Er sprach: “O weh der Reise hieher in dieses Land! Wer hat euch euern Gatten, wer hat mir selbst mein Kind So mörderisch entrissen, wenn wir bei guten Freunden sind?” (1053) “Wenn ich den nur kennte,” sprach die Königin, “Hold würd ihm nimmer mein Herz noch mein Sinn: Ich wollt es so vergelten, dass all die Freunde sein Um meinetwillen sollten in währender Klage sein.” (1054) Siegmund der König den Fürsten umschloss; Da ward von seinen Freunden der Jammer also groß, Dass von dem starken Wehruf Pallas und Saal Und die Stadt zu Wormes rings erscholl im Wiederhall. (1055) Da konnte niemand trösten Siegfriedens Weib. Man zog aus den Kleidern seinen schönen Leib, Man wusch ihm seine Wunde und legt' ihn auf die Bahr; Wie weh vor großem Jammer seinen Leuten da war! (1056) Da sprachen seine Recken aus Nibelungenland: “Immer ihn zu rächen ist willig unsre Hand. Er ist in diesem Hause der es hat getan.” Da eilten sich zu waffnen die Degen in Siegfrieds Bann. (1057) Die Auserwählten kamen mit ihren Schilden her, Elfhundert Recken; die hatt in seinem Heer Siegmund der Reiche: Seines Sohnes Tod Hätt er gern gerochen, wie seine Treue das gebot. (1058) Sie wussten nicht, mit wem sie zu streiten sollten gehn, Wenn es nicht Gunther wäre und die in seinem Lehn, Mit welchen Herr Siegfried zur Jagd ritt jenen Tag. Kriemhild sah sie gewaffnet: Das war ihr ander Ungemach. (1059) Wie groß auch war ihr Jammer, wie stark auch ihre Not, Sie besorgte doch so heftig der Nibelungen Tod Von ihrer Brüder Mannen, dass sie dawider sprach: Sie warnten sie in Liebe, wie immer Freund mit Freunden pflag. (1060) Da sprach die Jammersreiche: “Mein König Siegmund, Was wollt ihr beginnen? Euch ist wohl nicht kund: Es hat der König Gunther so manchen kühnen Mann: Ihr wollt euch all verderben, greift ihr diese Recken an.” (1061) Mit aufgehobnen Schwerten tat ihnen Streiten Not. Die edle Königstochter, sie hat und auch gebot Dass es meiden sollten die Recken allbereit: Sie wollten es nicht lassen: Das war ihr gar ein Herzeleid. (1062) Sie sprach: “Mein König Siegmund, steht damit noch an, Bis es sich besser füget: So will ich meinen Mann Euch immer rächen helfen. Der mir ihn hat benommen, Wird er mir bewiesen, dem muss es noch zu Schaden kommen. (1063) “Es sind der Übermütigen hier am Rheine viel, Dass ich euch zum Streite jetzt nicht raten will: Sie haben wider einen wohl an dreißig Mann; Mög ihnen Gott vergelten was sie uns haben getan. (1064) “Bleibet hier im Hause und tragt mit mir das Leid Bis es beginnt zu tagen, ihr Helden allbereit: Dann helft ihr mir besargen meinen lieben Mann.” Da sprachen die Degen: “Liebe Frau, das sei getan.” (1065) Es könnt euch des Wunders ein Ende Niemand sagen, Die Ritter und die Frauen, wie man sie hörte klagen Bis man des Jammerrufes ward in der Stadt gewahr. Die edeln Bürgersleute eilten sich und kamen dar. (1066) Sie klagten mit den Gästen, sie schmerzte der Verlust. Was Siegfried verbrochen war ihnen unbewusst, Weshalb der edle Recke Leben ließ und Leib. Da weinte mit den Frauen manchen guten Bürgers Weib. (1067) Schmiede hieß man eilen und schaffen einen Sarg Von Silber und von Golde, mächtig und stark, Und hieß ihn wohl beschlagen mit Stahle, der war gut. Da war allen Leuten gar sehr beschweret der Mut. (1068) Die Nacht war vergangen, man sagt', es wollte tagen: Da ließ die edle Fraue zu dem Münster tragen Siegfried den Herren, ihren lieben Mann. Mit ihr gingen weinend was sie der Freunde gewann. (1069)
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