Dass sie mit seinem Willen sprächen bei ihr an. Dem widerstrebte Volker: Da war ihr Liebes getan. (1530) “Es ist meine Grau Brunhilde nun nicht so wohlgemut, Dass ihr sie schauen könntet,” sprach der Ritter gut, “Wartet bis Morgen, so lässt man sie euch sehn.” Sie wähnten sie zu schauen, da konnt es doch nicht geschehn. (1531) Da ließ der reiche König, er war den Boten hold, In seiner hohen Milde von seinem roten Gold Auf breiten Schilden bringen: Wohl war er reich daran; Auch boten seine Freunde ihnen große Gaben an. (1532) Geiselher und Gernot, Gere und Ortewein, Wie sie milde waren, das leuchtete wohl ein: So reiche Gaben boten sie den Boten an, Dass sie's vor ihrem Herren nicht getrauten zu empfahn. (1533) Da sprach zu dem Könige der Bote Schwemmelein: “Herr König, lasst die Gaben nur hier im Lande sein. Wir könnens nicht verführen, weil uns der Herr verbot, Dass wir Geschenke nähmen: Auch tut es uns wenig Not.” (1534) Da ward der Vogt vom Rheine darüber ungemut, Dass sie verschmähen wollten so reichen Königs Gut. Da mussten sie empfahen sein Gold und sein Gewand Und es mit sich führen heim in König Etzels Land. (1535) Sie wollten Ute schauen vor ihrer Wiederkehr Die Spielleute brachte der junge Geiselher Zu Uten seiner Mutter; sie entbot der Königin, Wenn man ihr Ehre biete, es sei ihr hoher Gewinn. (1536) Da ließ die Königswitwe ihre Borten und ihr Gold Verteilen um Kriemhildens, denn der war sie hold, Und König Etzels Willen an das Botenpaar. Sie mochtens wohl empfahn: Getreulich bot sie es dar. (1537) Nun hatten sich beurlaubt die beiden Boten gut Von Männern und von Frauen. Sie fuhren wohlgemut Bis zum Schwabenlande: Dahin ließ Gerenot Seine Degen sie begleiten, dass sie nirgend litten Not. (1538) Als die von ihnen schieden, die sie sollten pflegen, Gab ihnen Etzels Herrschaft Frieden auf den Wegen, Dass ihnen niemand raubte ihr Ross noch ihr Gewand: Sie ritten sehr in eile heim in König Etzels Land. (1539) Wo sie Freunde fanden, da machten sie es kund, In wenig Tagen kämen die Helden von Burgund Vom Rheine hergezogen in der Heunen Land: Pilgerin dem Bischof ward auch die Märe bekannt. (1540) Als sie vor Bechlaren die Straße niederzogen, Da ward auch um die Märe Rüdger nicht betrogen, Noch Frau Gotelinde, die Markgräfin hehr: Dass sie sie schauen sollte, des freute diese sich sehr. (1541) Die Spielleute spornten die Rosse mächtig an. Sie fanden König Etzeln in seiner Stadt zu Gran. Grüße über Grüße, die man ihm her entbot, Brachten sie dem Könige: Vor Liebe ward er freudenrot. (1542) Als da Kriemhilden die Märe ward bekannt, Dass ihre Brüder wollten kommen in ihr Land, Da ward ihr wohl zu Mute: Sie gab den Boten Lohn Mit reichlichen Geschenken; sie hatte Ehre davon. (1543) Sie sprach: “Nun sagt mir beide, Werbel und Schwemmelein, Wer will von meinen Freunden bei dem Hofgelage sein, Von den Besten, die wir luden hieher in dieses Land? Sagt, was sprach Hagen, als ihm die Märe ward bekannt?” (1544) “Er kam zu ihrem Rate an einem Morgen fruh; Wenig gute Sprüche redet' er dazu, Als sie die Fahrt beschlossen nach dem Heunenland: Die hat der grimme Hagen die Todesreise genannt. (1545) Es kommen eure Brüder, die Könge alle drei In herrlichem Mute. Wer mehr mit ihnen sei, Darüber ich des weitern euch nicht bescheiden kann; Es will mit ihnen kommen Volker auch, der Fiedelmann.” (1546)