offentlich die blauwei?e Flagge mit dem Davidstern gehi?t hatte. Bei der Admiralitat, Chatham House, und im Auswartigen Amt, Whitehall, fanden eilige Besprechungen statt. Es lag auf der Hand, welche Folgen aus einem so gro?en illegalen Fluchtlingstransport fur die englische Politik zu erwarten waren. Die Gelobtes Land mu?te unter allen Umstanden zuruckgehalten werden. London versuchte Paris unter Druck zu setzen. Au?erhalb von Toulon erschienen britische Kriegsschiffe. Die Franzosen reagierten auf die Drohungen der Englander, indem sie der Gelobtes Land die Genehmigung zum Auslaufen erteilten.

Unter dem Jubel der an Bord befindlichen Fluchtlinge lief die Gelobtes Land von Toulon aus. In dem Augenblick, als sie die Drei-Meilen-Zone hinter sich gelassen hatte, wurde sie von den britischen Kreuzern Apex und Dunston Hill in Empfang genommen und begleitet.

Dreieinhalb Tage lang steuerte Bill Fry die Gelobtes Land mit Kurs auf Palastina. Ihr hoher, schmaler Schornstein qualmte, ihre Maschinen achzten, ihr Deck bog sich unter der Menschenfulle, und ihre Wachhunde, die beiden Kreuzer, hielten Wache.

Die Apex und die Dunston Hill blieben in standiger Funkverbindung mit der Admiralitat in London. Als sich die Gelobtes Land auf rund funfzig Meilen der Kuste von Palastina genahert hatte, durchbrachen die Englander die Spielregeln der illegalen Einwanderungsblockade. Die Apex kam dicht an den alten Dampfer heran, scho? ihm eine Salve vor den Bug und forderte ihn uber Lautsprecher auf, sich bereit zu halten, ein englisches Prisenkommando an Bord zu nehmen.

Bill Fry bi? auf seine Zigarre. Er schnappte sich ein Megaphon und ging auf die Brucke. »Wir befinden uns auf hoher See«, rief er zu der Apex hinuber. »Wenn ihr bei uns an Bord kommt, ist das Piraterie!« »Tut mir leid, Jungens, aber Befehl ist Befehl. Seid ihr bereit, unser Prisenkommando ohne Widerstand an Bord zu lassen?«

Bill drehte sich zu dem Palmach-Chef um, der hinter ihm stand und sagte: »Diesen Himmelhunden wollen wir einen Empfang bereiten, der sich gewaschen hat.«

Die Gelobtes Land versuchte, sich mit Volldampf von den Kreuzern zu entfernen. Die Apex ging langsseits, machte eine scharfe Wendung und rammte mit einem starken Sto? ihres stahlernen Bugs den alten Kasten mittschiffs. Die Bugspitze drang oberhalb der Wasserlinie tief in die Bordwand und lie? den Dampfer unter dem Anprall erzittern. Dann eroffnete die Apex Maschinengewehrfeuer, um die Fluchtlinge von Deck zu vertreiben und den Weg fur das Prisenkommando freizumachen.

Englische Marinesoldaten, ausgerustet mit Gasmasken und leichten Waffen, sprangen uber die Reling der Gelobtes Land und gingen uber das Deck in Richtung auf die Aufbauten mittschiffs vor. Die Palmach-Manner versperrten ihnen mit Stacheldraht den Weg und empfingen sie mit einem Steinhagel und Wasserstrahlen aus Hochdruckschlauchen.

Die Englander wurden dadurch zum Bug zuruckgedrangt. Sie hielten sich den Palmach mit Maschinenpistolen vom Leibe und forderten Verstarkung an. Weitere Soldaten kamen an Bord, diesmal mit Drahtscheren. Die Englander griffen zum zweitenmal an. Abermals wurden sie durch heftige Wasserstrahlen zuruckgetrieben, doch erneut gingen sie unter dem Feuerschutz von Maschinengewehren der Apex zum Angriff vor. Sie erreichten die Stacheldrahtbarrikade und wollten sie zerschneiden. Aber der Palmach trieb sie mit Strahlen bruhend hei?en Dampfes zuruck. Jetzt ging der Palmach zum Angriff uber. Er uberwaltigte die Englander und warf sie einen nach dem andern ins Meer.

Die Apex stellte den Angriff ein, um ihre Manner aus dem Wasser zu fischen, und die Gelobtes Land dampfte noch einmal davon, wenn auch mit einem riesigen Loch in der Flanke. Doch die Dunston Hill setzte ihr nach und holte sie ein. Man uberlegte sich an Bord des Kreuzers, ob es ratsam sei, den Dampfer nochmals zu rammen. Das war riskant. Ein zweiter Sto? konnte den alten Kasten zum Sinken bringen. Statt dessen eroffnete die Dunston Hill mit schweren Maschinengewehren das Feuer, bis kein Palmach-Angehoriger und kein Fluchtling mehr an Deck war. Dann kam das Prisenkommando der Dunston Hill mittschiffs mit Strickleitern an Bord. Ein wildes Handgemenge entstand. Die Englander drangten, mit Gummiknuppeln um sich schlagend und gelegentlich auch einen Schu? abgebend, auf die Leiter zu, die zur Kommandobrucke hinauffuhrte.

Jetzt erschien auch die Apex wieder auf der Bildflache, und die beiden Kreuzer nahmen den Dampfer in die Mitte. Das Prisenkommando der Apex kam, geschutzt durch einen Vorhang aus Tranengas, erneut an Bord; die Matrosen der Dunston Hill drangten von der anderen Seite, und der Palmach mu?te zuruckweichen.

Dov Landau kampfte auch mit. Gemeinsam mit anderen Fluchtlingen verteidigte er die Leiter zur Brucke. Immer wieder stie?en sie die Englander die Leiter hinunter, bis sie durch Tranengas und Schusse vertrieben wurden.

Die Englander, die jetzt die Herrschaft an Bord hatten, holten Verstarkung heran und hielten die Fluchtlinge und den Palmach mit ihren Schu?waffen in Schach, wahrend einige von ihnen das Ruderhaus ersturmten, um das Schiff in ihre Gewalt zu bekommen. Bill Fry und funf von seiner Crew empfingen die ersten drei Englander, die in das Ruderhaus eindrangen, mit Pistolen und wutenden Fausten. Bill, der vollkommen abgeschnitten war, kampfte trotzdem weiter, bis ihn englische Matrosen aus dem Ruderhaus zerrten und mit Gummiknuppeln erschlugen. Nach einem vierstundigen Kampf, bei dem acht ihrer Leute getotet und an die zwanzig schwer verwundet worden waren, hatten die Englander das Schiff in ihre Hand bekommen. Von den Juden waren funfzehn getotet worden, darunter der amerikanische Kapitan Bill Fry.

Im Hafen von Haifa wurden umfassende Ma?nahmen zur Absperrung und Geheimhaltung ergriffen, als die Dunston Hill, mit der Gelobtes Land im Schlepptau, herankam. Der alte Dampfer hatte schwere Schlagseite. Das ganze Hafengebiet wimmelte von britischen Truppen. Die sechste Fallschirmdivision war zur Stelle, und die Fallschirmjager waren bis an die Zahne bewaffnet. Doch das alles nutzte den Englandern nichts. Die Juden hatten bereits einen genauen Bericht der gewaltsamen Aufbringung der Gelobtes Land nach Palastina gefunkt, und der judische Rundfunk hatte die Nachricht verbreitet.

Als sich die Schiffe der Bucht von Haifa naherten, riefen die Juden in Palastina den Generalstreik aus. Die Englander mu?ten rings um den Hafen Truppen und sogar Tanks einsetzen, um eine trennende Schranke zwischen den Fluchtlingen und den erbitterten PalastinaJuden zu errichten.

Vier britische Schiffe fur den Transport von Gefangenen, die Empire Monitor, die Empire Renown, die Empire Guardian und die Magna Charta lagen bereit, um die Fluchtlinge der Gelobtes Land unverzuglich abzutransportieren. Doch in dem Augenblick, in dem der alte amerikanische Kustendampfer in den Hafen geschleppt wurde, erschutterte eine gewaltige Detonation Stadt und Hafen: die Empire Monitor war in die Luft geflogen. Froschmanner des Palmach waren unter Wasser herangeschwommen und hatten eine Haftmine angebracht.

Die Gelobtes Land machte fest, und die Englander begannen sofort, die Fluchtlinge von Bord zu bringen. Die meisten dieser Fluchtlinge hatten zu Schweres hinter sich, um noch Kampfgeist zu besitzen. Widerstandslos lie?en sie sich in die Entlausungsbaracken fuhren, wo sie nackt ausgezogen, geduscht, nach Waffen durchsucht und auf die drei Transportschiffe gebracht wurden.

Dov Landau und funfundzwanzig andere hatten sich an Bord der Gelobtes Land in einem Laderaum verbarrikadiert und sich bis zuallerletzt gegen die Briten zur Wehr gesetzt. Die Englander pumpten den Raum mit Tranengas voll, und Dov, der sich noch immer wehrte, wurde durch vier Soldaten von der Gelobtes Land heruntergeholt, an Bord der Magna Charta gebracht und dort in eine vergitterte Zelle gesperrt.

Die englischen Transportschiffe, auf denen die Fluchtlinge noch enger als auf der Gelobtes Land zusammengepfercht waren, liefen noch in der gleichen Nacht von Haifa aus, begleitet von den beiden Kreuzern, der Dunston Hill und der Apex.

Brachte man die Fluchtlinge in die bereits uberfullten Lager auf Zypern, so hatten die Juden ihr Spiel gewonnen. Weitere sechstausendfunfhundert Juden waren auf diese Weise aus Europa geschafft und der Zahl der Juden hinzugefugt worden, die in Zypern sa?en und darauf warteten, nach Palastina zu kommen.

Daher ordneten die Englander an: »Die Fluchtlinge von der sogenannten Gelobtes Land, die sich an Bord der Empire Guardian, der Empire Renown und der Magna Charta befinden, sind nach Toulon zuruckzubringen, dem Hafen, in dem sie sich eingeschifft haben. Von jetzt an werden alle Blockadebrecher, die aufgebracht werden, in die Hafen zuruckgebracht, aus denen sie ausgelaufen sind.« Die Manner des Palmach und von Mossad Aliyah Bet, die sich bei den Fluchtlingen an Bord der drei Schiffe befanden, wu?ten, was sie zu tun hatten. Wenn sich die Fluchtlinge jetzt zuruckschicken lie?en und in Toulon von Bord gingen, bedeutete das das Ende der illegalen Einwanderung.

Als die drei Transportschiffe in den Golfe du Lion hineinfuhren und nahe der Kuste vor Anker gingen, wurden in Toulon von den Englandern vorsorgliche Ma?nahmen zum Zweck der Geheimhaltung getroffen. Gleichzeitig teilten die Palmach-Chefs der drei Schiffe den englischen Kapitanen mit: »Wir werden uns nur mit Gewalt an Land bringen lassen.«

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