Palastina-Arabern noch von den Irregularen hatte jemand mit etwas Derartigem gerechnet; jeder Schu?, den der Kleine David abgab, hatte Verheerung und Chaos zur Folge.
Joab Yarkoni meldete Ari, da? der Kleine David bei den Arabern eine Panik ausgelost habe.
Ari, der jetzt eine Chance spurte, entschlo? sich zu einem riskanten Versuch, die gegebene Situation auszunutzen. Er brachte mit ein paar Mann aus jeder Siedlung zwei Kompanien Hagana zusammen und begab sich mit ihnen und weiterer Munition fur den Kleinen David bei Nacht in das judische Viertel von Safed.
Drei Tage nach der Ankunft des Kleinen David in Safed offnete sich der Himmel, und es regnete in Stromen. Ari ben Kanaan benutzte diesen Wolkenbruch fur den gro?ten Bluff dieses Krieges, in dem der Bluff eine wirksame Waffe war. Durch Remez lie? er alle arabischen Spitzel zusammenrufen und gab ihnen eine vertrauliche Information.
»Falls ihr es noch nicht wissen solltet, Bruder«, sagte er ihnen auf Arabisch, »— wir haben eine geheime Waffe. Ich bin nicht befugt, uber die Art dieser Waffe genauere Angaben zu machen, doch soviel darf ich vielleicht sagen, da? es, wie euch allen ja bekannt ist, jedesmal nach einer Atom-Explosion zu regnen pflegt. Ist es notig, noch mehr zu sagen?«
Innerhalb weniger Minuten hatten die Spitzel die Nachricht verbreitet, da? der Kleine David eine Geheimwaffe war. Innerhalb einer Stunde hatte es sich bei samtlichen Arabern von Safed herumgesprochen: Die Juden besa?en die Atombombe!
Der Kleine David fauchte und krachte, der Regen steigerte sich zum Wolkenbruch und die Panik war da. Nach zwei Stunden waren die Stra?en, die aus Safed herausfuhrten, dicht bevolkert von fliehenden Arabern.
Ari ben Kanaan ging mit dreihundert Mann Hagana zum Angriff vor. Der Angriff erfolgte spontan, und Aris Leute wurden durch Irregulare und eine Handvoll erbitterter Safed-Araber wieder aus der Akropolis hinausgeworfen. Die Hagana hatte schwere Verluste, doch die Flucht der arabischen Bevolkerung von Safed hielt an. Drei Tage spater, als fast die gesamte arabische Zivilbevolkerung Safed verlassen hatte und Hunderte von Irregularen desertiert waren, unternahmen Ari ben Kanaan, Remez und Joab Yarkoni einen besser vorbereiteten, aus drei verschiedenen Richtungen vorgetragenen Angriff auf die Akropolis und eroberten sie.
Jetzt waren die Rollen vertauscht. Die Juden sa?en oben auf dem Gipfel uber dem Gebaude der arabischen Polizei. Jetzt war fur die Araber, die sich jahrzehntelang wie eine fanatisierte Meute auf die wehrlosen Kabbalisten gesturzt hatten, die Gelegenheit gekommen, sich zum Kampf zu stellen; doch sie zogen es vor, sich dem Zorn der Juden durch die Flucht zu entziehen. Das Polizeigebaude fiel in die Hand der Hagana, und Ari ging sofort danach mit seinen Leuten hinaus vor die Stadt, um das riesige Teggart-Fort am Berge Kanaan, die starkste Bastion der Araber, zu blockieren. Als er bei dem Fort ankam, stellte er zu seiner Verbluffung fest, da? die Araber diese fast uneinnehmbare Festung einfach aufgegeben hatten und abgezogen waren. Die Eroberung von Safed war abgeschlossen.
Dieser Sieg erschien wie ein Wunder. Die Juden von Safed, deren Position so bedrohlich gewesen war, da? man ihre Verteidigung fur unmoglich gehalten hatte, hatten die Stellung nicht nur gehalten, sondern mit ein paar hundert Mann und einer sonderbaren Waffe, dem sogenannten Kleinen David, sogar die Stadt erobert.
Es wurde lang und breit daruber diskutiert, und viele verschiedene Theorien wurden daruber aufgestellt, wie es eigentlich zu diesem gekommen war. Selbst die Kabbalisten von Safed waren in dieser Frage verschiedener Meinung. Rabbi Chajim, ein Vertreter der Aschkenasim, der europaischen Juden also, war davon uberzeugt, da? Gott eingegriffen hatte, wie im Buche Hiob geweissagt: Wenn er aber seinen Bauch fullen will, wird Gott ihn treffen mit seinem Zorn, und es wird Feuer auf ihn regnen, wahrend er isset. Er wird fliehen vor der eisernen Waffe —.
Rabbi Meir, ein Vertreter der Sephardim, der aus Spanien vertriebenen Juden, widersprach Chajim, war aber ebenso sicher, da? Gott eingegriffen hatte, wie bei Ezechiel zu lesen:
Deine Mauern werden erzittern von dem Getose — er wird durch deine Tore schreiten, wie Manner eindringen in eine Stadt, in deren Mauer man eine Bresche gelegt hat — deine starke Festung wird dem Erdboden gleichgemacht werden.
Bruce Sutherland kehrte zu seinem Landhaus am Berge Kanaan zuruck. Die Araber hatten es verwustet, den schonen Rosengarten zertrampelt, und alles gestohlen, sogar die Turklinken. Doch Sutherland trug es mit Fassung. Das alles lie? sich reparieren. Er ging mit Yarkoni und Remez auf die Terrasse hinter dem Haus, und die drei Manner sahen uber das Tal hinuber nach Safed. Sie tranken eine Menge Brandy und lachten leise in sich hinein. Weder sie noch irgendein Mensch ahnten, da? die wilde Flucht der Einwohner von Safed ein neues, tragisches Kapitel eroffnet hatte. Diese Flucht war der Beginn des arabischen Fluchtlingsproblems.
Irgendwo uber Galilaa suchten die Piloten eines ausrangierten Bombers vom Typ Liberator nach zwei blauen Signalfeuern. Schlie?lich landete die Maschine mehr oder weniger blind, nur von einigen Taschenlampen eingewiesen. Rumpelnd rollte der alte Bomber uber die Unebenheiten der Landebahn. Die Motoren wurden eilig abgestellt.
Ein Schwarm von Menschen sturzte sich auf das Flugzeug und loschte die Ladung, die erste Lieferung moderner Waffen: Gewehre, Maschinengewehre, Granatwerfer und mehrere hunderttausend Schu? Munition.
Innerhalb von Minuten hatten die Arbeitskommandos die Maschine entladen. Sie beluden eine Reihe Lastwagen, die sich eilig nach verschiedenen Richtungen entfernten. In einem Dutzend Kibbuzim standen Gadna- Jungscharen bereit, um die Waffen zu reinigen und zu den im Kampf befindlichen Siedlungen hinauszubringen. Die Maschine wendete und flog zuruck nach Europa, um von dort weitere Waffen herbeizuschaffen.
Am Morgen erschien ein britisches Kommando und stellte Untersuchungen an, da die Araber gemeldet hatten, ein Flugzeug sei gelandet. Die Englander konnten nicht die geringste Spur eines Flugzeugs entdecken und waren uberzeugt, da? den Arabern wieder einmal ihre Phantasie durchgegangen war.
Als die vierte und die funfte Waffenladung ankam, begannen die Juden, Siege einzuheimsen. Tiberias am See Genezareth fiel in die Hand der Juden. Sie eroberten das Teggart-Fort und wehrten wiederholt Angriffe irregularer irakischer Streitkrafte ab.
Nach dem Fall von Safed starteten die Juden ihre erste koordinierte Offensive, das Unternehmen ,Eiserner Besen', um das Land Galilaa von feindlichen Stutzpunkten zu saubern. Mit Maschinengewehren bestuckte Jeeps preschten in die Ortschaften und trieben die Araber in wilder Flucht vor sich her. Der Fall von Safed hatte der Moral der Araber einen heftigen Sto? versetzt, und dieses psychologische Moment begunstigte auch das Gelingen der Operation ,Eiserner Besen'.
Nachdem die Juden eine ganze Reihe einzelner, ortlich begrenzter Siege errungen und die Erfahrung gewonnen hatten, da? sie auch in einer Offensive erfolgreich sein konnten, nahmen sie sich die lebenswichtige Hafenstadt Haifa vor.
Uber die Hange des Karmelberges trug die Hagana einen Angriff vor, dessen vier Sto?keile sich jeweils gegen eine arabische Schlusselposition richteten. Die arabischen Streitkrafte, bestehend aus Heimwehr und aus syrischen, libanesischen und irakischen Irregularen, leisteten wirkungsvoll Widerstand und waren zunachst in der Lage, die Krafte des angreifenden Gegners zu binden. Die Englander, die noch immer das Hafengebiet kontrollierten, ordneten einen Waffenstillstand nach dem anderen an, um den Angriffen der Juden Einhalt zu gebieten, und nahmen ihnen dabei gelegentlich sogar strategisch wichtige Stellungen wieder ab, die die Juden vorher in schweren Kampfen erobert hatten.
Die Araber setzten dem unablassigen judischen Druck weiterhin wirkungsvollen Widerstand entgegen. Doch als dann die Kampfe besondere Heftigkeit erreichten, machte sich der arabische Kommandeur mit seinem gesamten Stab heimlich aus dem Staube. Die arabische Verteidigung, die nun ohne Fuhrung war, fiel in sich zusammen. Als die Juden in die arabischen Stadtviertel eindrangen, befahlen die Englander erneut einen Waffenstillstand.
In diesem Augenblick aber nahm die Sache eine verbluffende Wendung: die Araber erklarten plotzlich und vollig uberraschend, da? die gesamte Bevolkerung wunsche, die Stadt zu verlassen. Das Ganze ging auf die gleiche sonderbare Weise vor sich wie in Safed und vielen der kleineren Ortschaften. Es war ein seltsames Schauspiel, zu sehen, wie die gesamte arabische Bevolkerung in Richtung auf die libanesische Grenze fluchtete, ohne da? sie verfolgt wurde.
Akko, eine rein arabische Stadt, dazu uberfullt von arabischen Fluchtlingen, fiel nach einer mit halbem Herzen gefuhrten Verteidigung, die nur drei Tage dauerte, in die Hand der Hagana. Wie eine ansteckende Krankheit griff die Mutlosigkeit auf den arabischen Teil der Stadt Jaffa uber, wo die Makkabaer, die den mittleren Frontabschnitt innehatten, einen Angriff vortrugen, durch den dieser alteste Hafen der Welt in die Hand der Juden fiel. Auch aus Jaffa flohen die Araber.
Im Korridor von Jerusalem gelang es Abdul Kader, die Juden aus der entscheidenden Hohenstellung von