gewonnene Erkenntnis, da? die judische Sache schlechthin auch eine Sache der Menschlichkeit war.
Granados von Guatemala, Lester Pearson von Kanada, Evatt von Australien, Masaryk von der Tschechoslowakei, Smuts von Sudafrika, Fabregat von Uruguay, und zahlreiche andere Manner aus gro?en und kleinen Nationen waren entschlossen, die Wahrheit in Flushing Meadow nicht begraben zu lassen.
Im November des Jahres 1947 geschah dann schlie?lich das »Wunder von Lake Success«.
Es begann mit einer vorsichtig formulierten Erklarung der Vereinigten Staaten, in der festgestellt wurde, da? man »im Prinzip« fur die Teilung sei.
Und dann erfolgte ein Schachzug, der die Welt in Erstaunen versetzte. Die Sowjetunion, die den Zionismus seit mehr als zwei Jahrzehnten verboten hatte, machte eine ihrer verbluffenden Kehrtwendungen und erklarte sich fur die Teilung. Diese Eroffnung erfolgte nach einer Geheimsitzung des slawischen Blocks; Wischinsky sprach in pathetischen Tonen von den Stromen vergossenen judischen Blutes und dem gerechten Anspruch der Juden auf eine Heimat.
Hinter dieser humanitaren Maske hatten die Russen ein gerissenes politisches Manover vollzogen. Zunachst einmal hatten sie offentlich ihr Mi?trauen gegenuber den Arabern bekundet. Sie waren sich daruber klar, da? die arabischen Drohungen nicht ernstzunehmen waren. Ru?land konnte heute der Teilung sehr wohl zustimmen und die Araber morgen wieder fur sich gewinnen. Inzwischen ging die sowjetische Strategie darauf aus, sowohl die Englander als Tyrannen zu brandmarken als auch einen Schachzug zu machen, der moglicherweise dazu fuhren konnte, da? die Russen im Nahen Osten Fu? fa?ten. Au?erdem waren sich die Russen daruber klar, da? Amerika, wenn die Sowjetunion der Teilung zustimmte, gleichfalls dafur stimmen mu?te, da es sonst auf der ganzen Welt das Gesicht als Freund der Gerechtigkeit verloren hatte. Dies wiederum mu?te eine Erschutterung der anglo- amerikanischen Solidaritat bedeuten. Schlie?lich durfte die Sowjetunion erwarten, da? ihr diese »humanitare« Proklamation einen enormen Prestigegewinn einbringen wurde. Und so hatte der Jischuw plotzlich und ganz unerwartet einen seltsamen Bundesgenossen gefunden.
Wahrend die zwei gro?en Machte ihre sorgfaltig formulierten Erklarungen zugunsten der Teilung Palastinas abgaben, kursierten in den Raumen und auf den Gangen der UNO zahlreiche Geruchte, die von Stunde zu Stunde dramatischer wurden.
Das gro?e Schachspiel ging weiter. Bei diesen Manovern wurden Granados und Lester Pearson zu entscheidenden Figuren. Nach vielen Bemuhungen und nur unter Aufwendung gro?en diplomatischen Geschicks gelang es diesen beiden Mannern, die Vertreter der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion an einem Konferenztisch zusammenzubringen. Am Ende der Konferenz erklarten sich die beiden Gro?machte in einem gemeinsamen Kommunique endgultig fur die Teilung.
Die Araber machten einen letzten verzweifelten Versuch, um zu verhindern, da? die Teilungsfrage der