Sie empfing sie freundlich mit tugendreichem Mut: Da sagten ihr die Märe die Boten höfisch und gut. (1498) “Meine Frau lässt euch entbieten,” sprach da Schwemmelein, “Dienst und stete Treue, und wenn es möchte sein, Dass sie euch öfter sähe, so glaubet sicherlich, Wohl keine andre Freude auf Erden wünschte sie sich.” (1499) Da sprach die Königswitwe: “Leider kanns nicht sein: So gern ich öfter sähe die liebe Tochter mein, So wohnt uns doch zu ferne die edle Königin: Nun geh ihr immer selig die Zeit bei Etzeln dahin. (1500) “Ihr sollt mich wissen lassen eh ihr zieht davon, Wann ihr reiten wollet: Ich sah nun lange schon Boten nicht so gerne als ich euch gesehn.” Da gelobten ihr die Knappen, ihr Wunsch der solle geschehn. (1501) Zu den Herbergen gingen die von Heunenland. Der reiche König hatte zu den Freunden gesandt: Gunther der reiche fragte seinen Bann Was sie darüber dächten? Wohl manche huben da an: (1502) “Er möge fahrlos reiten in König Etzels Land.” Das rieten ihm die Besten, die er darunter fand. Hagen nur alleine, dem war es grimmig leid; Er sprach zu dem Könige: “Mit euch selber seid ihr im Streit. (1503) Ihr habt doch nicht vergessen was ihr von uns geschehn? Wir müssen vor Kriemhilden in steter Sorge stehn: Ich schlug ihr zu Tode den Mann mit meiner Hand; Wie dürften wir wohl reiten hin in König Etzels Land?” (1504) Da sprach der reiche König: “Meiner Schwester Zürnen schwand: Mit minniglichem Kusse, eh sie verließ dies Land, Hat sie uns verziehen was wir an ihr getan: Es wäre denn sie stände bei euch, Herr Hagen, noch an.” (1505) “Nun lasst euch nicht betrügen, was sie auch sagen, Diese Heunenboten: Wollt ihrs mit Kriemhild wagen, Da verliert ihr zu der Ehre Leben leicht und Leib; Sie weiß wohl nachzutragen, des Königs Etzel Weib.” (1506) Da sprach zu dem Rate der Degen Gerenot: “Ihr mögt aus guten Gründen fürchten dort den Tod In den heunischen Reichen: Ständen wir drum an Und mieden unsre Schwester, das wär gar übel getan.” (1507) Da hub der junge Geiselher zu dem Degen an: “Wisst ihr euch schuldig, Hagen, dass ihr ihr Leid getan, So bleibet hier im Lande euer Heil zu wahren; Nur lasst, die sichs getrauen, mit uns zu meiner Schwester fahren.” (1508) Darob begann zu zürnen von Tronje der Degen: “Ich will nicht dass euch jemand begleitet auf den Wegen, Der sich mehr getraue zu dieser Fahrt als ich: Wollt ihrs nicht bleiben lassen, so schaut ihr das sicherlich.” (1509) Da sprach der Küchenmeister Rumolt der Degen: “Der Heimischen und Fremden mögt ihr zu Hause pflegen Nach euerm Wohlgefallen: Da habt ihr volle Macht: Euch hat doch, dünkt mich, niemand dahin zu Pfande gebracht. (1510) Wollt ihr nicht Hagen folgen, so rät euch Rumolt, Weil ich euch in Treue gewogen bin und hold, Dass ihr im Lande bleibet nach dem Willen mein Und lasst den König Etzel nur dort bei Kriemhilden sein. (1511) Wo könntet ihr auf Erden so gut als hier gedeihn? Ihr mögt vor euern Feinden hier wohl geborgen sein, Ihr könnt mit guten Kleidern zieren euern Leib, Des besten Weines trinken und minnen manches schöne Weib. (1512) Dazu gibt man euch Speise, so gut sie je gewann Ein König auf der Erde. Liegt euch das nicht an, So mögt ihr hier verbleiben um euer schönes Weib, Eh ihr so unbesonnen verwaget Leben und Leib. (1513) Drum rat ich euch zu bleiben: Reich ist euer Land: Ihr könnt hier besser lösen was ihr gabt zu Pfand