Die Leute und die Hunde, wir teilen uns darein: Dann fährt, wohin ihn lüstet, jeglicher allein, Und wer das Beste jagte, dem sagen alle Dank.” Da weilten die Jäger beieinander nicht mehr lang. (957) Da sprach der Herre Siegfried: “Der Hunde hab ich Rat, Ich will nur einen Bracken, der so genossen hat, Dass er des Wildes Fährte spüre durch den Tann: Wir kommen wohl zum Jagen!”, so sprach der Kriemhilde Mann. (958) Da nahm ein alter Jäger einen Spürhund Und brachte den Herren in einer kurzen Stund, Wo sie viel Wildes fanden: Was des vertrieben ward, Da erjagten die Gesellen, wie heut noch guter Jäger Art. (959) Was da der Bracke scheuchte, das schlug mit seiner Hand Siegfried der kühne, der Held von Niederland. Sein Ross lief so geschwinde, dass ihm nicht viel entrann: Das Lob er bei dem Jagen vor ihnen allen gewann. (960) Er war in allen Dingen mannhaft genug. Das Erste von den Tieren, die er zu Tode schlug, Das war ein starkes Halbschwein, mit eigener Hand; Nicht lang darauf der Degen einen ungefügen Leuen fand. (961) Als den Bracke scheuchte, schoss er ihn mit dem Bogen Und dem scharfen Pfeile, den er darauf gezogen; Der Leu lief nach dem Schusse kaum dreier Sprünge lang. Seine Jagdgesellen, die sagten Siegfrieden Dank. (962) Darnach schlug er wieder einen Büffel und einen Elk, Vier starker Auer nieder und einen grimmen Schelk. So schnell trug ihn die Mähre, dass ihm nichts entsprang: Hinden und Hirsche wurden viele sein Fang. (963) Einen großen Eber trieb der Spürhund auf, Als der flüchtig wurde, da kam in schnellem Lauf Derselbe Jagdmeister und nahm ihn wohl aufs Korn: Anlief den kühnen Degen der Eber in großem Zorn. (964) Da schlug ihn mit dem Schwerte der Kriemhilde Mann: Das hätt ein andrer Jäger nicht so leicht getan. Als er ihn gefället, fing man den Spürhund. Da ward sein reiches Jagen den Burgonden alle kund. (965) * Da sprachen seine Jäger: “Kann es füglich sein, So lasst uns, Herr Siegfried, des Wildes ein Teil gedeihn: Ihr wollt uns heute leeren den Berg und auch den Tann.” Darob begann zu lächeln der Degen kühn und wohlgetan. (966) Da vernahm man allenthalben Lärmen und Getos. Von Leuten und von Hunden ward der Schall so groß, Man hörte widerhallen den Berg und auch den Tann. Vierundzwanzig Hunde hatten die Jäger losgetan, (967) Da wurde viel des Wildes vom grimmen Tod ereilt. Sie wähnten es zu fügen, dass ihnen zugeteilt Der Preis des Jagens würde: Das konnte nicht geschehn, Als bei der Feuerstätte der starke Siegfried ward gesehn. (968) Die Jagd war zu Ende, und doch nicht ganz und gar. Die zu der Herberg wollten brachten mit sich dar Häute mancher Tiere, dazu des Wilds genug. Hei! Was man zur Küche vor das Ingesinde trug! (969) Da ließ der König künden den Jägern wohl geborn Dass er zum Imbiss wolle; da wurde laut ins Horn Einmal gestoßen: Also ward bekannt, Dass man den edeln Fürsten bei den Herbergen fand. (970) * Da sprach ein Jäger Siegfrieds: “Herr, ich hab vernommen An eines Hornes Schalle, wir sollen nun kommen Zu den Herbergen: Erwiedr ichs, das behagt.” Da ward nach den Gesellen mit Blasen lange gefragt. (971) Da sprach König Siegfried: “Nun räumen wir den Wald.” Sein Ross trug ihn eben, die andern folgten bald. Sie verscheuchten mit dem Schalle ein Waldtier fürchterlich. Einen wilden Bären; da sprach der Degen hinter sich: (972) “Ich schaff uns Jagdgesellen eine Kurzweil. Da seh ich einen Bären: Den Bracken löst vom Seil.