Griechen zu uberlisten. Und seine Manner waren uberragende Streiter, denn ihre Herzen waren erfullt vom Glauben an Gott. Die Makkabaer berannten Jerusalem, nahmen es im Sturm und vertrieben die Griechen aus Kleinasien.«

Sturmischer Beifall.

»Juda begab sich mit seinen Streitern in den Tempel, lie? die Statue des Zeus hinauswerfen und weihte den Tempel erneut dem einzigen wahren Gott — demselben Gott, der uns allen in unserem Kampf gegen die Englander geholfen hat.«

David sprach weiter und berichtete von der Wiedergeburt der judischen Nation, und Kitty Fremont horte ihm zu. Sie sah Karen an und Dov Landau — und sie sah Mark an und senkte den Blick. Dann bemerkte sie, da? jemand neben ihr stand. Es war Brigadier Bruce Sutherland.

»Heute abend entzunden wir die erste Kerze der Menora. Jeden Abend werden wir eine weitere Kerze entzunden, bis es acht sind. Wir nennen Chanukka das Fest der Lichter.«

David ben Ami entzundete die erste Kerze, und die Kinder sagten »Oh« und »Ah«.

»Morgen abend werden wir die zweite Chanukka-Kerze auf hoher See anzunden, und am Abend darauf die dritte in Erez Israel.«

David bedeckte den Kopf mit einer Kappe und schlug die Bibel auf. »Der Herr ist mein Hirte; Er schlaft und schlummert nicht.«

Die alte Schiffsmaschine achzte, als die Exodus ruckwarts in die Mitte des Hafens von Kyrenia glitt, wendete und Kurs hinaus auf das Meer nahm, in Richtung Palastina.

Am Morgen des zweiten Tages kam Land in Sicht.

»Palastina!«

»Erez Israel!«

Die Kinder riefen aufgeregt durcheinander, jauchzten, lachten und sangen.

Auch fur die Leute an Land wurde die Exodus sichtbar, und wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht unter den Juden von Palastina. Die Kinder kamen, die das machtige Britische Empire in die Knie gezwungen hatten.

Die Exodus tuckerte in den Hafen von Haifa, empfangen von einem vielstimmigen Blas- und Pfeifkonzert. Der Salut lief von Haifa durch die Ortschaften, die Kibuzzim und Moschawim, bis zu dem Gebaude des Jischuw- Zentralrats in Jerusalem.

Funfundzwanzigtausend Juden stromten zum Hafen, um das altersschwache kleine Fahrzeug zu begru?en. Das judische Philharmonische Orchester spielte die judische Nationalhymne — »Hatikwa«, die Hoffnung.

Karen Hansen-Clement liefen die Tranen uber die Wangen, wahrend sie Kitty ansah.

Die Exodus war heimgekehrt!

DRITTES BUCH

AUGE UM AUGE

Entsteht aber ein Schaden draus, so soll er lassen Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fu? um Fu?, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme.

MOSES, 5. BUCH, 21, 23/24/25

I.

Am Hafen stand eine Reihe silberblauer Busse zum Empfang der Kinder bereit. Die offizielle Begru?ung war bald vorbei. Die Kinder wurden in die Busse verladen, und die Kolonne verlie?, eskortiert von britischen Panzerfahrzeugen, eilig das Hafengelande. Karen schob ihr Fenster hoch und rief Kitty etwas zu, doch Kitty konnte in dem Larm nichts verstehen. Die Busse fuhren davon, und die Menge verlief sich. Nach funfzehn Minuten lag der Hafen, bis auf einige Hafenarbeiter und ein paar britische Posten, leer und ausgestorben da.

Kitty stand an der Reling der Exodus, bewegungslos und wie gelahmt durch die Fremdheit der Welt, in der sie plotzlich allein war. Sie konnte kaum begreifen, wo sie eigentlich war. Sie richtete ihren Blick auf Haifa. Es war schon, wie alle Stadte, die rings um eine Bucht auf der Anhohe liegen. In der Nahe des Hafens befand sich das arabische Viertel, ein Gewirr dicht zusammengedrangter Gebaude. Die judischen Hauser lagen uber den langen Hang des Karmelberges verstreut. Links, unmittelbar au?erhalb der Stadt, sah Kitty den Umri? der riesigen Raffinerie, die Endstation der Rohrleitungen, die das Ol von den Bohrfeldern bei Mossul heranbrachten. Auf dem Dock einer Werft in der Nahe sah sie ein Dutzend baufalliger, uberalterter Schiffe der Aliyah Bet, denen es wie der Exodus gelungen war, Palastina zu erreichen.

Kitty wurde durch Seew, David und Joab aus ihren Gedanken gerissen; sie kamen, um sich zu verabschieden. Sie bedankten sich bei ihr und gaben der Hoffnung Ausdruck, sie wiederzusehen. Dann war Kitty allein.

»Eine hubsche Stadt, nicht wahr?«

Kitty drehte sich um. Hinter ihr stand Ari ben Kanaan. »Wir richten es immer so ein«, sagte er, »da? die Leute, die als Gaste Palastina besuchen, in Haifa ankommen. Dadurch bekommen sie gleich einen guten Eindruck.«

»Wohin kommen die Kinder?« fragte Kitty.

»Sie werden auf ein halbes Dutzend verschiedener Jugend-Aliyah-Lager verteilt. Einige dieser Lager befinden sich in Kibbuzim. Andere Jugendzentren haben ihr eigenes Dorf. Ich werde Ihnen in ein paar Tagen sagen konnen, in welchem Lager Karen ist.«

»Danke.«

»Und was sind Ihre eigenen Plane, Kitty?«

Sie lachte halb ironisch und halb verlegen. »Das habe ich mich gerade eben auch gefragt, und au?erdem noch alles mogliche andere. Ich bin fremd hier, Mr. Ben Kanaan; im Augenblick komme ich mir ein bi?chen komisch vor und wei? gar nicht, wieso ich eigentlich hier bin. Aber keine Sorge, ich habe schlie?lich ein ordentliches Handwerk gelernt. Gute Kinderpflegerinnen werden uberall gebraucht. Ich finde schon irgendwo eine Stelle.«

»Wollen Sie mir erlauben, Ihnen behilflich zu sein?«

»Sie werden vermutlich sehr viel zu tun haben. Ich komme schon allein zurecht.«

»Also, jetzt horen Sie mal zu. Ich glaube, die Jugend-Aliyah ware genau das Richtige fur Sie. Die Leiterin ist eine gute Freundin von mir. Ich werde es in die Wege leiten, da? Sie sich in Jerusalem einmal mit ihr unterhalten konnen.«

»Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich mochte Ihnen wirklich keine Umstande machen.«

»Unsinn, das ist schlie?lich das mindeste. Falls es Ihnen moglich sein sollte, meine Gesellschaft ein paar Tage zu ertragen, wird es mir ein Vergnugen sein, Sie mit dem Wagen nach Jerusalem zu fahren. Ich mu? zunachst nach Tel Aviv, wo ich dienstlich etwas zu erledigen habe; doch das macht nichts. Ich kann bei der Gelegenheit die Verabredung fur Sie treffen.«

»Ich mochte nicht, da? Sie sich dazu verpflichtet fuhlen.« »Ich tue es, weil ich es gern mochte«, sagte Ari.

Kitty hatte gern einen Seufzer der Erleichterung ausgesto?en. Es machte sie wirklich nervos, allein in einem fremden Land zu sein. Sie lachelte und dankte ihm.

»Also gut«, sagte Ari. »Wir werden heute nacht in Haifa bleiben mussen — wegen der Sperrstunde. Packen Sie einen kleinen Koffer mit dem Notigsten fur die nachsten paar Tage. Wenn Sie zuviel bei sich haben, werden die Englander alle funf Minuten Ihre Koffer kontrollieren. Ihre ubrigen Sachen werde ich beim Zoll plombieren und verwahren lassen.«

Nachdem beim Zoll alles erledigt war, besorgte Ari ein Taxi und fuhr mit Kitty in den judischen Teil von Haifa, der sich an den Hangen des Karmelberges hinaufzog. Nicht weit vom Gipfel hielten sie bei einer kleinen Pension, die in einem Pinienhain lag. Ari meinte:

»Es ist besser, hier oben zu wohnen. Ich kenne allzu viele Leute, und ich hatte keinen Augenblick Ruhe, wenn wir im Zentrum der Stadt geblieben waren. Und jetzt ruhen Sie sich erst einmal aus. Ich fahre in die Stadt hinunter und versuche, einen Wagen zu organisieren. Bis zum Abendessen bin ich wieder da.«

Am Abend ging Ari mit Kitty in ein Restaurant, das auf dem Gipfel des Karmelberges lag und von dem aus man einen Blick auf die gesamte Umgebung hatte. Die Aussicht war atemberaubend. Der ganze Hang war mit

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