Aktivitat zu, und es war klar, da? die Araber nur darauf warteten, bis sich Major Hawks zuruckzog. Die Blockade gegen die Juden wurde druckend, als Lebensmittel und Wasser in der Stadt der Kabbalisten knapp wurden. Geleitzuge in das judische Viertel kamen nur durch, wenn die Englander behilflich waren.

HAIFA

Diese Hafenstadt als Schlusselstellung fur Palastina war ein von beiden Seiten begehrtes Objekt. Noch befanden sich die Hafenanlagen in den Handen der Englander, weil sie fur ihren Ruckzug unentbehrlich waren. In Haifa besa?en die Juden auf dem Berg Karmel, oberhalb des arabischen Bezirks, eine ihrer wenigen uberlegenen Positionen. Der sehr araberfreundliche englische Kommandant zwang die Juden jedoch, strategisch wichtige Punkte, die sie erobert hatten, wieder zu raumen.

Die Makkabaer rollten daraufhin mit Sprengstoff gefullte Fasser die Hugel hinunter in das arabische Gebiet. Gleichzeitig gelang es den Juden, einen umfangreichen arabischen Waffentransport aus dem Libanon in einen Hinterhalt zu locken und den arabischen Kommandanten zu toten.

Jeder normale Verkehr zwischen den Sektoren horte auf. Amin Azzadin, ein Offizier der Arabischen Legion, erschien in Haifa und ubernahm das Kommando uber die standig zunehmenden Irregularen, wahrend die Englander die Juden in Schach hielten, so da? die Araber ihre Krafte zu einem Angriff auf den Berg Karmel konzentrieren konnten.

SCHARONEBENE

Dieses zentral gelegene Tal, in dem schon die Kreuzfahrer gekampft hatten, war das am dichtesten besiedelte judische Gebiet. Es lag dem stark von Arabern bevolkerten Gebiet von Samaria gegenuber. Obwohl beide Seiten etwa die gleiche Starke besa?en, war es in diesem Gebiet relativ ruhig.

TEL AVIV — JAFFA

Zwischen den beiden benachbarten Stadten war ein Schlachtfeld entstanden, in dem Stra?enkampfe und Patrouillentatigkeit nicht aufhorten. Die Makkabaer kampften hier innerhalb der Reihen der Hagana. Von beiden Seiten fanden andauernd Uberfalle statt. Als Beobachtungsposten und fur ihre Scharfschutzen benutzten die Araber ein Minarett einer Moschee, die von den Juden nicht angegriffen werden konnte, weil die Englander sie daran hinderten.

DER SUDEN

In der weitgestreckten Negev-Wuste gab es nur wenige und weit voneinander entfernte judische Siedlungen, wahrend die Araber dort zwei starke Stutzpunkte in Ber Scheba und dem seit Samson beruhmten Gaza besa?en. Die Araber waren deshalb in der Lage, die judischen Siedlungen endlos zu belagern und sie langsam auszuhungern.

Zwar gelang es den einzelnen judischen Siedlungen, die Angriffe abzuwehren, aber in dieser Gegend waren die Araber kuhner und der Druck auf die Stellungen nahm standig zu. Doch jetzt begann eine judische Luftwaffe zu entstehen. Sie bestand anfanglich zwar nur aus zwei Flugzeugen, die eigentlich fur Verbindungsaufgaben gedacht waren, hier aber auch zu Bombenangriffen verwendet werden mu?ten. Wahrend eine der beiden Maschinen in das belagerte Jerusalem flog, wurde die andere zum primitivsten aller Bombenflugzeuge: Sprenggranaten wurden einfach durch die Luken auf ihre Ziele geworfen.

JERUSALEM

Abdul Kader verstarkte seinen Griff um die Kehle des judischen Jerusalems. Bab el Wad, die gewundene und verwundbare Stra?e uber die Hugel von Judaa, wurde von den Arabern abgeriegelt. Die Juden konnten nur noch durchkommen, wenn sie umfangreiche Geleitzuge organisierten. Aber auch dann hatten sie einen hohen Preis zu bezahlen. Die Englander verharrten bei ihrer Ablehnung, die Stra?e offenzuhalten.

Sudlich von Jerusalem, in den an der Stra?e nach Bethlehem gelegenen Hugeln von Hebron, hatten die Juden vier isolierte Siedlungen, die als die Ezion-Gruppe bekannt sind. Ihre Position war ebenso schlecht und an allen Stellen verwundbar wie die von Safed. Die Ezion-Gruppe war vom judischen Palastina vollkommen abgeschnitten. Was ihre Lage bald noch mehr verschlechtern sollte, war eine hermetische Absperrung der Stra?e, die der Arabischen Legion dadurch gelang, da? sie nach au?en hin als Hilfstruppe der Englander in Erscheinung trat und daher unbehindert blieb.

Innerhalb Jerusalems hatte die Lebensmittel und Wasserknappheit zu einer kritischen Lage gefuhrt. Der Tag bestand jetzt nur noch aus Bombardements, der Tatigkeit von Scharfschutzen und Panzerwagen; offene Kriegfuhrung war an der Tagesordnung.

Ihren Hohepunkt erreichten die Kampfe, als ein Geleitzug des Roten Kreuzes von dem auf dem Skopusberg gelegenen Klinikviertel der Hadassa von den Arabern uberfallen und siebenundsiebzig unbewaffnete judische Arzte massakriert wurden. Ihre Leichen wurden grauenhaft verstummelt aufgefunden. Auch diesmal ruhrten die Englander keinen Finger.

Seew Gilboa, der von Ari damit beauftragt worden war, Fort Esther von den Englandern zu ubernehmen, meldete sich in Aris Dienstzimmer. »Wir sind fahrbereit«, sagte Seew.

»Gut. Am besten fahrt ihr gleich los. Major Hawks hat gesagt, er wolle das Fort Punkt vierzehn Uhr ubergeben. Ubrigens, stimmt das, was ich da von dir und Liora gehort habe? Sie soll wieder ein Kind erwarten?«

»Ja, das stimmt.«

»Ich werde dir keinen Wochenendurlaub mehr geben konnen, wenn du nicht aufhorst, dummes Zeug zu machen«, sagte Ari lachelnd. Seew lief hinaus, sprang in das Fuhrerhaus des Lastwagens und fuhr los. Hinten auf dem Wagen sa?en zwanzig Jungen und Madchen vom Palmach, die Fort Esther besetzen sollten. Seew fuhr die Hauptstra?e entlang und bog dann in die schmale Stra?e ab, die hinauf in die Berge an der libanesischen Grenze und nach Fort Esther fuhrte.

Seew dachte an seinen letzten Besuch in seinem Heimatort, dem Kibbuz Sde Schimschon — »Samsonsfeld«. Liora hatte ihm erzahlt, da? sie wieder ein Kind erwarte. Das war ja gro?artig! Wenn er nicht als Soldat Dienst tat, zuchtete Seew Schafe — doch das schien lange her. Wie wunderbar wurde es sein, mit seinen Sohnen hinauszugehen, am Berghang zu sitzen und der grasenden Herde zuzusehen ...

Doch dann schaltete er Gedanken dieser Art ab; hier wartete so viel Arbeit auf ihn. Wenn die Englander Fort Esther ubergeben hatten, mu?te er den belagerten Kibbuz Manara entsetzen und Streifen einteilen, die die Grenze entlang patrouillierten, um den Strom der einsickernden Irregularen zu drosseln.

Die zwanzig jungen Leute begannen zu singen, wahrend der Wagen die Haarnadelkurven der Bergstra?e hinauffuhr. Seew sah auf seine Uhr. Es waren noch funfzehn Minuten bis zu der verabredeten Zeit. Er bog um die letzte Kurve. Einige Meilen vor ihm tauchte der gro?e viereckige Zementblock am Horizont auf. Als er bis auf ein paar hundert Meter an Fort Esther heran war, fuhlte er instinktiv, da? irgend etwas nicht so war wie es sein sollte. Er verlangsamte die Fahrt und streckte den Kopf aus dem Fenster. Wenn die Englander wirklich abziehen sollten, dann mu?te doch irgendeine Bewegung zu sehen sein. Irgend etwas stimmte hier nicht. Seew richtete den Blick auf den Wachtturm mit den Schie?scharten. In dem Augenblick, in dem sein Auge die Flagge der irregularen Streitkrafte Kawukys uber dem Turm erspahte, begann Fort Esther Feuer zu speien.

Seew trat kraftig auf die Bremse und schrie: »Deckung! Runter vom Wagen!«

Seine Leute sprangen vom Wagen und begaben sich mit einem Satz in Deckung. Der Lastwagen ging in Flammen auf. Seew zog sich mit seinem Trupp rasch zuruck, bis sie au?er Schu?weite waren, dann lie? er sammeln und begab sich im Laufschritt den Berg hinunter nach Ejn Or.

Als Ari horte, da? Fort Esther an die Araber ubergeben worden war, brauste er sofort los nach Safed und zu dem Teggart-Fort am Berge Kanaan.

Er begab sich sofort in das Dienstzimmer des britischen Gebietskommandeurs, Major Hawks. Hawks, ein Mann von massiver Statur und dunklem Typ, sah bleich und ubernachtig aus. »Sie Judas!« fauchte Ari.

»Es war nicht meine Schuld«, sagte Hawks mit klaglicher Stimme. »Das mussen Sie mir glauben.«

»Nein, das nehme ich Ihnen nicht ab. Nicht Ihnen.«

Hawks hielt sich den Kopf mit den Handen. »Ich bekam gestern abend um zehn Uhr einen Anruf von unserem Oberkommando in Jerusalem. Man befahl mir, meine Leute unverzuglich aus Fort Esther abzuziehen.«

»Sie hatten mich benachrichtigen konnen!«

»Nein, das konnte ich nicht«, murmelte Hawks. »Ich durfte es nicht. Ich bin schlie?lich Soldat, Ben Kanaan. Ich — ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Heute morgen habe ich Jerusalem angerufen und gebeten, man moge mir erlauben, nach Fort Esther zu gehen und es den Arabern wieder abzunehmen.«

Ari sah den Englander voll Verachtung an.

»Sie mogen von mir denken, was Sie wollen — und vermutlich haben Sie recht damit — aber ich konnte nicht

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