judische Volk als gleichberechtigtes Mitglied in den Kreis der Volkerfamilie —«
Dov und Karen sa?en schweigend im Speisesaal, hielten sich bei den Handen und lauschten atemlos.
»Im zweiten Weltkrieg hat sich die judische Bevolkerung von Palastina mit ihrer ganzen Kraft eingesetzt. Am 29. November 1947 hat die Generalversammlung der UNO eine Resolution angenommen, welche die Errichtung eines judischen Staates in Palastina fordert. Niemand kann das Recht des judischen Volkes auf staatliche Unabhangigkeit bestreiten. Genau wie alle anderen Nationen hat auch das judische Volk ein naturliches Recht auf staatliche Souveranitat.«
»Wir proklamieren hiermit die Errichtung eines judischen Staates in Palastina, des Staates Israel.«
Kitty Fremont fuhlte ihr Herz klopfen — und Jordana lachelte.
»Der Staat Israel steht den Juden in aller Welt zur Einwanderung offen; er wird die Erschlie?ung und Entwicklung des Landes zum Nutzen aller seiner Einwohner fordern; er beruht auf den Grundsatzen der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens, gema? den Konzeptionen der Propheten Israels; er gewahrleistet die volle soziale und politische Gleichberechtigung aller seiner Burger, gleichgultig welcher Religion, welcher Rasse, welchen Geschlechts; er garantiert die Freiheit des religiosen und des kulturellen Lebens, den Schutz der heiligen Statten aller Religionen und wird die in der Charta der Vereinten Nationen niedergelegten Grundsatze loyal befolgen —«
»— richten wir dennoch an die arabischen Einwohner des Staates Israel die Aufforderung, den Frieden zu wahren und sich zu beteiligen an der Entwicklung des Staates, und zwar auf der Grundlage der vollen staatsburgerlichen Gleichberechtigung und entsprechender Vertretung in allen staatlichen Korperschaften —«
»— bieten wir allen benachbarten Staaten und ihren Volkern in Frieden und Freundschaft die Hand und fordern sie auf zu friedlicher Zusammenarbeit —«
»Im Vertrauen auf Gott, den Allmachtigen, setzen wir unsere Unterschrift unter diese Deklaration bei dieser Sitzung des Provisorischen Staatsrats, auf dem Boden der Heimat, in der Stadt Tel Aviv, an diesem Vorabend des Sabbat, dem 5. Ijjar 5708, dem 14. Mai 1948.«
So war nach zweitausend Jahren die Wiedergeburt des Staates Israel Wirklichkeit geworden. Bereits wenige Stunden spater erfolgte die Anerkennung des neuen Staates durch die USA. Doch wahrend die begeisterte Menschenmenge auf den Stra?en von Tel Aviv Horra tanzte, stiegen bereits agyptische Bomber auf, um die Stadt zu zerstoren, und die Armeen der arabischen Welt uberschritten die Grenzen des neugeborenen Staates.
IX.
Als die einzelnen arabischen Armeen die Grenzen des Staates Israel verletzten, ruhmten sie sich schon im voraus ihres unmittelbar bevorstehenden Sieges und gaben eine Reihe gro?sprecherischer Kommuniques heraus, die lebhafte Schilderungen der in ihrer Vorstellung bereits errungenen Triumphe enthielten. Die Araber erklarten zugleich, da? sie einen wunderbaren »Plan« ausgearbeitet hatten, um die Juden mit vereinten Kraften ins Meer zu werfen. Falls es einen solchen Plan uberhaupt gab, konnte er jedenfalls nicht in die Tat umgesetzt werden, weil jedes einzelne arabische Land seine eigene Vorstellung davon hatte, wer das Kommando fuhren und nach dem Sieg uber Palastina herrschen sollte. Sowohl Bagdad als auch Kairo erhoben Anspruche darauf, uber die arabische Welt und ein »Gro?arabisches Reich« zu herrschen. Doch auch Saudi-Arabien wollte als das Land, das die heiligen Stadte Mekka und Medina besa?, auf den Fuhrungsanspruch nicht verzichten. Transjordanien wiederum erhob auf Palastina als einen Teil des Mandatsgebiets Anspruche, und schlie?lich bestand Syrien auch weiterhin darauf, da? Palastina nur der sudliche Teil einer Provinz des Ottomanischen Reichs sei. Das waren die politischen Voraussetzungen, unter denen die »vereinigten« Araber angriffen.
NEGEV-WUSTE
Von Stutzpunkten auf der Halbinsel Sinai aus ging eine von viel ruhmenden Worten angekundigte agyptische Streitmacht durch das in den Handen der Araber befindliche Gaza an der Kuste zum Angriff vor. Von den zwei agyptischen Kolonnen, die durch Tanks, Panzerwagen, Artillerie und moderne Luftgeschwader verstarkt waren, ging die erste auf der Kustenstra?e vor, die langs der Eisenbahn in genau nordlicher Richtung zu der provisorischen judischen Hauptstadt Tel Aviv fuhrte. Die Agypter waren fest davon uberzeugt, da? die Bewohner der judischen Siedlungen beim blo?en Anblick eines so furchterregenden, machtvollen Gegners die Flucht ergreifen wurden.
Bei dem ersten Kibbuz, Nirim, griffen die Agypter Hals uber Kopf an und wurden blutig abgewiesen. Bei der zweiten und dritten Siedlung stie?en sie auf den gleichen erbitterten Widerstand. Diese unerfreuliche Erfahrung veranla?te den agyptischen Fuhrungsstab, seinen Plan zu revidieren. Man beschlo?, die Siedlungen, bei denen man auf zaheren Widerstand sto?en wurde, links liegen zu lassen und die Kuste entlang weiter nach Norden vorzugehen. Allerdings entstand dadurch die Gefahr, da? die Entfernungen fur den Nachschub allzu gro? wurden und die Verteidiger dieser judischen Widerstandsnester ihnen in den Rucken fallen konnten; an bestimmten, strategisch wichtigen Punkten mu?ten sie also wohl oder ubel haltmachen und kampfen.
Die agyptische Artillerie und die agyptische Luftwaffe machten einige Siedlungen dem Erdboden gleich. Nach heftigen Kampfen eroberten die Agypter drei Siedlungen. Doch die meisten Siedlungen hielten stand und mu?ten vom Gegner umgangen werden.
Die fur den Vormarsch der Agypter strategisch wichtigste Siedlung war der Kibbuz Negba — das Tor zur Negev-Wuste —, in der Nahe der Stelle gelegen, wo von der Stra?e nach Tel Aviv eine Stra?e abzweigte, die ins Innere des Landes fuhrte. Das war einer der Punkte, den die Agypter unbedingt erobern mu?ten.
Eine knappe Meile von Negba entfernt befand sich Fort Suweidan — das Scheusal auf dem Berg. Fort Suweidan war von den Englandern den Arabern ubergeben worden. Die Araber konnten den Kibbuz Negba von dem Fort aus in Trummer schie?en, wahrend man in Negba auch nicht uber eine einzige Schu?waffe verfugte, mit der man das Fort hatte erreichen konnen.
Die Siedler von Negba erkannten schnell, wie wichtig die von ihnen kontrollierte Stra?enkreuzung fur die Invasionsarmee war. Sie wu?ten aber auch, da? sie nicht unbesiegbar waren. Doch obwohl sie wu?ten, was ihnen bevorstand, beschlossen sie, zu bleiben und zu kampfen. Auch als die Kanonen von Fort Suweidan das letzte Gebaude in Trummer gelegt hatten, die tagliche Wasserration auf ein paar Tropfen reduziert werden mu?te und die Knappheit an Lebensmitteln einer Hungersnot gleichkam, hielten die Verteidiger von Negba weiterhin stand. Immer wieder griffen die Agypter an, und jedesmal wurden sie von den Juden abgewiesen. Bei einem dieser Angriffe, bei dem die Agypter mit Panzerunterstutzung vorgingen, verfugten die Juden nur noch uber funf Schu? Panzerabwehrmunition, doch damit erledigten sie vier Panzer. Wochenlang leistete Negba den Agyptern Widerstand. Seine Verteidiger kampften, wie die alten Hebraer von Massada gekampft hatten, und Negba wurde zum ersten Symbol der Widerstandskraft des neuen Staates.
Die agyptische Angriffskolonne, die an der Kuste vorging, lie? im Fort Suweidan eine starke Besatzung zuruck und setzte ihren Vormarsch fort, wobei sie bedrohlich nahe an Tel Aviv herankam. Bei Aschdod, nur zwanzig Meilen von Tel Aviv entfernt, verstarkten die Israelis ihre Verteidigungsstellungen. So eilig man im Hafen die Schiffe entladen konnte, die Waffen heranbrachten, so eilig wurden diese Waffen, zusammen mit neu angekommenen Einwanderern, nach Aschdod geschafft, um der agyptischen Kolonne den Weg zu verlegen.
Die Agypter machten halt, um sich neu zu formieren, den Nachschub heranzubringen, die Verbindungswege zum Hinterland abzusichern und um den entscheidenden Angriff vorzubereiten, der ihnen den Weg nach Tel Aviv offnen sollte.
Die andere Halfte der agyptischen Invasionsarmee stie? vor ins Innere des Landes, in die Negev-Wuste. Wahrend sie unbehelligt durch die arabischen Ortschaften Ber Scheba, Hebron und Bethlehem vorruckte, berichteten Radio Kairo und die agyptische Presse triumphierend von »Sieg auf Sieg«.
Es war geplant, diese zweite Kolonne an der »glorreichen« Eroberung von Jerusalem zu beteiligen; ihre Aufgabe war es, die Stadt vom Suden her anzugreifen, wahrend gleichzeitig vom Norden her ein Angriff der Arabischen Legion erfolgen sollte. Die Agypter beschlossen jedoch, den Ruhm nicht mit anderen zu teilen, und machten sich allein auf den Weg nach Jerusalem.
Sie formierten sich bei Bethlehem und griffen den Kibbuz Ramat Rachel an — Hugel der Rachel —, eine vorgeschobene Stellung zur Verteidigung der Neustadt Jerusalems gegen einen vom Suden erfolgenden Angriff, an der Stelle errichtet, an der Rachel einst uber die Verbannung der Kinder Israels geweint hatte.
Die Siedler von Ramat Rachel wehrten den Angriff der Agypter so lange ab, bis sie ihre Stellung nicht langer halten konnten, und zogen sich dann langsam nach Jerusalem zuruck. Am sudlichen Stadtrand stie? Verstarkung der Hagana zu ihnen, und gemeinsam mit den Leuten der Hagana eroberten sie ihren Kibbuz zuruck, warfen die Agypter hinaus und jagten sie nach Bethlehem.
JERUSALEM
Als die Englander aus Jerusalem abzogen, besetzte die Hagana rasch die dadurch freigewordenen Stadtteile