»Dafur.«

»Paraguay.«

»Paraguay hat soeben Anweisung erhalten, sich nicht der Stimme zu enthalten — Paraguay stimmt fur die Teilung.«

»Peru.«

»Peru befurwortet die Teilung.«

»Philippinen.«

Fur einen atemlosen Augenblick stand die Welt still. Romulo war von Flushing Meadow abberufen worden. Der Delegierte, der an seiner Stelle die Philippinen vertrat, erhob sich.

»Die Philippinen stimmen fur die Teilung.«

Lautes, aufgeregtes Stimmengewirr! Die Mitglieder der judischen Delegation sahen sich fassungslos an.

»Mein Gott«, sagte Barak. »Ich glaube, wir haben es geschafft.« »Polen.«

»Polen stimmt fur die Teilung.«

Die Juden begannen, Vorsprung zu gewinnen. Polen hatte fur die Jahre der Verfolgung hilfloser Juden eine kleine Entschadigung geleistet.

»Siam.«

Siam war nicht vertreten.

»Saudi-Arabien.«

Der Araber im wei?en Gewande erklarte mit lauter, ha?erfullter Stimme, da? sein Land gegen die Teilung sei.

»Schweden.«

»Schweden stimmt fur die Teilung.«

Jetzt ging es in die letzte Runde, und die Araber standen mit dem Rucken gegen die Wand.

»Syrien.«

»Dagegen!«

»Turkei.«

»Die Turkei stimmt gegen die Teilung.«

Barak machte einen raschen Uberschlag. Die Araber hatten noch immer eine kleine Chance. Sie hatten bisher zwolf Stimmen, und eine weitere Stimme war ihnen sicher. Sollte in letzter Minute ein Stellungswechsel erfolgen, konnte alles in Frage gestellt sein. »Ukraine.«

»Dafur.«

»Sudafrikanische Union.«

»Dafur.«

»UdSSR.«

Wyschinski erhob sich. »Die Sowjetunion stimmt fur die Teilung.« »Gro?britannien.«

Es wurde still im Raum. Der britische Delegierte stand auf, aschfahl im Gesicht, und sah sich um. In diesem unbehaglich kritischen Augenblick stand er allein. Die Lander des Commonwealth hatten England im Stich gelassen. Frankreich war abgesprungen, die Vereinigten Staaten von Amerika ebenfalls.

»Die Regierung Seiner Majestat wunscht sich der Stimme zu enthalten«, sagte der Englander mit stockender Stimme.

»Die Vereinigten Staaten von Amerika.«

»Die Vereinigten Staaten stimmen fur die Teilung.«

Es war entschieden. Die Berichterstatter sturzten in die Telefonzellen, nachdem die letzte Stimme gefallen war, um diese neueste Nachricht in Blitzgesprachen der ganzen Welt mitzuteilen. In Tel Aviv brach ungeheurer Jubel aus.

Doch die Manner, die in Flushing Meadow diesen Kampf durchgekampft und gewonnen hatten, die erlebt hatten, wie das Wunder Wirklichkeit geworden war, waren Realisten. Auch die Juden in Tel Aviv feierten das Ereignis nur fur einen kurzen Augenblick. Ben Gurion und die fuhrenden Manner des Jischuw waren sich daruber klar, da? sich ein noch gro?eres Wunder ereignen mu?te, wenn ein unabhangiger judischer Staat Wirklichkeit werden sollte. Tonte doch gleichzeitig aus Millionen arabischer Kehlen der donnernde Ruf: »Juda, verrecke!«

II.

KUWATLY, PRASIDENT VON SYRIEN: Wir leben und sterben mit Palastina!

AL KULTA-ZEITUNG, KAIRO: Funfhunderttausend Iraker rusten sich fur diesen heiligen Krieg gegen die Zionisten. Hundertfunfzigtausend Syrer werden in einer rei?enden Welle uber die Grenzen von Palastina sturmen, und die machtige agyptische Armee wird die Juden in das Meer werfen, wenn sie es wagen sollten, einen unabhangigen judischen Staat auszurufen.

JAMIL MARDAM, SYRISCHER PREMIERMINISTER: Der Reden sind genug gewechselt, meine mohammedanischen Bruder. Erhebt euch zur Austilgung dieser zionistischen Plage!

IBN SAUD, KONIG VON SAUDI-ARABIEN: Es gibt funfzig Millionen Araber. Was macht es schon, wenn wir zehn Millionen verlieren, um alle Juden umzubringen? Der Preis lohnt den Einsatz. SELEH HARB PASCHA, FUHRER DER MOHAMMEDANISCHEN JUGEND: Zieht das Schwert aus der Scheide gegen die Juden! Tod allen Juden! Der Sieg ist unser! SCHEICH HASSAN AL BANNAH, FUHRER DER MOHAMMEDANISCHEN BRUDERSCHAFT: Alle Araber sollen sich zur Vernichtung der Juden erheben! Wir wollen das Meer mit ihren Leichen anfullen.

AKRAM YAUYTAR, SPRECHER DES MUFTI:    Funfzig Millionen Araber werden bis zum letzten Blutstropfen kampfen. HADSCH AMIN EL HUSSEINI, MUFTI VON JERUSALEM: Ich erklare einen heiligen Krieg, meine mohammedanischen Bruder! Totet die Juden! Bringt sie alle um.

AZZAM PASCHA, GENERALSEKRETAR DER ARABISCHEN LIGA: Dieser Krieg wird ein Vernichtungskrieg sein, ein Massaker, von dem man in Zukunft reden wird wie von dem Massaker der Mongolen.

Andere fuhrende Araber, die arabische Presse und der arabische Rundfunk antworteten in ahnlicher Weise auf die von der Vollversammlung der UNO beschlossene Teilung Palastinas.

Am 1. Dezember 1947, einen Tag nach der Beschlu?fassung durch die UNO, rief Dr. Khalidi vom Gro?arabischen Aktionsausschu? in Palastina zu einem Generalstreik auf, bei dem der fanatisierte Mob zu wilden Ausschreitungen uberging. Die Araber drangen in das judische Geschaftszentrum in Jerusalem ein, plunderten Laden und steckten Gebaude an, wahrend die englischen Truppen untatig zusahen.

In Aleppo, in Aden und in allen Teilen der arabischen Welt drangen aufgehetzte Volksmengen in die judischen Ghetto-Quartiere ein, um die Manner umzubringen, die Frauen zu vergewaltigen und die Laden nach Herzenslust zu plundern.

Anstatt eine internationale Polizeitruppe aufzustellen, beschrankte sich die UNO darauf, Ausschusse zu bilden und endlose Reden zu halten. Man schien sich dort einreden zu wollen, da? die Teilung Palastinas erzwungen werden konnte, ohne da? es dazu eines einzigen Gewehres bedurfte.

Die Juden waren realistischer. Zwar hatte man eine unwiderrufliche volkerrechtliche Grundlage fur einen judischen Nationalstaat erreicht; wenn die Juden aber die Absicht haben sollten, nach Abzug der Englander einen unabhangigen judischen Staat auszurufen, standen sie den arabischen Horden allein gegenuber.

Konnte eine halbe Million ungenugend bewaffneter Leute hoffen, der hereinbrechenden Flut von funfzig Millionen verhetzter und ha?erfullter Araber standzuhalten? Dabei hatten es die Juden nicht nur mit den Arabern Palastinas zu tun, die sie von allen Seiten und auf hundert Fronten bedrangten, sondern au?erdem auch noch mit den regularen Armeen der anderen arabischen Nationen. Chaim Weizmann machte sich an die Arbeit, um die zionistischen Gruppen in den einzelnen Landern zu veranlassen, Gelder fur den Ankauf von Waffen aufzubringen.

Barak ben Kanaan blieb in Lake Success, um als Fuhrer der Jischuw-Delegation die Einzelheiten der Teilung Palastinas durchzukampfen und um zu versuchen, Waffen aufzutreiben.

Die gro?e Frage war: Erklarten die Juden ihre Unabhangigkeit?

Die Araber hatten keine Lust, bis zum Mai zu warten, um es zu erfahren. Sie hielten ihre regularen Armeen zwar noch zuruck, doch sie gingen daran, mehrere »Befreiungsarmeen« aufzustellen, die angeblich aus Freiwilligen bestanden, und sie brachten den Arabern in Palastina bergeweise Waffen.

Hadsch Amin el Husseini, der alte Kollaborateur der Nazis, wurde erneut aktiv. Er errichtete sein Hauptquartier in Damaskus. Die erforderlichen Geldmittel fur die »Palastina-Freiwilligen« wurden von den Arabern im ganzen Nahen Osten erpre?t. Kawuky, der alte Brigant, der in den Aufstanden der Jahre 1936-39 fur den Mufti tatig gewesen war, wurde erneut sein »Generalissimus«.

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