Hei! Was man Ritterspeise vor die stolzen Jäger trug! (989) Die Schenken waren säumig, sie brachten nicht den Wein: So gut bedient mochten sonst Helden nimmer sein. Wären ihrer manche nicht so falsch dabei, So wären wohl die Recken aller Schanden bar und frei. (990) Da sprach König Siegfried: “Mich verwundert sehr, Man bringt uns aus der Küche doch so viel daher, Was bringen uns die Schenken nicht dazu den Wein? Pflegt man so der Jäger, will ich nicht Jagdgeselle sein. (991) “Ich hätt es wohl verdienet, bedächte man mich gut.” Von seinem Tisch der König sprach mit falschem Mut: “Man soll euch künftig büßen, was heut uns muss entgehn; Die Schuld liegt an Hagen, der will uns verdursten sehn.” (992) Da sprach von Tronje Hagen: “Lieber Herre mein, Ich wähnte, das Birschen sollte heute sein In dem Spechtsharte: Den Wein sandt ich dahin. Heut gibt es nichts zu trinken; doch vermeid ichs künftighin.” (993) Da sprach der Niederländer: “Ich sag euch wenig Dank: Man sollte sieben Säumer mit Met und Lautertrank Mir hergesendet haben; konnte das nicht sein, So hätte man uns besser gesiedelt näher dem Rhein.” (994) * Des wurde da nicht inne der verratne kühne Mann, Dass man solche Tücke wider ihn hier spann. Er war in hoher Tugend alles Falsches bar; Seines Todes musst entgelten dem es nie ein Frommen war. (995) Da sprach von Tronje Hagen: “Ihr edeln Ritter schnell, Ich weiß hier in der Nähe einen kühlen Quell: Dass ihr mir nicht zürnet, da rat ich hinzugehn.” Der Rat war manchem Degen zu großer Sorge geschehn. (996) Siegfried den Recken zwang des Durstes Not; Den Tisch er wegzurücken so zeitiger gebot: Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen gehn. Da war der Rat aus Arglist von den Recken geschehn. (997) Man hieß das Wild aufsäumen und führen in das Land, Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand. Wer es auch sehen mochte, sprach Ehr und Ruhm ihm nach: Hagen seine Treue sehr an Siegfrieden brach. (998) Als sie von dannen wollten zu der Linde breit, Da sprach von Tronje Hagen: “Ich hörte jederzeit, Es könne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl, Wenn er rennen wolle; hei! Schauten wir doch das einmal!” (999) Da sprach von Niederlanden Siegfried der Degen kühn: “Das mögt ihr wohl versuchen: Wollt ihr mit mir hin Zur Wette nach dem Brunnen? Wenn der Lauf geschieht, Soll der gewonnen haben, welchen man gewinnen sieht.” (1000) “Wohl, lasst es uns versuchen,” sprach Hagen der Degen. Da sprach der starke Siegfried: “So will ich mich legen Hier zu euern Füßen nieder in das Gras.” Als er das erhörte, wie lieb war König Gunthern das! (1001) Da sprach der kühne Degen: “Noch mehr will ich euch sagen All meine Geräte will ich mit mir tragen, Den Speer samt dem Schilde, dazu mein Birschgewand.” Das Schwert und den Köcher er um die Glieder schnell sich band. (1002) Abzogen sie die Kleider von dem Leibe da; In zwei weißen Hemden man beide stehen sah. Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee; Man sah bei dem Brunnen den kühnen Siegfried doch eh. (1003) Den Preis in allen Dingen vor manchem man ihm gab. Da lös't er schnell die Waffe, den Köcher legt' er ab, Den starken Wurfspieß lehnt' er an den Lindenast: Bei des Brunnens Fluße stand der herrliche Gast. (1004) Siegfriedens Tugenden waren gut und groß. Den Schild legt' er nieder, wo der Brunnen floss: Wie sehr ihn auch dürstete, der Held nicht eher trank Bis der Wirt getrunken: Dafür gewann er übeln Dank. (1005)
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